Der Weg in die Unfreiheit: Russland, Europa, Amerika

Der Autor des Weltbestsellers Über Tyrannei schreibt die Chronik einer über uns hereinbrechenden politischen Katastrophe – der Aufstieg autoritärer Regime in Russland, Europa und den USA. Timothy Snyder zeigt in seinem furchtlosen Buch, wie Putins Russland freie Wahlen manipuliert, Fake News verbreitet, Cyberangriffe startet, Schwule verfolgt und rechtsradikale Parteien finanziert – und warum es das tut. Er schildert die beängstigenden Kontakte zwischen russischen Oligarchen und Donald Trump, und er warnt uns vor den Konsequenzen: Wenn wir nicht endlich aufwachen, dann wird die freie Welt vielleicht schon bald Vergangenheit sein.

Die Atomisierung städtischer Gesellschaften. Lautstark. Aggressiv. Nicht konsensbereit.

Was wir nicht wollen.

Es ist schon viel komplexer als es scheint. Mietbremse# oder Enteignung# hebeln eher den freien Markt aus.  

Okay, wir wollen aber auch eine sozial verträgliche Gesellschaft. – So steht es im Grundgesetz. Eine reife Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, die Diskrepanzen zwischen Wohlstand wie Reichtum und Armut im Auge zu behalten. Sie braucht hierfür einen Konsens an Solidarität, letztlich um ihr ein demokratisches Fortbestehen zu sichern. 

Wir wollen keine sozial verödeten Vororte und ebenso in der Kernstadt nur ausschließliches Luxuswohnen auf höchstem Niveau. Die Vorbilder wie dieses aussehen würde, können wir nicht selten auf unseren Reisen eindrücklich sehen. Dort die faden überfüllten heruntergekommenen Hochhaustürme, eng zusammengepackt und am anderen Ort, luxuriöse Apartments mit riesigen Dachgärten und Terrassen, so groß wie eine ganze Sozialbauwohnung, bestens bewacht mit Video-Screen und Portier.

Wir wollen in der City Diversity behalten, und ebenso unsere Freiheit in einer Stadt, um in der Gemeinschaft gut miteinander zu leben und zu arbeiten. Städte ab einer Million Einwohner tun sich jedoch mit den sozialen Diskrepanzen aufgrund ihrer Größe schwer und gar Agglomerationen mit über 10 Millionen Einwohner müssen heute ganz andere, sehr viel größere, Herausforderungen bewältigen.

Gerät das Gefüge von „reich“ und „arm“ aus der „Balance“ beginnen sich die Protagonisten aneinander mit aller Kraft zu reiben. Mittendrin dann die Politiker. Denn sie sollten doch nach der gängigen Meinung der Betroffenen wissen was zu tun ist, oder etwa nicht? Zumindest sind sie erst einmal schuld? Kommt dann noch, wie in Berlin, die Besonderheit des historischen Nachholbedarfs in vielerlei Hinsicht hinzu, dann nimmt der Kampf um „bezahlbaren“ Wohnraum in ungeahntem Ausmaß zu. Er erreicht rasch eine neue Dimension wie wir sehen können und Demonstrationen sind im Handumdrehen organisiert. „Enteignung“ ist auch schnell ausgerufen.

Eine Stadtgemeinschaft, die Respekt gegen über dem Anderen zollt und nicht nach der ethnischen Herkunft, nicht nach reich oder arm, nicht nach religiöser Zugehörigkeit, nicht nach politischer Gesinnung als einziges Merkmal einteilt hat eine gute Chance, einen lebenswerten und vielleicht sogar liebenswerten städtischen Raum durch seine dort lebenden Menschen zu schaffen.

Wem gehört die Stadt?

Die Frage sei legitim, wem gehört eigentlich die Stadt? Den Bewohnern, den Eigentümern, der Gemeinschaft, dem Staat? Eine Besonderheit der Stadt Berlin sind ihre zugereisten neuen Einwohner. Wie wohl in keiner anderen deutschen Großstadt gibt es so viele neue Einwohner, als in Berlin. Gut die Hälfte der Einwohner wohnt erst seit der Wende in Berlin.

Auch wenn mittlerweile 30 Jahre vergangen sind, reicht es nicht um eine enge Verbundenheit mit der Stadt aufzubauen. So wie in Hamburg, wo nicht selten die zweite und dritte Generation dort aufgewachsen ist und lebt.

Große internationale Agglomerationen haben damit besonders zu kämpfen. Das London der 60-iger Jahre ist nach dem rasanten Aufstieg der Finanzwirtschaft ein ganz anderes geworden. Der internationale Zuzug in London bedeutete für so manche alteingesessene Londoner Familie, die dort seit Jahren lebte, gravierende Veränderungen und hat ihnen „Ihre“ Stadt nachhaltig entrückt. Also was braucht es um eine Stadt nicht nur als lebenswert, sondern auch als liebenswert zu empfinden?

Heute sind in Berlin Stadtplaner und Verwaltung noch der Auffassung ihre Stadt zu gestalten und glauben, dass sie bestimmen können, wie sich Berlin Mitte nach ihren Masterplanvorstellungen entwickeln soll. Es ist fraglich, inwieweit sie das bei dem Druck des internationalen Kapitals noch können. Vielleicht werden sie den ähnlichen Weg wie die anderen großen Metropolen auf der Welt gehen.

Die in Berlin durch wirtschaftliches Wachstum in den letzten Jahren geschaffen scheinbaren Spielräume, trotz immerhin aktuell noch über € 59 Mrd. Defizit sollen jetzt helfen die Misere zu bekämpfen. Der Haushaltüberschluss von € 2,16 Mrd. beflügelt dabei. So sollen jetzt diese „Überschüsse“ für den Kauf von Wohnungen verwendet werden. Und dies wohl wissend, dass die Bundesländer allem voran, Bayern und Baden Württemberg, in den Länderausgleich seit Jahren für Berlin einzahlen.

Es ertüchtigt kaum die Freundschaft, denn in München sind die Mieten ebenso gestiegen. Hinzu kommt der jüngste Kauf der Stadt Berlin, der bei vielen Insidern nur Kopfschütteln hervorgerufen hat. Ein heruntergewirtschaftetes schlecht saniertes Wohnportfolio, dass im Kaufpreis um ein Vielfaches überzogen war, und von vielen Investoren als unrealistisch abgelehnt wurde, wird schlankweg von der Stadt erworben. Hier gilt der Satz eines ehemaligen Senators wieder: „Immer, wenn wir als Stadt uns als Unternehmer betätigt haben, mussten wir feststellen, dass wir es nicht beherrschen. Daher war es klug sich aus diesen Risiken rauszuhalten.“

Nun denn, andere Zeiten andere Strategien. Das eigene Wählerklientel soll es seinem Politiker spätestens bei der nächsten Wahl danken. Wieviel wird man wohl man wohl für € 7,0 Mrd. an Wohnen erwerben können? Dass damit das Kapital für andere ebenso notwendigen Maßnahmen entzogen wird, wird sich zum Glück der Politiker erst später zeigen. Wie immer fällt es in der Politik schwer, langfristige Perspektiven zu verfolgen. Ich kann mich sehr gut an eine Sitzung vor Jahren im Fachausschuss des Bundestages erinnern, als ein Vertreter aus Nordrheinwestfalen den Kollegen aus Sachsen inständig davor gewarnt hatte, alle Wohnungen in Dresden an ausländische Investoren zu veräußern. Die Folgen kennen wir heute. Damals war man bestrebt das hohe Defizit in der Stadt abzubauen und durch den Verkauf war die Stadt fast schuldenfrei.

Eine gewollte Sozialpolitik | Mieterstadt

Im Vergleich zu anderen Städten hat Berlin sehr wenig Bewohnen mit Eigentum. Eine klassische Mieterstadt. Würde man das eigentlich ändern wollen? Immerhin ist Berlin seit Jahrzenten weitgehend eine durch sozialdemokratische Koalitionen regierte Stadt, einem klassischen sozialen Mieterklientel zugewandt.

Sicherlich ist die Frage legitim zu stellen, ob es sinnvoll war, nur auf ein überwiegendes Mieterpotential in den Städten zu bauen und die Eigentumsbildung kaum zu fördern. In Warschau aber auch in Griechenland ist das Verhältnis eher umgekehrt. Eigentum 80%, Mieter 20%. Haben wir da etwas versäumt oder wurde es sowohl aus politischer Sicht wie auch Sicht der Kapitalanleger nicht gewünscht?

Insbesondere trifft diese Problematik für stark wachsende Metropolen zu, wo die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum eher zunehmen wird und zwangsläufig die Mietpreise weiter steigen werden. Die Misere ist quasi vorprogrammiert. Da wäre bei einem heute historisch niedrigen Mietzins ein Eigentumserwerb wohl eher angebrachter, als hohe Miete und den damit verbundenen drohenden weiteren laufenden Mieterhöhungen entgegensehen zu müssen. Man mag denken wie absurd, soll jetzt die Kassiererin oder der Busfahrer Eigentum erwerben, wenn er kaum die Miete bezahlen kann? Doch letztlich bezahlt nur er dem Vermieter sein Eigentum. Er schafft die Werte für den Vermieter. Denn niemand würde investieren, wenn es sich nicht rechnen würde. 

Doch wie soll der Durchschnittsverdiener um € 30.000 Jahresnettoeinkommen dieses Risiko eingehen? Was ist, wenn die Kreditraten für ein halbes Jahr ausbleiben, weil ein Jobwechsel anstand oder ein Arbeitgeber Insolvenz anmelden musste, oder die Niederlassung in Berlin geschlossen wird. Bei der Miete ist es zwar auch schwierig, aber der Kreditnehmer verliert nicht gleich sein ganzes Eigenkapital und muss obendrein noch eine volle Kreditentschädigung (Vorfälligkeit) zahlen.

Hier liegt ein großer Mangel unseres seit 1900 existierenden Hypothekengesetzes vor. Doch für fast alles gibt es Absicherungen und diverse Versicherungen. Hier fehlt es an einem Modell, dass dieses Kreditausfallrisiko zum Beispiel durch einen Fonds absichert. Hier könnte sich die Stadt für Ihre Bürger einbringen, um Eigentum auf breiterer Basis zu schaffen und damit auch langfristig einen Beitrag zur Rentenabsicherung leisten. Es würde sehr viel Sinn machen, sich um einen Modellansatz zu bemühen. Letztlich wäre es vielleicht sogar ein Anreiz im Konkurrenzkampf der Städte untereinander.

Wäre es nicht eine Aufgabe für die IBB Bank in Berlin einen derartigen Modelansatz zu entwickeln? Es könnte fast ein neues Geschäftsmodell sein.

Die Schere wird sich in den Großstädten vorerst weiter öffnen

Solange wir eine höhere Nachfrage nach Wohnen in der Stadt haben und das Verhältnis von Angebot und Nachfrage nicht ausreichend befriedigt werden kann, wird sich an dem hohen Mietzins kaum etwas ändern.

Staatliche Aufkaufmaßnahmen sind nur eine Randerscheinung bei den aktuell hohen Investitionskosten, die erforderlich wären um signifikant etwas nachhaltig zu verändern, ganz zu schweigen von den laufenden Kosten und anstehenden Sanierungen. Es sei denn, man setzt durch weitere sehr laute Proteste und massive Forderungen nach Enteignungsmaßnahmen auf einen deutlichen Abschreckungseffekt bei Investoren. – Aber neue Wohnungen entstehen dadurch auch nicht. Und solange der Zuzug in die Großstädte anhält ist damit nichts erreicht.

Die Enteignungsdebatte gegenüber größeren Wohnungsbaugesellschaften bedeutet allerdings auch, dass viele Kleinanleger davon betroffen sind. Denn die sogenannten internationalen Kapitalinvestoren, die in den mageren Zeiten um 2010 bis 2013 große Wohnkontingente zum Teil direkt von den Städten eingekauft hatten, haben fast alle bereits ihren Börsengang absolviert und ihre Gewinne quasi privatisiert. Da kommt der Protest heute zu spät.

Ganz im Gegenteil wird das Vorkaufsrecht ausgelöst, werden Ihre Gewinne noch erhöht, denn der Markt beginnt bereits auf die extremen Kaufpreisforderungen zu reagieren und ist schon seit geraumer Zeit, nicht mehr bereit diese extrem hohen Preisforderungen zu zahlen. Dies zeigt sich besonders im Development, wo die Entwickler kaum noch interessiert sind, das Risiko der Realisierung zu übernehmen und gerne nur noch das Projekt im Entwicklungsstadium mit Baugenehmigung verkaufen wollen.

Teures bauen können wir uns nicht mehr leisten.

Der Engpass für den Mangel an neuen Wohnraum ist heute sicherlich nicht fehlendes Kapital, sondern sind auch die fehlenden Baukapazitäten für die Realisierung. Mit der letzten Wirtschaftskrise sind fast alle deutschen Bauunternehmen vom Markt verschwunden oder wurden von anderen ausländischen Unternehmen übernommen. Vielleicht droht uns Ähnliches, wenn die deutsche Schiffskrise überwunden sein wird. Haben wir dann noch eine ausreichende Schiffflotte, oder wird die Infrastruktur auf den Weltmeeren von den Asiaten übernommen sein. Immerhin war die ehemalige HSH Nordbank, heute Hamburg Commercial Bank AG mal der größte Schiffsfinanzierer der Welt.

Parallel hat eine Kostenspirale fast aller am Bauprozess stattfinden Preiskomponenten stattgefunden. Auch ausländische Bauunternehmen aus Osteuropa bieten heute ihre Leistung kaum preisgünstiger an. Die Grundstückspreise sind auf dem Höchststand, die Grunderwerbssteuer wurde erhöht und beträgt mancherorts 6,5 %. Die Nebenkosten des Erwerbs liegen nicht selten heute bei 10% und teilweise sogar bis 12%.

Wird ein Development durchgeführt, dann sind insbesondere in Berlin die Genehmigungszeiten bis zum Baubeginn nicht mehr kalkulierbar und werden nur durch die laufende Wertsteigerung kompensiert. Es kann schon bis zu drei Jahre dauern bis ein Bauantrag mit allen Einsprüchen und Auflagen genehmigt wird.

Hinzu kommt die lokale Parteipolitik, die versucht ihrem Wählerklientel eine vermeintliche Hilfe anzubieten. Beim Bau haben sich die Vorschriften und Auflagen vervielfacht. Wie extrem es geworden ist, können wir noch immer beim BER erleben. Die Komplexität ist derart gestiegen, dass die Vielzahl der Auflagen nicht mehr aufeinander abgestimmt und verzahnt wurden und sich nicht selten gegenseitig behindern. Betrachtet man den neuen Flughafen in Istanbul mit einer zukünftigen Kapazität von 200 Millionen Passagieren und die dafür aufgewendeten Baukosten von 7 Mrd. und vergleicht diese mit dem BER dann liegen wir fast gleichauf.

Auch sind die vielfältigen Produktkosten für Baustoffe gestiegen. Kostensparendes Bauen ist zu einem Fremdwort geworden. Letztlich auch deshalb, weil die Wohnansprüche gestiegen sind. Ein Tor öffnet sich automatisch, der Fahrstuhl birgt komplizierte Technik, die Haustechnik bildet den höchsten Standard ab, die Fenster entsprechen allen denkbaren DIN-Normen und dgl..

Ein konzertiertes Bündel an Maßnahmen täte gut

Also es ist die Summe der Faktoren, die zusammenspielen und die auf nur den einen Durchschnittsmieter treffen, der in den letzten Jahren zwar geringe Lohnsteigerungen erhalten hat, aber es steht in keinem Verhältnis zu den viel stärker gestiegenen Mietpreisen.

Dieses alles ohne gesellschaftliche Verwerfungen zurückzudrehen ist bei diesen vielen Beteiligten am Investmentprozess kaum denkbar. Es werden immer mehr die Anderen, als man selbst, im Fokus stehen, um Kosten zu senken. Dabei haben wir noch gar nicht die enormen Herausforderungen, die aus einer sich rasant verändernden Umwelt entstehen betrachtet. Sie werden in den nächsten Jahren ebenso an der Kostenspirale zu einer weiteren Preissteigerung beitragen. Denn der Umweltschutz wird nicht zum Nulltarif zu haben sein. 

Also an welcher Stellschraube soll, kann und wer zuerst drehen damit Wohnraum wieder erschwinglich wird? Müssen wir warten bis die Rezession einsetzt und wir alle wieder bescheidener werden. Also Büros wie in London von 5 Quadratmeter pro Person und Wohnen meist in der WG oder in weniger als 45 qm für die Familie?

Ein weiterer preistreibender Effekt ist besonders in den großen Agglomerationen zu beobachten. Ausländisches Kapital, dass wo auch immer es herkommen mag, sucht in dem boomenden Markt der großen Agglomerationen sein Heil. Nicht selten braucht es eine ganz andere Verzinsung als das Heimische. Die Zielvorgaben dieses Kapitals und ihre Voraussetzungen sind ganz anderer Natur.

Derzeit liegen die Durchschnittsrenditen in guten innerstädtischen Lagen um den 30-fachen Faktor, d.h. also eine Rendite um 3,3 %. Damit ist der Spielraum zu null Prozent nicht mehr allzu groß. Und dies alles trotz der heute extrem hohen Mieten, im Verhältnis zum verfügbaren Durchschnittseinkommen.

Das ausländische Kapital ist oft auf einen kurzen Zeitraum von 4 bis 8 Jahre orientiert und versucht weltweit in boomenden Märkten von dem dortigen für ein paar Jahren herrschenden Trend zu profitieren. Es ist quasi nur ein Durchlauferhitzer mit allen damit verbunden negativen Effekten. Nicht zu verschweigen von den ca. 100 Mrd. Euro an dunklem Kapital, dass u.a. jährlich auch im Immobilienmarkt Eingang findet und nicht gerade wenig den Markt beeinflusst, um nicht zu sagen die Preise anheizt und weiter nach oben treibt. Denn die laufende Rendite von 3,3% ist nicht ausschlaggebend, sondern der steigende Wertzuwachs der Immobilie.

Diesen verschiedenen Anlegergruppe gegenüber steht der Durchschnittsmieter. Er ermöglicht es erst all diesen Anlegern, dass Sie ihr Kapital gewinnorientiert anlegen können. Und profitiert davon nicht. Diese Mieter haben kaum eine Chance dem zu entrinnen. Die aktuelle Politik reagiert spät und handelt dann eher reaktiv. 

Mehr Solidarität mit dem Umland

Das räumliche Ausweichen an andere Standorte wird von der Regionalpolitik kaum gefördert. Städte im Umland zu den großen Agglomerationen, die heute beste Potentiale bieten könnten, mit denen wird nicht zielgerichtet zusammengearbeitet. Insbesondere ist nicht selten die infrastrukturelle Verbindung zwischen Stadt und Umlandregion meist unzureichend, die Taktfrequenz ist zu gering und die schulische Versorgung dort oft nicht adäquat.

So stehen um Berlin die Städte wie Frankfurt (Oder), Nauen, Brandenburg kaum im Fokus der Mieter. Hier sind die Bahnverbindungen wenig attraktiv genug, die Internetverbindung skandalös und die Offenheit in den Städten zum Wachstum und ihre Bereitschaft sich für neue Bewohner zu öffnen nicht selten, recht wenig ausgeprägt. Dabei könnten sie den Druck, der auf der Kernstadt lastet, reduzieren und mit ihren zum Teil historischen Innenstadtangebot, viel mehr als eine öde Schlafstadt anbieten, so wie wir sie leider von den Pariser Banlieues kennen. Sie könnten dagegen Ambiente und Heimat bieten. – Also letztlich täte mehr Solidarität gut.

Wir haben in den letzten fast zwei Jahrzehnten vergessen, dass dieses die klassische Kernaufgabe der Regionalentwicklung war. Wenn allerdings das Bauministerium fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden ist und heute eher von einem Heimatministerium gesprochen wird, sind diese Defizite auch nicht vom Himmel gefallen. Sie sind schlichtweg vernachlässigt worden, in dem Glauben, es wird sich schon von allein regeln. Doch die Privatwirtschaft kann diese Funktion nach ihrem betriebswirtschaftlichen Verständnis niemals übernehmen.

Also was ist zu tun? Das Dilemma ist groß und dürfte sich eher noch verschärfen. Eine Enteignungsdebatte ist wenig zielführend, denn das zu lösende Problem übersteigt bei weitem den finanziellen Rahmen einer Stadt, wenn sie jetzt als Investor auftritt und schafft nur weitere Unsicherheit und bei einigen weckt es sogar falsche Erwartungen.

Es bedarf eines Bündel von Maßnahmen, die in der Summe wirken.

Hier eine Aufzählung möglicher Maßnahmen als Anreiz.

  1. Eine gezielte Zusammenarbeit mit den Umlandstädten hilft den Nachfragedruck auf die Kernstadt zu mildern. Kooperation mit ÖPNV und Zusammenspiel mit Serviceeinrichtungen, die junge Familien brauchen, wie attraktive Kindergärten und Schulen sowie Gesundheitsangebote spielen dabei eine große Rolle. Ganz zu schweigen von einem funktionierenden Internet damit auch Homeoffice Arbeitsplätze gefördert werden.
  • Die Kosten für den Bau müssen wieder gesenkt werden. Kostensparendes Bauen durch eine abgestimmte Planung und darauf spezialisierter Bauträger sollte wieder gefördert werden. Hierfür wäre durch Wettbewerbe, welche die Stadt fördert und spezielle Flächenangebote ein Beitrag zu leisten.
  • Ein neues Finanzierungsmodell mit Ausfallversicherung für Geringverdiener kann die Hemmschwelle zum Eigentumserwerb senken.
  • Abbau der nicht gewollten privaten Fremdvermietung von Wohnungen an Touristen.
  • Ein schneller Aufbau der Verwaltung. Dazu sind besondere Anreize zu schaffen. Sonderteams in Zusammenarbeit mit der bestehenden Verwaltung sollen helfen, die Bearbeitungsvorgänge zu beschleunigen. Der normale Einstellungsprozess und die damit verbundene durchschnittlichen Gehälter stellen wenig Anreiz dar und hemmen den Prozess für eine rasche Veränderung.
  • Die Genehmigungsprozeduren müssen entschlackt werden.
  • Die Gehälter in boomenden Großstädten müssen stärker steigen und dies gilt besonders für die Geringverdiener, um der sozialen Entmischung entgegenzuwirken.
  • Stiftungen sollten deutliche Anreize bekommen sich in Berlin am Wohnungsbau zu engagieren.

Sind wir skeptisch so würden wir eher sagen: “Schön und gut, aber durch dieses Bündel an Maßnahmen wird es auch nicht funktionieren“. Doch über eines mag es Konsens geben. Der Prozess wird, wenn es zu keiner großen ökomischen, wie militärischen oder Umweltkatastrophe kommt, nicht aufhören und die Spirale steigender Mieten wird mit dem „Run auf die großen Agglomerationen“ weiter voranschreiten.

Mit der Konsequenz, dass in den Kernstädten Arbeitnehmer mit hochqualifizierter Ausbildung, und Spitzenkräfte dort arbeiten werden. Alte Leute, sofern sie nicht vermögend sind, werden dort Schritt für Schritt ausgedünnt. Die soziale Segregation findet statt. Solche Städte brauchen dann Zeit bis sie fade, öde und langweilig werden. Also bis sie nicht mehr eine breite Kultur hervorbringen. Da wir dies nicht wollen, sollten wir rasch handeln. Jeder an seinem Platz mit seinen Möglichkeiten.

PERSONAL STATEMENTS SUMMARY ESSAYS 2017/18

Es war unser Wunsch Eindrücke zu aktuellen Themen, aus unserer Tätigkeit in der Beratung und des Investments festzuhalten.

Zu reflektieren und sie in einen größeren Kontext zu setzen. Dabei Fragen aufzuwerfen, um hier und dort vielleicht Anstöße zu geben. Aber auch auf die vielschichtigen komplexen Abhängigkeiten im Investment hinzuweisen und durchaus auch kritisch Position zu beziehen.

Es sind Themen aus Stadtpolitik und -ökonomie. Die Essays sind in 2017 und 2018 entstanden. Manche Headlines sind aus heutiger Sicht von der aktuellen Agenda verschwunden und haben sich aber zum Teil unter neuen Gesichtspunkten eher verschärft und gewinnen an Brisanz.
Wenn Sie mögen lesen Sie hinein, wir freuen uns darüber.

2018 ist nun bereits passé und wir warten gespannt, was das Neue Jahr für uns alle bereit hält. Von Brexit über Shutdown bis hin zu sinkenden Börsenkursen ist heute schon alles im Paket. Auch in der Immobilienwelt beginnen sich die Vorzeichen zu verändern. Während aus Sicht ausländischer Investoren Deutschland langsam als Investitionsstandort einzigartiger Stabilität an Vertrauen verliert, sind die Erwartungen der Verkäufer an ihre noch zu erzielenden Immobilienverkaufspreise ungebrochen extrem hoch. Doch aus unserer langjährigen Erfahrung im Risikogeschäft, lassen die sich heute aufbauende Risiken, deutlich erkennen. Dies gilt insbesondere für komplexe Projektentwicklungen mit langen Realisierungszeiträumen.

Wir  wünschen trotz alledem, dass Sie in 2019 alle denkbaren Herausforderungen stets mit Zuversicht und guten Ideen meistern.

Kommen Sie gut durch das Neue Jahr 2019!

Hier geht´s zu den ESSAYS
PERSONAL ESSAYS 2017-2018

Eine Kulturepoche geht zu Ende

Lange Mietverträge in den Malls werfen manchmal ihre Schatten voraus. Wenn sie sukzessiv auslaufen, lässt sich erahnen was kommt.

„Jahrzehntelang waren die Shopping Malls der Motor in den Innenstädten und haben eine neue Einkaufskultur, insbesondere vor den Stadttoren, geschaffen. Stets mit ausreichenden Parkplatzangebot versehen, alles trocken und freundlich unter einem Dach. Doch heute stecken diese Malls in einer Krise. Ein langsames Sterben hat begonnen.“ 

Unser Einkaufverhalten beginnt sich deutlich zu verändern. Online Päckchen stapeln sich bei den Nachbarn vor der Haustür. Einkaufen heißt heute für manche gemütlich bei einer Tasse Tee im Internet zu stöbern und ungezügelt in einem schier endlos großen Warenhaus zu bestellen. Wenn es nicht gefällt, geht es problemlos retour.

Malls haben sich in den zurückliegenden Jahren immer wieder, spätestens im Rhythmus aller 15 Jahre, neue positionieren müssen. Aber der Kampf gegen den Onlinehandel kann mit den klassischen Mitteln einer Revitalisierung nicht gewonnen werden. Weder die Fülle des Angebots, noch der Preisvergleich oder gar die meist konsumorientierte Beratung sind Argumente, die Überzeugen und Bestand haben.

Die größten Kaufhäuser der Welt schaffen gerade mal 10% des Online-Warenangebots.“.

Der Bestand an #Shopping Malls hat sich in der Hochzeit der 90-iger Jahre in den USA um ein Drittel verkleinert, mit steigender Tendenz. Sie sterben zwar langsam. Das ist vielleicht einerseits gut, aber anderseits hindert es auch daran, die Gefahr des drohenden Endes rechtzeitig in seiner Dramatik für die Städte zu begreifen. So können wir heute vielerorts halbherzige Revitalisierungsversuche erkennen, die nur einen Zeitaufschub bringen. Vielmehr wäre es notwendig, beherzt und konsequent einzugreifen.

„So ist es ein Sterben in kleinen Schritten. Die Anzahl neu gebauter Malls hat sich in Deutschland seit 2010 verringert. Die Entwicklung verläuft nicht mehr so dynamisch. Vor 2010 wurden in den zurückliegenden 10 Jahren nahezu 350 Malls gebaut. Von 2010 bis 2017 waren es nur noch 50 Malls.“

Der Kunde kommt nicht mehr gerne zum reinen Einkauf in die Mall, er sucht eigentlich viel mehr. Und das Mehr findet er leider dort nur unzureichend. Da reicht es nicht aus, zusätzlich ein Kino oder ein Café anzubieten. Allein Geschäftsleute würden sich freuen, in der Innenstadt für 20 Minuten einen Ort zu finden, der ihnen Ruhe gibt, wo sie kurz eine Mail schreiben können und dabei ungestört einen Kaffee trinken oder noch schnell ein Telefonat in einer ruhigen Atmosphäre haben könnten. Wo gibt es sowas. Auf dem Flughafen sicherlich nicht, wenn man nicht gerade die Honor Lounge in Frankfurt besuchen kann.

„Einkaufen wird zur Nebensache und steht nicht mehr im Vordergrund. Die Erwartungen verschieben sich leise.“

Die Suche nach einer anderen Wohlfühloase, einem kulturellen Angebot gepaart mit Bildungsmöglichkeiten oder eine echte Beratung, die nicht bis zur Peinlichkeit in eingeübten Verkaufsphrasen verpackt wird, interessiert den Kunden.

Die Erwartungen an eine neue Innenstadt heißt heute viel mehr Angebote z.B. an Life Style Hubs, eingebettet in den Alltag der Konsumente, vorzuhalten.

„Der Kunde ist heute empfänglich für „Kulturhäuser“. „Sie ziehen Kunden an und schaffen einen Mehrwert, der über das Einkaufen weit hinausgeht. Hier gilt es, Produkte gekonnt miteinander zu verbinden. Das Wort Shopping Mall ist schlicht weg „Out“, oder sollte es zumindest sein.“

Wie ein Produkt entsteht ist spannend zu zeigen oder wie sieht die Lieferkette aus, wer benutzt das Produkt, welche Vorteile sind damit für den Kunden verbunden.

Es lassen sich viele neue Nutzungsformen aus der Mitte des aktiven Lebens des City Bewohners finden, die abseits des gewohnten Einkaufens liegen.

Sie sind dann eben nicht mehr Ergänzung zum Einkaufen, sondern umgekehrt Einkaufen wird zur Ergänzung. Denn der Online Handel führt zu einer nicht mehr vom Ort abhängigen Handlung, es findet eine „Entortung“ des Einkaufens statt.

Der Wunsch des haptischen wird jedoch bleiben, also das Produkt anzufassen, aber mitnehmen muss man es nicht, es reicht es zeitgleich zu bestellen und wenn man wieder zu Hause ist, kann es bereits geliefert sein. Das alte „Einkaufparadies“ dreht sich nicht mehr nur um das ursächliche Produkt, sondern deren soziale, kulturelle, technische wie wirtschaftliche Einbettung in die Güterwelt in der wir uns bewegen.

Wer trägt eigentlich die Verantwortung?
In der Investorenwelt wird dieser Trend und den damit verbundenen lokalen Umsatzrückgängen natürlich aufmerksam beobachtet. Es müsste eigentlich bedeuten schnell zu handeln, um neue Konzepte zu entwickeln.

Doch die neuen Zentren werden in der Regel von Developern gebaut, die eine viele kürze Verantwortungszeitspanne abdecken. Denn Developer als Initiatoren tragen nur Verantwortung für einen begrenzten Zeitraum. Sie müssen möglichst zügig ihr neues Shopping-Center realisieren. Sie müssen schnell vermieten und dabei versuchen, Mieter aus der nahegelegenen alten Mall abzuwerben und im Glanz des Neuen ihre neue Mall rasch am Markt an den Endinvestor verkaufen. Dieser ist meist ein Fonds, eine Pensionskasse oder eine Versicherung.

Das alte Centrum (besonders in den Mittelstädten) hat dann nur die Chance die Mieten zu senken oder eine Revitalisierung anzustreben, was in der Regel kaum nachhaltigen Erfolg verspricht. Und zuallerletzt stellen Kommunen und Stadtverwaltungen fest, dass sie diejenigen sind, die vor den sich ankündigenden Problemen nicht davonlaufen können. Sie haben immerhin das neue Centrum genehmigt, aber was sollten sie auch tun?

Sollten sie wie im Sozialismus behaupten zu wissen, wie hoch die Kaufkraft sein wird, um zu bestimmen wie sich der Einzelhandel entwickelt um daraufhin restriktiv eingreifen? Also, wo endet ihre Handlungskompetenz und wo beginnt eigentlich ihre Verantwortung für die City? Sind sie dafür richtig vorbereitet?

In der Übergangsphase ein dramatischer Niedergang der Innenstädte
Heute ist die Welle der Fusionen bei den Kaufhauskonzernen bereits abgeschlossen. Viele Häuser stehen auf der Verkaufsliste und sind teilweise leergezogen oder mit Ersatzmietern wie KiK und TEDi belegt. Alte städtebauliche Konzepte mit sogenannten Ankermietern, jeweils an den Enden der Fußgängerzone liegend, gehören schon lange der Vergangenheit an.

Insbesondere in den B- und C- Städten hat sich das Bild der Innenstädte gewaltig verändert. Die Lust zum Einkaufen, in den überall ähnlichen, mit Leuchtreklame bespikten Shopping Malls und überall gleichen Ladenketten schwindet. Insbesondere dort, wo sich nur wenige Fußminuten voneinander entfernt, eine weitere Mall befindet, die sich nur optisch und von ihrem Nutzungsmix unwesentlich unterscheidet.

Fast immer setzt, sobald das neue Center eröffnet wurde, ein „Tenant-Flying-Prozess“ ein. Warum auch nicht. Überkapazitäten sind nicht selten dafür verantwortlich. Die Mieten sind fast identisch und warum soll man nicht wechseln, besonders dann, wenn man noch ein halbes Jahr oder mehr mietfrei bekommt. Die Folgen sind fast immer dieselben. Das ältere Zentrum wird langsam aber sicher, sobald die Mietverträge auslaufen, leergezogen.

Obwohl das zuerst gebaute Zentrum oft den besseren Standort besitzt.

Mit dem Weggang der Mieter wird sehr schnell das unmittelbare Umfeld in den Sog eines Abwärtstrends einbezogen. Die riesigen Shopping Malls, die ohnehin nicht in die Stadtstruktur passten, infizieren nun ihr Umfeld. So wie sie in den prosperierenden Jahren für Frequenz sorgten und die kleinen umliegenden Läden davon profitierten, so beginnt statt ehemals einer Aufwärtsspirale heute die Abwärtsspirale.

Die Einzelhändler haben kaum eine Chance sich dagegen zu stemmen. Waren die Shopping Centren in den Innenstädten einst robuste selbstbewusste, platzgreifende Bollwerke des Neuen, so sind sie heute eher Zeugnisse einer vergangenen Ära.

Die Planung muss sich an den neuen Anforderungen ausrichten
Die Stadtpolitik steht dem meist hilflos gegenüber. Letztlich hat sie aber auch einen Anteil daran, als sie das neue Zentrum genehmigte und sich dadurch eine Prosperitätsstärkung ihrer Innenstadt erhoffte. Sie wollte Wachstum und hat nicht selten viel für einen reibungslos ablaufenden Wirtschafts- und Anlieferungsverkehr geleistet, und dafür so manche Flächen freigekämpft.

Bis heute verstehen die IHK´s ihre Aufgabe darin, dem Wirtschaftsverkehr den Weg zu eben und Hindernisse zu beseitigen sowie neue infrastrukturelle Freiräume zu schaffen. Ein ausgewogenes Zusammenspiel der vielfältigen Akteure und deren Interessen in der City erfordert von den Stadtverwaltungen ein hohes Maß an vernetztem Denken. Ebenso auch ein hohes Maß an Unabhängigkeit, um in der City für das Wohl des Ganzen zu sorgen.

Heute sind neue Leitideen und vor allem, ein neues Verstehen der Zusammenhänge von den Verantwortlichen in der Politik zu fordern. Schlichtweg ein Fortfahrten des Eingeübten macht wenig Sinn und führt eher zu einer weiteren Verschärfung des Ganzen. Maßnahmen, die nur die Symptome bekämpfen sind wenig zielführend. Eine Neuauflage der innerstädtischen Fußgängerzone oder eine neue Platzgestaltung sind zwar nicht abwegig, werden aber den Prozess des schwindenden Einzelhandles und seiner Überkapazitäten im Angebot nicht beheben.

Wie wird die neue City aussehen?
Wir sollten darüber nachdenken, was uns in unseren Innenstädten erwarten wird. Welche veränderten Bedürfnisse werden wir haben? Sicherlich werden die Veränderungen grundlegend sein. Und sie werden schneller kommen, als wir es für möglich halten.

Erste Veränderungen sehen wir bereits im Stadtverkehr.

Noch vor zehn Jahren konnte der Autofahrer sorglos ohne Stress abbiegen und der kurze Blick in den Rückspiegel reichte. Ihm gehörte die Straße weitgehend allein. Heute wissen wir, wie gefährlich das Abbiegen geworden ist. Die unzähligen Fahrräder, vor allen diejenigen, welche quer über Kreuzungen, aus der Seitengasse und den Fußwegen kommen sind es, die den Verkehrsfluss dramatisch mitbestimmen.

Wie schwierig eine gegenseitige Rücksichtnahme den Autofahrern beim Parken auf Fahrradstreifen fällt können wir vielfach beobachten. Nicht nur Fahrradkuriere bestimmen heute den Verkehrsfluss, auch die neuen „Scooter“ bereichern so manche Innenstädte und Plätze. Das Auto ist hier klar benachteiligt und inflexibel. Es gewinnt bisher nur, da es noch auf die alten Verkehrsnetze mit getakteter Ampelschaltung zurückgreifen kann.

Über kurz über lang dürfte sich durch die Digitalisierung des Verkehrs, also die in wenigen Jahren einsetzende Vernetzung der Dinge untereinander, ein völlig anderes digital gesteuertes Verkehrsaufkommen in den Städten einspielen. An diesem werden viel mehr Akteure mit unterschiedlichen Transportmitteln das Geschehen bestimmen. Die Dominanz des Autos wird abnehmen.

Hinzu kommt der Trend zum Car-Sharing. Auch mit dem Wegfall der Verbrennungsmotoren in den Innenstädten werden wir hinsichtlich der Lärmentwicklung und der Emissionen eine ganz andere Innenstadt erleben, die viel mehr einem Freizeitparkangebot gleicht, als dieses die Bewohner, die durch Smog und Lärm geplagt sind, heute erahnen. Das prägende Bild werden nicht mehr breite Straßenzüge sein, die durch die Innenstädte führen.

Die Innenstädte werden ihr Gesicht dramatisch verändern. Wenn alles gut läuft, werden sie eine neue, ganz andere Attraktivität erhalten. Sie werden einerseits vielschichtiger werden, und nicht mehr so monostrukturiert ausschließlich auf Einkaufen und Konsum ausgerichtet sein.

Sie werden durch eine andere Form multikulturellem Miteinander bestimmt sein.

Aber in jedem Fall, wie dies bereits heute schon erkennbar ist, wird die Innenstadt von einer selektierten, durch Wohlstand geprägten Bewohnerschaft gebildet. Die neue innerstädtische Vielfalt wird sich nicht in den unterschiedlichen sozialen Schichten widerspiegeln, sondern monostrukturiert sein.

Die Städte werden wohl kaum die Kraft aufbringen, eine wünschenswerte soziale Durchmischung zu erreichen. Denn dort wird der Anteil hochwertiger Wohnangebote erheblich zunehmen. Es wird sich ein neues Luxuswohnumfeld einspielen. Wo einst Läden waren, werden dann Luxusapartments sein. Denn nur sie können die hohen Bodenpreise erwirtschaften.

Top-Apartments in der 27 Etage oder das Green Building mit Pflanzen und großen luxuriösen Terrassen werden das Bild prägen. Sie können zu den neuen Symbolen in der City werden. Springbrunnenanlagen mit spektakulären computergesteuerten Lichteffekten und Fontänen werden dieses innerstädtische Bild abrunden.

Heute noch zum Parken genutzte Freiflächen werden entfallen und ein mehr an Grün wird dort dominieren. Kulturelle Einrichtungen werden für Frequenz sorgen. Allem voran wird der Bereich der Gastronomie weiterwachsen. Die heutige junge Generation ist wohl, wie nie zuvor eine beseelte „Food Generation“, die so manches Restaurant zum Überleben verholfen hat. Denken wir nur an die diversen „Covered Markets“ mit mäßiger Food Qualität, die heute vielerorts boomen.

Ein Konzept für den Transformationsprozess
Doch bis dahin werden wir noch etwas Zeit brauchen. Eine Zeit, die die heute vom Niedergang bedrohten Malls nicht mehr haben und die davon betroffen Städte ebenso.

Wir brauchen zum Übergang ein neues Konzept, um diese Malls wieder zum starken Motor in seinem innerstädtischen Umfeld zu machen. Dafür haben wir ein Modell mit diversen Nutzungsangeboten entwickelt, denn es gehören dazu ganz andere Nutzer. Ein ganz anderer Nutzermix. Auch die Städte müssen sich hierbei viel aktiver daran beteiligen. Es lohnt sich jedoch es umzusetzen und nicht zu warten, bis der vollständige Leerstand erreicht ist und man nur noch vor verschlossenen Türen steht.

Sozialer Sprengstoff, – es geht um viel mehr als um hohe Mieten.

Lassen sich steigende Mieten wieder zurückdrehen? Welche Ursachen sind für hohe Mieten verantwortlich? Was heißt eigentlich zu hoch? Können wir sagen, je höher die Attraktivität der Metropole ist, desto höher sind auch die Mieten?

Also ganz allgemein, wovon hängt die Höhe der Miete ab?

Wenn wir diesen Fragen nachgehen wollen, werden wir feststellen wie komplex die Antwort ist. Denn die Höhe des Mietzinses ist die direkte Ableitung vieler Bedingungen. Viele dieser Bedingungen sind nicht ohne weiteres zu korrigieren und lassen sich nur durch einen breiten gesellschaftlichen Konsens verändern. Wenn wir über die Reduktion des Mietzinses sprechen wollen, müssen wir uns mit dieser Komplexität auseinandersetzen.

Doch zuvor ein Rückblick.

Exkurs: Berlin im Fokus vieler Akteure
Erinnern wir uns an die Zeit vor weniger als 10 Jahren zurück, als in Berlin Kreuzberg oder Moabit kaum jemand bereit war 5.000 €/qm für eine Wohnung zu bezahlen oder hohe Mieten akzeptiert hätte.

Berlin war zwar für Touristen sicherlich nicht uninteressant, aber fast immer haben unsere Gäste erzählt: „Ich komme gerne zum Kongress oder um ein Kultur-Event zu besuchen, aber ich fahre auch ebenso gerne wieder zurück“. Berlin war zur damaligen Zeit beliebt, aber konnte in keiner Weise als Wohnstandort oder gar für Business überzeugen. Der Slogan der Stadt hat dieses auch hervorragend kommentiert; arm aber sexy.

Also wer von der neuen pulsierenden, verrückten Stadt begeistert war, konnte schnuppern und in den unzähligen Bars, Restaurants und Kultureinrichtungen Tolles erleben, musste sich aber nicht festlegen dort zu wohnen oder zu arbeiten. Dies hat sich dann im Laufe der Jahre drastisch gewandelt. Permanente Präsenz in den Medien, Internationalität, Zentrum der weltweiten Politik (manchmal drei Präsidenten am Tag im Kanzleramt) zeigte langsam Wirkung.

Interessanterweise waren es eher die Ausländer, die in höchsten Tönen von der Stadt sprachen. Die Kreativszene verglich Berlin sogar mit New York. Lobbyzentralen und Medienunternehmen, wie auch diverse Start Ups haben eine eigene Challenge geschaffen. Sie waren die Vorreiter, so dass heute ein permanenter Zuzug um die 40.000 Menschen pro Jahr nach Berlin zieht. – Sie alle drängen jetzt auf den Wohnungsmarkt.

Viel Wissen kann manchmal sehr nachteilig sein. Und das galt besonders für „Westdeutschen“ und die Berliner. Denn sie hatten das Bild einer seit Jahrzehnten geteilten Stadt vor Augen, sie kannten die Unzulänglichkeiten ihrer Verwaltung, die sich erst noch entwickeln musste, sie wussten über den Unterschied zwischen den beiden Ost- und West-Teilen Bescheid. Und wer aus dem Blickwinkel München, Frankfurt oder Hamburg auf die Stadt schaute, konnte sich diese Dynamik der Stadtentwicklung kaum vorstellen. Sie vergleichen die Stadt immer mit anderen Agglomerationen in Deutschland und haben nicht beachtet, dass Berlin eben nicht mit diesen Städten vergleichbar sein wird.

Die Ausländer dagegen haben eine andere Perspektive gehabt. Sie sahen Berlin als Hauptstadt des wirtschaftlich stärksten EU Landes und hatten ganz andere Erwartungen an diese Hauptstadt. Während die Berliner eher skeptisch waren was die Entwicklung ihrer Hauptstadt betraf. Man konnte fast konstatieren, dass sie „ihre“ Hauptstadt so wie sie war, behalten wollten. Sie glaubten daran, die Geschicke der Stadt bestimmen zu können.

Besonders deutlich zeigte es sich, in einer von lokalem Denken bestimmten Verwaltung, die mit den neu auftauchenden internationalen Akteuren nicht selten überfordert war. Hinzu kam der Zwang, den enormen Schuldenberg von über 65 Milliarden abbauen zu wollen. Mit den Folgen einer geschrumpften veralteten Verwaltung, mit der wir heute zu kämpfen haben. Die Erkenntnis, dass eine funktionierende Verwaltung ein entscheidender Schlüssel zum Wachstum ist, hat sich zum Glück mittlerweile durchgesetzt. Doch ein Neuaufbau ist nicht in ein bis zwei Jahren umsetzbar.

Berlin nimmt neben den anderen deutschen Städten eine Sonderstellung ein, denn sie ist wie keine andere Stadt im Fokus ausländischer Investoren und gerät daher besonders unter Druck.

Doch zurück zu den hohen Mieten.

Ein seit Jahren raumpolitisches Versagen
Wir müssen festhalten, dass die Bundesregierung, zu mindestens in den letzten fünfzehn Jahren, wenig für den räumlichen sozialen Ausgleich geleistet hat. Dies zeigt sich nicht nur in der Bezeichnung des zuständigen Bundesministeriums (Bundesinnenministerium für Bau und Heimat) und des früheren des Verkehrsministeriums als Anhängsel. Auch die jüngste Opferbereitschaft, den wichtigsten und einzigen Staatssekretär, der sich mit dem Thema Wohnen befasst hatte zu opfern, spricht für sich und entlarvt kläglich. Es offenbart den Unterschied zwischen Sonntagsreden und Handeln.

Es gehört leider zu den vielen, zwar publikumswirksamen Auftritten, gerne über Bildung oder hohe Mieten zu sprechen, aber grundlegende Handlungen und Umstrukturierungen blieben bisher aus. Mittlerweile hat sich das Aggressionspotential in vielen Teilen der betroffenen sich als vernachlässigt fühlenden Regionen derart erhöht, dass nur noch mit einer konstatierten Aktion dieser Zustand zu revidieren sein wird. Zumindest wurde heute das Problem erkannt.

Die private digitale Wirtschaft hat auf diese Ungleichheit regionaler Entwicklungen regiert, indem sie dort kaum investiert hatte und damit den Prozess noch verstärkt. Sie wurde nicht daran gehindert, sodass heute immer noch ganze Gemeinden von schnellen Netzen ausgespart sind. Der Mobilfunk hinkt dort mehrere Generationen hinterher.

Die Frage sei erlaubt, welche Ignoranz und mangelnde Weitsicht politisch Verantwortliche auf sich beziehen müssen. Dass damit letztlich auch die Attraktivität der Städte an Raum gewinnt ist nur eine logische Folge. Wir haben versäumt im digitalen Zeitalter für den räumlichen Ausgleich an Chancen zu sorgen. Welche fatalen Auswirkungen dies im Dunstkreis der Schwarmstädte hat, können viele Bürgermeister betroffener Städte im Sog der Großstädte bezeugen. Ihre Innenstädte veröden. Auch in Berlin ist wenig von Kooperationsbereitschaft zwischen den umliegenden Städten erkennbar. Solidarität hat dort die Grenze, wo man etwas abgeben muss. Die neue Ansiedlung sollte schon im eigenen Steuerbereich bleiben.

Die großen Agglomerationen sind überproportional gewachsen. Ein Abwandern in die Städte hat stattgefunden. Dieser enorme Zuzug hatte gravierende Folgen. Wir haben es mit einer räumlichen Umverteilung zu tun, die nicht nur von Ost nach West zu verzeichnen war, sondern eben auch in die Großstädte stattfindet.

Die zurückliegende Finanzkrise 2008 hat den Prozess noch verstärkt. Mit der letzten Finanzkrise kam hinzu, dass viele Baufirmen Insolvenz anmelden mussten oder verkauft wurden. Firmen wie Holzmann AG oder Hochtief AG sind bereits Geschichte. Die Kapazitäten in der Bauwirtschaft reichen aber heute nicht mehr aus, den Baubedarf zu decken, so wie dies auch bei der städtischen Administration der Fall ist, da sie ebenfalls in der letzten Finanzkrise zur Konsolidierung der Haushalte drastisch heruntergefahren wurden.

Fassen wir zusammen: Verfehlte Raumordnungspolitik, Umverteilung von Bevölkerungsschichten verbunden mit sozialer Segregation, mangelnde Baukapazitäten und eine schwache Verwaltung vor dem Hintergrund eines steigenden Aggressionspotentials in der Bevölkerung.

Doch einen wesentlichen Aspekt dürfen wir nicht übersehen. Die deutsche Wirtschaft hat seit der Finanzkrise erhebliches geleistet, sich neu aufgestellt und ihre Effektivität gefördert. Dieses allerdings auf Basis äußerst moderaten Tarifverträge.

So mancher Lohnarbeiter in Frankreich fragt sich, ob die Deutschen überhaupt noch etwas verdienen würden. Wir sind nicht selten erstaunt, wenn wir feststellen müssen, dass im EU Ausland so manche Sozialleistung besser ist als hierzulande und auch die Altersgrenze zur Rente nicht bei 67 Jahren beginnt.

Den entscheidenden Anteil tragen die Beschäftigten, die sich dann heute auch nicht mehr die hohen Mieten in den Großstädten, wo ihre Arbeitsplätze sind, leisten können. Das Gefüge ist aus dem Ruder geraten. Wer in München geboren wurde, wird nicht unbedingt immer dort wohnen bleiben können, da er es für sich und seine Familie nicht leisten kann und den neu hinzuziehenden jungen Singles Platz machen muss.

Welche Rolle haben die Grundstückpreise?
Also der Nachfragedruck nach Wohnraum ist enorm gewachsen und trifft auf denkbar schlechte Umstände. Die Antwort, die heute überall diskutiert wird ist es, die Grundstückspreise zu senken.

Doch welchen Anteil an einem fertigen Projekt hat eigentlich der Grundstückspreis? In der Regel liegt er zwischen 15 bis 20% an den Gesamtkosten. Sicherlich können die Städte ihre Grundstücke zu einem subventionierten Preis abgeben, jedoch nicht umsonst anbieten.

Lassen Sie uns eine Grundstücksreduktion von 25% vornehmen. Dann würde dieses einem Anteil von 5 % an den Gesamtkosten bedeuten, also relativ gering und nicht entscheidend.

Auf die Miethöhe hätte es nur einen geringen Einfluss. Hier findet also eine Scheindiskussion statt. Die Einflussfaktoren hoher Bau- und Nebenkosten blieben bestehen. Auch die derzeit am Markt erzielten schwachen Renditen im Wohnungsbau von 2-3% sind nicht mehr zu reduzieren. Es lebt einzig von der Perspektive exorbitanten Wertsteigerungen. Also ein Versprechen auf die Zukunft. Der niedrige Zins von 1,5 bis 2,0 % hatte den Markt noch zusätzlich angeheizt und wird jetzt mit der zu erwartenden Verdopplungen des Einstiegszinses neue Verwerfungen auslösen. Vielleicht bis hin zum Kollaps.

Verkaufsrenditen in München im Schnitt um den 35-fachen Faktor für Wohnimmobilie in guten Lagen, also einer Rendite von 2,8 % im Einkauf sind nicht nachhaltig, zumal die Chance einer nennenswerten Steigerung in den nächsten Jahren schwindet. Dies alles ist dem Umstand einer zu hohen Nachfrage, die auf ein zu geringes Angebot trifft geschuldet.

Da der historisch gewachsene innerstädtische Raum der Agglomeration nicht wie in anderen Ländern, die nicht auf historische Stadtkerne aufbauen, zu erweitern ist, wird sich daran nichts ändern. Und dies vor dem Hintergrund einer eigentlich schrumpfenden Gesellschaft.

Wir haben versäumt, die Attraktivität ländlicher Räume zu fördern. Umso unverständlicher, wenn man bedenkt, dass alle digitalen Techniken bis hin zu einer funktionierenden Infrastruktur vorhanden sein könnten.

Das Image auf dem Land zu wohnen ist nicht in gleichem Maße gestiegen. Dies gilt sowohl für die jungen Bewohner, aber auch für die Alten, die gerne wieder in die Stadt zurückziehen mögen. Wenn wir hier nicht massiv gegensteuern und die ländlichen Regionen stärken und fördern, dürfte sich das Dilemma sehr schnell durch einen fiskalischen Crash lösen, der dann aber noch durch soziale Verwerfungen begleitet sein wird. Im Gegensatz zu der Finanzkrise 2008 wird es dann aber auch zu drastischen politischen Veränderungen kommen.

Was bleibt?
Da die Mieten nicht mehr anzuheben sind, bleibt als einziger Ausweg entweder aus der Agglomeration in neu entstehende suboptimalen Vororte zu ziehen oder sich in der Wohnungsgröße massiv zu beschränken. Dies kennen wir aus London oder Paris auch mit den damit verbundenen negativen sozialen Segregationserscheinungen.

Eine 200 qm großen Altbauwohnung in der Großstadt ist kaum noch zu bezahlen und stellt ein Luxus größter Güte dar. Insofern nimmt das Dilemma seinen Lauf. Der Prozess der sozialen Segregation in den attraktiven Städten streitet also weiter voran.

Gehen wir zu der Eingangsfrage zurück:
Lassen sich hohe Mieten wieder zurückdrehen? Die Mietpreisbremse bedeutet selbst bei subventionierten Grundstücken, dass bei den aktuellen sehr hohen Baukosten u.a. bedingt durch die geringen Baukapazitäten, der langsamen Verwaltung aber auch einem wachsendem Fachkräftemangel den steigenden Zinsen kaum ein Investor das Risiko des Investments eingehen wird. Das Kapital wird dann nach Alternativen in anderen Assetklassen suchen, wenn hier die Renditen zu gering werden. Das System ist schlichtweg überhitzt. Wie kann es wieder abkühlen?

Wie wird es weitergehen? Was ist Ihre Meinung?

 

 

 

 

Die Welt wird unbequemer. – eine kurze Anmerkung

Die Welt ist unbequem und wird noch unbequemer. Da hat Sigmar Gabriel bei seinem Vortrag und anschließender Diskussion bei der Freitagsrunde in Berlin wohl recht. Sicherlich brauchen wir einen handlungsfähigen starken Staat, der in der Lage ist, seinen Bürgern keine heruntergekommenen Schulen, oder auf Jahre hinaus andauernde Gerichtsprozesse mehr zumutet.

Doch was wir ebenso dringend brauchen, ist die Bereitschaft aller Bürger für Werte und Freiheit dieser demokratischen Gesellschaft einzustehen und dort, wo sie gefährdet ist einzuschreiten. Hier sind alle gefordert. So wie Obama sagt, ist es denn so schwer zu sagen: Ich will keine Nazis.

Wir brauchen mehr Anstand. Ein fast vergessener Begriff. Und, wir brauchen noch etwas, was den Namen Bildung in der Gesellschaft wirklich verdient. Doch vieles haben wir hier versäumt, aber Bildung lässt sich nicht ohne weiteres nachholen. Bildung heißt dabei viel mehr als eine Digitalisierungsoffensive.

In unserer multikulturellen Gesellschaft müssen wir mit den unterschiedlichen kulturellen Verschiedenheiten lernen, eine nachhaltige Konsensfähigkeit zu praktizieren. Gesetze und der Ruf nach einem starken Staat können nicht alles regeln. Wir müssen lernen, dort wo es notwendig ist, Verantwortung zu spüren und zu übernehmen. Dort wo etwas schief läuft, gilt es einzuschreiten und es nicht den Anderen oder gar alles nur dem Staat zu überlassen. Es bedeutet Verantwortung an seinem Platz im Kleinen wie im Großen zu spüren.

Die Spielkarten der Weltordnung werden heute neu gemischt. Neue Allianzen bilden sich an kurzfristigen Interessen orientiert aus. So erleben wir neue Kooperationen und wirtschaftliche, wie auch militärische Allianzen.

Amerika wird sein Handeln entsprechend seiner Maxime der Stärke weiterverfolgen und nicht davor haltmachen, es auch militärisch durchzusetzen. Amerika wird nicht die Geduld der kleinen Schritte gehen und schon gar nicht dazu die Zeit aufbringen wollen. Der steinige Weg einer mühevollen Diplomatie ist nicht der ihre.

Doch Deutschland tut gut daran, gerade in einem fragilen Europa, diese Strategie weiterzuverfolgen, auch wenn sie nicht selten weniger populär ist. Nicht nur für Deutschland, aber gerade für Deutschland, bleibt Frieden das höchste Gut. Wohl aber vor dem Hintergrund einer militärischen angemessenen Stärke, denn nicht alle Konflikte werden ohne diese Option zu lösen sein.

Wir müssen die Realitäten erkennen, dass heute Solidarität kurzlebigen nationalen Interessen untergeordnet wird.

 

EINE REISE INS UNGEWISSE

ERSTER ABSCHNTT

Déjà-vu
Betrachtet man die Signale aus den USA auf dem aktuellen Immobilienmarkt, dann möchte man es kaum glauben. Wieder einmal steht eine Immobilienblase kurz vor dem Platzen und wir erinnern uns ungern an die Zeit vor genau zehn Jahren zurück. Das Wendejahr ist noch vielen von uns in Erinnerung geblieben.

Doch heute haben wir eine ganz andere Situation. Die politischen Verhältnisse sind dramatisch instabiler geworden. Die Länder im Süden Europas kämpfen immer noch mit den Folgen der zurückliegen Krise und werden diese kurzfristig nicht überwinden können. Arbeitslosigkeit und „Non Perfoming Loans“ in nennenswerter Größenordnung sind noch nicht abgebaut.

Die Regierungen in der EU haben in den zurückliegenden zehn Jahren dramatische Zeiten durchlaufen. Wir haben noch gut die lautstarken Demonstrationen in Athen und die langen Nachtsitzungen in Brüssel vor Augen, ebenso das Aufkeimen nationaler „Bewegungen“ in vielen EU Ländern.

In welchem Umfeld würde heute eine neue Krise entstehen? Welche Phasen der Veränderung haben wir in den letzten zehn Jahren durchlaufen?

Ein ERSTER ABSCHNITT in fünf Phasen.

Eine neue Art zu diskutieren

Erste Phase
Wie vielen von uns fällt es mir nicht schwer, die gravierenden Veränderungen in der Weltpolitik aufzuzählen. Der Verlust an Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit ist das wohl gravierendste Momentum.

Politisch langjährig erfahrenen Akteure, besonders diejenigen, die sich beruflich seit langem mit europapolitischen Fragen befassen, lassen heute deutlich Ratlosigkeit, wenn nicht sogar emotionale Betroffenheit erkennen. Die Jungen dagegen sind eher erstaunt und registrieren sehr wohl die gesellschaftspolitischen Veränderungen. Sie können diese emotional oft nicht in ihrer ganzen Wirkung begreifen, obwohl sie die Entwicklung gut verstehen und analysieren. Der Schock kam bei vielen jungen Briten erst nach der Brexit-Wahl. Verantwortung muss man auch spüren bevor es zu spät ist.

Bei den Einen entsteht ein unangenehmes Bauchgefühl, eine Vorahnung über eine düstere Zukunft, eines neuen Weges und diese Vorahnung gilt bei vielen von uns umso mehr, wie wir uns damit auseinandersetzen.

Was wäre, wenn es „Krieg“ gäbe, ist zu einer ehrlich gemeinten Frage geworden, und löst ganz ungewohnte Reaktionen bei der Nachkriegsgeneration hervor. Die Älteren dagegen beschwichtigen eher. Sie wollen sich damit nicht mehr befassen und halten an Ihrem Nachkriegswerk einer „geschenkten #Demokratie“ fest. Wohl wahr, Sie haben unsere Demokratie nach der bitteren Zäsur unserer jüngsten deutschen Geschichte zweifelsfrei gestaltet und geprägt.

Bei unserer aktuellen Debatte in Europa sind wir dort angekommen, wo es heißt: Militärausgaben verdoppeln oder sogar verdreifachen. Dies gilt besonders für Deutschland. So hat die Nato auch mehr Entscheidungen im letzten Jahr getroffen, als in den 10 Jahren zuvor, sagt zumindest die europäische „Außenministerin“ Mogarini. Und der amerikanische Oberbefehlshaber verschickt Mahnbescheide, um diesen Prozess noch zu befeuern bis hin zum Infragestellen des Artikel 5 der Nato, dem Bündnisfall und fragt, gilt dies auch für Montenegro? Also ab wann greift noch die atomare Abschreckung. Was soll alles preisgegeben werden und ab wann glaubt man selbst betroffen zu sein?

Die Sanktionen, die in Russland bereits zu Lohn,- und Rentenkürzungen führten, beginnen den russischen Lebensstandard nachhaltig einzugrenzen und heizen den Prozess an. Wir können unweigerlich eine Reaktion erwarten. Eine unterschwellig wachsende Unzufriedenheit macht sich in Russland breit. Die Suche nach dem starken Zeichen einer stolzen und machtvollen Antwort dieser Nation wächst – aber gegenüber wem? Wird sich diese starke Antwort eher nach innen oder doch eher nach außen orientieren? Wir wissen es noch nicht.

Blicken wir in unserer vernetzten Welt nach Asien. Alte amerikanische wirtschaftlich hegemoniale Ansprüche flankiert durch militärischen Präsenz, die jedoch gegenüber China (erste hochmoderne Flugzeugträger) schwindet, konterkariert diese ehemalige unangefochtene Vormachtstellung der Vereinigten Staaten von Amerika.

Auf dem anderen großen fast vergessenen Kontinent, in Nordafrika, der seit 2015, für jeden erkennbar seine Teilhabe am westlichen Wohlstand zu Fuß einfordert, ist ein weiterer Schauplatz gravierender Veränderung entstanden. Es wird nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa über Jahrzehnte beschäftigen, ganz zu schweigen von den nicht endenden kriegerischen Auseinandersetzungen, die durch religiöse Glaubensdogmen die Konflikte noch verschärfen.

Als Zielland der Migration ist ganz Europa herausgefordert. Eine in Europa wachsende Mehrheit von Menschen, die sich von althergebrachter Politik in ihren Ländern abwendet und heute keinen Diskurs mehr duldet und lautstark nach Taten ruft, beginnt, forciert durch den Wandel zu Künstlicher Intelligenz (KI), die politischen Realitäten neu zu definieren. All dieses geschieht nicht mehr nur in der Produktion, sondern bei neuen KI-Dienstleistungen auf allen wirtschaftlichen Feldern. Dies sind unsere aktuellen globalen Herausforderungen in einer darauf verunsicherten nach Antworten suchenden europäischen Politik. Alles getrieben vor dem Hintergrund wirklich revolutionärer technologischer Umwälzungen, wie wir sie seit der ersten Chiptechnologie nicht mehr erlebt haben. Es wird zu gewaltigen Arbeitsplatzveränderungen führen, auch wenn dieses zunächst bestritten wird. Die Politik versucht Skeptiker des uns bevorstehenden Paradigmenwechsels zu beschwichtigen. Und dies umso mehr, wenn sie von 70- jährigen Politikern verantwortet wird. Es reicht bis hin zur Leugnung eines Klimawandels. Es ist immer weniger an Innovationsgeist in der aktuellen Politik zu erkennen. Es gleicht eher einem Nacharbeiten, einem von den Ereignissen getriebenem Handeln.

Dagegen sehen wir höchst innovative KI-Anwendungen, neue Anwendungsarten in der Robotik bis hin zu „eingehauchter emotionaler Empathie“ in die neuen KI-Systeme. Sie werden unser Leben zukünftig begleiten. Aber mit der KI werden leider auch neue Formen effizienter First Strike Cyberkriegsführungsstrategien zu erwarten sein, sowie Beeinflussungen gesellschaftlicher Meinungen durch Fake News, begleitet durch ein ungebremstes Sammeln von Daten. Bereits heute fühlen sich viele überfordert, denn Sie ahnen und befürchten vor allem den Verlust ihrer klassischen Arbeitsplätze.

Es kommt zu einem gravierenden Bedeutungswandel der Wertschätzung gegenüber dem Faktor Arbeit. Dieses wird und ist heute schon das ideale Futter und Treibriemen für die selbsternannten „Experten“ mit den schnellen und einfachen Antworten. Kommen nun noch die drastischen Umweltveränderungen hinzu, die der Ungläubigste unter uns kaum mehr wagt zu leugnen, dann wissen wir: Lange wird es so nicht mehr weiter gehen können.

Aber wie kann es weitergehen?

Zweite Phase
Auch die nächste Phase kennen wir schon. Genauso wie wir den bis hierhin zurückgelegten Reiseweg bereits kannten. Wir müssen nur etwas tiefer in unserem Gedächtnis graben.

Die typischen Themen, um einen erfolgreichen „Paradigmenwechsel“ anzustoßen, werden bearbeitet ohne hier alles aufzuzählen, denn wir kennen es aus dem Entsetzen beim Lesen der täglichen News. Ungeschminkt werden wir damit konfrontiert. Der Paradigmenwechsel wird eingeleitet und verfestigt durch Justizreformen, politisch motivierte Personalpolitik, ein Einschränken und Umlenken der Pressefreiheit, oder durch Verfassungsergänzung, durch neue Kultur- und insbesondere Geschichtsinterpretationen.

Diese Schaltstellen sind dem aufmerksamen Beobachter bekannt. Sie werden fast gleich universell auf dem Globus angewendet. Es ist das Einleiten eines machtvollen gesellschaftspolitischen Wechsels, der schnell und geräuschlos erfolgen soll. In jedem Fall am Ende aber um Zustimmung kämpfen muss. Er wird begleitet von Zugeständnissen und Versprechungen an ihr Wählerklientel.

Doch die Kosten dieser Zugeständnisse und Versprechungen liegen in der Zukunft, sie müssen bezahlt werden. Zum „Glück“ der selbstherrlichen Autokraten gibt es dafür Kredite mit extrem langen Laufzeiten, die in die nächste Generation hineinreichen und erst der nachfolgenden Generation die Last ihrer Taten aufbürdet. Entschieden ist das stille Umschichten von Vermögenswerten. Eine globale Steuerreform ist dabei ein passables Instrument.

Ist dies erreicht, so kann die dritte Phase folgen.

Setzen wir unsere Reiseroute fort.

Dritte Phase
Jeder ist sich jetzt selbst der Nächste. Doch das stimmt nur eingeschränkt, denn es gilt nicht für Alle. Zwischen Gleichgesinnten werden Allianzen gebildet. Also jeder, der ähnlich der neuen Ideologie entsprechend denkt, handelt und Gemeinsamkeit signalisiert, ist eingeladen, eine neue starke nationale Einheit zu schaffen. Die sich neu formende „Nation“ tritt nun mit Kraft und Stolz der Öffentlichkeit gegenüber an. Sie offeriert Jedem ihre neue Identität.

Das Wir-Gefühl unter den Gleichgesinnten wird mit der Zeit nachhaltiger, selbstbewusster und stärker. Anfänge dazu konnte man bereits in der vorherigen Phase erkennen. Fast gleichzeitig, zunächst zaghaft, beginnt der Prozess der Veränderung auch an anderen Orten in Europa. Ein Prozess der „Abgrenzung“.

Eine Bereitschaft zur Solidarität gegenüber Schwächeren, Anderen, Andersartigen, in jeder Form, schafft eine imaginäre strikte „Staatsgrenze (-räson)“, die, fast bildlich gesprochen, nicht mehr überschritten werden darf. Wer sich so in seinem Umfeld positioniert, definiert gerne die Anderen als Außenseiter. Also dem Wir-Gefühl steht das „Die der Anderen“ gegenüber. Dem neu formulierten Slogan des „First“ folgt die Erkenntnis des „Alone“, – die Lager formieren sich.

Ebenso führt kein Weg daran vorbei, dass alle Volkswirtschaften, auch wenn sie noch signifikante Wachstumsraten vorweisen, in der Zukunft degressive Wachstumsraten aufweisen werden. Paradox, aber wenn man darüber nachdenkt, verständlich. Äthiopien hat die größten Wachstumsraten, auch China verzeichnet heute noch hohe Wachstumsraten. Aber sie alle sinken mit wachsendem Wohlstand ebenso. Je mehr sich Nationen einem höheren Wohlstand annähern, umso geringer ist die Rate des Wachstums. Halten wir für einen Moment inne und lassen diese skizzierten Veränderungen auf uns wirken, dann kommen wir vielleicht zu dem Ergebnis: So wie es jetzt läuft, wird es nicht weitergehen können. Wird es vielleicht einen „Relaunch-Knopf“ geben, der alles auf eine neue niedrigere Ausgangsposition zurückführt?

Doch um diesen, Allerwahrscheinlichkeit nach nur einmal drückbaren „Relaunch-Knopf“ zu betätigen, muss es weitere Voraussetzungen geben. Oder wird es uns gelingen, Schritt für Schritt Lösungen zu finden, um eine stückweise Verbesserung der Lebenssituation einleiten zu können? Auch wenn diese Verbesserungen nur langsam und mühsam zu erarbeiten sind. Deshalb bräuchten wir den Diskurs von Solidarität und Rücksicht dem anderen Gegenüber, im Bewusstsein damit eine bessere Zukunft zu schaffen.

Die Posten sind bereits vergeben.

Vierte Phase
Wahrscheinlich werden wir kaum die Kraft haben, eingefahrene Gleise zu verlassen, denn das Alltägliche bindet alle unsere Ressourcen. Bleibt da noch Zeit für Solidarität oder um einen Ausgleich über die Ressourcen zu kämpfen?

Fest steht, dass wir zunächst unseren Militäretat aufstocken werden. Die Argumente leuchten ein und überzeugen in beiden Lagern. Eine Umsetzung ist in Teilen bereits angestoßen. Dazu gehört auch mehr Autonomie in der Verteidigung und mehr Eigenständigkeit bei den „Diensten“. Bis zur finalen Phase ist allerdings zunächst ein weiterer Zwischenschritt zu absolvieren. Zum Paradigmenwechsel durch eine neue politische Gesellschaftsordnung getragen durch Künstliche Intelligenz:

Stopp. Halten wir noch einmal inne. Natürlich muss es nicht so weitergehen:

Wir haben immer die Chance und zwar zu jedem Zeitpunkt, den eingeschlagen Weg zu verlassen. Wir können die durch die Technik uns überlassene höhere Produktivität erstmals sinnvoll nutzen, mit dieser neu gewonnen „Freiheit von Arbeit zum Lebenserwerb“, unsere Energien für andere Dinge als dem Gelderwerb zu nutzen. Wir könnten nach dem Sinn unseres Zusammenlebens forschen und uns für eine humanere Gesellschaft einsetzen.

Bleiben wir aber auf dem eingeschlagenen Pfad, was werden dann die weiteren Schritte sein? Der Paradigmenwechsel wird trotzdem weiter voranschreiten.

Dazu gehört auch der permanente und zügige Austausch in den Leitungsfunktionen in allen bedeutenden politischen wie wirtschaftlichen Bereichen. Es werden neue Köpfe in fast allen Bereichen von Politik, Wirtschaft, Justiz und Kultur inthronisiert, die diesen politisch gesellschaftlichen Paradigmenwechsel mit starker Kraft vorantreiben.

Dabei wird nicht selten über die Qualifikation des „neuen Leiters“ hinweggesehen. Diese neu inthronisierten Entscheidungsträger werden es mit Loyalität danken. Auf den politischen Machtebenen muss zeitgleich das Wählerpotential bedient werden. Es gilt Geschenke zu verteilen –  in welcher Form auch immer, Steuererleichterungen, besondere Vergünstigungen und Ähnliches, gezielt auf die eigene Zielgruppe/Wählerklientel zugeschnitten.

Das neue System beginnt an Boden zugewinnen. An Zuspruch bei breiteren Massen. Selbstbewusstsein keimt auf und verfestigt sich. Das Wir-Gefühl wird durch eine konkrete Feindbildung verstärkt. Dabei ist es nicht relevant, ob es in irgendeiner Form auch nur annähernd der Wirklichkeit entspricht.

Wirklichkeit beginnt sich zu verklären. So wird gleichsam eine neue Fiktion geschaffen und als wahrheitsgetreue Realität empfunden. Jetzt ist es fast geschafft. Neue Positionen, neues Ansehen und Achtung der Anderen, auch wenn es nicht selten weniger Achtung als Angst ist. Doch Achtung auf Dauer allein reicht Niemandem. Wer eine scheinbar unantastbare Position ausübt, verfällt sehr viele schneller der Versuchung, sich zu bereichern.

Es beginnt mit den kleinen Gesten des Kameradschaftsbeweises. Letztlich endet es mit der Bereicherung aller erdenklichen dinglichen Güter des Globus. Beispiele sind in vielen nationalen Geschichtsanalysen nachlesbar und zeigen, welch ungezügeltes Ausmaß es annehmen kann. All dieses schafft Frustration und Verärgerung bei Vielen und der allgemeine Unwillen in der Gesellschaft wächst. Wie lange dieser Zustand anhalten kann ist ungewiss. Jahre oder gar mehrere Jahrzehnte sind keine Seltenheit. Vielleicht lässt sich sagen, je reifer eine Gesellschaft ist, desto kürzer wird es dauern. Wenn heute die in der Politik verantwortlichen nicht rechtzeitig dem entgegensteuern und durch ihre Angst vor dem Wähler in Lethargie verfallen, kann es schnell zu spät sein, um es noch abzuwenden.

Zunehmende Motivationslosigkeit in der Bevölkerung, sich breitmachende Ineffizienz haben zur Folge, dass, um das System aufrechtzuerhalten, die sozialen Kosten immer schwerer aufzubringen sind und vor allem immer schwerer zu verschleiern sind. Was folgt, langlaufende Kredite über gut drei Jahrzehnte und mehr abgeschlossen, kaschieren vieles, sind aber gegenüber dem aufmerksamen Bürger nicht mehr zu argumentieren. Es muss etwas Größeres, eine große Herausforderung her, damit die Nation als Ganzes gefordert ist. Es soll die Reihen wieder schließen. Es wird Zeit für eine nächste Phase.

Nimmt das Unvermeidliche seinen Lauf?

Fünfte Phase
Wenn das Unbequeme in der Bevölkerung zu Unmut führt, brauchen wir ein paralleles Thema, das ablenkt und das Gemeinschaftsgefühl der Mehrheit stärken kann. Wir brauchen zum Beispiel einen Feind von außen. Eine Bedrohung, sei sie real oder nicht, hinter der sich alle vereinen mögen. Sie soll der neuen Elite Rückhalt verschaffen. Mit dieser Bedrohung von außen lässt sich vieles vorrübergehend erklären. Kürzen der Renten. Anheben des Militäretats. Einschränken vieler Sozialleistung, und letztlich vielleicht auch eine Erklärung dafür, warum die Währung im Vergleich zu den Anderen so extrem, so schnell fällt.

Die Frage wird sein, wie soll man mit dem neuen externen Feind umgehen. Verdammen, beschimpfen, Fake News lancieren, oder gar einen militärisch begrenzten Angriff wagen? Es hängt alles von dem sich parallel dazu aufbauenden internen Gegner ab.

Ist der aus dem Nichts kommende interne Gegner noch zu bändigen oder muss er ggf. ins Abseits geschoben werden. Etabliert sich erst einmal eine neue Rechte oder neue Linke Formation, wobei diese Begriffe in unserer heutigen Zeit seine ursprüngliche Bedeutung weitgehend verloren haben, dann wird es schwer, die davon betroffenen selbstverständlichen Rechte und Werte wie  Gleichheit vor dem Gesetz, Unabhängigkeit, Solidarität einzufordern.

Die Organisationen der Finanzwirtschaft haben sich von der Wirtschaft losgelöst und haben die Funktion einer Triebfeder übernommen. Sie bestimmen viele Tendenzen. Nimmt der Schulterschluss zwischen Politik und Finanzwirtschaft zu, dann entwickelt sich eine mächtige Lobby, die die Geschicke der Gesellschaft massiv lenkt und beschneidet.

Ende erster Abschnitt.

Verantwortung spüren, das Gesicht der Stadt verändert sich

Das Gesicht der Stadt Berlin beginnt sich in den Stadteilen sehr unterschiedlich zu verändern. Die seit Jahren eher unspektakulären Stadtteile, die wesentlich durch die dort oft seit Jahren lebenden Bürger geprägt wurden, bekommen einen ungeahnten Innovationsschub.

Internationale Investoren und Developer investieren im großen Stil gerne auch in ehemalige Fabriken oder Postgebäude und tragen dazu bei, ein neues Umfeld zu schaffen. Eine der Folgen ist, dass das Klientel im Kiez sich rasant verändert. Es entstehen neue Nutzungen durch neue Mieter.

Eine Startup Szene, Künstler aus verschiedenen Branchen dienten als „Durchlauferhitzer“.

Die Mieten steigen schnell rapide an und diejenigen, die dort heute noch die Miete bezahlen können, sind bei weitem nicht mehr diejenigen, die dort manchmal ihr ganzes Leben im Kiez einen Gewerbebetrieb hatten und auch wohnten.

Es ist der scheinbar ganz normale Prozess einer wachsenden Stadt, die das Kapital anzieht und denjenigen die dort investieren lukrative Renditen versprechen. Nüchtern müssen wir feststellen, dass diese Spirale des fortgesetzten rasanten Investments zu einer Entmischung der Sozialstrukturen führt.

Der „neue Kiez“ schafft sich seine „neuen Nutzer“.

Wer den aktuellen Mietzins nicht mehr erwirtschaften kann muss gehen. Die im Kiez durch ihre Bewohner gewachsenen historischen Bezüge fallen step by step weg.

Es führt zu einem „Entleeren“ des einstigen Flairs.

Heute hat eine neue Bewohnerschaft das sagen, mit neuen Erwartungen und einem anderen Nachfrageverhalten. Nicht selten finden wir dort heute hochwertige Restaurants mit einem Michelin Stern.

Uniformität als Folge?
Nun, dies ist nichts Neues. In der Stadtsoziologie reden wir von Segregation. Es ist ein stets brisantes politisches Thema. Wohin dieser Prozess führt, ist unschwer zu prognostizieren. London ist in Europa das wohl beste Beispiel. So sind auch nicht ohnehin die Pendlerzahlen zwischen dem Berliner Umland und der Stadt in den letzten Jahren um mehr als 100 % gestiegen. Wer London noch vor dem Finanzboom kennt kann dies sicherlich sehr gut nachvollziehen.

Die Attraktivität jeder Stadt hängt u.a. mit dem Grad ihrer Vielfalt (Diversity) zusammen. Dazu gehört es auch das Typische, das Ursprüngliche zu bewahren. Also die historische Dimension, – es bedeutet, das Gewachsene einer Stadt nicht aus der politischen Stadtplanung zu verdrängen. Dies hat nur marginal mit einem reinen Denkmalschutz an Fassaden zu tun.

Es bedeutet, keinen Monostrukturen Vorschub zu leisten und eine Vielfältigkeit, die sich vor allem durch die unterschiedlichen ökonomischen Verhältnisse ihrer Bewohner darstellt, zu bewahren. Letztlich beruht es auf der Akzeptanz der Verantwortung, der vielen Akteure in der Stadt, sie „freiwillig“ wahrzunehmen. Denn nicht alles lässt sich regeln und durch Verbote umsetzen.

Es braucht einen unausgesprochenen Konsens an Wertvorstellungen und Normen, wenn man investiert. Ein Maß an Leidenschaft für sein Tun in der Stadtgemeinschaft wäre zu wünschen. Also nicht nur scheinbar Lebenswertes(Effizienz und Erfolg) zu bestimmen, sondern auch Liebenswertes in einer Stadt zu fördern und dafür einzutreten; also, anders ausgedrückt, dass man dort auch gerne Leben möchte und sich wohl fühlen würde.

Der Stadtkultur Respekt zollen.
Das trifft nur noch äußerst eingeschränkt für die heutige weltweite, an vielen Orten agierende Investorenszene zu. Wer lebt und arbeitet noch als Investor in der Stadt, wo sein Kapital über Anlagegesellschaften, Fondsgesellschaften und viele verzweigte Wege seine optimale Rendite sucht.

So müssen wir in den heutigen Agglomerationen den Trend eines nicht selten „entseelten Umfelds“ konstatieren.

Ob wir in Berlin wollen oder nicht, die vielen Beispiele anderer, weiter entwickelter Agglomerationen, sprechen für sich. Innenstädte werden in hohem Maße durch internationale Investoren (mit)bestimmt und damit ihren Vorstellungen entsprechend nicht unmaßgeblich geprägt. Es ist gleichbedeutend mit einer zunehmenden Uniformität der Innenstädte.

Internationalismus wäre das Stichwort. Eine universelle ähnliche Architektur austauschbar, kreiert aus internationalen Planungswerkstätten entsprungen.

In Europa fällt es zum Glück nicht so sehr ins Gewicht, aber in Afrika oder dem Nahe Osten wirkt es mancherorts schon skurril, insbesondere wenn der Pferdekarren vorbeifährt oder das Minarett als Nebengebäude diesen kulturellen Clash aufzeigt. Modernste Fassadenkultur im Bestformat als Fremdkörper im Umfeld.

Wer kann und soll was tun?
Die spannende Frage, worauf wir bald eine Antwort finden sollten ist: Was können Bewohner, wenn sie diese Entwicklung nicht wollen, dagegen unternehmen? Wenn sie also nicht wollen, das wohlhabende Bewohner in die bevorzugten Teile der Stadt ziehen und andere ihren alten Kiez verlassen müssen und beispielsweise eine nicht kommerzielle Kunst- und Musikszene zwar als Avantgarde zum Anheizen des Kiez gerne gesehen wird, dann aber wenn die Mieten steigen, diesen möglichst geräuschlos wieder verlassen sollen. Und vieles dergleichen mehr. Reichen also unsere Instrumente der Stadtplanung aus?

Die Kräfteverhältnisse werden alle vier Jahre einmal neu bestimmt. Davor und danach haben Lobbyakteure viel zu richten. Und vor allem müssen wir uns fragen: Was wäre der richtige Weg? Wie soll ganz praktisch die politische Entscheidung für Veränderungen herbeigeführt werden? Sind wir nicht in dem Dilemma einer Konsensgesellschaft dem Austausch der Kräfte, der Argumente, des Kapitaleinsatzes verhaftet? Es ist eben auch für Politiker kaum noch möglich, richtig erkannte Ziele ohne weiteres umzusetzen. Ändern wollen wir diesen demokratischen mühevollen Kräfteprozess sicherlich nicht, denn wohin es führt, können wir bereits in jüngster Zeit wieder erahnen, wenn wenige entscheiden was richtig und falsch ist.

Die wichtigste Frage wird sein, wieviel Zeit haben wir, als richtig Erkanntes, in Handlungsvollmachten umzusetzen?

Die städtischen Instrumente eine Kita, einen Spielplatz, oder Ausgleichspflanzungen zu fordern greifen hier nicht. Staatliche Mietpreisrestriktionen zielen ausschließlich auf die Mieterklientel. Die Gewerbetreibenden bleiben davon unberührt. Doch gerade der Mix schafft in der Summe das Besondere in einem Kiez. Bewahren wollen heißt auch, bereit zu sein zu verzichten. Also einer schnell wachsenden mittelfristigen Prosperität zu entsagen.

Wer wird das schon wollen, wenn er sich nicht betroffen fühlt?

Bereitschaft zum Verzicht
Es heißt auch abgeben zu können, um langfristig zu gewinnen. Die Umlandproblematik ist gerade in Berlin und Umgebung evident. Denken wir an die Städte Nauen, Brandenburg oder Frankfurt (Oder), alle diese Städte könnten mehr Wachstum brauchen. Frankfurt (Oder) hat heute nur noch 56.000 Einwohner. Eine geschmähte Region für internationale Investoren. Obwohl nicht weniger als 45 Minuten von der Berliner Stadtgrenze entfernt und bald mit einem internationalen Flughafen vor seinen Toren.

Wir könnten und müssten in Berlin viel mehr mit diesen Städten zusammenarbeiten, um die Kernregion Berlin zu entlasten. Wir könnten neue qualitätsvolle Räume schaffen, wo es sich für ein internationales „Business-Klientel“ auch lohnen würde zu wohnen, zu investieren, – wo man sich eben auch wohl fühlen kann.

 „Freiräume ohne ökonomische Zwänge“

Erinnern wir uns an das Desaster der Nachnutzung des Flughafens Tempelhof. Auch hier ging es um Wachstum und um die so dringend benötigten Flächen für Wohnungsbau. Durch den Bürgerbescheid gab es ersteimal ein Moratorium. Ich bin sicher, dass sowohl die Befürworter als auch die Gegner nicht geahnt hatten, welch positive und ungezwungene Akzeptanz diese frei zugängliche Fläche für viele Bürger der Stadt bedeuten würde.

Wir brauchen soziale Freiräume, die von der Politik erkämpft werden müssen. Aber dies reicht bei weitem nicht aus, denn sie sind zunächst künstliche Orte in der Agglomeration, wenn sie auch viel Platz für nicht unbedingt kommerzielle Nutzungen geben. Wir brauchen einen breiten Konsens in der Investorenszene hier und dort nicht für jeden Quadratmeter die optimale Miete zu fordern.

Wie in jedem guten EKZ gibt es Mieter, die Frequenzbringer sind und eine hohe Miete nicht bezahlen können, aber zur Attraktivität des ganzen Centers einen unverzichtbaren Beitrag leisten. Wollen wir Attraktivität, dann brauchen wir Diversity. Es bedeutet den Wert zuerkennen und für den letztlich damit verbundenen allen zugutekommenden Nutzen, zu werben.

Die negativen Effekte einer entseelten Innenstadt kennen wir alle. Besonders dann, wenn die Geschäftszeiten vorbei sind und sich Tristes einschleicht.

Die Notwendigkeit zum Konsens
Nicht alles lässt sich durch Verordnungen und Restriktionen regeln, auch wenn sie hier und dort notwendig sind und wir den Eindruck haben, es könnte auch das Einhalten dieser Restriktionen nicht schaden. Doch viel mehr kommt es in der modernen Stadtgesellschaft auch darauf an, einen gemeinsamen Konsens zu schaffen. Ähnlich wie wir es so sehr in den Kleinstädten schätzen. Das berühmte Flair, die Gemeinsamkeit, die Verbundenheit mit seinem Umfeld. Dies muss auch für moderne Cities gelten.

Daran muss die Lokalpresse, die lokale Politik und der Bürger selber arbeiten. Es setzt voraus zu wissen, was dem Bürger wichtig ist. Und eben auch zu wissen, was man in der Stadt nicht will. Dieser permanente Bürgerdialog darf nicht abreißen. Hierin besteht eine typische Bringschuld aller Verantwortlichen daran mitzuarbeiten. Wie in jedem Unternehmen kann durch die Beteiligung der Mitarbeiter am Entscheidungsprozess die Effektivität und Zufriedenheit erhöht werden. Es setzt ein hohes Maß an Transparenz voraus.

Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit, niemand kann sich der Notwendigkeit entziehen stets ein Teil des Erfolgs, aber auch des Misserfolgs in der Gemeinschaft zu sein. Wenn es etwas schiefläuft, ist es in den letzten Jahren leider zu einem Ritual geworden die Politik sofort an den Pranger zu stellen. Als ob sie alles sofort für jeden passend regeln könnte. Hier braucht es viel mehr Austausch und Engagement auf beiden Seiten.

Was die Zivilgesellschaft in der Lage ist selbst zu leisten ist enorm und wird viel zu wenig honoriert. Wichtig ist es den Dialog nicht abreißen zu lassen. Die Politiker müssen mehr Mut aufbringen diesen Dialog zu suchen und nicht nur dann, wenn etwas schiefläuft.

 

 

 

 

 

 

African Campus Model in Kooperation mit EU und privater Wirtschaft

Die Grenzsicherungen der EU mit den nordafrikanischen Staaten beginnen zunehmen zu greifen. Als isolierte Maßnahme hätte sie allerdings fatale Folgen.

Aus der Zusammenarbeit mit den Nordstaaten versprechen sich viele dieser Staaten Vorteile. Sei es moderne Detektoren, sensible Grenzsicherungssysteme der neuesten Generation, bis hin zu Drohnen. Unabhängig davon wird die Sahelzone zu einem Massengrab, da Schleuser und bestochene Grenzsoldaten, nicht selten über vereinbarte Wege den Schleusern, mit Ihren Migranten, den Weg frei geben.

Man schätzt, dass mittlerweile leider mehr Menschen in der Sahelzone als auf dem Mittelmeer ihr Leben lassen. Grenzsicherungen allein greifen nur bedingt, sie können aber den Wunsch nach Wohlstand, Lebensperspektive, Unabhängigkeit nicht bändigen. Es muss den Wurzeln dieser verbreiteten Perspektivlosigkeit, insbesondere unter den jungen Menschen, entgegnet werden.

Dazu wird es notwendig sein, einen Strauß an Maßnahmen beharrlich auf den Weg zu bringen. Letztlich wird es langfristig beiden Seiten helfen und für eine bessere Perspektive sorgen. Einen Aspekt wollen wir hier vorstellen.

Der Mittelstand könnte sich viel effektiver engagieren
Die Arbeitskräfte Afrikas benötigen eine integrierte Ausbildung, die den Anforderungen der Privatwirtschaft entspricht. Infrage kommen neben den üblichen Wirtschaftszweigen, besonders die Bereiche der verkehrlichen Infrastruktur und digitalisierten Wirtschaft als zukunftsprägende Bereiche. Um schnellstmöglich die Lücke zwischen bestehendem Know-how und den Anforderungen an Mitarbeiter in den zukunftsorientierten Wirtschaftszweigen zu schließen, sollten im Sinne der „dualen Ausbildung“, praxisnahe Lehr- und Lerneinrichtungen geschaffen werden.

Dazu eignet sich unser „Campus Model“, d.h. Ausbildung und Arbeiten im eigenen Land, angegliedert an bestehende Bildungseinrichtungen mit der Erweiterung vielschichtiger Angebote. Derartige Campusstandorte sollen zu einem Markenzeichen für eine Veränderung werden. Sie sollen ein Qualitätsmerkmal repräsentieren und gleichzeitig das Tor für eine Kooperation darstellen. Dort muss ein besonderes Culture vorherherrschen, um den Anspruch des Change zu rechtfertigen.

Es wird Campus-Kernstandorte als Keimzelle gegeben, die wiederum weitere Campusstandorte initiieren und betreuen. Die lokale Wirtschaft mit Unternehmen aus Deutschland sollen dort gemeinsame Projekte entwickeln, welche für die Region von Bedeutung sind und nachhaltigen Absatz generieren und von Anfang an im lokalen Raum verwurzelt sind.

Die Anschubfinanzierung sollte durch die Förderung im Rahmen des Marshallplans für Afrika erfolgen. Im Rahmen dieses Campusprogramms und über die nationalen Grenzen hinweg, kann ein Wissens- und Organisationstransfer etabliert werden, bei welchem deutsche Unternehmen und deren Fachpersonal eingebunden wird. So können insbesondere „freizusetzende“ Arbeitskräfte, mit deren hervorragendem Fachwissen, beispielsweise aus den Bereichen der Maintenance Werkstätten, (denken wir an die Thematik bei der Deutschen Bahn, wo über 10 Werkstätten abgebaut werden, gleiches gilt ebenso für andere Bereiche) dort in Kooperation tätig werden.

Umgekehrt können ausgewählte Campusmitarbeiter zeitlich begrenzt in Deutschland ihre Kenntnisse in den Betrieben, Labors, Hochschulen etc. spezialisiert vertiefen. Über diesem Weg soll so auch die Gründung von Start Up Unternehmen gefördert werden, welche Ihre Dienstleistungen im jeweiligen Land erbringen. Durch unsere Tätigkeit im Investorenmarkt können wir für Investoren in Deutschland sorgen, die sich daran beteiligen und somit auch Kooperation zu Unternehmen herstellen.

 

Bleibt der Büroimmobilienmarkt in Polen für Investoren interessant?

Die Wirtschaft Polens gehört zweifelsfrei zu der europäischen Spitze. Mit immerhin 430 Mrd. Euro Bruttoinlandsprodukt ist Polen die achtgrößte Wirtschaft in der Europäischen Union. Keine andere Volkswirtschaft der EU hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die Polnische. Auch das Jahr 2018 soll wieder gut abschließen. Das Wirtschaftswachstum sollte in den ersten beiden Quartalen 2018 bereits die 5-Prozent Marke überschritten haben. Internationale Institutionen haben die Wirtschaftsprognosen für Polen erneut nach oben revidiert.

Eine Gefahr kann jedoch vom Arbeitsmarkt kommen. Schon jetzt klagen die in Polen agierende Unternehmen über einen Mangel an Fachkräften. Nichtdestotrotz bleibt die Anziehungskraft Polens als Investitionsstandort groß, was unabhängige Umfragen belegen.

Der Büroimmobilienmarkt in Polen, ist seit langem bei den internationalen institutionellen Investoren etabliert, und das Wachstumspotential ist nach wie vor ungebrochen hoch.

In 2018 hat der polnische Büromarkt die magische Grenze von 10 Millionen Quadratmeter Bürofläche erreicht. Das ist aber immer noch zu wenig. Es besteht ein weiterer Bedarf an modernen Büroflächen, da zahlreiche Mieter und Investoren, die auf den polnischen Markt drängen oder ihre Aktivitäten erweitern wollen, eine hohe Nachfrage auslösen. Es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass sich die Dynamik der Entwicklung des polnischen Büromarkts in naher Zukunft verlangsamen wird.

In Warschau, wo sich die Hälfte der gesamten 10 Millionen Quadratmeter befinden, gibt es noch zweimal weniger Büroflächen, als in dem einwohnermäßig kleineren Wien oder Stockholm und vier Mal weniger als in München. Das gleiche trifft auch für die Städte Posen, Breslau, Krakau, Breslau, Łódź oder Danzig, die neben Warschau zu den interessanten Bürostandorten Polens gehören, zu.

Auf dem polnischen Büromarkt kaufen seit vielen Jahren ausländische Investoren, unter anderem aus Deutschland, Schweden, Frankreich und den USA. Seit drei Jahren sind auch Investoren aus arabischen Ländern und Südafrika am Markt aktiv. In der letzten Zeit, kommen Investoren aus Israel, China, Singapur, Südkorea und Malesia und zeigen immer mehr Interesse.

Besonders attraktiv für ausländische Investoren sind, im europäischen Vergleich, noch hohe Renditenaussichten und relativ niedrige Kaufpreise der Bürohäuser. Die Renditen sind seit einigen Jahren stabil und variieren zwischen 6 und 8 Prozent. Der Leerstand beträgt durchschnittlich ca. 10%. Die Mietpreise liegen in Warschau zwischen 13,00 und 25,00 €/qm und in den anderen Städten zwischen 13,00 und 17,00 €/qm.

Der Risikofaktor des Wechselkurses ist eigentlich gut zu managen. Die Mietverträge werden in der Regel in Euro geschlossen. Auch die Finanzierung von Projektabwicklungen und der anschließende Verkauf erfolgen meistens in Euro.

Vorauf aber der ausländische Investor aufpassen sollte, sind gewisse Besonderheiten im Business und im Kommunikationsbereich. Auf die Zwischentöne zwischen den Zeilen sollte man doch ganz genau achten. Auch das Tempo legislativer Veränderungen, insbesondere im Wirtschafsrecht, hat seit dem Regierungswechsel Ende 2015 deutlich zugenommen. Eine, mit dem polnischen Markt vertraute Person, sollte schon an der Seite stehen.

Die Autorin: Danuta Dominiak-Wozniak, Partnerin in DR.BRÜGGEMANN GMBH, langjährige Erfahrung in internationalen Wirtschaftsbeziehungen.