Gastbeiträge 2017

Street Art in Berlin,- wie gehen wir damit um?

Haltet diese Türen fest, sie werden bald wertvoll sein. So möchte man am Kottbusser Tor in Kreuzberg empfehlen. Street Art soll auf einen Blick auffallen, eine pointierte Aussage treffen oder einfach nur bunt und schrill die Tristes ihrer Umgebung im Stadtraum aufhellen.

[expand title=“mehr …“ tag=“h2″]City-Kunst als Spiegel des Zeitgeistes und der Offenheit einer Gesellschaft. Sie ist gleichzeitig Ausdruck (Barometer) der Lebendigkeit einer Stadt. Oder eher das Versagen von Recht und Ordnung? Wie auch immer, ist es zu einem Ausdruck einer speziellen „Stadtkultur“ geworden. In Singapur wäre sie undenkbar.

Sie ruft heute weniger sozialpolitische Beachtung hervor, wie in Anfangsjahren des Entstehen dieser Kunstform. Sie macht kaum noch auf Missstände aufmerksam. Eher ist es eine sich etablierende Kunstform geworden, die zu unserem täglichen City-Alltag dazugehört. Das erste Street Art Museum in Berlin wird bald eröffnet. Die East Side Galerie an der Spree hat es zu weltweitem Ruhm gebracht.

Wir müssen zwischen einer bereits etablierten Kunstform und einer im Verborgen aufblitzenden Kunst unterscheiden. Diese verborgene ursprüngliche Kunst bemächtigt sich des Straßenraumes und macht auch vor Bahnen und Bussen nicht halt. Sie begleitet uns heute an vielen Orten und ist nicht mehr nur auf bestimmte Stadtteile begrenzt.

Wieviel dieser „Kunst-Werke“ haben wir eigentlich in Berlin, 10.000 oder mehr? Welche Bedeutung haben sie für unser Empfinden wenn wir darauf stoßen? Lösen sie Ärgernis aus oder sind sie belanglos? Schenken wir Ihnen in der etablierten Kunstszene noch Beachtung?

Welche große Bedeutung dagegen hat diese Kunstform wenn sie vermarktet wird. Dieses haben wir erst kürzlich mit dem zum Abriss stehenden Gebäude nahe Tauentzien erlebt, wo die Warteschlagen von Besuchern über 100 Meter, sogar über Tage hinweg zu sehen waren, nur, um diese Kunst von bemalten Wänden im Inneren des Gebäudes, in Büroräumen, im Treppenhaus und Fluren zu sehen, obwohl oder gerade, weil dieses Haus dann später abgerissen werden soll. Also damit gleichzeitig, die mit dem Gebäude verbundene Kunst ebenso zerstört wird. Ein unglaublicher Hip. Folgerichtig hat Street Art in den letzten Jahren Eingang in die Werbewelt gefunden.

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Mittelstädte auf der Suche nach einer neuen Identität

Immer mehr Ladenbesitzer müssen in diesen Innenstädten aus Mangel an Kundefrequenz ihr Ladengeschäft aufgeben. Der Leeerstand nimmt drastisch zu. Das Produkt „Fußgängerzone“ der 70 iger Jahre beginnt an Anziehungskraft zu verlieren. Stadtmöblierung und bunte Gehwegpflasterung, sowie Brunnen und die Skulptur prägen noch das städtebaulich perfekt abgestimmte Stadtbild. Die gestalterisch angeordnete Baumreihe, entlang der Fußgängerzone mit den modernen Sitzbänken, sind Sinnbilder, der einst so modernen deutschen Innenstädte. Dass am Sonntag dort oft nichts passiert ist allen vertraut, aber dass es sich an langen Sonnabenden und in der Woche schon gar nicht mehr so recht mit Leben erfüllt, beginnt die Bewohner zu irritieren.

[expand title=“mehr …“ tag=“h2″]Die städteplanerisch, als entgegengesetzte Pole an den Enden der Fußgängerzone vorgesehenen Einkaufszentren oder Kaufhäuser sind bereits vom Aussterben bedroht und mancherorts geschlossen. Kaufhäuser sind vergangene Konsumdinosaurier. Früher konnten sie noch mit der Vielfalt ihres Warenangebots punkten. Sie sind heute keine Magnete mehr. Ganz im Gegenteil sind diese Gebäude mit den einst so stolzen Gebäudefassaden, die sich meist nicht ins städtische Gesamtbild historischer Fassaden eingliedern ließen, sind heute zum sichtbaren Mahnmal dieses schleichenden Niedergangs geworden. Man möchte fast sagen, eben alles hat ein Ende.

Nach dem schier grenzenlosen Wachstum kommt schlichtweg der Rückbau. Die Verantwortlichen in Politik und Stadtplanung haben dem Investorendruck in der Vergangenheit nach mehr Verkaufsfläche versucht zu wiederstehen. Oft ohne Erfolg. Und dies nicht nur in der Innenstadt, auch an vielen anderen Orten der Stadt. Heute braucht man nicht mehr in die Innenstädte zu fahren um seinen Bedarf zu decken. Neue Einkaufszentren im weiteren Umfeld, mit einem breiten Warensortiment, haben diesen Prozess noch beschleunigt. Sinnentleerte, aber gut erreichbare Fachmärkte mit ausreichenden Parkplätzen an den Magistralen der Stadt, bieten einen bequemen Einkauf. Also warum noch in die City fahren, wenn dort eh nichts mehr passiert. Einkaufen kann man auch woanders, – und besser.

 

Die Sogwirkung der Schwarmstädte beschleunigt den Niedergang

Befindet sich die Mittelstadt dann noch im Sogbereich einer „Schwarmstadt“ dann kommt es über kurz oder lang zum Kollaps der Innenstadt. Wer ein technisches Produkt sucht, findet es dort eh nicht. Also man fährt lieber gleich in die „richtige Innenstadt“. Es sind dank Regionalzug oder Autobahn meist nur 30 Minuten. Städte in NRW sind durch die hohe Dichte davon besonders betroffen. Und zu guter letzt kommt noch online Einkauf und smart City hinzu. Insbesondere Standardprodukte, wie technische Geräte, Bücher aber auch Kleidung sind in hohem Maße online nachgefragt.

Also wohin führt uns in den kommenden Jahren dieser Transformationsprozess? Und welche Maßnahmen müssen wir jetzt ergreifen, um die richtigen Weichen für eine neue attraktive Kern-City in den Mittelstädten zu stellen? Die Mobilität wird bleiben, der Onlinehandel weiter wachsen, die EKZ und Kaufhäuser in den Städten werden dagegen weiter veröden.

Wir müssen uns also Fragen, was macht eine Kern-City unter diesen Vorgaben attraktiv? Welche Attraktivitätsfaktoren sind wichtig, welche fallen weg und können durch andere ersetzt werden, denn eins wird bleiben, der Wunsch der Menschen sich zu treffen, direkt aufeinander zu stoßen, um Gemeinsamkeit zu erleben und ein Maß an Wir-Gefühl zu spüren. Wodurch lließe sich der bisher maßgebende Attraktivitätsfaktor „Einkaufen“ ersetzen?

 

Zuviel Attraktivität führt irgendwann wieder zu einer Umkehr

Für die im Umfeld von Schwarmstädten gelegenen Mittelstädt kommt ein positiver Effekt hinzu. Dies trifft besonders für Berlin zu. Berlin wächst um ca. 40.000 Einwohner pro Jahr. Damit verbunden sind knapper werdende Ressourcen an Liegenschaften und stetig steigende Bodenpreise, wie auch Mieten. Langfristig nimmt damit die Attraktivität von Wohnen ab. Zu teuer, zu „Buissi“.   Vorausgesetzt der Transformationsprozess zu einer Smart City geht nur langsam voran und kann diesen Effekt nicht schnell genug kompensieren. Die Auswirkungen von hohen Emissionen, Lärm und Geschäftigkeit der Kern-City wären dann nicht rechtzeitig aufgehoben. Berlin würde gut daran tun, rechtzeitig mit seinem Umland einen Ausgleich zu suchen. Um langfristig seine Attraktivität durch geringe Mieten etc. zu halten. Letztlich auch um Solidarität mit diesen abgehängten Regionen zu üben. Doch darauf warten können die Mittelstädte nicht. Sie müssen selbst eigene Konzepte entwickeln.

 

Mittelstädte brauchen neue Konzepte

Wir müssen uns fragen welche Attraktivitätsfaktoren werden zukünftig für die Leistungsfähigkeit und Prosperität bestimmend sein? Wir haben insbesondere bei den jungen Menschen eine nie dagewesene Freizeitorientierung. Cafés, Restaurant, Kneipen, Event-Veranstaltungen, Kinos, Theater, selbst Opernhäuser und Konzertsäle sind brechend voll. Man fühlt sich in eine neue Zeit versetzt, die eher an die mediterane Lebensweise erinnert. Man lädt zum Brunch, zum Lunch und am Abend Gäste und Freunde nicht mehr nach Hause ein, sondern „Out Door“.

Was hätte die Fußgängerzone auch am Abend in den Mittelstädten in NRW zu bieten. Kommt nun noch hinzu, dass es keine gewachsene Altstadt mit schönen historischen Fassaden gibt, dann setzt die Tristes rapide, spätestens nach dem Schließen der Läden, ein. Stehen Läden zum Teil leer und wird die Schaufenstergestaltung noch von Kik & Co. übernommen, nimmt das Unheil seinen Lauf.

Da helfen dann auch keine neuen Sitzbänke oder Springbrunnen mehr, da sie eh schon ausreichend vorhanden sind. Unsere Überschrift hieß: Mittelstädte auf der Suche nach einer neuen Identität, oder besser sie müssen sich eine neue Identität erarbeiten. Also was wäre zu tun? Die „Stadtkasse“ braucht um seine Aufgaben zu bewältigen Steuereinahmen, generiert durch eine solide und beständige Wirtschaft. Wird es ausreichen dieses auf dem Freizeitsektor zu erwirtschaften?

Bereits heute sehen wir, dass um die Schwarmstädte die Pendlerströme immer weiter anwachsen. 40.000 Pendler und mehr am Tag sind keine Seltenheit. Die Pendler erwirtschaften Ihre Dienstleistung weit weg vom Wohnort. Katastrophal wird es, wenn sich Versäumnisse der Politik, wie in den Pariser Banlieues einstellen, und weit entfernte Großsiedlungen um die Megapolis beginnen zu veröden.

Erinnern wir uns, was waren eigentlich die wichtigsten ursprünglichen Gründe für das Entstehen von Dörfern und später Städten?  Sicherlich die geographische Lage am Fluss oder an einer Talmündung war Ursache für die Auswahl des Standortes. Dies ging einher mit den Handelsströmen. Daraus haben sich Machtzentren entwickelt. Auch der damit verbundene Kommunikationsaustausch an Informationen spielte eine wesentliche Rolle, um sich an einem zentralen Ort begegnen zu können. Mit dem Entstehen der Dörfer ist das Wir Gefühl der Bewohner herangewachsen, verbunden mit den Stadtrechten und auch einem Stolz dieses zu besitzen. Also in der Konsequenz sich abzugrenzen vom Umland. Letztlich sich durch Stadtmauern zu schützen. Man hatte jetzt etwas zu verlieren, das es zu verteidigen galt. Wir sehen also Handel war einer der wichtigsten Treiber. Doch gerade dies trifft in unserer Gesellschaft in diesen Innenstädten nur noch bedingt zu. Handel kennt keine Grenzen mehr. Sie können die Produkte fast von jedem Ort aus Online Erwerben. Es gibt keine Produkte, die nur an diesem Ort verkauft werden, oder anders gesagt, nur dort angeboten werden dürften. Die in den Jahren zuvor geschaffenen Kapazitäten sind schlichtweg zu üppig. Die Realität in diesen abgehängten Städten sieht eben heute ganz anders aus. Kaum noch Handel, kaum noch Frequenz auf der Straße.  Sinkende Kaufkraft in der Innenstadt. Leerstand parallel entlang der Fußgängerzone in gleich mehreren Erdgeschossläden und verklebte Schaufenster. Investoren erklären diese Städte für eine No Go Area. Und die Bewohner verhalten sich ähnlich. Sie kaufen in der Schwarmstadt ein, und kehren „Ihrer“ Innenstadt den Rücken. Was könnte Sie an dieser Innenstadt auch noch reizen? Welche Erwartungen könnten Sie formulieren?

Bis es zu diesem tristen Zustand kommt gibt es allerdings eine Vorgeschichte. Eine Verkettung von sich weiter negativ summierenden Ereignisse, die sich dann, ab einem bestimmt Punkt mehr, als ihre Summe verstärken. Leerstand, abnehmende Steuereinnahmen, sinkende Attraktivität des Warenangebots. Mit diesem Prozess geht in der Innenstadt ebenso eine soziale Entmischung einher. Eine Zunahme von Menschen, die keiner geregelten Arbeit nachgehen. Café, die nur dann noch existieren können, wenn Sie bereit sind sich mit der Bestellung von einem Getränk an einem Tisch für den ganzen Vormittag zufrieden geben. Das Straßenbild an den Ecken verändert sich. Der Attraktivitätsquotient dieser Innenstadt sinkt in der Investorenszene auf „No Go“.

Alle müssen an einem Strang ziehen.

Genug der Bestandbeschreibung, also wer kann in dieser Situation zur Prosperität beitragen und hat auch die Plicht dazu? Wer kann einen Turn-Around initiieren? Verantwortlich sind alle. Der Bürger seiner Stadt, die Investoren, die Politik und die Stadtverwaltung. Sie müssen alle lernen in einem solchen Ausnahmefall an einem Strang zu ziehen.

Als eine gute Vorbereitung sind erste Veranstaltungen, wo die Beteiligten zu Wort kommen. Sie sollen ihre Vorstellungen und ihre Ziele formulieren. Es gilt im Interessensausgleich Neue Wege zu skizzieren. Ziele auszumachen. Die wirtschaftliche Machbarkeit zu überprüfen. Partner aus der Investorenszene für Projekte zu gewinnen. Und letztlich ganz allgemein dafür im Rahmen eines Städtemarketings, die Attraktivität wieder neu aufzubauen. Die Stadtverwaltung sollte mit der gewählten Politik, Ideen und Ziele vorgeben; sie zur Diskussion stellen. Ihren Wissenstand erläutern und gelungene Beispiele aus anderen Regionen aufzeigen.

 

Wohnen anstatt Handel?

Welches Substitut kann den schrumpfenden Handel ersetzen? Keine Nutzung kommt diesem gleich. Mehrere Nutzungsarten müssen in der Summe ein gemeinsames Äquivalent bieten. Wohnen in den Innenstädten gewinnt wie beschrieben an Zuspruch. Besonders junge Leute sind eher daran interessiert direkt im Zentrum zu wohnen. Sie schätzen die vielfältigen fußläufigen Freizeitangebote an Restaurants, Kneipen, Cafés, Kino u.dgl.m. Wohnen in den Innenstädten bietet darüber hinaus eine ganz neue Chance für mehr Frequenz rund um die Uhr. Gepaart mit durchzogenem Grün und einer Priorität für Fahrradverkehr kommt neue Qualität zustande. Die Zeit dafür ist genau richtig. Wir werden zukünftig in weniger als 10 Jahren einen völlig anderen Individualverkehr in den Innenstädten haben. Diesel- und Benzinmotoren werden mehr und mehr verbannt sein. Die Umweltauflagen nehmen heute schon drastisch zu. Die grüne Plakette bekommt eine neue Bedeutung. Die Innenstadt wird deutlich mehr durch kulturelle Angebote und Freizeitaktivitäten bestimmt sein. Neuer Wohnraum entsteht und neue Konzepte, die auch die Nebenkosten, wie Energieversorgung berücksichtigen, schaffen Nachfrage und Qualität. Kommt hinzu, dass die Stadtverwaltung nicht nur durchschnittlichen Wohnungsbau anzubieten vermag, sondern in Zusammenarbeit mit Architektenkammern, besondere Wohnprojekte auf den Weg bringt, ist schon viel erreicht.

Die Stadtplanung kann durch vielfältige Programme ein Zuwachs an Wohnen in der Innenstadt fördern. An Kreativität und auch Individualität dürfte es in der Verwaltung nicht mangeln. Was sollte darüber hinaus erfolgen? Wichtig für eine dynamische Entwicklung wird es sein, jungen Familien Angebote zu machen. Hier fehlt es häufig an guten Kindergärten. Diese sind fast gänzlich aus den Innenstädten verband worden. Eine Initiative in dieser Richtung belebt die toten Fußgängerbereiche wieder. Das damit verbundene Parkraumproblem sollte sich lösen lassen. Im Grunde ist es ein Reset- Knopf den es gilt zu drücken. Auch Schulen waren in der Innenstadt nicht ungewöhnlich. Gelingt es eine neue Mischung von Wohn- und Umweltqualitätsanspruch gepaart mit Dienstleistungsarbeitsplätzen und einer neuen, darauf stärker abgestimmten Nutzungsstruktur von Läden und Verkauf zu initialisieren, dann ist eine turn eingeleitet.

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Herzlich Willkommen zu unseren Gastbeiträgen!

Wir freuen uns Ihnen spannende Gastbeiträge zu präsentieren. Es sind Beiträge unserer Geschäftspartner mit denen wir zusammenarbeiten. Sie tragen zum Dialog bei; ergänzen das Bild aus deren Perspektive und regen zum Nachdenken an.

Hier geht’s zu unseren Gastbeiträgen, – bilden Sie sich Ihr Urteil.

 

Buchtipps 2017

Was ist Populismus?
Ein Essay von Jan-Werner Müller

Wer wird heute nicht alles als Populist bezeichnet: Gegner der Eurorettung, Figuren wie Marine Le Pen, Politiker des Mainstream, die meinen, dem Volk aufs Maul schauen zu müssen. 

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Vielleicht ist ein Populist aber auch einfach nur ein populärer Konkurrent, dessen Programm man nicht mag, wie Ralf Dahrendorf einmal anmerkte? Lässt sich das Phänomen schärfer umreißen und seine Ursachen erklären? Worin besteht der Unterschied zwischen Rechts- und Linkspopulismus? Jan-Werner Müller nimmt aktuelle Entwicklungen zum Ausgangspunkt, um eine Theorie des Populismus zu skizzieren und Populismus letztlich klar von der Demokratie abzugrenzen. Seine Thesen helfen zudem, neue Strategien in der Auseinandersetzung mit Populisten zu entwickeln. [/expand]

 

Barak Obama
Worte müssen etwas bedeuten«: Seine großen Reden

Es sind die Themen unserer Zeit: Klimawandel, Migration, Terrorismus, Atomwaffen, rassistische Gewalt. Es sind die Themen, die Barack Obama in acht Jahren als US-Präsident wie kein anderer Staatsmann verfolgt hat. In seinen Reden zieht er unaufgeregt und konzentriert Lehren aus einer fehlgeleiteten Politik der Vergangenheit und      richtet den Blick auf die Zukunft.

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Barack Obama ist aber nicht nur ein scharfsinniger Politiker, er ist einer der Menschen, die sich nicht scheuen, Mitgefühl zu zeigen, Verzweiflung und Trauer. Unvergessen seine Rede beim Begräbnis von Nelson Mandela oder seine spontane Äußerung zu dem Attentat in Orlando. Auf seinen Reden gründet sich sein Vermächtnis, Ideale auch angesichts einer schwierigen Realität nicht zu verraten.[/expand]

 

Im schwarzen Loch ist der Teufel los

Astronaut Ulrich Walter erklärt das Weltall

Wie warm ist es im Weltraum?
Kann man die Chinesische Mauer wirklich aus dem All sehen?
Und wie würde eine Alieninvasion tatsächlich ablaufen?

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Ulrich Walter ist Physiker, Astronaut und einer von elf Deutschen, die im All gewesen sind. Während seiner Mission hat er allerhand gesehen und ausprobiert. In seinem Buch erklärt er wissenschaftlich korrekt, aber sehr unterhaltsam alles Wissenswerte über den leeren Raum um uns herum und lüftet das Geheimnis, ob wir wirklich auf dem Mond waren.[/expand]

 

Heilen mit der Kraft der Natur
Meine Erfahrung aus Praxis und Forschung – Was wirklich hilft von Prof. Dr. Andreas Michalsen

Ein leidenschaftliches Plädoyer für eine neue Medizin: persönlich erzählt, mit vielen Patientenbeispielen. Die Schulmedizin grenzt die Naturheilkunde noch immer aus, dabei hat sich unsere Gesellschaft längst entschieden: Denn zwei Drittel aller Patienten wollen naturheilkundlich behandelt werden.

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Das seien doch Hausmittelchen, ohne wissenschaftliche Basis, glauben viele Ärzte. »Falsch«, sagt Andreas Michalsen, Professor an der Charité Berlin: »Die moderne Naturheilkunde ist wissenschaftlich fundiert, und sie ist die einzige Antwort auf die steigende Zahl chronischer Leiden.« In den USA wird die naturheilkundliche Medizin mit 250 Millionen Dollar jährlich staatlich unterstützt, in Deutschland ist Andreas Michalsen einer der Pioniere, die tradiertes Heilwissen und modernste Forschung auf innovative Weise miteinander verbinden.

Massive Nebenwirkungen und mangelndes Vertrauen – die Medikamenten-Medizin steckt in einer Sackgasse. Immer mehr Forscher interessieren sich deshalb für die Wirkprinzipien traditioneller Heilverfahren. Der Professor für Klinische Naturheilkunde und Chefarzt am Immanuel Krankenhaus in Berlin erzählt, warum er den konventionellen Pfad der Medizin verlassen hat und welches Potenzial der Natur er mit seinen Patienten täglich neu entdeckt.[/expand]


Alfred Grosser
Le Mensch: Die Ethik der Identitäten

Wer bestimmt, was der Mensch ist: als Individuum oder Amtsinhaber, als Angehöriger einer Gruppe, Religion oder Ethnie? Facettenreich und mit vielen persönlichen Rückblicken schreibt der große Europäer Grosser über die Entstehung und Moral sozialer Identität. Dabei wehrt er sich gegen ein altes Grundübel, das aktueller ist denn je – den Finger, der auf andere zeigt, das „schlimme DIE“: DIE Muslime, DIE Frauen, DIE Juden, DIE Deutschen, DIE Flüchtlinge. Ein großes Buch, das uns auffordert, auch in schwierigen Zeiten niemals unsere Menschlichkeit zu verlieren.

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Klar in der Sprache und konkret in der Sache nimmt Alfred Grosser das Menschsein auf allen Feldern des gesellschaftlichen Lebens unter die Lupe: Kultur, Politik und Erziehung, Geschlecht, Geschichte und Religion, Geld und nationale Mythen – und natürlich unsere Identität in einem Europa mit Flüchtlingen oder ohne. Er warnt eindringlich vor Politikverachtung und zieht Bilanz über das „Menschwerden inmitten der Verzweiflung am Weltgeschehen“. Sein Credo: „Penser juste, donc à la fois avec justesse et avec justice – Richtig denken heißt, mit Richtigkeit und mit Gerechtigkeit denken. Das klingt zwar im Deutschen nicht so gut, sagt aber doch das Wesentliche.“[/expand]

 

Risiko von Gerd Gigerenzer

Der neue Bestseller von Gerd Gigerenzer

Erinnern wir uns an die weltweite Angst vor der Schweinegrippe, als Experten eine nie dagewesene Pandemie prognostizierten und Impfstoff für Millionen produziert wurde, der später still und heimlich entsorgt werden musste. Für Gerd Gigerenzer ist dies nur ein Beleg unseres irrationalen Umgangs mit Risiken. Und das gilt für Experten ebenso wie für Laien

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An Beispielen aus Medizin, Rechtswesen und Finanzwelt erläutert er, wie die Psychologie des Risikos funktioniert, was sie mit unseren entwicklungsgeschichtlich alten Hirnstrukturen zu tun hat und welche Gefahren damit einhergehen. Dabei analysiert er die ungute Rolle von irreführenden Informationen, die von Medien und Fachleuten verbreitet werden. Doch Risiken und Ungewissheiten richtig einzuschätzen kann und sollte jeder lernen. Diese Risikoschulung erprobt Gigerenzer seit vielen Jahren mit verblüffenden Ergebnissen. Sein Fazit: Schon Kinder können lernen, mit Risiken realistisch umzugehen und sich gegen Panikmache wie Verharmlosung zu immunisieren.[/expand]

 

In seinem Appell an die Welt entwirft der Dalai Lama eine neue säkulare Ethik als Basis für ein friedliches Jahrhundert.[expand title=“mehr …“ tag=“h2″]

Nicht Religionen werden die Antwort geben, sondern die Verwurzlung des Menschen in einer Unterschiede überwindenden Ethik. Ein herausfordernder wie mutmachender Text eines bescheidenden wie bedeutenden Mannes unserer Zeit.[/expand]

 

Meine moralischen Verwirrungen

Eine Bitte um Vorschuss meine Argumente zunächst zu hören.Ich bin im Risikomanagement seit über zehn Jahren tätig. Seitdem bin ich sensibler geworden. Sensibel für Wahres und Unwahres!

Sensibel für die Suche nach einem positiven Zusammenspiel zwischen den Akteuren, den beiden großen Antagonisten: Schuldner und Gläubiger; sie sind meine Hauptakteure.

Erlauben Sie mir ein paar persönliche Ausführungen in 12 Statements. Es sind persönliche Gedanken.

Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Manchmal enden sie in moralischer Verwirrung. Natürlich steht es jedermann frei, mir zu widersprechen. Ich bitte Sie für die nächsten Zeilen nur um ein wenig Vorschuss an Sympathie, ohne die es auch kein Verstehen gibt.

Nicht selten wird meine tägliche Arbeit durch Schuldzuweisung des jeweils anderen begleitet. Die Verantwortung für das entstandene Desaster des „Distressed Portfolios“ wird dem „Anderen“ zugeschrieben. Doch wollten am Anfang nicht Beide das Gleiche? – Die maximal höchste Rendite!

Ist es nicht dieser, fortwährend immer gleiche Antrieb gewesen? Wenn es schiefgeht werden Schuldzuweisungen neu verteilt. Dann heißt es: War doch zu erkennen gewesen: Zu wenig Professionalität, Nachlässigkeit, schlechte Umfeld-Bedingungen, alles dies wird schützend vorgebracht. Der minimale Konsens zwischen den beiden Parteien an Regeln, Verhaltenskodex beginnt ins Wanken zu geraten. Die Krise ist da. Begleitet wird es leider fast immer durch einen Verlust an Moral.

Obwohl historisch sicher ist, dass erfolgreiche Ökonomien in der Geschichte, – immer auf eine starke moralische Grundlage gestützt waren. Denn nur so konnte ein gesellschaftlicher Zusammenhalt erhalten bleiben. Nur so waren, auch und gerade in der Krise, Volkswirtschaften erfolgreich.

Arbeiten am Abgrund.
Ich bewege mich bei meiner Arbeit im Spannungsfeld zwischen Schuldner und Gläubiger. Es ist eine Arbeit am Abgrund, mit wenig Chance, etwas wirklich Neues, kreatives zu schaffen. Eher ein Reparieren, ein Flicken – an Symptomen. In einer gespannten Atmosphäre. Mit wenig Liebe, obwohl sie gerade jetzt umso wichtiger wäre, um das Schlechte zu vertreiben.

Woher kommt Schuld?
Wir reden von Schuld. Wer von uns mag definieren, was Schuld ist? Was ist eigentlich eine Schuld? Ist es eine Ursache von etwas Unangenehmem, Böses oder ein Unglück? Die Verantwortung für etwas zu haben? Etwas wo jemand gegen sittliche Normen, Werte oder gegen die rechtliche Ordnung verstoßen hat? Oder, einfach nur schlichtweg ein Geldbetrag, dem Jemand einem anderen schuldig ist?

Der Kredit.
Kern einer Schuld ist der Kredit. Wodurch zeichnet er sich aus? Ein Kredit ist etwas worüber man nicht spricht. Es ist sogar Konsens zwischen den beiden Akteuren, darüber zu schweigen. Confidential Agreements. Wir kennen es. Das gehütete Bankgeheimnis; auf allen Ebenen.

Wir alle lesen über die Hochfinanz und doch verstehen wir die Mechanismen kaum. So frage ich mich, welche Rolle spielt sie für meine tägliche Arbeit? Dort wo Libor-Sätze definiert und Leitzinsen festgesetzt werden, dort wo Ratings vergeben und dort wo Eigenkapitalquoten über den Erfolg oder Misserfolg einer Company entscheiden.

Hat es Einfluss auf mein tägliches „Real Estate Business von Distressed Properties? Was bedeutet es, dass der Schuldner nicht selten am „Tropf“ längst vergangener Zinssätze von sechs Prozent und mehr hängt, obwohl wir uns alle einen Leitzins und dies gerade in der Krise, für weniger als ein Prozent in der Gesellschaft leisten?

Un-Gleichheit.
Was mir übrig bleibt ist, Optimismus zu üben. Ein Optimist zu sein, heißt, einen Mangel an Informationen zu haben. Doch da ich meine Arbeit von Herzen tue, hege ich tief in mir den Wunsch, den Anspruch nach Gleichheit zu verstehen. Zu verstehen, warum sechs Prozent und nicht weniger, warum der eine noch eine Lästigkeitsprämie ausbezahlt bekommt und der andere einen vollen Vorfälligkeitszins zu zahlen hat und wiederum der andere einfach nur als to „Big“ und un-“failbar“ tituliert werden darf.

Ich will einen positiven Beitrag ablegen. Das mag pathetisch klingen; – Was habe ich sonst? Ich schaffe keine neuen Produkte, ich kreiere nichts Neues. Was mir bleibt ist diesen Beitrag zu etwas Besserem zwischen den Parteien zu leisten. Sie können es mir abnehmen. Es ist unser Ziel. Es ist unsere Motivation. Und wir tun dies auch mit Erfolg.

Schuld und Macht.
Zurück zu den Schulden. Muss man sie nicht zurückzahlen? Denn in Wahrheit sind sie keine ökonomischen, sondern – moralische? Also eine Verpflichtung gegenüber Andren, die es gilt zu erfüllen. Erwarten wir dies nicht ebenso andersherum?

In diesem Begriff liegt so viel Macht; sehr viel MACHT! Schuld beinhaltet immer zugleich eine Beziehung in der Macht gegenüber dem Schuldner zum Ausdruck kommt. Denken Sie an einen Mafioso: Der Mafioso weiß dies nur zu gut und bezahlt es nicht selten mit seinem Leben.

Unsere Klienten zahlen zum Glück nicht mit Ihrem Leben. Doch Retardierungen bleiben nicht aus. Bei dem Einen der Gehörsturz, beim Anderen der leichte Schlaganfall. Nicht selten eine auseinanderbrechende Familie. Spurlos geht es kaum an jemanden vorbei, der in diesen Sog hineingerät.

Das trifft auch in geringem Maße für Fondsmanager oder den Initiatoren und CEO´s zu. Sie haben doch nichts falsch gemacht. Sie sind eher erstaunt, dass man mit Ihrer Leistung unzufrieden ist, sie glauben alles richtig gemacht zu haben und fordern mit höchstem Selbstbewusstsein Ihre Abfindung. Der persönlich haftende Gesellschafter reagiert eher ganzheitlich.

Auf der anderen Seite, die Antagonisten in der Bank. Auch Sie lassen Federn. Ich habe es fast immer festgestellt, wenn Sie etwa 3 Jahre auf der Seite der Gläubiger gekämpft haben, wie Sie dann begannen sich ihr Rechtfertigungsmodell zu zimmern.

Bei einem Politiker habe ich noch nie gesehen, dass er betroffen war; gar zurücktritt. Oder gar Teile seines Einkommens zurückzahlt, weil es ihm nicht gelungen ist die Schuldenuhr wenigsten nur aufzuhalten. Also den Trend zu stoppen, geschweige denn auch nur einen Cent der Schulden abzubauen. Das moralische Verständnis, was eine Schuld ist, ist sehr unterschiedlich.

Zwei Beispiele

Was ist eigentlich eine Schuld?
Wie entsteht eine Schuld? Stellen Sie sich vor, ein kleines Kind löst sich vom Arm der Mutter und fällt vom Bahnsteig auf die Gleise. Der herannahende Zug ist bereits zu hören. Sie springen auf die Gleise und können gerade noch das Kind retten.

Steht es jetzt in Ihrer Schuld? Was werden Sie erwarten? Ist es vielleicht einfach nur soziales Zusammenleben, was es ausmacht, dass Sie demjenigen helfen, der in Schwierigkeiten ist?

Ein anderes Beispiel: Ein Ausländer fragt nach dem Weg in einem Dorf des afrikanischen Volksstamms „Der Nur“.

Er fragt nach dem Weg und wird absichtlich getäuscht. Betrübt kehrt er ins Lager zurück und fragt: Warum hat man mir den falschen Weg genannt? Jemand antwortet Ihm: „Du bist ein Ausländer, warum sollten wir Dir den richtigen Weg sagen? Selbst wenn ein Nur, der ein Fremder für unser Dorf wäre, uns nach dem Weg fragte, würden wir zu ihm sagen: „Du gehst einfach geradeaus weiter, aber wir würden ihm nicht sagen, dass der Weg sich teilt. Warum sollten wir es ihm sagen? „Aber Du bist jetzt ein Mitglied unserer Dorfgemeinschaft und Du bist nett zu unseren Kindern, deshalb werden wir Dir in Zukunft den richtigen Weg sagen.“

Was bedeutet es für uns? Auch bei unserer Arbeit zwischen Schuldner und Gläubigern müssen wir verstehen, dass wir eine Gemeinschaft sind. Hierin drückt sich letztlich der Zusammenhalt unserer Gesellschaft aus.

Schuldner und Gläubiger bilden diese Gemeinschaft. Nur wenn die Schuld von beiden aufgearbeitet wird, beide die Kraft dafür aufbringen, dann kann die Schuld getilgt werden. Sie muss in sich selbst verarbeitet werden, sie muss innerlich verbrennen, damit sie sich selbst überwindet, sodass eine Wandlung erfolgt.

Beide Parteien durchleiden diesen Prozess und müssen ihn überwinden, damit ein Neuanfang beginnen kann. Denn immer gab es ein Ende. Immer ein Gutes, denn es ist viel leichter, das Gute zu finden als das Ungute.

Der Schlüssel liegt im Wir.
Zerreißt dieser Konsens des Gemeinsinns, dann verlassen wir diese Ebene. Wir treten dann in eine neue Sphäre ein, die durch Gewalt und Tod bestimmt wird. Wir haben diesen Spannungsbogen in Griechenland gesehen. Welche weiteren Verwerfungen damit verbunden sein können, mögen wir nur erahnen.

Was heißt dies für unsere Arbeit?

Es gibt Zuversicht, denn solange wir (nur) über Geld und Kredite reden, haben wir eine gute Chance, Wege aus dem Dilemma finden. Also auch durch unser Dazutun erfolgreiche Lösungswege für beide Seiten aufzuzeigen.

Veracity.
Meine Aufgabe ist es, Insolvenzen zu vermeiden. Wir sind Insolvenz-„Vermeider“. Frieden zwischen den Parteien zu schaffen. Der Friede beruht auf der Wahrheit im Sinne von Veracity, die es gilt zu suchen und zu finden. Den Beteiligten das Gesicht zu wahren. Zukunft für den Schuldner zu schaffen. Den Prozess anständig zu handeln!

Anständig – ein Wort, dass wir bei der Betrachtung wirtschaftlicher Verflechtungen kaum gebrauchen. Dennoch ein Wort, dass immer noch einen guten Klang hat. Es kommt vom inneren Anstand her, oder vom Charakter rechtschaffend, honorig und redlich. Einem inneren sittlichen Verhalten verhaftet zu sein.

Denn es meint, dass jener Geschäftsmann anständig gewirtschaftet hat. Es meint aber auch, dass er sich in der Krise anständig verhält und ebenso Anstand verlangen darf von den Anderen.

Wann würden wir dies noch sagen? Wann, wenn wir über Risikomanagement sprechen?

Denken wir bei anständig an einen Hedgefonds? An einen global agierenden Kapitalanleger aus vielleicht London oder Asien? An Finanzdesigner, die ihre Kunden in weniger stupid, mittel stupid, bis hin zu Pensionskassen, die gar nichts raffen einteilen, und wie es geschehen ist, jedes Produkt (Cum-Ex) verkaufen?

Denken wir dabei an Goldman Sachs, die für den Staat Griechenland, unsere europäische Gemeinschaft mit Ihren Expertisen solange hinters Licht geführt hat, dass heute Tausende ohne Rente und Krankenversicherung dastehen. Tragen sie eine moralische Verpflichtung; haben sie anständig gewirtschaftet?

Alle diese Menschen sind heute Menschen, die wir nach unserer Terminologie als Schuldner bezeichnen würden.

Also wir sehen, wir müssen genau hinsehen, wenn wir von Schuldnern sprechen. So bleibt die Hoffnung, ohne moralische Verwirrungen die Gemeinschaft des Helfens nicht zu verlieren und stets anständig nach Lösungen zu suchen.

Haltet die Türen fest – sie werden bald wertvoll sein

Street Art in Berlin,- wie gehen wir damit um?
Haltet diese Türen fest, sie werden bald wertvoll sein. So möchte man am Kottbusser Tor in Kreuzberg empfehlen. Street Art soll auf einen Blick auffallen, eine pointierte Aussage treffen oder einfach nur bunt und schrill die Tristes ihrer Umgebung im Stadtraum aufhellen.

City-Kunst als Spiegel des Zeitgeistes und der Offenheit einer Gesellschaft. Sie ist gleichzeitig Ausdruck (Barometer) der Lebendigkeit einer Stadt. Oder eher das Versagen von Recht und Ordnung? Wie auch immer, ist es zu einem Ausdruck einer speziellen „Stadtkultur“ geworden. In Singapur wäre sie undenkbar.

Sie ruft heute weniger sozialpolitische Beachtung hervor, wie in Anfangsjahren des Entstehen dieser Kunstform. Sie macht kaum noch auf Missstände aufmerksam. Eher ist es eine sich etablierende Kunstform geworden, die zu unserem täglichen City-Alltag dazugehört. Das erste Street Art Museum in Berlin wird bald eröffnet. Die East Side Galerie an der Spree hat es zu weltweitem Ruhm gebracht.

Wir müssen zwischen einer bereits etablierten Kunstform und einer im Verborgen aufblitzenden Kunst unterscheiden. Diese verborgene ursprüngliche Kunst bemächtigt sich des Straßenraumes und macht auch vor Bahnen und Bussen nicht halt. Sie begleitet uns heute an vielen Orten und ist nicht mehr nur auf bestimmte Stadtteile begrenzt.

Wieviel dieser „Kunst-Werke“ haben wir eigentlich in Berlin, 10.000 oder mehr? Welche Bedeutung haben sie für unser Empfinden wenn wir darauf stoßen? Lösen sie Ärgernis aus oder sind sie belanglos? Schenken wir Ihnen in der etablierten Kunstszene noch Beachtung?

Welche große Bedeutung dagegen hat diese Kunstform wenn sie vermarktet wird. Dieses haben wir erst kürzlich mit dem zum Abriss stehenden Gebäude nahe Tauentzien erlebt, wo die Warteschlagen von Besuchern über 100 Meter, sogar über Tage hinweg zu sehen waren, nur, um diese Kunst von bemalten Wänden im Inneren des Gebäudes, in Büroräumen, im Treppenhaus und Fluren zu sehen, obwohl oder gerade, weil dieses Haus dann später abgerissen werden soll. Also damit gleichzeitig, die mit dem Gebäude verbundene Kunst ebenso zerstört wird. Ein unglaublicher Hip. Folgerichtig hat Street Art in den letzten Jahren Eingang in die Werbewelt gefunden.

Mega-Projekte im öffentlichen Raum – Anmerkungen zur Optimierung von Entscheidungs- und Umsetzungsprozessen

Ausgangssituation
Mega Projects“ sind seit Jahren in die Schieflage geraten. Dies gilt für Berlin und nicht nur für Berlin auch für Hamburg, um zwei Städte, die in die Schlagzeilen durch besondere Mega Projectsgeraten sind, herauszugreifen. In den Medien wird darüber national und international zum Teil mit Häme berichtet und diskutiert – unsere über Jahrzehnte aufgebaute Marke „Made in Germany“ wird in Frage gestellt, die Umlenkung von Steuereinnahmen als Folge aus anderen Verwendungsbereichen führt zu wachsenden Zielkonflikten; nicht zuletzt in der öffentlichen Wahrnehmung vieler Bürger.

Die Ursachen für diese Fehlentwicklung sind vielschichtig. Obwohl Politik und Wirtschaft an einem Ziel gemeinsam arbeiten, scheint es an lösungsorientierter Kommunikation, an einem Verständnis für die jeweiligen Restriktionen des Anderen zu fehlen. Um Mega Projekte zielorientiert und erfolgreich auf den Weg zu bringen, hat sich ein falscher Mechanismus in der Initialisierung und Vergabe der Projekte entwickelt und verfestigt – mit fatalen Folgen.

Mega Projekte werden nur unzureichend definiert. Kostenschätzungen werden bewusst am untersten Preislimit angesetzt und eine Projektbeschreibung erfolgt nur rudimentär. Es fehlen nicht selten Zukunftsszenarien, die die Entwicklung des Projektes, während des langen Planungs- und Realisierungszeitraum, der oft eine Dekade betragen kann, berücksichtigt.

Die Bauwirtschaft akzeptiert dieses Vorgehen. Sie kalkuliert über die bereits mit der Auftragserteilung eingepreisten Nachträge und Planungsänderungen dieses Verhalten mit ein. Wer sich diesem Verfahrensmechanismus beugt, kann damit letztlich gute Gewinne erzielen.

So beginnt der Bauprozess bereits zum Anfang auf der Basis einer bewussten Täuschung an dem Viele beteiligt sind.

Die Kontrolle zwischen Parlament und Regierung funktioniert hierbei nur unzureichend. Projekte werden nicht ausreichend dargestellt und auf die darin enthalten Risiken wird nicht verwiesen. Die Kostenentwicklung ist allen bekannt, wird aber nicht thematisiert.

Auch dem Bürger werden Risiken verschwiegen. Hier zeigt sich das Dilemma. Es besteht die Angst, die Nachteile des Projektes zu präsentieren. Man glaubt durch dieses Verfahren, weitgehend an der Öffentlichkeit vorbei, das Projekt zum Laufen zu bringen. Doch unsere heutige hohe Informationstransparenz führt dann zu einer heftigen öffentlichen Gegenreaktion, die nicht selten überzogen ist.

Dieses Problem nimmt mit steigendem Differenzierungsgrad von Gesellschaften zu. Autokratische   Gesellschaften haben dieses Problem in viel geringerem Maß und können deshalb u.a. sehr viel effektiver Mega Projekte realisieren. Nicht zuletzt haben dies weltweit agierende Architekturbüros auch erkannt und halten zu diesen Gesellschaften Kontakt. Sie können dort ihre internationale Architektursprache ohne Einschränkungen zu befürchten exportieren. Dies erfolgt leider nicht selten auch ohne kulturellen Bezug.

Eigentlich sollte durch die öffentliche Kontrolle des Bürgers und des Parlaments auch ein wünschenswertes Regulativ vorhanden sein, das aber durch obiges Verfahren konterkariert wird. Da Projekte in Ihrer Tragweite und Bedeutung in der Öffentlichkeit nur mit einem enormen Aufwand kommuniziert werden können und der Erfolg einer öffentlichen Akzeptanz zur Realisierung fraglich ist, besteht für die Kommune ein hohes Risiko, sich einem offenen bis ins Detail transparenten Verfahren zu unterziehen. Daher erfolgt schon vor dem Start des Projektes ein verschleiernder Prozess.

Eine weiter vertiefende Analyse würde helfen, Lösungswege aufzuzeigen. Doch es gilt den Blick nach vorne zu richten und Lösungen anzubieten. Die Beteiligten könnten bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie es wollen – daran besteht kein Zweifel.

Zieldefinition
Wie lässt sich eine nachhaltige Verantwortung für Projekte bei allen Beteiligten, insbesondere in den Führungsspitzen der Politik und Verwaltung einbringen? In der privaten Wirtschaft werden Fehler beim „Verantwortung tragen“ einfach aber effektiv durch Entlassung von Verantwortungsträgern oder sogar durch eine Insolvenz geregelt. Verantwortliche Entscheider in Politik und in Verwaltung sind davon weitestgehend befreit.

Kommunale Entscheidungsträger umgeben sich mit einer Reihe von Experten, die Ihnen, ohne eigene Verantwortung tragen zu müssen, versuchen zu erklären, wie die optimale Entscheidung für eine Zieldefinition aussehen sollte. Doch Komplexität und Sachzusammenhänge wie auch strategische Restriktionen können in der Führungsspitze nur unzureichend aufgenommen werden. Die Vielfalt der Einflussfaktoren werden in der Realität nicht angemessen transparent und schon gar nicht zeitintensiv genug geprüft.

Damit beginnt das Dilemma bereits bei der Zielbestimmung. Zeit und Wissen können in nicht ausreichendem Maße eingebracht werden und somit kommen nicht selten unzureichend definierte Zielvorgaben zur Umsetzung.

Erschwerend kommt hinzu, einmal gefasste Vorgaben sind kaum noch zu revidieren. Doch die Konsequenz daraus heißt nicht, diesen Missstand abzubauen, sondern eher sich damit einzurichten, obwohl es Alle missbilligen (wir kennen es alle, das Europaparlament zieht seit Jahrzehnten dreimal turnusmäßig um und keiner sieht heute darin noch einen Nutzen- aber wir ändern es nicht).

Nur wenn es gleichzeitig gelingt, den Verfahrensprozess einer höheren Flexibilität, der sich permanent ändernden Realitäten anzupassen und die Bereitschaft geweckt wird, diese Anpassung als natürlichen Teil des gesamten Prozessablaufs zu sehen, besteht die Chance zur Erneuerung. Entscheidungen müssen revidierbar bleiben.

Nur wer sich der Aktualität anpassen kann, hat das Recht auf eine optimale Realisierung dieser Mega Projekte.

Politik muss sich daran zukünftig mehr messen lassen. Erst dann kann eine neu organisierte operative Einheit den gewünschten Erfolg einspielen. Die Zielfindung wird heute vielfach durch öffentliche Bürgerbeteiligungsproesse beeinflusst.

Dies stellt in dem Gesamtprozess einen Teilschritt dar, der zum Verständnis notwendig ist, denn nur wenn die Zielvorgaben angemessen sind, kann die operative Einheit durch eine neue Organisationsstruktur optimiert werden.

Was wäre zu tun?  Aufbau einer operativen Mega-Project Unit
Megaprojekte gibt es auch in der privaten Wirtschaft. Unternehmen setzen in diesen Fällen ein hochkarätig besetztes, durchsetzungsstarkes und dem Vorstand direkt unterstelltes Leitungsteam ein, dass alle wesentlichen Aufgaben für das Projektziel bündelt und für ihr Ziel priorisiert und „durchzuboxen“ hat. Bei kleineren Themen wurde dafür das Produktmanagement oder das Kundengruppenmanagement entwickelt, in jedem Fall organisatorische Sondereinheiten, die mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet werden.

Wie könnte es im kommunalen Sektor aussehen? Es braucht zunächst eine auf das Projekt zugeschnittene Organisationsstruktur, eine neue, für alle sichtbare organisatorische Einheit (Unit), abseits der eingeübten Verwaltungsstrukturen und Hierarchien. Die neue Struktur muss effektiver zwischen staatlichem Interesse, privater Wirtschaft und Öffentlichkeit agieren können.

Dies lässt sich nur von der Spitze der Verwaltung ausgehend initialisieren.  Ein „Top Down Prozess“ ist dazu notwendig. Die bestehende Verwaltung muss diese neue Unit akzeptieren und unterstützen lernen. Die neue Unit wird ihre Akzeptanz nur aus dem Erfolg ihrer Projektarbeit ableiten können, aber zu Beginn und in jeder Krise muss von der obersten Leitungsebene eindeutig Rückendeckung und stetige Unterstützung geleistet werden.

Diese professionelle Steuerungs-Unit ist mit Experten zu besetzen. Diese Steuerungseinheit repräsentiert die Fachbehörden und repräsentiert höchste Kompetenz. Sie ist durch das Lernen im Prozessablauf aus sich heraus weiterzuentwickeln. Sie muss ein „Wir-Gefühl“ einer Megaproject Unit entwickeln.

Diese neue Megaproject-Unit soll über die Bereiche hinweg agieren, damit das Einhalten von Zielen, inhaltlichen Vorgaben, von Kosten und von Zeithorizonten nicht zu einer leeren Versprechung verkommen. Diese Unit wird sich jederzeit ihrer Verantwortung zum Erfolg stellen müssen, denn nur daran wird sie gemessen werden und darin erhält sie ihre Berechtigung. Diese Unit bietet die Chance, Einzelinteressen auf ein gemeinsames Globalziel zu bündeln.

Der Aufbau einer Mega-Project-Unit ist keine neue Erfindung, sie wurde bereits bei Megaprojekten angewendet. Was fehlt, ist eine automatische Verstetigung; ein allgemein gültiger von der Verwaltung akzeptierter Kriterienkatalog, in dem Größe, Komplexitätsgrad, politische und überregionale Relevanz Anhaltpunkte sind, um zu bestimmen, ab wann und welches Projekt als Mega Project eingestuft werden soll.

Durch die gemeinsame Bearbeitung eines Mega-Projects werden die Verantwortlichen mehr und mehr an spezifischen Kenntnissen und Erfahrung erlangen. Genau daran mangelt es bei den heute agierenden Akteuren. Ihre parallel zu leistenden Aufgaben erlauben es kaum, projektspezifische Erfahrungen zu sammeln und neue Kompetenz aufzubauen. Megaprojekte sind eben kein alltägliches Geschäft, weder für die Spitzenkräfte in der Verwaltung noch in der Politik. Auch soll diese Mega Unit über die Landesgrenzen hinaus tätig sein und ihre Erfahrung und ihr gesammeltes Wissen anbieten können.

Es muss deshalb darauf hingearbeitet werden, eine Kernmannschaft zu bilden, die kontinuierlich und als Vollzeitspezialisten als Steuerungseinheit fungiert. Dieses Prinzip wird angewendet, beispielsweise beim Militär (Spezialeinheiten) oder in Form der Sondereinsatzkräfte der Polizei (GSG 9). Sie haben erfolgreich schwierige Fälle abwickeln können.

Diese Lösungsmodelle organisatorischer Art sind allerdings in der kommunalen (Stadt)-Verwaltung noch nicht ausreichend etabliert. Auch damals haben leider erst bittere negative Ereignisse dazu geführt, Special-Units auf den Weg zu bringen und damit eine Professionalisierung einzuleiten (denken wir zurück an Olympia 1972). Eine eigens geschaffene „Mega-Project-Unit“, kurz „M.P.U.“, für große kommunale Bauprojekte würde sich im Laufe der Jahre zwangsläufig etablieren und strukturierte Ablaufmodelle entwickeln helfen, die die Chance verbessern, Groß-Projekte in Zeit, Kosten und Qualität, optimaler zur Umsetzung zu bringen.

Aufbau einer Kernmannschaft
Für eine Initialisierung reichen zunächst drei bis vier Fachkräfte, um einen vorlaufenden methodischen Aufbau zu leisten. Es sollte ein allgemein gültiger Strukturplan (methodischer Aufriss) zur Bearbeitung für diese Projekte entwickelt werden. Eine Begleitung durch einen neu zu schaffenden Lehrstuhl an der Universität wäre wünschenswert.

Es kommt jedoch darauf an, aus den Fachbereichen Senatskanzlei, Finanzen, Stadtentwicklung und Wirtschaft eine dauerhafte Kernmannschaft zu bilden. Diese Kernmannschaft wird sukzessiv ihre projektbezogene Erfahrung sammeln und sowohl Kompetenz wie Autorität gewinnen. Sie stellt in der Anfangsphase, je nach Projektausrichtung, ein spezifisches Team von Experten für die Realisierung der Projekte zusammen.

Sie soll einen eigenen Haushaltsetat besitzen, damit sie unabhängig und in ihren Entscheidungen autark ist. Sie sollte nicht den jeweiligen Ressortchefs der Bereiche unterstehen.

Gleichzeitig sind der Wirkungsraum und die Kompetenzen der Unit festzulegen. Ebenso ist festzulegen, welche Maßnahmen bei einem verweigerten Support der Fachbehörden zu ergreifen sind, um Klarheit für alle am Prozess Beteiligten zu schaffen ist.

Phasen zum Aufbau einer Steuerungseinheit
Drei Schritte sind notwendig um diese Unit auf den Weg zu bringen. Im Vorfeld sind zunächst die Rahmenbedingungen der Beteiligten abzuklären.

Ein Positionspapier ist zu formulieren.

Drei Schritte zur Initialisierung:

  1. Auf Leitungsebene ist der Beschluss zur Unit zu fassen. Deren Querschnittsfunktion und Handlungsspielraum sind festzulegen.
  2. Teilnehmer der Unit aus Vertretern der Finanzbehörde einschließlich Investitionsbank, Stadtentwicklung, Wirtschaftsbehörde sind zu bestimmen.
  3. Konzeptionelle Ausrichtung und Einbinden notwendiger Externer.

Zur Initialisierung sollten Gespräche in einem begrenzten Kreis zwischen den Teilnehmern vertraulich geführt und deren Anregung aufgenommen werden.

Lassen Sie uns damit beginnen. Es nie zu spät.

Die verlorene Rolle des Architekten – ein Mangel in der Ausbildung?

Kein leichtes Thema, aber bei unserer Arbeit im Real Estate Investment stoßen wir darauf. Investoren, insbesondere internationale Developer, müssen auf eine maximale Rendite achten. Nicht selten geraten sie dabei mit ambitionierten Architekten aneinander. Sie stoßen auf eine andere Welt der Herangehensweise, die wenig von Renditeüberlegungen geprägt ist. Der Architekt versucht sein Kunstwerk zu schützen und sein Bestes durchzusetzen. Oft wird er dabei gebremst und zu guter Letzt aus dem Development Prozess möglichst schnell wieder ausgeklammert. Die auf kurzfristiges Maximieren der Erträge ausgerichtete Investorenwelt nimmt hierauf kaum Rücksicht. Ich werde deshalb über den Verlust der gesellschaftlich anerkannten Rolle des Architekten sprechen. Architekten und Planer sollten mehr darüber nachdenken, was sie dagegen tun können. Um eine einst anerkannte Rolle als Globalplaner wieder zu erlangen, müssen wir unangenehme Fragen stellen, um die richtigen Antworten zu erhalten.

Ich möchte vorweg zunächst aufzeigen, in wie weit fast alle Lebensbereiche von der Notwendigkeit zum ökonomischen Handeln beeinflusst werden, um später diesen Mangel an ökonomischen Sachverstand in der Architekturausbildung zu spiegeln. Dieses Dilemma ist nicht zu übersehen. Eine wichtige Antwort wird es sein, ob es als sinnvoll seitens der Architektenschaft gesehen wird, sich mit diesem Thema überhaupt auseinanderzusetzen.

Ich möchte zunächst zwei Themenbereiche vorstellen, die symptomatisch für unsere Dienstleistungsgesellschaft sind. Die Rolle von „Money and Market“ in unseren Dienstleistungsgesellschaften. Die Rolle von „Citizen Power“ als Synonym bei Bürgerbeteiligungen und Aktivitäten der Kreativwirtschaft, die nachhaltig zu Veränderungen von Planungsprozessen geführt haben. So stehen heute gewerbliche immobilienwirtschaftliche Vorhaben im Spannungsfeld zwischen sozialen, ökonomischen und technischen Herausforderungen, die es gilt erfolgreich zu managen. In diesem Spannungsfeld muss sich Architektur behaupten. Hier sollten Architekten dazu Stellung nehmen und überzeugende Antworten geben können.

Am Beispiel von Megaprojekten, die in die Schlagzeilen geraten sind wurde für Viele erkennbar, dass dieser komplexe Prozess äußerst vielschichtig ist.

Wie kann den heute gestiegenen Anforderungen entgegnet werden, sodass sowohl Technik, Kunst, Kultur, Soziales und Ökonomisches seinen angemessenen Raum im Zusammenspiel erhält.

Doch zunächst drei Beispiele.

Money and market
Lassen Sie uns mit einer Frage beginnen, über die wir gemeinsam nachdenken müssen. Welche Rolle kommt Geld und Markt in unserer Gesellschaftzu? Heute gibt es sehr wenige Dinge, die man mit Geld nichtkaufen kann.

Stellen Sie sich für einige Sekunden vor, Sie würden in einem Gefängnis in Barbara Santa Monica sitzen und es wäre nicht besonders komfortabel. Dann müssen Sie wissen, dass Sie in diesem Gefängnis ein Upgrade kaufen können. Das ist wahr! Was glauben Sie, wie viel kostet dies? 500 US Dollar – … nein, es ist nicht das Waldorf Astoria, es ist ein Gefängnis; aber immerhin 82 US Dollar die Nacht.

Sie wollen zu einer Konzertpremiere gehen, müssen dafür aber in einer langen öffentlichen Schlange mehrere Stunden stehen. Da gibt es jetzt eine Lösung für Sie. Sie können extra dafür bezahlen, dass Sie vom Ende der Schlange zum Anfang der Schlange gelangen. Sie nennen es in den USA „Fast Track“. Bei vielen Veranstaltungen in Amerika zum Beispiel, Washington D.C. gibt es dieses Angebot. Manche Leute mögen nicht über eine lange Zeit in einer solchen Schlange warten, insbesondere wenn es regnet oder über Nacht, bei besonderen Veranstaltungen. Für diese Leute, die nicht warten möchten gibt es Firmen, die sich darauf spezialisiert haben. Sie können Ihnen extra Money bezahlen. Diese Firmen suchen sich „Homeless People“, die das Geld brauchen und solange in der Schlange stehen, wie es notwendig ist und kurz bevor die Veranstaltung beginnt, können Sie dann die Position am Anfang der Schlange einnehmen. Ein Beispiel für bezahltes Stehen in der Warteschlange. Sie nennen es Payed line-standing!

Was lernen wir daraus?
Es ist das Ergebnis von Marktmechanismen. Marktdenken und Marktlösungen. Es gibt kein Zweifel daran, dass diese Form der Marktmechanismen auch bei größeren Zusammenhängen Praxis findet.

Wer der Meinung ist, dass man für Geld alles haben kann, gerät leicht in den Verdacht, dass er für Geld alles zu tun bereit ist. Benjamin Franklin

Wussten Sie das, im Irak- und im Afghanistankrieg mehr private Contractors als US-Militär Trupps waren, also reguläre Soldaten. Auch wenn man in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht unbedingt wollte, dass der Krieg an private Firmen ausgelagert werden sollte, ist es doch eine Tatsache.

Realisieren Sie, was passiert?
Wir sind nicht nur verantwortlich für das was wir tun, auch für das was wir nicht tun. (Molière)

Über die letzten drei Dekaden in unserer westlich orientierten Welt hat es eine stillschweigende Revolution gegeben. Wir sind hineingerutscht in eine vom Markt dominierte Gesellschaft. Vorwiegend ist die Marktökonomie das Werkzeug und dazu noch ein Wertvolles und ein Effektives, um optimale Gewinne zu organisieren. – In unseren marktbestimmten Gesellschaften ist fast alles zum Verkauf!

Marktkonformes Denken in Marktwerten beginnt fast alle Aspekte des Lebens zu dominieren. Persönliche Beziehungen, Familien, Bindungen, Gesundheit, Ausbildung, Politik, Gesetze, ziviles Leben. Eine neue Form der Reproduktion des Erfolgs.

Nun gut, Sie werden sich fragen, aber was interessiert uns das in der Architektur? Auch die Architektur ist von diesem Prozess natürlich nicht ausgeschlossen. Gerade besonders künstlerisch ambitionierte Architekten stellen dieses bei Ihrer täglichen Arbeit oft schmerzhaft fest. Kenntnisse über diese ökonomischen Marktmechanismen sind entscheidend, um die Projekte erfolgreich bis zum Ende voranzutreiben.

„Losing Power “, Eine schleichende Entmündigung des Architekten
Besonders eklatant ist die Entmündigung des Architekten bei Großprojekten wie Bahnhöfen, Flughäfen, Kulturzentren und Sportstadien erkennbar. Welche Nebenrolle der Architekt für das gesamte Development spielt, lässt sich besonders bei diesen beiden Großprojekten Hauptbahnhof in Berlin und Flughafen BER, Berlin Brandenburg erkennen.

Was folgt ist die Flucht ins Ausland.
So ist es nicht verwunderlich, dass Star-Architekten gerne im Ausland arbeiten, gleichzeitig nicht selten massiv gefördert durch die jeweiligen Regierungen um spektakuläre Projekte zu realisieren. Diese Projekte werden oft in weniger als zwei Jahren Bauzeit fertig gestellt. China ist dafür ein Paradebeispiel.

Diese dann dort importierte, – internationale, kulturell entlehnte Architektur -, ist ein Ausdruck (exportierter) Identität.

In diesen Ländern genießt der Star-Architekt ein hohes Maß an Ansehen und Vertrauen. Diese Architektur vermag es gerade in diesen Ländern eine „Vision von Fortschritt“ zu signalisieren. So entstehen durch die Architektur scheinbar schöne Bilder. Die Symbolik steht im Vordergrund. Die Auftraggeber bekommen was sie bestellen.

Es wird eine Zukunft aufgezeigt, die allerdings oft diametral zur lokalen gesellschaftlichen Wirklichkeit steht. Jedoch müssen die Akteure erkennen, dass die Umsetzung dieser Vorzeigearchitektur nicht selten begleitet wird von örtlichen unsäglichen Arbeitsbedingungen, von Entbehrungen manchmal einer ganzen Gesellschaft (besonders in den ärmsten Ländern), um sich diese Monumente, für wen auch immer, leisten zu können.

In diesen Ländern findet das traditionelle Berufsbild des Architekten bei seinen Auftraggebern noch eine positive Akzeptanz; dem singulären oft machtbeflissenen „Bauherrn“, dem der Architekt dient, – ein beliebiges entleertes Zeichen -, zu erstellen. Sozioökonomische und kulturelle Randbedingungen sind unerwünscht, nicht gefragt.

Promiente Beispiele, – gedacht zum Machterhalt
Sotschi, die ersten Winterspiele in Russland, die in einer südtropischen Stadt ausgetragen wurden. Mindestens 30 Mrd. US $ sind dort versickert, jeder Sitzplatz kostete mehr als 19.000 US $. Bauauftragsvergabe ohne Ausschreibung u.d.g.l.m.

Zur Machtvermehrung und Ansehen.
Burj Khalifa arabisch übersetzt Burg Kalifa. Unglaubliche 4 Jahre Bauzeit. Bis zur Spitze 829,8 m ca.1,0 Mrd. US $ Baukosten!

Brasilien, Olympischen Spiele währen das Land im Umfeld im Chaos versank.

Und hier in Deutschland?
Ganz anders in Deutschland. Es hat sich in den letzten Jahren ein sehr viel höherer Widerstand in der Bevölkerung bei spektakulären Großprojekten entwickelt.

Es führte dazu, dass sich Star-Architekten mit ihren traditionellen Deutungsbildern und kulturellen Wertvorstellungen auf dem Pfad einer Entmündigung befinden.

In Deutschland oder anders, insbesondere in Westeuropa, ist der Architekt in seiner Schaffenskraft stark durch Bauvorschriften und bürokratische Hemmnisse begrenzt und nicht zuletzt durch Bürgerinitiativen, die seinem freiem Schaffensdrang Einhalt gebieten. Öffentliche Bauaufträge sind einer Vielzahl von Zwängen unterworfen. Ohne Zweifel bietet unsere demokratische Gesellschaftskultur, ein wichtiges Regulativ.

Frei nach dem Motto von Dieter Hildebrand: Politik ist nur der Spielraum, den die Wirtschaft ihr lässt.

Citizen Power, Bürgerbeteiligung
Erlauben Sie mir einen kleinen Exkurs zu dem Thema Bürgerbeteiligung. Gerade in Berlin hat sich die Kreativwirtschaft, die eng mit einer Bürgerbeteiligung manchmal zusammenwirkt diesem Thema in besonderer Form angenommen. Welche Sprengkraft aktive Bürgerbeteiligungen besitzen, können wir sehr gut bei Megaprojekten erkennen. Bürger haben begonnen sich zu empören und sind nicht mehr bereit, durch Kapital und Politik gestützte Projekte zu akzeptieren. Ganz anders als bei den vorhergenannten Beispielen.

Wir haben nicht zuletzt auch erkennen müssen, dass gerade diese Megaprojekte häufig von Korruption und Missmanagement begleitet sind. Die in der Politik und Wirtschaft damit einhergehenden Enthüllungen und die Tragweite der Skandale hat vielfach ein unerträgliches Maß für viele Bürger erreicht. Bürgerbeteiligungen sind heute sehr viel einfacher durch socialmedia Plattformen zu organisieren. Zum Glück wird schnell vergessen und der Missstandes kann wieder von vorne losgehen.

Vertreter der parlamentarischen #Demokratie haben dies längst erkannt und geben aus Angst Stück für Stück Hoheitsrechte ab. Ihnen fehlt oft der Mut sich zu positionieren. Es ist sogar eher Resignation und Rückzug erkennbar. Politiker und staatliche Organe beginnen sich unmerklich zurückzuziehen. Wobei Planer und Architekten in dieser Situation zum Beobachter dieses Prozesses geworden sind. Welche Rolle spielen hierbei die Kammern und Verbände? Warum melden sie sich nicht nachdrücklicher zu Wort?

Es findet ein ungeregelter Transformationsprozess statt. Dem engagierten Bürger fehlt die Legitimation. Dem Parlamentarier wird immer weniger Glaubwürdigkeit attestiert. Beide Seiten: Der empörte Bürger und der gewählte Parlamentarier verlassen ihre ursprüngliche Rolle. Vertreter der Bürgerinitiativen zeichnen sich durch ein hohes, teilweise überzogenes Selbstbewusstsein, große Redegewandtheit aus, und neigen aus der Position der Defensive eher dazu zu überzeichnen, als realistische Lösungen anzubieten. Sie tragen letztlich auch keine Verantwortung. Nicht selten werden von den Bürgern abstruse Konzepte favorisiert.

Parallel dazu erreichen Splitterparteien ohne echte Ziele und Konzepte traumhafte Zustimmungsquoten. Allen mag der Konsens etwas Gutes für das Gemeinwohl tun zu wollen, zu Grunde liegen, doch was wir unter Gemeinwohl verstehen, ist oft sehr divergent. Insbesondere bei Projekten, bei denen eine große soziale und wirtschaftliche Spannung an Ungleichheit spürbar ist.

Oft wird damit argumentiert im Namen für das „Gute“, das zu Bewahrende, dass Nachhaltige, das Richtige, das sozial Gerechte, dass die Allgemeinheit hinter sich wissende, zu kämpfen. Doch findet dieses meist nur bei prominenten Baustellen statt. Es beschränkt sich ausschließlich auf diese spektakulären Projekte. Sie haben mehr Außenwirkung. Doch Verantwortung übernehmen heißt, für alles haften zu müssen.

These: Dennoch ist dieser Protest wichtig, denn ohne diesen Widerstand gibt es keinen gesunden Paradigmenwechsel. Er ist das Salz in der Suppe der Gesellschaft. Es ist unsere Zukunft. Das Bewahren von Gewaltlosigkeit bleibt dabei unsere Hoffnung und Versicherung für die Zukunft. Bleibt sie erhalten, ist es ein wundervoller Motor für eine Veränderung.

Hieran schließt sich die Frage, welche Rolle spielen in diesem Prozess der zunehmenden Bürgerbeteiligung Architekten und wie sind sie auf diese Veränderungen vorbereitet? In welchem schwierigen Spannungsfeld, zwischen Auftraggebern und seinen Nutzern, für die sie planen und bauen, befinden sie sich damit?

Das Einmalige an der Architektur ist, und damit unterscheidet sie sich von vielen anderen produktschaffenden Dienstleistungen, dass sie wohl all gegenwärtig ist und wir uns ihr nicht entziehen können. Wie bei kaum einem anderen Produkt bestimmt sie unser tägliches Leben, sie umgibt uns im wahrsten Sinne, sie umhüllt uns. Wir leben in ihr und mit ihr. Wir durchschreiten sie und damit prägt sie unsere tägliche Stimmung. Architektur ist ein phantastisches Instrument, um mit unseren Sinnen zu spielen.

Sie ist von ihrem künstlerischen Anspruch gleichbedeutend wie Musik, Literatur oder Malerei. Sie verleiht unserem Lebensumfeld Qualität und sollte letztlich in der Gesellschaft ein wichtiges Anliegen sein. Diese Eigenschaften der Architektur haben Diktatoren und Despoten immer erkannt und sich dieses verführerische Momentum der Architektursprache in den Gesellschaften zu Eigen gemacht.

Lassen sie uns eine sehr provokante These diskutieren. – Da die Entwicklungsprozesse hochkomplexer Gebäudeeinheiten immer aufwändiger geworden sind, sei folgende These erlaubt: Die Planungsarbeit des Architekten ist heute eher eine im Entwurfsprozess auftauchende, sich im Team entwickelnde Tätigkeit. Das bedeutet, es gibt keinen Planer mehr, der alle Tätigkeitsfelder, wie in dem alten Rollenverständnis des Architekten folgend, durchführt. Heute sollte die Ausbildung des Architekten jedoch wieder seine Verantwortung lehren, den gesamten Lebenszyklus seines Produktes zu beachten, um die Qualität dadurch erheblich zu verbessern? Somit könnte auch eine ökonomische Optimierung des Produktes erreicht werden? Höchstwahrscheinlich würden die Gesamtkosten für das Produkt über den Lebenszyklus minimiert. Nun, die ökonomische und umweltadäquate Betrachtung ist eine Seite. Würde damit die Individualität des kreativen Geistes auf der Strecke bleiben? Würde die Komposition von „Qualitätsarchitektur“ beeinträchtigt?

Zwar könnten Betriebs- und Wartungskosten für den Gesamtzyklus optimiert werden, aber verliert das Produkt nicht auf der anderen Seite seine Unverwechselbarkeit? Wir kennen diese Diskussion aus der Automobilindustrie seit den ersten Windkanaltests, um optimale CW- Werte zu erreichen. Die Ähnlichkeit des Fahrzeugdesigns hat damit sicherlich zugenommen. Heute ist es beim Konsumenten in der Autoindustrie kein Thema mehr. Wenn wir der Tatsache ins Auge sehen, dass bestimmte Megaprojekte heute nicht mehr optimal geplant und realisiert werden, sollten wir uns neue Entwicklungsmethoden überlegen. Vieles könnten wir in der Architekturausbildung aus der Industrie lernen.

Brauchen wir ein erweitertes Planungsverständnis, eine neue Rolle des Architekten?
Was ist heute die Aufgabe des Architekten im Planungsprozess? Zunächst Grundlagenermittlung. Hierzu zählen vorgeschaltete Maßnahmen und Überlegungen, insbesondere Gespräche mit dem Auftraggeber. Die HOAI erwähnt als sog. Grundleistungen beispielsweise: „Klären der Aufgabenstellung, beraten zum gesamten Leistungsbedarf“ und als besondere Leistungen „Bestandsaufnahme, Standortanalyse.

Über den rein technischen Sachverhalten hinaus besteht die Aufgabe, die Planung in ihrer sozialen und ökonomischen Tragweite zu verstehen und in Form einer geeigneten Kommunikation, die unterschiedlichen Bedürfnisstrukturen der Beteiligten einschätzen zu können, um ein sozial verträgliches wie ökonomisch optimales Produkt zu formen.

Fassen wir noch einmal zusammen. Das Berufsbild des Architekten hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte erheblich verändert. Brauchen wir in der Ausbildung eine erweiterte Lehre um ökonomische und soziale Aspekte? Wenn wir dem Architekten eine führende Rolle in diesem Prozess zu sprechen wollen, muss er in der Lage sein die Breite dieses Aufgabenfeldes abzudecken, zumindest zu moderieren.

Nur wer Ansprüche stellt, dem werden sie auch erfüllt. Wohl finden kostenminimierende Maßnahmen Eingang in jeden Bauprozess, doch beziehen sie sich häufig ausschließlich auf die technisch- ökonomische Erstellung des Gebäudes. These: Der traditionelle Architekt schafft sich damit ein zu enges Korsett, dass es ihm nicht erlaubt, am gesamten Entwicklungsprozess angemessen am ganzen Prozess Teilhabe zu nehmen. Um wieder Kompetenz zurückzugewinnen, sollte der Architekt während des gesamten Prozessablaufes in der Lage sein, sein Produkt beurteilen zu können. Diese Aussage darf es nicht mehr geben, wir lassen ihn, den Architekten, nur die Fassade machen, den Rest übernehmen wir. Er muss die Rentabilität seines Produktes im Lebenszyklus bestimmen können, um anerkennendes Gehör im Investmentprozess zu finden.

Vielleicht können wir auch sagen, dass es deshalb für den traditionellen Architekten in vorwiegend nicht demokratischen Gesellschaftsstrukturen, es sehr viel einfacher ist, seine aufwendigen architektonischen Ansprüche zu realisieren, als dies für ihn in den hoch entwickelten industrialisierten Gesellschaften möglich ist, wo er neben erheblichen gesetzlichen Beschränkungen in jüngster Zeit auf wachsende Bürgerbeteiligungen stößt, die nicht unisono bereit sind, seine Vorstellungen von qualitativ hochwertiger Architektur in Gänze zu akzeptieren und beginnen viele Konzepte zu hinterfragen. Hierin zeigt sich nach meiner Auffassung auch eine neue Aufgabe in der Architektenausbildung.

Die Frage, die sich für jeden Architekten stellen sollte, wo befindet er sich im Wertschöpfungsprozess? Nimmt er nur eine dienende Funktion ein? Wer nicht einmal den Anfang der Wertschöpfungskette kennt und beurteilen kann, hat kaum eine Chance, Einfluss auf diese gesamte Kette zu nehmen. Deshalb erscheint es mir außerordentlich wichtig, dass sich Architekten, die zweifellos die höchste Kompetenz von allen Beteiligten am Bauprozess besitzen, sich ebenso mit sozioökonomischen Kriterien eines Immobilien Investments auseinandersetzen können. Hierdurch können Sie sich Gehör verschaffen, Ansehen erwerben und einen positiven Beitrag zur allgemeinen Wertschöpfung leisten.

Dies setzt voraus, dass Architekten sich mit den ökonomischen Fragestellungen Ihres Schaffens im Gesamtprozess viel stärker als bisher auseinandersetzen und dies weit über die Beurteilung von Fragen des Baustandards, von Qualität und deren Kosten. Die oft vorhandene Scheu sich am Anfang mit diesen ökonomischen Fragestellungen zu befassen, ist für meine Begriffe vielfach unbegründet. Auch die Argumentation vieler Architekten sich mit diesen Themen nicht auseinanderzusetzen, da es gegen das Berufsethos verstößt, greift viel zu kurz. Denn auf der anderen Seite sind Architekten gerne bereit für Diktaturen Projekte in höchster Reinkultur zu planen und sich damit zu zieren. Auch hier korrumpiert Geld und Geltungsdrang den Architekten nicht minder zu seinen kaufmännisch orientieren Partnern.

Wer diesen Prozess steuern möchte und Verantwortung übernehmen will, muss bereit sein, am Anfang der Wertschöpfungskette sein Wort zu erheben, seine Kompetenz einzubringen, um auf diesen mit einzuwirken und damit im gesamten Prozess wieder an Qualität zurückzugewinnen. Ich bin fest davon überzeugt, dass gerade Architekten einen hervorragenden Beitrag in diesem Gesamtprozess leisten könnten, da es für Sie sehr viel einfacher ist, zusätzlich zu den technischen wie künstlerischen Voraussetzungen, ökonomische Notwendigkeiten dazu zu erlernen, ohnedem kein optimaler Planungsprozess mehr denkbar wäre.

Nur so können sie sich im Real Estate Investment Market Gehör verschaffen und ihre heute vielfach einstige Reputation und Achtung wieder zurückgewinnen, denn Sie sind diejenigen, die den Gesamtprozess von Ihrer Ausbildung her in der Lage wären, am ehesten zu durchleuchten.

Gibt es im schwarzen Loch keine Solidarität? – Gravitation der Cities

Ein Prozent Nettorendite in der Kern-City Berlin und sieben Prozent nur 45 Fahrminuten davon entfernt. Also das Siebenfache an Ertrag. Und trotzdem kein Investor, der Interesse zeigt, während es viel Investmentnachfrage für ein Prozent gibt.

Wie passt das zusammen? Ist es der Traum von unglaublicher Wertsteigerung durch Wachstum (Verdopplung des Immobilienwerts in wenigen Jahren)? Womit wird diese Wertsteigerung erkauft?

Städte um Berlin wie Frankfurt (Oder) sind scheinbar abgehängt. Schon gar nicht im Fokus ausländischer Investoren. Die stadtwirtschaftliche Entwicklung ist dort nahe dem Nullpunkt. Der hohe Attraktivitätsquotient der Stadt Berlin ist vergleichbar mit einer starken Gravitationskraft. Er zieht aus dem Umfeld alles in seinen Bann und gibt nichts mehr ab.

Dieser Effekt wird noch durch regionale Zuständigkeiten und darauf basierenden politischen Entscheidungen innerhalb der Stadtgrenzen verstärkt. Die Einen haben bald alles und die Anderen bald zu wenig.

Das Wissen um diese Zusammenhänge ist wahrlich nichts Neues, aber deren Heftigkeit ist heute durch die Menge des freigesetzten Investmentkapitals in der Hauptstadt enorm groß. Die damit einhergehenden stadtkulturellen wie stadtwirtschaftlichen Veränderungen schaffen Konflikte aber in beiden Städten. Ungesunde Monostrukturierung und Tristes nur 45 Minuten davon entfernt. Es gilt sich zwischen Egozentrik (aus dem Blickwinkel einer Metropole) contra Solidarität zu seinem Nachbarn im direkten Umfeld zu entscheiden. Aber wie soll das gehen? Warum sollte man es tun?

Hält dieser Zentrierungsprozess an, dann führt er langfristig zu einer Erosion. Überspitzt: Die City überhitzt und das Umfeld verödet (sozial wie auch wirtschaftlich).

Insbesondere die damit verbunden sozialen Begleiterscheinungen können wir in den „Pariser Banlieues“ ablesen. Also die Forderung heißt rechtzeitig davon lernen, um konsequent und gezielt gegenzusteuern.

Wir brauchen wieder ein Mehr an regionalübergreifender weitsichtiger Politik. Beide Seiten, die Abgehängten und die Wachsenden müssen, um die Chance des erfolgreichen Miteinander zu erkennen, den Mut aufbringen, enger zusammenzuarbeiten. Denn gemeinsam wären die Vorteile für beide Seiten größer.

Also abgeben um langfristig zu gewinnen. Es wäre eine Verpflichtung des „Gravitant“ diesen Dialog zu beginnen.

Es sollten Einzelprojekte gesucht werden, die zu einem wünschenswerten Interessensausgleich zum Wohle Beider führen. Attraktives Wohnen nur 45 Minuten entfernt, mit hoher Qualität, kostenadäquat und besten modernen Schulen wie Kindergärten ohne eine tobende emissionsbelastete laute Stadt, wäre sicherlich ein nachgefragtes Asset.

Wir müssen den Investoren diese Story viel mehr erzählen. Pre-Investment und gezieltes werben beider Seiten für eine gemeinsame Wirtschaftsregion schafft beim Kapital vertrauen. Herausragende Projekte können dies unterstützen und den Prozess in Gang setzen. Wir sollten diesen Dialog sehr bald beginnen?

Investmentkapital drängt und verändert die Stadtstrukturen – verpassen wir die Zukunft?

Berlin wächst. Der Immobilienmarkt wird besonders durch ausländisches Kapital getrieben. Die sich heute rasch neu formierende Hauptstadt steht im Wettbewerb zu anderen europäischen Hauptstädten. Paris und London haben gezeigt wohin die Reise zu einer Metropole führt, aber damit ebenso auch, wo die Probleme einer schnell wachsenden Stadt liegen. Soziale Segregation, dem Entstehen neuer Siedlungsstrukturen, insbesondere in den Randbereichen der Stadt, meist ohne kulturelles Fundament und ohne soziale Einrichtungen. Dagegen in der Kern-City immer mehr Monostrukturen, die durch Luxus-Einkauf, Restaurants, Lobby und hochwertige Dienstleistungen geprägt werden. Ausländische Investoren haben diesen lukrativen Wachstumstrend schon lange erkannt und sehen darin klar ihre heutigen Investmentchancen.

Eine Wohnanlage in dem Berliner Brennpunkt „Kottbusser Tor“, einst eine No-Go-Area für ausländische Investoren, ist für sie heute schon lange kein Tabu mehr. Während die Inländer noch diskutieren, erfolgt der Besitzwechsel im Vorbeigehen. Kapital ist scheinbar in großen Mengen vorhanden.

Die notwendige Herausforderung des Bewahrens von Multifunktionalität in der City, also Wohnen zu akzeptablen Mieten, die im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen stehen, Einkaufen und soziales Leben, werden scheinbar in der öffentlichen Diskussion auf das Zügeln einer Mietpreisentwicklung“ reduziert, als ob man dem drängenden Kapital damit etwas wirksames Entgegensätzen könnte. In Paris und London hat es nicht funktioniert. Und in anderen Metropolen ebenso wenig.

Die Stadtentwicklungspolitik hat kaum noch die Chance, Leitlinien, Perspektiven und vor allem, mitreißend und kommunikativ für ihre Bewohner, für etwas Neues, Faszinierendes zu werben. Hoffnungslos unterbesetzt, im Dschungel der Tagespolitik und Verordnungen eingebunden, ist von der Politik wenig Durchschlagendes zu erwarten.

Hinzu kommt der in den nächsten Jahren dramatisch einsetzende Wandel in der Verkehrsinfrastruktur. Mit 5G schnellen Netzen und der fortschreitenden 4.0 Revolution auf allen Ebenen, nicht nur in der Produktion, wird der Anforderungskatalog an die Stadtgestaltung und -entwicklung völlig neu definiert.

Smart City braucht Antworten, aber auch Leidenschaft. Wer heute dafür die richtigen Weichen stellt, wird morgen davon profitieren. Es wird Zeit gerade in Berlin mehr darüber zu sprechen. Neue Fahrradwege sind nicht falsch, aber zu wenig, um der Zukunft professionell zu begegnen. Es braucht eine breite Diskussion. Eigentlich wären die Voraussetzungen hervorragend. Das Kapital sucht Investment. Eine Hauptstadt im Wandel, wie keine andere. Was fehlt: Ist ein tiefgreifender Dialog mit allen relevanten Playern. Wollen wir ihn beginnen?