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Author: DR. BRÜGGEMANN GMBH
Die Brüggemann GmbH ist seit 1996 erfolgreich als Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft im gewerblichen Real-Estate- und im Corporate-Sektor tätig. Ihre Partner/innen verfügen über einen breiten Erfahrungsschatz.
Auch drei Wochen nach dem Shutdown ist der Immobilienmarkt wie eingefroren. Das einstige „Betongold“ beweist in diesen Zeiten wie immobil es ist. Die großen offenen Fonds tun sich schwer den rasanten Börsenverfall wegzustecken und zum Teil werden schon erste Auffanggesellschaften gegründet. Wichtig wäre jetzt für viele eine gründliche Potentialanalyse ihres Portfolios durchzuführen und drohende Risikopotentiale aufzuspüren. Denn Mieteinnahmen werden in den nächsten Monaten ganz oder teilweise bei einigen Assetklassen wegfallen.
So wie in der Krise 2008/2009 könnte wieder der Trend zu den alten Plattenbauten bei ausländischen Investoren hoch im Kurs stehen. Damals waren sie die Einzigen die bereit waren sie zu erwerben. Denn wenn steigende Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit droht, dann sollte schon wenigsten die Miete niedrig sein. Auch kleinere Wohnungsgrößen stehen damit wieder im Fokus.
Fast über Nacht wurden nahezu alle laufenden Vertragsverhandlungen über bevorstehende Immobilientransaktionen abgebrochen oder einfroren. Bereits unter Dach und Fach geglaubte Verkäufe wurden noch in letzter Sekunde abgesagt und Zahlungen gestoppt. Nicht nur der Verkauf der Fluglinie Condor ist davon betroffen. Wer in der Krise nicht kaufen muss, kauft heute vorerst nicht.
Jetzt kommt es darauf an neue Lösungsansätze für die in Notgeraten zu schaffen. Investoren, Entwickler und Banken begreifen wieder einmal im gleichen Boot zu sitzen. Die hohen Verluste sehr vieler privater Anleger und kleiner Unternehmen tragen nicht gerade für eine positive Stimmung bei. Während die Großen über das Danach debattieren und Ihre Zeit erst noch kommen sehen, kämpfen die Kleinen ums Überleben.
Die Privatverkäufe sind kurz danach um weit mehr als 12% eingebrochen und sinken weiter. Für die ersten leerstehenden Mietflächen sind jetzt zeitnah alternative Nutzungsideen gefragt. Bald werden wir leider erste Verödungstendenzen in den Innenstädten der Mittelstädte sehen. Dies gilt ganz besonders für die schon vor der Krise angeschlagenen Einkaufszentren.
Es wird Hand in Hand mit dem Anstieg von Arbeitslosigkeit und weiterer Kurzarbeit einhergehen. In den USA war in nur wenigen Wochen ein Anstieg um 20 Millionen Arbeitslose zu beklagen; unvorstellbar in welch kurzer Zeit dies alles erfolgte. Bleibt nur zu hoffen, dass es sich andersherum ähnlich schnell wieder zum Positiven wendet.
Nach dem Bauhauptverband trug 2018 das Baugewerbe „5,3 % zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung bei. Der Anteil des Bruttoinlandsproduktes, der für Bauinvestitionen verwendet wurde, war mit 10,3 % nahezu doppelt so hoch. Der Anteil des Baugewerbes an der gesamten Beschäftigung lag bei 5,6 %.“
Auf den heute noch laufendenden Baustellen ist zu beobachten, dass die Fertigstellungszeiten nicht mehr eingehalten werden können. Es fehlt durch die Schließung der Grenzen massiv an ausländischen Fachkräften. Auch die Zulieferung an Material ist nicht mehr gewiss.
Schauen wir auf die Notare dann hören wir, dass kaum noch Termine gebucht werden. Wie war es da noch vor Kurzem. Gut wer rechtzeitig einen Termin geblockt hatte. Auch Google verzeichnet einen Rückgang bei der Suche nach Immobilienangeboten.
Die adhoc Maßnahmen der Bundesregierung sind zwar zu befürworten, dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Raten für Wohnungskredite nicht auf Dauer gestundet werden können. Es sind eng miteinander verflochtene Kettenglieder. Sobald ein Glied der Kette ausfällt, zieht es alle anderen Glieder der Kette in Mitleidenschaft. Fallen Mieten aus, dann ist in der Regel der Eigentümer in sehr kurzer Zeit durch den Kreditgeber dazu aufgerufen seine Eigenkapitalquote den neuen Risiken anzupassen. Zeitnah kommt es zu einer neuen Risikobewertung mit höheren Zinsen und einer gleichzeitig zu erhöhenden Eigenkapitalquote.
In der Krise ist die Folge, dass die Eigentümer bestrebt sind schnell Kostenreduzierungen durchzuführen. Instandsetzungen fallen dann oft weg. Eine Reduzierung der Mieten oder einem gänzlichen Ausfall dieser bedeutet, dass sowohl Gewerbesteuer und in der Regel der Großteil der Nebenkosten weitgehend erhalten bleiben.
So sortiert sich der Markt im Laufe der Zeit erst einmal neu. Wir wollen hoffen, dass uns die Pleitewelle, wie wir sie noch aus den Jahren 2008/2009 in Erinnerung haben, nicht wieder in der gleichen Höhe erreicht und die vielen pessimistischen Aussagen einer historisch heute noch viel größeren neuen Pleitewelle sich nicht bewahrheitet.
Doch viel schlimmer trifft es wahrscheinlich den Einzelhandel, ausgenommen der Lebensmittelbereich. Der Leerstand dürfte hier in den nächsten Monaten für uns alle deutlich sichtbar werden.
Steigen die Risiken für die Finanzierung, so ist zu erwarten, dass die Zinsen, die sich heute auf einem historischen Tiefstand befinden, langsam aber sicher, wieder steigen werden. Höhere Zinsen führen jedoch zu einer Entwertung der Immobilie. Immobilien Besitzer dürfen deshalb mit Recht besorgt sein. Werden Finanzierungen in den nächsten Jahren teurer, dann werden aller Wahrscheinlichkeit auch die Immobilienpreise sinken. Parallel dazu wird die Staatsverschuldung ein unvorstellbar hohes Maß erreichen. Je mehr Verschuldungsquote der Staat in den nächsten Monaten erreicht, umso mehr wächst das Risiko einer parallel dazu einhergehenden Geldentwertung.
Diejenigen, die noch über genügend Kapital verfügen, werden in einer solchen Krise davon profitieren. Ihre Chancen steigen dann zu einem günstigen Zeitpunkt einkaufen zu können, somit steckt Corona eben auch Immobilien an.
Wir dürfen aber auch nicht übersehen, dass die Immobilienpreise in den letzten Jahren einen astronomischen Wertzuwachs zu verzeichnen hatten. Auch ohne Corona war der Pick aller Wahrscheinlichkeit bereits erreicht, wenn nicht sogar überschritten.
Der Absturz an der Börse war für die Wohnungsaktiengesellschaften eigentlich noch relativ moderat. Die Deutsche Wohnen haben an der Börse zwischen 10-15 % verloren. Dagegen hat Roundtown mit seinem vorwiegenden Hotel- und Büroportfolio seinen Börsenwert nahezu halbiert. Auch in China können wir einen starken Rückgang der Verkäufe feststellen. In China hatte sich der Immobilienmarkt in den großen Megastädten in den letzten Jahren deutlich überhitzt.
Derzeit sind Immobilienfinanzierungen in Deutschland um ungefähr ein Fünftel gesunken. Neue Projekte haben sogar um die Hälfte abgenommen. Corona trifft alle Assetklassen, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität, aber eben weltweit. So gibt es keinen Ausweichmarkt sowie damals in der Bankenkrise. Hier ist der gesamte Weltmarkt von einem Shutdown betroffen.
Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die unterschiedlichen Gesellschaftsformen, von liberalen Gesellschaften zum Teil mit Föderalismushintergrund wie in Deutschland, gegen staatlich gelenkte Gesellschaftsordnungen in dieser Krise behaupten werden. So ist es auch eine Systembewährung dieser Gesellschaftsordnungen.
Sicherlich dürfte in einer freien Gesellschaft, ganz besonders die Vielzahl der Kreativitätspotentiale hilfreich sein. Auch wird es von Bedeutung sein zu sehen, wie sich in einer solchen Krise Solidarität und Stabilität in diesen unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen behaupten wird. Es wird auch darauf ankommen den Willen des Einzelnen zu fördernden, um etwas wieder zum Besseren durch sein unmittelbares Zutun zu verändern. Also die Kraft des Einzelnen wird sehr viel mehr zum Vorschein treten, da der Einzelne unmittelbar davon profitieren kann, letztlich um etwas Neues anzufangen und die Dinge wieder voranzubringen.
Doch zunächst werden wir mit einer bevorstehenden Insolvenzwelle und massiven Kreditausfällen rechnen müssen. Kommt es zu einer globalen Insolvenz, dann gelten die alten bekannten Regeln für Einpersonenhaushalte mit einem Ausfallrisiko von 100.000 € und bei Ehepaaren bis zu 200.000 €. Dabei werden jedoch auch die Bankschließfächer in die Betrachtung mit einbezogen. Kommt es zu einer Insolvenz der Bank, wird schon Im Vorwege, im Fall eines sogenannten Moratoriums, also die Vorstufe einer Insolvenz, die Schließung der Bankschließfächer angeordnet. Somit sind Bankschließfächer in einem solchen Fall keineswegs sicher.
Es darf nicht übersehen werden, dass die Kreditvergabe, trotz staatlicher Hilfe, auch in diesem Corona-Zeiten einzig und allein der kreditgebenden Bank obliegt.
Es ist wieder die Zeit der steigenden Kluft zwischen Arm und Reich. Nicht wenige Experten meinen, dass diese Corona-Krise weit über 5 % des BIP kosten wird und damit sehr viel umfangreicher ist als die Bankenkrise 2008/2009. Wie erwähnt, haben wir vielleicht parallel zur Bewältigung der Krise eine ganz andere Dimension, nämlich einen Systemwettbewerb zwischen den unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen.
Die Chinesen haben in einer ganz bestimmten Art und Weise auf diese Krise reagiert. Bei uns läuft dieses alles sehr viel differenzierter und man könnte dieses auch so formulieren, ein heterogenes koordiniertes positives sich verbesserndes Zusammenarbeiten. In diktatorischen Systemen sind die Entscheidungsabläufe dagegen sehr viel kürzer. Es gibt auch keine ausgeprägte kritische öffentliche Meinung. Insofern mögen die Durchgriffsmöglichkeiten in einem solchen System natürlich zunächst sehr viel größer sein. In unserem Gesellschaftssystem ist die Eigenverantwortung des Menschen dagegen sehr viel mehr gefordert und sie spielt eine sehr viel größere Rolle. Vorausgesetzt die Menschen sind auch bereit diese Verantwortung zu übernehmen. Doch bereits in den zurückliegenden wenigen Wochen hat man dieses erkennen können.
Welch wunderbare Kreativität wird heute von New York bis Berlin über Italien bis Frankreich und in den vielen, vielen weiteren Stätten der Welt freigesetzt. Es ist großartig in unseren liberalen Gesellschaften den starken Willen zu sehen selbst das Zepter in die Hand zu nehmen. Zu wissen, was Nottut. Zu wissen, wo unmittelbare Hilfe gebraucht wird. Nicht ausschließlich auf eine Administration zu warten, sondern selbst anzupacken. Auch ohne Regeln und fremde Anweisungen Solidarität zu geben. Unsere Vielfalt des Handelns ist unser besonderes Pré. Es gibt Zuversicht und darf uns mit Stolz erfüllen. Wenn wir diese Krise als eine weltweite Herausforderung wahrnehmen, wird Solidarität über imaginiere Grenzen hinweg wachsen. Nicht der „Eine“ sollte alles zentral Regeln wollen. Unsere Freiheit in der Gemeinschaft und die Verantwortung zum Erhalt Dieser, bleibt Richtschnur für den Erfolg.
Wer heute in Corona-Zeiten noch einen Bildschirm für seinen Laptop kaufen will, um einen Home-Office Arbeitsplatz einzurichten, kann glücklich sein, wenn er noch einen passenden findet. Nicht nur Lebensmittel sind rar geworden.
Denn digitale Kommunikation ist der einzige Weg der verordneten Isolation zu entrinnen. Jetzt rächt sich unsere sträfliche digitale Vernachlässigung und dies nicht nur im ländlichen Raum. Dabei geht es nicht nur um sehr schnelle Netze. Für viele wäre schon eine 4G-Netzabdeckung ein langersehnter Wunsch. Dieser Virus zeigt den Spagat zwischen einer zentral gesteuerten digitalen Überwachung und unserem liberalen Verständnis für ein Zusammenleben auf.
Ist erst einmal Quarantäne verordnet und Face to Face Kommunikation nicht mehr möglich, dann könnten heute bereits sehr viele Servicefunktionen durch Ki, Satelliten, Sensoren und Robotik aushelfen. Hier nur einige Anwendungsfelder. Sie zeigen wohin die Entwicklung geht. Dabei wird jedoch die private Anonymität weiter schwinden:
Die Smartphone Ortung bietet ungeahnte Möglichkeiten. Es lassen sich damit Bewegungsströme aufzeichnen. Somit sind Kulminationsorte und Ausbreitungsverläufe der Infizierungen nachvollziehbar (so geschehen mit einer Corona App in China).
Facescreening unterstützt diesen Prozess, so wie es flächendeckend in chinesischen Mega-Cities oder in Moskau (z.B. an Flughäfen oder öffentlichen Einrichtungen) eingesetzt wird. Werden diese Daten mit persönlichen Daten (Ticketing etc.) gekoppelt, lassen sich ungeahnte (in diesem Fall Corona bezogene) Erkenntnisse (Bewegungsströme) gewinnen. Dies gilt wie immer positiv wie negativ.
Sensorgesteuerte Körpertemperaturmessung zur Früherkennung an Kontenpunkten (U-Bahneingängen) in der City.
Auslieferung von Medikamenten durch Drohnen.
Roboter, insbesondere bei Erkrankten bieten Pflegemöglichkeiten, aber auch im Reinigungsservice für das versprühen von Desinfektionsmitteln sind sie einsetzbar.
Unglaublich aber bereits erfolgreich angewendet, lässt sich durch die Auswertung von Nachrichten und Verkehrsdaten die Entstehung eines Virusursprungs auf der Welt herausfiltern. Auch in Wuhan konnte die Entstehung durch das Unternehmen „Blue Dot“ frühzeitig erkannt werden. Wie immer müssen aber daraus Handlungen abgeleitet werden.
Bei der Bekämpfung des Virus wird sich das Dilemma zwischen hilfreicher digitaler Technik und lückenloser personenbezogener Datensammlung verschärfen.
Solidarität und Mitgefühl ist vielerorts zu spüren. Es wird das stärkste Schwert im Kampf gegen den Virus sein. Unser Zusammenhalt in der Gesellschaft erlangt eine neue essentiale Bedeutung. Hilfe füreinander ist mehr denn je das Gebot in stürmischen Zeiten.
Wie hieß es doch noch vor kurzem: „Wir sind gut aufgestellt“. Wir haben eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Und doch geht der Markt für bestimmte Medikamente in die Knie. Die Befürchtungen reichen von Hamsterkäufen bis hin zu absoluter Gelassenheit, sogar Zynismus über die Schwarzmaler.
Die Börse schlägt aus und die Kurse purzeln, um wieder wie aus dem Nichts heraus anzusteigen, um dann wieder zu fallen. Mittlerweile ist der DAX innerhalb von 20 Tagen um 30% gesunken. Die Fed legt eine extreme Zinssenkung von 0.5 Punkten vor, die normalerweise eine drastische Kurskorrektur bewirken würde. Es sind die stärksten Kursverluste seit 10 Jahren. Um am nächsten Tag bereits nach dem Crash wieder im Schnitt um 10% zuzulegen.
Auch die Öl- und Energielieferanten trifft es jetzt hart, es kommt schon einem Ölkollaps gleich. Und damit sind auch diejenigen Staaten davon betroffen, die hinsichtlich ihres Globalisierungsgrades eher verschont waren.
Fast jede Großveranstaltung von ITB, MIPIM bis zur Buchmesse abgesagt. Versammlungen mit über 1000 Personen sind mehr nicht erwünscht. Kaufhäuser wirken schon ein wenig verlassen, während die Supermärkte einen nie dagewesenen Ansturm von kaufwilligen Kunden zu bewältigen haben und man glaubt es kaum, die Regale leeren sich.
Virologen versuchen zu deuten, zu erklären, zu prognostizieren. Gut wäre, wenn sich der Virus nicht so rasch ausbreitet. Sonst fehlen Betten und Kapazitäten. Wohl gemerkt im Kontext: Wir sind gut aufgestellt. Mittlerweile hat sich allerdings auch in der Bundespolitik die Beruhigungsrhetorik verändert. Es wird deutlich, dass sich in Deutschland 60-70 Prozent der Bevölkerung nach den Berechnungen der Virologen anstecken werden. Und von einer prognostizierten Mortalität um 270.000 Menschen zu rechnen wäre. Wichtig bleibt, dass die Ausbreitung sich zeitlich strecken lässt. Denn es gibt gerade mal sieben Spezialkrankenhäuser in Deutschland, die Personal und Equipment für eine Virusbekämpfung vorhalten. So sollten Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern gemieden werden, denn die Wahrscheinlichkeit sich hier anzustecken ist nachweisbar höher. Erfreulich liegen die ersten Genesungszahlen der infizierten aus China vor. Danach wird gemeldet, dass 70 Prozent der erkrankten den COCID-19 überstanden haben und heute wieder gesund sind.
Absperrungen wie in Italien scheinen kaum sinnvoll zu sein. Selbst in Wuhan haben von den 11 Mio. Einwohnern der Region, um die Hälfte die Stadt vor und während der Absperrung verlassen. So wurde der Virus nicht zuletzt durch die Flucht aus den abgesperrten Gebieten im Norden Italiens in entlegene Orte in den Süden getragen. Heute stehen 60 Mio. Einwohner unter Beobachtung und eingeschränkter Bewegungsfreiheit.
Auch das normale Krankenhauspersonal, so zeigen es die Pandemieerfahrungen, läuft eher davon. Insbesondere wenn es an ausreichendem Equipment fehlt. Es bleibt schwierig die richtige Balance zu finden.
Der amerikanische Kongress hat 8 Milliarden Dollar zur Bekämpfung des Virus bewilligt. Die Stimmen mehren sich, dass wenn die Börsenkurse weiter fallen werden die Chancen des amtierenden US- Präsidenten die Wahl zu gewinnen, möglicherweise drastisch sinken.
Uns wird sehr deutlich wie umfassend wir in einer vernetzten Welt leben. Und vor allem, wie unaufhaltbar rasch sich dieser Virus einmal um den Globus verbreitet.
Bevölkerungsverdichtung in den großen Megastädten wird vom einstigen Vorteil zum Nachteil. Denn Bevölkerungsdichte ist die ideale Grundlage zur schnellen Virusverbreitung. Im U-Bahnhof wird das Band der Rolltreppe von hunderten von potentiellen Virusträgern am Tag berührt und fungiert somit als unfreiwilliger Virusverteiler.
Kommt es so wie manche befürchten, zur Halbierung unseres Wirtschaftswachstums, dann hat dies einschneidende Konsequenzen, nicht nur in ökonomischer Hinsicht. Lieferketten wurden bereits unterbrochen, die Autoindustrie wird zusätzlich weiter unter Druck geraten. Gleichzeitig wird die Abhängigkeit insbesondere von asiatischen, wie indischen Lieferanten zu einem breiten Umdenken führen.
Wäre die Folge weniger Globalismus?
Die Konsequenz wäre sicherlich das sich der Lebensstandard verändert. Aber was bedeutet das?
Nicht mehr ein Dutzend T-Shirts, nicht mehr ein Leben im Warenüberfluss, den eigentlich niemand so recht braucht. Und was würden wir dafür auf der anderen Seite erhalten? Zwei Satellitenfotos sprechen für sich. Wuhan aus dem All aufgenommen vor dem Corona Desaster mit einer dichten Smogdecke und Wuhan danach ohne Smog.
Also könnte diese weltweite Krise zu einem Umdenken führen und die Hoffnung von Greta Tunberg erfüllen. Wäre diese Coronaviruskrise vielleicht sogar die erhoffte Wende zum Umdenken unserer extensiven Lebensweise zu Lasten unserer Umwelt.
Die Société Générale Bank wird im Sommer wieder eine interessante Veranstaltung in Frankfurt mit hochkarätigen Referenten, wer weiß, vielleicht dann nur noch über Live Video, durchführen.
Petra Mennong, von der Société Générale, Head oft Wealth Management Deutschland, steht schon heute im permanenten Dialog ihren Anlegern. So ist es in dieser Zeit unabdingbar, präzise News über die Entwicklung zu erhalten und vor allem Ungeschminkte. In diesen Zeiten sind rasches, professionelles, aber auch unaufgeregtes Handeln notwendig. Hier ist ein vertrauensvoller Dialog mehr als hilfreich.
Wenn wir es positiv sehen, dann könnte sich durch das Virus ein Umdenken verfestigen. Nicht jede Form einer globalisierter Warenproduktion, die insbesondere durch die unterschiedlich hohen Lohnkosten auf den Weltmärkten getrieben wird, sollte weiter das Ziel sein. Denn der ungezügelte Ressourcenabbau, wie auch die damit verbundenen Umweltbelastungen müssen aufhören. Weniger Globalismus würde die Co2 Belastungen eindämmen, die Werthaltigkeit der Produkte wieder steigern und den absurden, zum Teil nicht notwendigen auf unseren Globus oft drastisch verschwenderischen Konsum und Verbrauch an unnützen Waren und fossiler Energie, wieder reduzieren.
Für unser Haus stellt sich die Frage, wie werden die Real Estate Investments darauf reagieren. Die Börse reagiert natürlich sehr viel volatiler. Sicher dürfte sein, wenn es zu einem weiteren Abschwung der Wirtschaft kommt, dann wird es zwangsläufig zu Korrekturen und Marktanpassungen kommen. Schon heute sind besondere Branchen äußerst heftig betroffen. Dazu gehört die Reisebranche, die Transportbranche und in den Innenstädten noch mehr als sonst sich entleerende Kaufhäuser. Auf der anderen Seite sollte durch die Trägheit des Immobilienmarktes die Hoffnung mit einem blauen Auge davonzukommen wachsen.
Wir werden voraussichtlich im Herbst dazu wieder einen Diskussionsabend in Berlin veranstalten und dann hoffentlich viel klarer sehen wohin die Reise gehen wird.
Brexit, Pandemie, Rohstoffmangel, kriegerische Konflikte. Da ist es schon sehr hilfreich und wertvoll sich mit einem professionellen forecaste über unsere internationalen Märkte auseinanderzusetzen. Der detaillierte Marktüberblick sowie Szenarien der Société Générale waren beim Frankfurter Symposium ein hervorragender Support für das Corporate und Investment in 2020. Einen großen Dank an Guido Zoeller und seinem Team. Im Zusammenspiel mit den ESG-Kriterien (im Juni 2020) rundet sich das Bild hervorragend ab und erlaubt einen optimalen Blick auf zukünftige Entscheidungen. Die Unwegsamkeit aus dem Brexit wird heute nicht mehr mit 45%, sondern mit einem 10% Risikofaktor bewertet. Der Ausblick scheint aus heutiger Sicht wieder eher stabil zu sein. Das Wirtschaftswachstum hat sich jedoch abgeschwächt und abgekühlt. Die US-Wirtschaft könnte unter einer leichten Rezession (30%) leiden. Die Beschäftigungslage hat sich abgekühlt geht weltweit zurück. Ebenso die Produktion in den USA. Der private Konsum ist bisher der Motor für den Arbeitsmarkt, dürfte sich aber abschwächen. Der Immobilienmarkt hat sich abgekühlt. Die niedrigen Zinsen haben in der Vergangenheit geholfen.
Wir stehen vor einem tiefgreifenden Strukturwandel der unser ganzes Lebensumfeld, angefangen von der Industrie 4.0 nach 5.0, über KI und Digitalisierung bis zum Climate Change, zu verändern beginnt. Es ist der Beginn einer Zeitenwende und macht ebenso vor unserem städtischen Zusammenleben keinen Halt.
Große Konzerne sind komplex, sie brauchen zweifelsfrei ein professionelles Management. Große Agglomerationen dagegen sind jedoch um ein Vielfaches komplexer. In ihnen vereinen sich nicht nur die Wünsche und die Träume vieler Menschen, sie sind auch ein Ort für vielfältiges nationales und internationales Investment. Sie vereinen Tradition und Geschichte. Sie bieten die Chance am Wohlstand teilzunehmen. Sie versprechen eine attraktive Vielfältigkeit. Aber sie beherbergen auch so manche gestrauchelte Seele.
Kurzum, wer als Verantwortlicher in dieses komplexe städtische Gefüge von Vernetzungen und von Abhängigkeiten eingreift, braucht ein hohes Maß an Sensibilität, Weitsicht und Sachverstand.
Berlins Historie ist schon bemerkenswert. Leider auch in jeder Hinsicht. Von der Weimarer Zeit zum Nationalsozialismus, zur Teilung, bis hin zu einer wieder aufstrebenden Hauptstadt, in der Mitte Europas. Hauptstadt des wirtschaftlich stärksten europäischen Landes. Und doch im Reigen der europäischen Hauptstädte von London über Paris ist sie die kleinste Agglomeration mit gerade mal 3,8 Millionen Einwohnern. Erst seit 30 Jahren befindet sie sich wieder im Zentrum europäischer Politik und im Fokus internationaler Investoren. Eine Stadt, die bis heute noch zwei Identitäten vereinen muss. Eine Stadt so möchte man meinen von der Bundespolitik mittlerweile wohl beachtet, aber nicht unbedingt beliebt.
Ich kann mich noch gut an die wohlgemeinten Äußerungen unserer Berliner Gäste erinnern, die uns sagten: „Wir sind gerne zu Besuch, aber wir freuen uns auch immer wieder, wenn wir dann nach Hause kommen.“ Mittlerweile ist es für viele eine attraktive, lebenswerte Stadt geworden, aber ob man sie als liebenswert empfinden mag, darf schon bezweifelt werden. Aber gerade auch darin liegt die Besonderheit dieser Stadt. Sie ist unbequem, störrisch, unkonventionell und zu weilen chaotisch. Auf der Suche nach sich selbst verlangt sie von ihren Bewohnern und ihren Besuchern wahrlich viel.
Seit ungefähr 15 Jahren beginnt sich das Stadtbild deutlich zu verändern. Berlin wächst in die typischen Probleme heutiger Großstädte hinein. London oder Paris haben diesen Strukturwandel schon vor über 30 Jahren begonnen. Ob diese Städte allerdings als positive Vorbilder dienen ist prüfenswert.
Wie in allen Großstädten wird städtische Veränderung vielfach durch eine „Avantgardeszene“ angestoßen. Heruntergekommene Stadtteile werden zunächst von Künstlern und Startups entdeckt. Leerstehende Fabrikgebäude können zunächst noch für einen günstigen Mietzins angemietet werden. Doch diese Startup Szene und Künstler sind nur „Durchlauferhitzer“ des nachfolgenden Kapitals. Diese Entwicklung ist für dynamisch wachsende Großstädte allerdings nichts Ungewöhnliches.
Interessanterweise haben wir bei uns im Business festgestellt, dass insbesondere ausländische Investoren sehr viel früher eine viel höhere Sensibilität für diese Entwicklungstendenzen hatten. Insbesondere israelische aber auch amerikanische Investoren hatten einen ganz anderen Weitblick für die großen Entwicklungstendenzen, als ihre lokalen Kollegen.
Wenn heute darüber lamentiert wird man hätte doch…, dann kann man diesen lokalen Investoren nur entgegnen, Sie haben halt nicht den Mut zum Investieren gehabt, denn Mut gehört schon dazu. Nur wer den Mut hatte, konnte von dieser unglaublichen Dynamik der letzten 15 Jahre profitieren.
Der damalige Berlin Slogan „arm aber sexy“ hatte ganz gut den Nerv der Beobachter getroffen. So konnte man auch Berlin noch Ende der 90-iger Jahre belächeln und musste sie nicht als ernstzunehmenden Konkurrenten für Frankfurt, München oder Hamburg wahrnehmen. Insbesondere bei einem Schuldenberg von 63 Milliarden war Berlin zur Nachwendezeit derart bankrott, dass es eigentlich keine Bürgschaften hätte hinterlegen können.
Ausländische Investoren haben dieses jedoch in keiner Weise so wahrgenommen. Sie sahen immer nur Deutschland als die Stärkste wirtschaftliche Kraft in Europa und eine bald dazugehörige ebenso starke Hauptstadt, die sich nur entwickeln musste. Daher hatte diese Stadt, wie auch keine andere, einen unvorstellbaren Ansturm internationalen Kapitals zu verzeichnen gehabt.
Doch dieses massive u.a. Kiezinvestment in unzählige Sanierungen und neue Gebäude hatte auch seine Folgen. Denn es kamen neue Mieter, die bereit waren einen höheren Mietzins zu zahlen. Wer dies nicht mehr konnte, der musste den Kiez über kurz oder lang verlassen. Und damit wandelte sich auch das Flair im Kiez. So war diese Avantgardeszene im Kiez eben nur der Durchlauferhitzer, obwohl sie den Standort erst attraktiv machte. Damit ging eine Entleerung des einstigen Flairs in diesen Stadtteilen einher. Die neue Bewohnerschaft hatte nun das Sagen. Sie haben aber ein anderes Konsumverhalten. Andere Läden, andere Restaurants begleiten jetzt diesen Wandel.
Wer trägt nun für diesen Wandel die Verantwortung?
Die Stadtpolitik?
Die Investoren?
Stadtplanung wie auch Stadtpolitik sollten gefordert sein „Historisches“ zu erhalten. Dies bedeutet jedoch mehr, als nur historisch Bauliches zu bewahren. Denn es kommt nicht nur auf die „historische Fassade“ an, also diese unter Denkmalschutz zu stellen, sondern es kommt darauf an, ob die ursprüngliche Bewohnerschaft und die Gewerbetreibenden zukünftig noch eine Chance dort zum Verbleib haben werden.
So manche Philosophen und auch berühmten Schriftsteller haben sich angetan das phänotypische unserer Großstädte in Worten zu kleiden. Großstädte erfahren wir jedoch durch Gebrauch und durch Wahrnehmung. Durch Bewegung im Raum und durch eine laufende Verwandlung hervorgerufen, durch die vierte Dimension, also durch den Ablauf der Zeit. So füllen sich funktionale und ästhetische Verhältnisse mit Leben. Um die Stadt als solche zu begreifen, muss man nach ihrem ordnenden Kern Ausschau halten, ihre Grenzen aufdecken, ihren gesellschaftlichen Kraftlinien folgen.
Nun, dieser Verdrängungsprozess im Kiez ist allerdings nichts Neues. Wer London noch vor dem Finanzboom kannte, kennt diesen permanenten Wandlungsprozess aus eigener Anschauung sehr genau. Versuchen Sie mal einen echten Londoner zu finden, der dort geboren ist. Wollten wir dieses ursprüngliche Flair beibehalten, dann bräuchten wir einen ganz anderen gesellschaftlichen Konsens an Wertvorstellungen. Städte sind stets die Welt, die der Mensch sich selber mit allen Facetten baut.
Vielleicht sollten wir viel mehr von unseren Großstädten erwarten, als nur einen lebenswerten Raum, – im Sinne von Effizienz und Erfolg. Dann müssten wir allerdings entscheiden, ob wir dieses als einen Wert an sich erkennen wollen? Denn Großstädte sind zweifelsfrei nicht nur eine Anhäufung von simplen Bauten. Die Stadt ist weniger eine Anhäufung von Bauwerken, als ein Komplex von wechselseitig und ständig aufeinander wirkenden Funktionen. Sie ist nicht nur eine Zusammenfassung von Macht, sondern vor allem stets eine kulturelle Polarisation.
Geht vielleicht mit unserer heutigen Zeitenwende unsere städtische Vielfalt verloren und schaffen wir damit entseelte Orte? Auch eine architektonische Uniformität wäre die Folge. Unser tägliches Großstadtleben, getrieben durch die zunehmende Digitalisierung entfernt viele von ihrem menschlichen Mittelpunkt. Großstädte lassen nicht selten den einzelnen Bewohner bindungsloser, einsamer und hilfloser zurück, als er wahrscheinlich je zuvor gewesen ist. Nicht ohne Grund ist die Selbstmordrate in Tokio eine der Höchsten. Also, wir brauchen auch immer Freiräume ohne ökonomische Zwänge, städtische Räume für eine „Avantgarde“, um sich weiter zu entwickeln. Denn dort entstehen Kreativität und nicht zuletzt auch erfolgreiche Startups.
Lassen Sie uns festhalten: Kurzum, wer als Verantwortlicher in dieses Geflecht komplexer Vernetzungen eingreift, braucht wie gesagt, ein hohes Maß an Sensibilität, Weitsicht und Sachverstand.
Ein ganz anderes Thema, dass diesen städtischen Wandel deutlich erlebbar macht, als kleiner Einschub. Die einst so prachtvollen Kulturtempel zum Einkaufen gehen in den Innenstädten einem Ende entgegen. Jahrzehntelang waren diese Kulturtempel Motor eines lokal verorteten Konsums. Doch im Vergleich zu heute schaffen die größten Kaufhäuser der Welt gerade mal 10 % des online Warenangebots. So ist es ein Sterben in kleinen Schritten.
Die Anzahl neu gebauter „Malls“ hat sich in Deutschland seit 2010 deutlich verringert. Vor 2010 wurden in den zurückliegenden 10 Jahren nahezu 350 Malls gebaut. Von 2010-2017 waren es nur noch fünfzig. Der Onlinehandel führt zu einer nicht mehr vom Ort abhängen Handlung, es findet eine regelrechte „Endortung“ des Einkaufens statt.
Für die Innenstädte kann dieses dramatische Folgen haben. Dies gilt besonders für die Mittelstädte. Mit einem schleichenden Verlust an Mietern in den Konsumtempeln wird sehr schnell das unmittelbare Umfeld in den Sog eines Abwärtstrends hingezogen. So wie diese Zentren in den prosperierenden Jahren für Frequenz sorgten und die kleinen umliegenden Läden davon profitierten, so beginnt statt ehemals einer Aufwärtsspirale heute eine Abwärtsspirale. Developer tragen nur für ihr eignes Investment Verantwortung, weniger für das Wohl der ganzen Stadt.
Doch wer könnte darüber entscheiden was richtig ist?
Eine Stadtverwaltung, die sich anmaßen würde zu wissen, was ökonomisch ist, so wie einst die zentralistische „Konsum-Planung“ des Sozialismus?
Also wo endet staatliche Handlungskompetenz, und wo beginnt eigentlich ihre Verantwortung für die City im Ganzen?
Wir werden sehen, es sind noch viele weitere Aspekte, die heute zu einer dramatischen Wende führen.
Schauen wir uns die jüngste, mit aller Härte geführte Diskussion, insbesondere in Berlin, über zu hohen Mieten an. Es sieht so aus, dass es nicht nur eine Diskussion ist, die sich auf hohe Mieten beschränkt. Es könnte auch ein Anzeichen für eine sich breitmachende Unruhe in unserer Gesellschaft sein. Man möchte fast sagen, es ist eine Renaissance des Sozialismus,- ein „déjà vue“.
Fragen über unsere liberale Gesellschaftsordnung aber auch über die Auswirkungen unserer globalen Welt werden mit großer Leidenschaft geführt. Doch was bedeutet dies eigentlich wenn wir sagen, die Mieten sind zu hoch? Oder kann es nicht ebenso gut auch heißen, dass die Einkommen zu niedrig sind? Denn beides gehört schon zusammen, Wohnen und Arbeiten, versehen mit einem auskömmlichen Einkommen.
Oder geht es um etwas ganz anderes? Also ist es das Aufkeimen einer gesellschaftlichen Grundsatzdebatte. Ist es der Versuch über die Hintertür einer Verstaatlichung von Eigentum Vorschub zu leisten? Also eine Verstaatlichung von Eigentum. So heißt es in unserem Grundsetz § 14 auch:
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.
Dient als Triebfeder schlichtweg wieder Allheilmittel Angst? Vielleicht sollten wir aber auch verstehen, dass bei vielen alten Mietern im Kiez, die diese hohen Mieten nicht mehr zahlen können schlichtweg auch Angst eine Rolle spielt. Und DIE LINKE, hatte das Gespür es aufzugreifen. Dann aber, mit dem üblichen populistischen Mitteln, vieles versprochen, wohl wissend, dass sie es nicht umsetzen können. Wie haben wir doch Eingangs gesagt, Berlin ist noch auf der Suche nach sich selbst.
Ist es vielleicht bei den Betroffenen „aus dem Osten“ noch die Suche nach staatlicher Geborgenheit? Also noch das alte Trauma der Wende. Es ist in dieser Stadt schon, obwohl 30-ig Jahre nach der Wiedervereinigung noch vorhanden. Die Erfahrung plötzlich gänzliche ohne materiellen Besitz dazustehen wurde nicht vergessen. Ist es also der Versuch der Spaltung unserer Großstadtgesellschaft? Oder wirklich nur der ehrliche Versuch das Problem zu lösen?
Jede wachsende Großstadt kennt diese Problematik einer Segregation. London, Paris, egal wo. Alte Stadtbewohner werden verdrängt und müssen den Hinzukommenden Platz machen. Keine dieser Städte konnte eine zufriedenstellende Lösung anbieten. Wien reicht da als positives Beispiel bei weitem nicht aus. Wenn Städte derart dynamisch wachsen, müssen sie mit diesen Problemen kämpfen. Es ist die Spirale der sozialen und räumlichen Entmischung. Jobs werden anspruchsvoller. Mieten werden höher. Die neuen Bewohner müssen um ein Vielfaches besser qualifiziert sein, um einen Job zu finden. Und letztlich werden die Bewohner auch immer jünger.
Solange wir diese unsere Wirtschaftsordnung für richtig erachten und unser Ziel Wachstum bleibt, wird sich an diesem Prozess auch nichts ändern. War es also richtig, aus parteipolitischen Überlegungen heraus in dieser Weise mit dem Ziel sozial ausgleichend zu handeln, einzugreifen und eine massive Irritation wie Vertrauensverlust in Kauf zu nehmen? Das Ziel sollte es schon sein, eine soziale Durchmischung zu sichern und wo nötig wiederherzustellen. Aber wie sollte das geschehen? Was wäre ihre Meinung dazu? Sollten wir nicht abwarten, bis der Markt es wieder autonom regelt? Stehen wir nicht gerade heute bereits erneut vor dem Platzen einer Immobilienblase?
Doch halten wir fest: Hier ging es nicht nur um zu hohe Mieten, oder anders gesagt, zu hohe Mieten im Verhältnis zum Einkommen, hier ging und geht es um viel mehr.
Die Attraktivität einer Stadt lebt im hohen Maße von einer natürlichen Durchmischung ihrer Bewohner. Hierin spiegelt sich ein sehr feines Geflecht von Beziehungen der Menschen mit ihren Erwartungen, Vorlieben und Bedürfnissen im städtischen Raum wider. Und darin liegt auch das Geheimnis, denn ohne weitgehende administrative Lenkung kristallisieren sich optimale städtische Räume heraus. Sie sind identitätsstiftende Räume und besitzen ein sehr hohes Maß an Konvergenz. So verbinden die Bewohner dieser Städte ähnliche Bedürfnisse und Erwartungen, als sie dieses an anderen Orten der Stadt tun würden. Dadurch entsteht nicht zuletzt auch „Diversity“.
Diese städtischen Räume besitzen oft auch eine eigene Architekturkultur. Auch die unterschiedlichen monetären Verhältnisse der Bewohner spielen natürlich eine Rolle. So spiegelt der städtische Raum die Wirklichkeit der unterschiedlichen monetären Verhältnisse und die Bedürfnisse ihrer Bürger wider. Genau diese Vielfalt in einer Stadt ist jedoch die Basis ihrer Attraktivität. Wie schwer sich dagegen Städte des Sozialismus in den Nachkriegsjahren getan haben, kennen wir aus sozialistischer Stadtplanung und Architektur sehr genau. Auch die monotonen Plattenbausiedlung sind uns im Gedächtnis geblieben. Ganz zu schweigen vom schwierigen Umgang mit einer geerbten Feudalarchitektur, die es – ideologisch begründet – galt, zu ignorieren und dort wo es möglich war, sogar abzureißen.
Denn im Sozialismus sollte es keine Klassenunterschiede mehr geben, in jeder Hinsicht. Ich weiß, es wird jetzt einige geben, die mit dieser Ansicht nicht konform gehen. Auch wenn dies nur ein frommer Wunsch war, so war es doch oberste ideologische Leitlinie, an der sich nicht zuletzt sozialistische Stadtplanungskonzepte auszurichten hatten. Auch wenn meine Beschreibung einer sozialistischen Sichtweise nicht bei Allen so gesehen wird, und sie ebenso ihre Vielfalt anmelden würden, so bleibt es doch heute eine sichtbare Realität, die jeder mit offenen Augen heute immer noch nachvollziehen kann. Die sichtbare offiziell anerkannte Individualität fehlte im Sozialismus. So sind Städte eben auch Produkt ihrer ideologischen Präposition. Sie sind neben den Wünschen ihrer Bewohner nach einer Abgrenzung eben auch, staatlichen ideologischen Zielvorstellungen unterworfen.
Eigentlich müssten wir diese Entwicklungen in einem viel größeren Kontext sehen. So führt auch kein Weg daran vorbei zur Kenntnis zu nehmen, dass jede Woche weltweit 1 Million Menschen in Städte ziehen. Städte nehmen weltweit nur 2 % der Erdoberfläche ein, umfassen aber schon 50 % der Weltbevölkerung. Also die Hälfte der Menschen lebt in Städten und in nahezu 30 Jahren werden es zwei Drittel der Menschheit sein. Der Wettbewerb um einen engen Raum, nimmt damit dramatisch zu. Diese Form der Urbanisierung geht rasend schnell voran. Allein durch diese Zahlen wird deutlich, welche enormen politischen Herausforderungen weltweit damit verbunden sind.
Wenn Menschen mit dieser Dynamik und Mobilität vom ländlichen Raum, um in der Regel dort eine auskömmliche Arbeit zu finden, in Städte ziehen, dann läuft etwas schief. Diese Problematik gilt ganz besonders für China, das die Speerspitze dieses Prozesses bildet. Aber es gilt ebenso auch für Indien und Afrika, wo eine enorme Landflucht stattfindet und letztlich leider eben auch für Deutschland. Hinzu kommt, dass Städte heute bereits 50 % der fossilen Brennstoffe auf der Welt verbrauchen und sogar 80 % CO2 erzeugen. Also unsere Herausforderungen sind schon evident.
Sicherlich braucht es von Seiten der Politik ein hohes Verständnis an sozialer Sensibilität, um ein richtiges Maß zum Ausgleich aller Interessen zu schaffen. Städte müssen immer wieder versuchen für Jeden und für jeden Geldbeutel etwas zu bieten, nur dann bleiben sie attraktiv. Denn die Attraktivität einer Stadt lebt im hohen Maße von einer natürlichen Durchmischung ihrer Bewohner. Hierin spiegelt sich ein sehr feines Geflecht von Beziehungen der Menschen mit ihren Erwartungen, Vorlieben und Bedürfnissen im städtischen Raum wider. Und darin liegt auch das Geheimnis, denn ohne weitgehende administrative Lenkung kristallisieren sich erfolgreiche, attraktive städtische Räume heraus.
Städte entwickeln sich nicht autonom. Jede Stadt ist somit Spiegelbild ihrer gesellschaftlichen Ordnung. Sie sind damit Produkt ihrer ideologischen Prägung. Die Entwicklung von Städten sollte aber nicht partei-ideologischen Zielvorstellungen unterworfen sein. Möglicherweise deutet sich in den Städten, zuerst ein aufkeimender Wandel unserer Gesellschaftsordnung an? Vielleicht sind es sogar Vorboten eines drohenden Zerfalls unseres liberalen Gesellschaftskonsense. Und damit ebenso unserer liberalen Stadtkultur.
Die deutsche Bankenlandschaft ist zerstückelt und spielt kaum noch im internationalen Business eine entscheidende Rolle. Ebenso scheint es in Deutschland auch keine weltweit beachteten Großprojekte mehr zu geben. Die Emirate, selbst die Türkei oder der asiatische Markt, sie alle sind laufend an der Entwicklung neuer Megaprojekte der Kategorie einzigartig beteiligt. Ganz zu schweigen von den ambitionierten Future Smart Citys in Asien oder im Nahen Osten.
Soll der höchste Büroturm der Welt gebaut werden oder der größte Flughafen, dann werden diese Projekte rasch, ohne Wenn und Aber umgesetzt, eine Sinnhaftigkeit muss auch nicht abgewogen werden. Bürgerbeteiligung, juristische Einsprüche, Mindestlohn, diverse Vorschriften, Auflagen, Rechnungshöfe, Stakeholder oder und vieles mehr sind nur in viel geringerem Maße zu berücksichtigen. Hierin zeigen sich die Unterschiede zu einer liberalen Gesellschaftsordnung.
So spüren wir heute auch die Vorzeichen einer Zeitenwende, die nicht nur alle Produktionsbereiche durchdringt. Früher haben wir es Paradigmenwechsel genannt. Diese Zeitenwende ist aber viel mächtiger, denn sie verändert unser gesamtes Lebensumfeld. Einschließlich dem städtischen Wandel. Es verändert sich in einem atemberaubenden Tempo. Das neue „D-Modewort“, Digitalisierung treibt alles vor sich her. Von der Autoindustrie, der Mobilität bis zur Produktion. Es umfasst alle Lebensbereiche.
Diese Zeitenwende wird von, ich würde es Wirkungsschichten bezeichnen, bestimmt. Sie flankieren diesen Wandel. Wir alle kennen diese Themenkomplexe und erleben es tagtäglich.
Digitalisierung
„Wirk- und Merk-Welt“ klaffen auseinander
Fake News verwirren und erzeugen beim Bürger eine schleichende Apathie
Selbständige Vernetzung der Dinge untereinander steht vor der Tür
Entscheidungsverlagerungen hin zu einer KI werden Wirklichkeit
Digitalisierung in der Industrie führt zunehmend zu Arbeitsplatzveränderungen
Soziale Disparitäten
Der Kampf um Anerkennung, Würde und Akzeptanz nimmt zu
Identitäten verblassen und gehen verloren
Es entstehen bei einer zunehmenden Ausgrenzung vom Arbeitsprozess neue Frei(zeit)räume
Unsere Bildungspolitik begünstigt eine chancenungleiche Bildung
Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst stetig weiter
Politischer Wandel
Weltweiter wachsender Populismus
„West- und Ost Oligarchen“ nehmen Einfluss auf die Politik und Wahlen
Politische Instabilitäten nehmen zu, keine eindeutigen parlamentarischen Mehrheiten
Re-Nationalisierungstendenzen in einer globalisierten Welt
Unsere politische „Leader Class“ verliert an Qualität
Autokratisches handeln wird salonfähig.
Klimawandel
Der „Climate Change“ fordert seinen Tribut und ist unbestechlich
Fossile Rohstoffe gehen deutlich zur Neige
Militärstärke
Der Besitz von atomaren Zerstörungspotentials bedeutet Unabhängigkeit
Jede einzelne Wirkungsschicht wäre es Wert, näher zu beleuchten. Es sind die Themen, die uns bewegen. Wenn das so zutrifft, wie sollen wir darauf reagieren? Was mir besonders auffällt ist die heutige Stimmung sich zu beklagen. Nicht mehr den Willen aufzubringen, etwas aus eigner Kraft voranzubringen, eine positive Perspektive einzunehmen. Man möchte fast sagen, wir brauchen ein neues Narrativ. Eines, was uns zu einer neuen Leistung anspornt. Wir sollten doch vielmehr an einen positiven Aufschwung gerade durch diesen Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft glauben. Doch wer wäre in der Lage dieses Narrativ zu erzählen? Wie hieß es doch vor 22 Jahren – es muss „ein Ruck durch unsere Gesellschaft gehen“.
Wir müssen leider konstatieren: Heute verzeichnen wir eher eine fragmentierte, atomisierte Gesellschaft. Dieser Veränderungsprozess wird durch rückwärtsgewandte nationale Traumbilder begleitet, die vielen als Halt dienen sollen. Diese Traumbilder müssen als trügerischer Rettungsanker für Unzufriedenheit in einer globalisierten Welt herhalten.
Dennoch sind wir in Deutschland noch die viertstärkste Wirtschaftskraft. Sie beruht auf einem fleißigen Mittelstand. Einer vielerorts beneideten dualen Ausbildung und dies trotz einer desolaten Bildung- und Wissenschaftspolitik, deren Sonntagsreden schon in den letzten beiden Dekaden kaum noch umgeschrieben werden musste. Unser Produkt Made in Germany ist in der Welt noch gefragt. Doch sind unsere „Werte“ an Liberalität und Demokratieverständnis, ebenso wie unsere (technischen) Produkte gefragt?
In Asien gilt die Devise einer gelenkten Entscheidungspolitik. Wer daran beteiligt ist, der verdient mit. Die Umsetzung staatlich getriebener Mega-Projekte wird dort schneller absolviert. Ein Desaster wie der BER in Berlin wäre dort undenkbar.
Also, ist es auch das Ende unserer liberalen Wirtschaftsordnung?
Sollten wir uns fragen was ist besser?
Behindern wir uns selbst und haben wir unser demokratisches System in seiner Handlungsfähigkeit zum Erliegen gebracht?
Letztlich, wer weiß schon in einer Welt, die sich derart rasch verändert, was richtig oder falsch wäre, etwa Autokraten?
Es betrübt einen schon erkennen zu müssen, dass unsere liberale demokratische Gesellschaft, scheinbar an ihre Grenzen stößt.
Oder ist es nur ein Zwischenstopp um Luft zu holen?
Also, welche Rolle sollen zukünftig noch unsere Werte und Normen, die für uns so wichtig sind, spielen? Werden wir sie bald über Bord werfen? Die Zeit wegzuschauen und auf die anderen zu warten, die es schon richten mögen, ist vorbei. Und ich zitiere: „Wir können wieder eine Spitzenposition einnehmen, in Wissenschaft und Technik, bei der Erschließung neuer Märkte…. Das Ergebnis dieser Anstrengung wird eine Gesellschaft im Aufbruch sein, voller Zuversicht und Lebensfreude, eine Gesellschaft der Toleranz und des Engagements. … Wir müssen jetzt an die Arbeit gehen. Ich rufe auf zu mehr Selbstverantwortung. Ich setze auf erneuerten Mut. Und ich vertraue auf unsere Gestaltungskraft. Glauben wir wieder an uns selber.“ Zitat Ende, Roman Herzog vor 22 Jahren.
Berlin lässt sich nur schwer mit den anderen Hauptstädten in Europa vergleichen. Sie bleibt unbequem, störrisch, unkonventionell, chaotisch. Die Stadt wird weiterhin jährlich um 40.000 Neuberliner wachsen. Die Bundespolitik hat bis heute eigentlich kaum weder positiv noch negativ eine Position für ihre Hauptstadt entwickeln können, insbesondere wenn es um internationale Ansiedlungen geht.
Die Avantgardeszene war zu Beginn der Motor des nachfolgenden Veränderungsprozesses. Lange Zeit waren die meisten Startups in Europa in Berlin entstanden, heute ist es eher Paris. Internationale Investoren waren in der Aufbauphase schneller und erfolgreicher; sie waren schlichtweg mutiger. Die Stadtteile verändern ihr Gesicht und der Segregations-Austausch unter den Stadtbewohnern hält noch weiter ungebremst an.
Eine heute beginnende zweite Phase ist der Bau neuer Bürotürme. Es werden bald die ersten spektakulären Hochhäuser entstehen. Somit kann endlich im dreistelligen Millionenbereich investiert werden. Es wird jedoch damit auch uniformer. Die Architektur weltweit tätiger Architekturwerkstätten erobert diese Szene. Der typische Wandel einer wachsenden Metropole mit steigenden Mieten, neuen hochwertigen Arbeitsplätzen, neuen immer jüngeren und besser qualifizierte Bewohnern, schafft ein wiederum neues internationales Hauptstadtflair. Wie schnell jedoch die internationale Wirtschaft, neben den bereits vorhandenen 160 Botschaften und mehr als 200 internationalen Vertretungen, wie auch unzähligen Politikern und Lobbisten, in die Hauptstadt kommen werden, ist noch nicht entschieden. Auch die internationale Finanzwelt tut sich damit schwer.
Wichtig bleibt, dass diese Stadt nicht ideologisch vereinnahmet wird. Ihre Attraktivität wird wesentlich vom Demokratisierungsgrad unserer weltoffenen liberalen Gesellschaftsordnung abhängen. Nur so kann sie auch ihre Identität neben den Mega-Cities der asiatischen Welt bestehen.
Lassen Sie uns daran teilhaben, und vielleicht die jetzt zweite Phase aktiv verantwortlich mitgestalten.
Udo Lielischkies kennt Russland wie nur wenige ‒ seit Wladimir Putin 1999 an die Macht kam, berichtete er für die ARD aus dem riesigen Land. In seinem Buch schreibt er über die Politik des Kreml, das Leben in der atemlosen Metropole Moskau, vor allem aber ‒ mit viel Empathie ‒ über beeindruckende Menschen in den Weiten der russischen Provinz: Den kämpferischen Landarzt im Ural, den todesmutigen Reporter in Togliatti, die Bauern im südlichen Krasnodar, denen Agrarkonzerne die Ernte stehlen, und den gefangenen Soldaten im Tschetschenienkrieg. „Im Schatten des Kreml“ ist ein bestechender, authentischer Blick auf das heutige Russland. Das Buch enthält zwei farbige Bildteile à 16 Seiten mit beeindruckenden Aufnahmen aus Russland. „In diesem Buch wird die ganze Wahrheit des heutigen Russlands lebendig. Aus vielen kleinen Details und ihren Zusammenhängen entsteht ein authentisches Bild des Landes. Udo Lielischkies verbindet aufrechte Zuneigung den russischen Menschen und ihrer Kultur gegenüber mit Kritik am autoritären Regime – und beides begründet er glaubhaft.“ Viktor Jerofejew
Für Berlin werden im Neuen Jahr wichtige Weichen gestellt. 2020 wird für Investoren, die sich neu oder weiterhin in Berlin engagieren möchten, von großer Bedeutung sein. Sie werden entscheiden müssen, ob eher Zurückhaltung angesagt ist und sich ihre Befürchtungen einer „politischen Wende“ bestätigt, also ein neues Investment sich noch lohnen würde. Viele Investments wurden ab Mitte 2019 auf „Hold“ gesetzt oder bereits abgesagt. Eine Weiterentwicklung in der Stadt dürfte nur von Bestand sein, wenn die Wirtschaft sich nicht abwendet und die Investmentapathie der letzten Monate wieder überwunden wird. Ohne neues Investment werden Steuereinnahmen sinken und das in den letzten Jahren aufgebaute positive Image wieder schwinden. 2020 muss es also heißen, die Chancen für eine globale, liberale Hauptstadtgesellschaft weiterzuentwickeln und gleichzeitig den sozialen Ausgleich städtischer Interessen nicht aus dem Auge zu verlieren. Allen einen guten Rutsch in eine neue Dekade 2020!
Es ist schon bemerkenswert. Vor ungefähr 10 Jahren hatten wir noch den höchsten Stand ausländischer Investoren bevor es dann jäh mit dem Beginn der Immobilienkrise abbrach. Heute, 2019 haben wir im Verhältnis zu den lokalen Investoren wieder den höchsten Stand ausländischer Investitionen, wie zuvor, fast 40 Prozent.
Was wir jedoch beobachten ist ein zunehmender Verkauf von Immobilienpaketen durch ausländische Investoren, die Ihre Anteile am Markt platzieren, um noch so rasch wie möglich Kasse zu machen. Sind es deutliche Signale einer Kehrtwende?
Mittlerweile ist der eingesetzte wirtschaftliche Abschwung keine Prognose mehr, sondern über die Bundesländer zwar unterschiedlich verteilt, heute bittere Realität. Das Schlusslicht führt Rheinland-Pfalz, Bremen Saarland, gefolgt von Sachsen und Baden-Württemberg, die mit ihrer Autoindustrie zu kämpfen haben an. Die parallel dazu heftigste und sehr emotional aufgeheizte Mietendiskussion in Berlin bzw. der damit einhergehenden Kapitalumverteilungen im Sinne einer „Renaissance des Sozialismus“, zeigt erste Reaktionen bei den Investoren. Morgan Stanley hat die Deutsche Wohnen abgestuft, das Kursziel um über 20% und den Substanzwert um 10 bis 12% gesenkt. Die Baugenehmigungen sind zum Vorjahr um 2,1 Prozent in Berlin zurückgegangen, die Mietendiskussion wird diesen Prozess noch verschärften. Auch kleinere Handwerksbetriebe spüren diese Auswirkungen sofort. Ihre Auftragsbücher sind im Forecast nahezu leergelaufen; unvorstellbar in welcher Geschwindigkeit dies vonstatten geht.
Die Banken werden ebenso zunehmend vorsichtiger. Projektentwicklungen werden immer schwieriger zu finanzieren. Niemand ist mehr gerne bereit, als einziger Risikoträger für ambitionierte Projektrealisierung in unsicher werdenden Zeiten so ohne weiteres zu finanzieren. Die Restriktionen heißen jetzt so wie früher: Möglichst 40 Prozent Vorvermietungsstand, ein solides Bauunternehmen, möglichst mit Fertigstellungsgarantie, ausreichendes nachweisbares legales Eigenkapital und eine auskömmliche Sicherheitsmage. Um die 20 Prozent beim Developer sind notwendige Voraussetzung für einen Kredit. Hinzukommen Standort, Prosperität und ein akzeptiertes Nutzungskonzept mit Langzeitperspektive. Und selbst dann bleibt eigentlich fast jedes Immobilieninvestment wenig lukrativ, insbesondere da der Wert des Investments wahrscheinlich nicht mehr so deutlich steigt. Denn, bei um die drei Prozent Anfangsrendite, ist das Real Estate Investment nur bedingt lukrativ. Es rechnet sich nur durch die heute noch schlechtere Depotvariante, wo Negativzins und Geldentwertung dagegenstehen. Es scheint so, als ob das ganze System ist in Schieflage geraten ist, – letztlich für alle Beteiligten. Ungefähr ein Drittel der Firmenkunden erwartet eine weitere restriktivere Kreditvergabe. Die Hürde für eine Kreditvergabe wurde merklich angezogen.
Welche Assetklasse im Real Estate wird wohl Zukunft haben?
Die Shopping Malls mit ihrem derzeitigen Nutzungsmix ganz bestimmt nicht mehr. Die Bereitschaft bei den Eigentümern etwas Neues zu versuchen und aus den oft hervorragenden innerstädtischen Shopping-Mall-Standorten etwas zukunftsweisendes zu machen ist leider gering.
Ebenso verlieren die örtlichen Bau- und Mediamärkte gegenüber dem Onlinehandel an Akzeptanz. Die Muttergesellschaft Ceconomy wird wohl bei Saturn und bei den Mediamärkten diese zusammenlegen und Verkaufshäuser abstoßen oder verkleinern. Der Aufbau einer eigenen Online Plattform war nicht besonders erfolgreich. Nicht zuletzt auch durch die unglaubliche Produktdifferenzierung, insbesondere bei den technischen Produkten. Denn ein Handy, ein Laptop oder eine Spiegelreflexkamera sind in derart unterschiedlichen Variationen zusammenstellbar, was kein lokaler Händler mehr vorhalten könnte. Selbst die Autobranche sucht immer mehr im Onlinemarkt nach neuen, schnellen und kostengünstigen Absatzwegen.
Also wo noch im Real Estate investieren? Vielleicht trotz Mietendeckeldiskussion im Wohnungsmarkt oder besser Wohnungsneubau?
Eines scheint jedoch sicher zu sein, der Trend zum Zuzug in die Städte ist ungebrochen. Die Städte wachsen weiter und fordern ihren Tribut von den alteingesessenen Bewohnern. Wer die gestiegene Miete nicht mehr zahlen kann, muss gehen. In dieser Spirale werden die Arbeitsplätze immer qualifizierter und die Bewohner immer jünger. Berlin muss jährlich weit um die 40.000 Neuberliner verkraften, ganz zu schweigen von der stetig wachsenden Zahl ihrer Pendler. Insbesondere Hauptstädte ziehen mehr ausländische Neubürger an. Davon kamen 2018 fast 27.000 aus dem Ausland nach Berlin.
Setzt sich die Berliner rot-rot-grüne Koalitionsregierung mit dem erdachten „Mietendeckel“ durch, dann wird die Investmentnachfrage im Wohnungssektor durch diese einschneidende staatlich verordnete Absenkung der Mieten zu sinkenden Verkehrswerten des Wohnungsbestandes führen. Über kurz oder lang wird es, wie viele Experten vermuten, weniger Wohnungsinvestment geben. Grotesk dabei ist, dass „Stadt und Land“ die Genossenschaften als Partner auswählte, weil diese für langfristig günstige Mieten stehen und aus einem der wichtigsten Bauprojekte in Berlin ausstieg und dieses mit der Einführung des Mietendeckels begründen. Vielleicht wird sogar der Wohnungsmarkt zum Erliegen kommen. Die großen Wohnungsgesellschaften werden diese Phase versuchen auszusitzen. Kommt es nach fünf Jahren tatsächlich zu einer Aufhebung der staatlichen Restriktionen, wird eine besonders heikle Anpassungsphase die Folge sein.
Smart City Herausforderungen
Viel zu schleppend kommt der Umbau der digitalen städtischen Infrastruktur voran und hinkt leider mächtig hinterher. Kaum ausreichend Elektro-Ladestationen, gerademal 532 in Berlin. Immer noch diverse Parkplätze und Garagen, die das Stadtbild nicht gerade vorteilhaft prägen. Dagegen werden die Grünanlagen eher dürftig gepflegt und wer am späten Abend als Abkürzung eine Grünanlage des Tiergartens durchquert, ist eher großstadtfremd.
Der Pendlerverkehr (320.000 pendeln Werktags nach Berlin) und wächst weiter. Professionell überwachte große Parkplätze vor den Toren der Stadt sind viel zu wenige vorhanden und kaum einladend. Der ÖPNV muss sich regelmäßig entschuldigen, dass es leider wieder zu wenig Züge gibt, oder die Frequenz nicht erhöht werden konnte, aus welchen Gründen auch immer. Hier fehlt es an einer Vision, einem tragenden und akzeptierten Leitbild.
Ebenso ist bis heute ein flächendeckendes mobiles Netz mit einer guten Internetverbindung in den Zügen nach wie vor nicht immer der Fall. In der City wird es wohl noch Monate dauern bis mobiles 5G Einzug hält. So ist eine gelenkte Navigation für den Fußgänger immer noch eine Wunschvorstellung. Da hilft nur der traditionelle Stadtplan oder die Handy-Map und dazu der Fahrplan für den ÖPNV, um sich zurechtzufinden.
Was wir allerdings beobachten sind zunehmend exklusivere Wohnanlagen und Konzepte der High End Class in der Innenstadt. Doch mit der Folge der damit einhergehenden üblichen Segregation. Neue Smart City Innenstädte bräuchten ein dichtes Netz an öffentlichen Smart Mini-PKWs, die vielleicht sogar kostenfrei zur Verfügung stehen. Also es ein komplett anderes öffentliches PKW-Ersatznetz wäre eine Alternative als Ablöse des PKW Individualverkehr in der City.
Gleiches gilt für den Gewerbeverkehr, der komplett anders organisiert werden müsste. Angefangen von den heute schon vorhandenen Fahrradauslieferungsangeboten mit Anhänger für den Kleinwarentransport. Sie kommen in der Innenstadtsehr viel leichter voran, und vor allem können sie vor jeder Eingangstür parken. Oder dem Warentransport unter der Erdoberfläche durch Rohre, wie beispielsweise in Helsinki. Es gäbe also viele Möglichkeiten in der Stadt zum Investment, allem voran die digitale sowie physische Infrastruktur.
Die notwendige Entlastung des engen zur Verfügung stehenden städtischen Raumes wird nur dann stattfinden, wenn die städtische Steuerung von Waren und Mensch durch neue Sensortechniken und Transponderüberwachung erfolgt, jedoch mit einer lückenlosen Überwachung als Kehrseite der Medaille. Die Implementation ist in den asiatischen Smart Cities sehr viel problemloser möglich, wie diverse Anwendungen belegen. Dies wird kurzfristig in Europa in unserer liberalen Gesellschaft kaum umsetzbar sein. Vielleicht möchte man sagen, auch gut so. Denn Digitalisierung, in welcher Form auch immer, hat fast immer mit der Zuordnung von Daten und realen Geschehnissen im Zusammenhang mit Menschen zu tun. Damit geht natürlich einher, dass unsere internationalen Konzerne, die auf diesem Gebiet aktiv Produkte entwickeln, weiter keine praxisnahe Forschung in Europa durchführen können, um ihre Produkte zu optimieren. Sie werden sich mehr und mehr abwenden.
Digitalisierung erleichtert vieles, aber macht auch unmündiger und weniger verantwortungsbewusster. Denn alles ist überwacht und vieles bei einem Verstoß zeitgleich sanktioniert. Der Falschparker hat bereits beim Verlassen seines falsch geparkten Autos das „Ticket“ erhalten und der Betrag wurde zeitgleich abgebucht. Sonst würde man es vielleicht nicht tun, weil man die eigene Verantwortung für die Gesellschaft spürt und ebenso von den anderen ein ähnliches Verhalten erwartet. Und dies ohne staatliche Sanktion. Also mit der Digitalisierung nimmt der gesellschaftliche Zusammenhang unausgesprochener Regeln ab. In der digitalen Welt droht die Gefahr sich nicht mehr aus Anstand konform verhalten zu müssen, weil es bei einer Verfehlung eh mit hoher Wahrscheinlich zu Sanktionen führt. Der Maßstab der Handlung ist die Sanktion.
Wo noch Investieren, an welchen Standorten?
Fehlen internationale Investoren so nimmt die Dynamik der städtischen Entwicklung rapide ab. Wenn, wie in Berlin nahezu 40 Prozent ausländisches Kapital in den Immobilienmarkt einfließt, lässt sich dieses Kapital kaum im Handumdrehen ersetzen. Das Interesse des ausländischen Kapitals ist bisher durch verlässliche Rahmenbedingungen bestimmt. Ausländische Investoren betonen, dass sie Deutschland in Europa für den wirtschaftlich stärksten und dynamisch lukrativsten Markt erachten. Vor allem für den politisch sicherersten und stabilsten, mit einer verlässlichen Demokratie und einer hohen Rechtssicherheit.
Eine politische Veränderung wurde bislang als äußerst unwahrscheinlich beurteilt. Dennoch besteht gegenüber den jüngsten politischen Herausforderungen eine deutlich zugenommene Aufmerksamkeit. Insofern wird die jüngste „Enteignungsdebatte“ durch den Mietendeckel sehr kritisch betrachtet. Immerhin würde mit Einführung staatlich verordneter reduzierter Mieten der Verkehrswert, eines großen Teils der Immobilien mit der Zeit, sich bis zu 30 Prozent reduzieren.