Le Mensch: Die Ethik der Identitäten

Le Mensch: Die Ethik der Identitäten

Wer bestimmt, was der Mensch ist: als Individuum oder Amtsinhaber, als Angehöriger einer Gruppe, Religion oder Ethnie? Facettenreich und mit vielen persönlichen Rückblicken schreibt der große Europäer Grosser über die Entstehung und Moral sozialer Identität. Dabei wehrt er sich gegen ein altes Grundübel, das aktueller ist denn je – den Finger, der auf andere zeigt, das „schlimme DIE“: DIE Muslime, DIE Frauen, DIE Juden, DIE Deutschen, DIE Flüchtlinge. Ein großes Buch, das uns auffordert, auch in schwierigen Zeiten niemals unsere Menschlichkeit zu verlieren.

Klar in der Sprache und konkret in der Sache nimmt Alfred Grosser das Menschsein auf allen Feldern des gesellschaftlichen Lebens unter die Lupe: Kultur, Politik und Erziehung, Geschlecht, Geschichte und Religion, Geld und nationale Mythen – und natürlich unsere Identität in einem Europa mit Flüchtlingen oder ohne. Er warnt eindringlich vor Politikverachtung und zieht Bilanz über das „Menschwerden inmitten der Verzweiflung am Weltgeschehen“. Sein Credo: „Penser juste, donc à la fois avec justesse et avec justice – Richtig denken heißt, mit Richtigkeit und mit Gerechtigkeit denken. Das klingt zwar im Deutschen nicht so gut, sagt aber doch das Wesentliche.“

Heilen mit der Kraft der Natur

Heilen mit der Kraft der Natur
Meine Erfahrung aus Praxis und Forschung – Was wirklich hilft von Prof. Dr. Andreas Michalsen

Ein leidenschaftliches Plädoyer für eine neue Medizin: persönlich erzählt, mit vielen Patientenbeispielen. Die Schulmedizin grenzt die Naturheilkunde noch immer aus, dabei hat sich unsere Gesellschaft längst entschieden: Denn zwei Drittel aller Patienten wollen naturheilkundlich behandelt werden.

Das seien doch Hausmittelchen, ohne wissenschaftliche Basis, glauben viele Ärzte. »Falsch«, sagt Andreas Michalsen, Professor an der Charité Berlin: »Die moderne Naturheilkunde ist wissenschaftlich fundiert, und sie ist die einzige Antwort auf die steigende Zahl chronischer Leiden.« In den USA wird die naturheilkundliche Medizin mit 250 Millionen Dollar jährlich staatlich unterstützt, in Deutschland ist Andreas Michalsen einer der Pioniere, die tradiertes Heilwissen und modernste Forschung auf innovative Weise miteinander verbinden.

Massive Nebenwirkungen und mangelndes Vertrauen – die Medikamenten-Medizin steckt in einer Sackgasse. Immer mehr Forscher interessieren sich deshalb für die Wirkprinzipien traditioneller Heilverfahren. Der Professor für Klinische Naturheilkunde und Chefarzt am Immanuel Krankenhaus in Berlin erzählt, warum er den konventionellen Pfad der Medizin verlassen hat und welches Potenzial der Natur er mit seinen Patienten täglich neu entdeckt.

Im schwarzen Loch ist der Teufel los

Im schwarzen Loch ist der Teufel los

Astronaut Ulrich Walter erklärt das Weltall

Wie warm ist es im Weltraum?
Kann man die Chinesische Mauer wirklich aus dem All sehen?
Und wie würde eine Alieninvasion tatsächlich ablaufen?

Ulrich Walter ist Physiker, Astronaut und einer von elf Deutschen, die im All gewesen sind. Während seiner Mission hat er allerhand gesehen und ausprobiert. In seinem Buch erklärt er wissenschaftlich korrekt, aber sehr unterhaltsam alles Wissenswerte über den leeren Raum um uns herum und lüftet das Geheimnis, ob wir wirklich auf dem Mond waren.

Barak Obama: Worte müssen etwas bedeuten«: Seine großen Reden

Barak Obama
Worte müssen etwas bedeuten«: Seine großen Reden

Es sind die Themen unserer Zeit: Klimawandel, Migration, Terrorismus, Atomwaffen, rassistische Gewalt. Es sind die Themen, die Barack Obama in acht Jahren als US-Präsident wie kein anderer Staatsmann verfolgt hat. In seinen Reden zieht er unaufgeregt und konzentriert Lehren aus einer fehlgeleiteten Politik der Vergangenheit und richtet den Blick auf die Zukunft.

Barack Obama ist aber nicht nur ein scharfsinniger Politiker, er ist einer der Menschen, die sich nicht scheuen, Mitgefühl zu zeigen, Verzweiflung und Trauer. Unvergessen seine Rede beim Begräbnis von Nelson Mandela oder seine spontane Äußerung zu dem Attentat in Orlando. Auf seinen Reden gründet sich sein Vermächtnis, Ideale auch angesichts einer schwierigen Realität nicht zu verraten.

Was ist Populismus?

Was ist Populismus?
Ein Essay von Jan-Werner Müller

Wer wird heute nicht alles als Populist bezeichnet: Gegner der Eurorettung, Figuren wie Marine Le Pen, Politiker des Mainstream, die meinen, dem Volk aufs Maul schauen zu müssen.

Vielleicht ist ein Populist aber auch einfach nur ein populärer Konkurrent, dessen Programm man nicht mag, wie Ralf Dahrendorf einmal anmerkte? Lässt sich das Phänomen schärfer umreißen und seine Ursachen erklären? Worin besteht der Unterschied zwischen Rechts- und Linkspopulismus? Jan-Werner Müller nimmt aktuelle Entwicklungen zum Ausgangspunkt, um eine Theorie des Populismus zu skizzieren und Populismus letztlich klar von der Demokratie abzugrenzen. Seine Thesen helfen zudem, neue Strategien in der Auseinandersetzung mit Populisten zu entwickeln.

Es begann bei einem chinesischem Essen

Es geht es nicht um finanztechnische Details. Es geht mir um eine Besorgnis über unsere Finanzwelt, die der eine oder andere von Ihnen teilen mag, die ich zur Diskussion bringen möchte. Nun ist es bereits 9 Jahre her seit dem letzten Finanzdesaster und vieles ist bereits vergessen. Aber sind wir davor nicht gefeit, dass es bald wieder dazu kommen kann? Ich möchte unsere Abhängigkeit von allzu vielen, scheinbar unablässig wichtigen Zielvorgaben aufzeigen. Ich möchte aufzeigen, dass der Verlauf einer Finanzkrise stets ähnliche Züge aufweist. Also fast phänotypischen Charakter besitzt

Ausgehend von der damaligen Quelle der Krise, des überhitzten Immobilienmarktes zunächst in den USA, und dann weiter in Irland, in England und in Spanien, möchte ich über das kreative Potential der Akteure, die diese Krise ausgelöst haben sprechen.

Es sollen Verstrickungen und Abhängigkeiten, sowie mangelnde Kontrolle und Verantwortung zu Wort gebracht werden, gespiegelt an der Frage, wo lagen die Versäumnisse? Lassen sich solche Krisen vermeiden? Und besteht (k)eine Chance aus Vergangenem zu lernen?

Ausgangspunkt ist fast immer die Maximierung der Rendite. Letztlich liegt es fast allem wirtschaftlichen Streben zugrunde. Die Zeit für eine Krise ist immer dann gut, wenn scheinbar alles perfekt läuft. Oder anders gesagt, wenn man auf der Erfolgswelle schwimmt, im Sinne von, noch mehr, noch besser. Dieses ist meistens mit einer höheren Risikobereitschaft verbunden und durch den unmittelbaren Erfolg belohnt und steigert den Anreiz. Der Erfolg gibt Recht.

Die Fieberkurve steigt – vom Fusionsfieber – getrieben, so formulierte es der damalige Vorstandsvorsitzende der Mercedes Benz AG, Jürgen Schrempp. Bedenken sind spätestens dann wie weggewischt, wenn es geklappt hat. Der Mut wächst; Kontrollmechanismen werden außer Kraft gesetzt. Heute bei Volkswagen ist es die Dieselaffäre. Ich nenne es den Bill Clinton-Effekt. Er hat es einmal so formuliert:

„Du tust was Du tun kannst, denn niemand kann Dich daran hindern. Und dann tust Du es.“

Die Kontrollinstanzen beginnen wegzuschauen. Der Aufsichtsrat taucht ab. Nach dem Motto ich verstehe sowieso nicht was da passiert, was zählt ist der Erfolg. Und der ist da.

Bilden wir nicht unseren Nachwuchs entsprechend aus? Business Schools, in drei Jahren an die Wall Street, LSI in London, Praktikum bei Merrill Lynch und morgen Investmentbanker und übermorgen das neue Modell für die globale Attacke. Präsentation perfekt, alert, schnell, lebendig, gescheit, zielstrebig erfolgsverwöhnt, so hießen und heißen die Vokabeln.

Den Satz das tut man nicht, gibt es nicht.

So entsteht das heute neue Vehikel, und morgen wieder ein Anderes. Manchmal auch bei einem chinesischen Essen in New York. Vertreter der fünf größten Investmentbanken saßen in der Wall Street beim Lunch zusammen. Sie beschlossen ein neues Immobilienvehikel zu kreieren. Denn die aktuellen Anlagemöglichkeiten waren begrenzt. Es mussten neue Produkte geschaffen werden.

Gert Schneider (Name geändert), ein junger Investmentbanker, der Deutschen Bank wollte die Hypothekenanleihen neu ausrichten. Sie sollten ebenso attraktiv wie Unternehmensanleihen werden. Ein Milliardengeschäft tat sich auf. Zu seinen Mitstreitern gehörten Ravel Dany (Name geändert), Händler bei Goldman Sachs, Teo Kus (Name geändert) von Bear Stearns und, je ein Vertreter von der Citigroup und von JP Morgan waren ebenfalls dabei. Dies war die Initialgruppe der Fünf. Bei den nachfolgenden Treffen in der Wall Street – nahmen rund 50 Personen teil.

Sie befriedigten damit die wachsende Nachfrage institutioneller Investoren nach höheren Renditen. Denn, Pensionsfonds, Banken und Hedgefonds hielten festverzinsliche Werte in ihren Portfolios, die sich nahezu bei einem historischen Zinstief bewegten. Hätten sie nur damals geahnt, dass es knapp 5 Jahre später in der Folge einen Minuszins geben würde, wie hätten Sie sich entschieden? Mit diesen neuen „Wertpapieren“ (Konstrukten), die ein erstklassiges „AAA“ Rating erhielten, konnten die Investoren einen ganzen Prozentpunkt mehr erwirtschaften, als es mit zehnjährigen Treasuries möglich war.

An dieser neu geschaffenen lukrativen Produktkette verdienten Investmentbanker, Kreditgeber, Kreditvermittler, Makler und Ratingagenturen nicht schlecht. Wie immer lief das neue Modell eine Weile hervorragend, – bis zum totalen Overlay, einem Black Out.

Die Krise breitet sich wie ein Tsunami aus, – schnell und gnadenlos.

Erste Anzeichen der Immobilienkrise zeigten sich bereits im Sommer 2007. Dann ging es Schlag auf Schlag. Im Juli senkt die IKB die Ergebnisprognose. Vorstand Stefen Ortseifen tritt zurück. Die Commerzbank gibt bekannt mit 1,2 Mrd. € im Immobilienmarkt der USA investiert zu sein. Die Allianz ist mit 1,4 Mrd. € in verbrieften US-Hypothekenkrediten engagiert. Im August – ein Bankenpool um die staatliche KFW unterstützt die IKB mit zunächst 8,1 Mrd. € als Bürgschaft. Später wurde sie dann von Lone Star übernommen. Drei Tage später, am 3. August schließen drei deutsche Investment-Fonds vorübergehend. Weitere folgen. Fünf Tage später am 9. August, Spekulationen über hohe Verluste, mehrerer Großbanken legen den Markt lahm.

Der Markt für Tagesgeld auf dem sich die Banken Geld leihen kommt zum Erliegen. Die EZB stellt den Banken 94,8 Mrd. € zur Verfügung. Wiederum drei Tage später am 11. August räumt die WestLB ein Kreditengagement von 1,2 Mrd. € auf dem US-Immobilienmarkt ein. Nur ein Tag später am 12. August teilt die Postbank (heute Deutsche Bank und zum Verkauf stehend) mit, dass sie mit 600 Mio. € in zwei Gesellschaften des Rheinland–Fonds engagiert ist. Fünf Tage darauf, am 17. August muss die Landesbank Sachsen (Landesbank Baden-Württemberg) mit einer Kreditlinie der Sparkassen-Gruppe von über 17,3 Mrd. € gerettet werden. Dies war bekanntlich noch nicht das Ende. Wenige Tage später am 23. August stellen mehr als 50 US-Hypothekenfirmen ihre Tätigkeit ein. Es ist der Beginn des Arbeitsplatzverlustes von zehntausenden Menschen. Und damit ist es noch nicht zu Ende. Bereits im September erhält die britische Hypothekenbank Northern Rock von der Zentralbank eine Finanzspritze von 25 Mrd. €. Im Oktober verbucht Merill Lynch einen Milliardenverlust. Im November gleichen Jahres 2007 schreibt Englands größte Bank, die britische HSBC 3,4 Mrd. Dollar ab. Die Landesbank Baden- Württemberg hat Belastungen von 800 Millionen Euro. Auch die Deka Bank berichtet von Belastungen im dreistelligen Millionenbereich.

Im Abstand zu heute 10 Jahre später 2017 fragt man sich, es muss doch ein Wunder gewesen sein, dass es nicht zum Totalkollaps gekommen ist. Was ist eigentlich wirklich passiert? Das Zauberwort hieß Subprime oder anders ausgedrückt in einem Vehikel zusammengefasst. Was bedeutete dies? Wer verstand eigentlich noch genau was dort geschah? Sandy Weil, ehemals Vorsitzender der Citigroup, danach im Vorsitz des Aufsichtsrats, sagte, dass er diese Bewertungsmodelle nie wirklich verstanden hat! Die Banken haben diese neuen Produkte (Vehikel) entwickelt, sie „verbürgt“, gestückelt und an Dritte verkauft.

In vielen Fällen gingen diese Kredite einen langen Weg, von einer kleinen Stadt in den USA, wo die Sparkassen ihre Kunden noch kannten, bis hin zu den Banken in andere Länder wie Deutschland, – mindestens 8000 Miles entfernt. Die initiierenden Banken haben diese Kredite oft in verschiedene Tranchen zerteilt, ohne wirklich genau zu dokumentieren, was sich im Detail in den Paketen verbirgt und damit fundamentale Grundlagen der Risikokontrolle ignoriert. Das funktionierte nur so lange, wie die Häuserpreise in den USA um jährlich 10 bis 15 % stiegen!

Katalysator der Krise war die rückläufige Wirtschaftsentwicklung und ein vorherlaufend überhitzter Markt mit exorbitanten Preissteigerungen.

Man ist heute bereits wieder gewillt zu sagen: Déjà-vu? Heute 2017 haben wir schon wieder einen fast überhitzen Immobilienmarkt. Und wie war es doch davor mit dem „New-Economy Hype“, haben wir dieses alles bereits schon wieder verdrängt? Alle tanzten bis zum Schluss auf der Party mit. Alle sollten eigentlich daraus gelernt haben. – Nicht nur die Banken auch die Endverbraucher.

Heute ist die Empörung groß. Die Politik zeigte sich verwundert. Wie konnte es bei der WestLB soweit kommen? Sollte nicht die Braut auf Geheiß der Landesregierung schön gemacht werden – und dieses schnell; dies ging eben nur mit neuen Systemen?

Der Vorwurf, und darüber sind sich heute alle einig, dass die Ratingagenturen zu viele AAA-Ratings verteilt haben. Okay? Zu guter Letzt werden sie auch noch von den Banken bezahlt. Wie sollte da eine echte Kontrolle möglich sein.

Die Frage stellt sich, wer ist Treiber, wer Kontrolleur, wer Verantwortlicher des Ganzen.

Letztlich bleibt es beim Bürger sich zu informieren, kritisch zu bleiben und permanent zu Hinterfragen. Die Medien müssen helfen, diese Irrsinnsspirale rechtzeitig zu entlarven. Es muss mehr Wert auf eine faire Informationspolitik gelegt werden. Werbung und Marketing dürfen nicht mit psychologischen Verfahren bewusst falsche Informationen streuen. Hier muss mehr Transparenz her. Verstöße müssen geahndet werden. Aber dieses entspricht leider nicht unserem Systemverständnis, wo jeder mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen um seinen Profit kämpft.

Zumindest wurde aus den vergangenen Krisen so viel gelernt, dass eine Rettung nur in einer konzertierten Aktion möglich ist. Es ist zu begrüßen, dass Fed, EZB, Regierungen und Aufsichtsbehörden zusammenarbeiteten, um diese Krise so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bekommen. Wie lange das so bleiben wird, bleibt offen, irgendwann ist das eigene Hemd immer näher als das Andere. Wie sehen dagegen heute gerade die Absetzbewegungen der Vereinigten Staaten und den damit verbundenen „Amerika First“ aus. Vielleicht wird damit auch das Ende dieser Politik eingeleitet und die Nationalisierungswelle der Märkte führt zu einem „Reset“ allerdings sicherlich verbunden mit sinkendem Wohlstand. In UK können wir erste Tendenzen erkennen. Doch gemeinsam würde es sicherlich bessergehen.

Es war ein langer Weg
Vor 30 Jahren wurden an der Walls Street täglich für ca. 1,4 Millionen Aktien gehandelt. Haben Sie eine grobe Vorstellung wie viele Aktien es heute sind? 1,7 Milliarden Aktien – täglich. Subprime Produkte, die sich die Banken mit ihren neuen Vehikeln geschneidert hatten, waren wie des Kaisers Kleider, sie waren auf einmal weg. Das Konstrukt aus den maßgeschneiderten Vehikeln, Conduits und Structured Investment Vehicles, kurz: SIV`s genannt, haben sich über Nacht aufgelöst. Sie waren einfach weg. Letztlich sind es auch nur Zahlen, elektronisch verpackt und um den Globus geschossen. Lassen Sie es mich bildlich aussprechen, IKB und SachsenLB trugen von heute auf morgen nichts weiter am Leib. Diese „Gewänder“ werden seit Jahren von Investmentbankern und internationalen Kanzleien gewebt. Ein jedes mit vielen Fußnoten und hunderten von Seiten, die eigentlich niemand mehr überblickt. Die Investoren nicht, die Banken nicht, die Regulatoren nicht.

Aber alle machen mit. Hierin liegt eines der Ursachen. Diese Undurchsichtigkeit öffnet Tor und Tür in dem lukrativen Billionenmarkt. So kommt es, dass die Banken nicht einmal genau wissen, wie tief sie über verpackte Anlagen und Investmentvehikeln in die Sache verstrickt waren und zum Teil heute noch sind. Mir erzählte einer der betroffenen Banker aus dem Risikomanagement, ich habe die „Dose aus den USA“ aufgeklappt und hineingesehen, das dort über 15.000 Privathäuser zu einem Paket verstreut über zwei Bundesstaaten enthalten sind habe ich nicht geahnt, wie soll ich da unser Investment wieder zurückbekommen? Die Summe der Abschreibungen ist, so bitter es klingen mag, nicht das Problem.

Viel Schlimmer ist der Verlust an Glaubwürdigkeit, an Vertrauen, an der Qualität der Produkte, an einer fehlenden Zukunftsperspektive wohin die Reise gehen soll, damit man sich von diesem risikoreichen Pfad wieder verabschiedet.

Die Depression hat tief gesessen. An der neuen Werbestrategie der staatlich gestützten Commerzbank konnte man es gut ablesen. Wenn man heute mit diesen Bankern spricht erzählen sie einem, dass sie als Sparring-Partner sich dem potentiellen Kunden anbieten. Diese neue Crew der jungen Banker hat einen schweren Weg vor sich, denn letztlich müssen auch sie ihren Aktionären Rendite anbieten. Die Unternehmen im Social #Media Bereich oder in den neuen 4.0 getriebenen Bereichen, bis hin zu den Smart Produktionen mit vielfältigen Facetten, geben nichts mehr auf diese aus ihrer Sicht schrumpfende Bankenbranche. Google oder Facebook würde bis dato hier nicht investieren. Sie könnten leicht aus der Portokasse jede Bank kaufen.

Katastrophal ist auch der Verfall der Bankaktien! Und dies seit nunmehr fast 10 Jahren! Wer neue Produkte an der Kante webt, sollte wissen sich immer in diese Gefahr zu bewegen. Diese Produkte sind auf ein permanentes Wachstum der Volkswirtschaft ausgerichtet. Wenn sie nicht mehr funktionieren, krachen sie einfach zusammen und man entwickelt wieder Neue.

So kennt die Kreativität der Börse auch heute wieder nach dem Crash keine Grenzen. Sie muss ihrer Logik folgend weitermachen und aus dem Dilemma Schlüsse ziehen. Dies ist das Gesetz des Handelns. Ob hier staatliche Regeln helfen darf bezweifelt werden. Die Versuche dazu waren recht halbherzig. Die Bankenregulierung hat zwar etwas bewirkt, aber ob sie wirklich ausreicht ist fraglich. Zumal die nationalen Unterschiede und der Wille zu wirtschaftspolitischen Reformen in den europäischen Ländern ungleich ausgeprägt sind. Wie lange hat es gedauert bis Frankreich seine herrschende Elite, quasi über Nacht, weggefegt hat, um endlich Reformen einzuleiten.

Über das Vergessen
Der Deckmantel des Vergessens ist stets groß. Man kann sich leider darauf verlassen. So ist unsere Psyche nun mal zum Selbstschutz angelegt, Unangenehmes zu vergessen. Es hilft!

Fehler in einer Krise werden dadurch behoben, indem man die Köpfe, die Wirtschaftskapitäne, ausgetauscht. Sie dürfen Ihre Fehler nicht mehr beseitigen. Man entledigt sich des erfahrenen einstigen gefeierten Brain-Trusts. Er könnte ja infiziert sein und noch weiter ansteckend wirken. Die Lösung heißt dann fast immer: Eine neues, noch monströseres Supervehikel wird geschaffen und alles dort zur Fusion hineingekehrt.

Die drei großen US- Banken (Citigroup, Bank of America und GP Morgan) wollten einen Superfonds bilden, indem sie in ein Monstervehikel alle Risiken packten. Die Super Hypothekenbank entstand. Die Devise heißt fast immer: Sich entlasten und umzustrukturieren, letztlich die Verluste soweit es geht auf alle zu verteilen, also auch den Staat einzuspannen.

Sozialisation der Schulden wo immer es geht. Dies war die Stunde der Wahrheit.

Sparkassen und Länder zahlten bei der Zeche mit. Die Volkswirtschaft, also die Allgemeinheit muss helfen, schließlich hat sie ja auch nicht richtig mitgespielt und kein Wachstum mehr erwirtschaftet. Also hieß es, abschreiben und Sonderzahlungen des Staates einzufordern. Eines bleibt festzuhalten. Diese Krisen entstehen lokal, bleiben aber darauf nicht beschränkt, wie uns bereits 1857 die Erfahrung lehren konnte. Dieses ist heute in der vernetzen Weltwirtschaft mehr denn je ein unwiderruflicher Begleiter. Was wird uns in den nächsten Monaten die Sanierung italienischer Banken wohl kosten?

Es war nie anders. Denken wir nur zurück an die Finanzkrise von 1857
Es ist der Aufstand der Reichen an New Yorker Wall Street. Sie verlangten ihr Geld zurück. Aber die Banken in New York hatten kein Geld mehr. Sie hatten alles verliehen. Dieses Bild muss Steinbrück und Merkel bei ihrem legendären Auftritt vor der Kamera im Kanzleramt vor Augen gehabt haben, als sie vollmundig verkündeten: Die Spareinlagen sind sicher.

Die Realität war 2007 wie vor 150 Jahren ähnlich. Denn die Spareinlagen ihrer Kunden haben die Banken weitergereicht. Damals an die Getreidebauern im Westen, die Eisenbahnunternehmer im Norden, die Fabrikanten im Osten. Im ganzen Land haben sie Kredite verteilt und geglaubt, das Geld mit Gewinn zurückzubekommen. Ein Irrtum, ein Fehler, das hat sich herumgesprochen und nun stehen die Aktionäre, die sich noch vor ein paar Minuten für wohlhabend hielten, vor den Banken, die ihre Schalter und Türen schließen. Sie sind pleite.

Dieser Nachmittag des 13. Oktober 1857, an dem sich überall in New York die Banken für zahlungsunfähig erklären, sitzt heute noch tief im Gedächtnis. Genau wie damals, möchte man sagen.

Doch es blieb die Lust mehr aus dem Anlegerkapital zu machen. Es noch attraktiver anzulegen. Genauso wie unsere Investmentbanker 2005 an der Wall Street bei ihrem Abendessen beschlossen hatten, ein neues Vehikel zu entwerfen. Dieser Tag an dem die Bürger New Yorks die Banken stürmten und ihr Geld abheben wollten, bis es nichts mehr abzuheben gab. Dieser besondere Tag dieser bitteren Erfahrung wirkt nach. Die Spekulationsblasen sind wie damals einfach geplatzt. Schon damals war es eine weltumspannende (Wirtschafts-)Krise. Die Krisis ist eine Weltfrage geworden, so hieß es damals.

Doch auch heute hat diese Finanzkrise leider ein unschönes Gesicht, wie dieses in Stockton, Kalifornien, einer Provinzstadt mit 300.000 Einwohnern in den USA mit den meisten Zwangsversteigerung der Fall war. Jedes 31. Haus in der Stadt war betroffen. Die meisten Kredite wurden damals online abgeschlossen. Es versteht sich, zu besonders günstigen Konditionen. Einen Trend den wir auch hierzulande ebenso beobachten können. Kreditvergabe nach einer grünen Ampel. Man gibt seine Daten ein und es leuchtet rot, gelb oder grün. Subprime online! Subprime ist zu einem Synonym für diese Krise geworden, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Baufertigstellungsraten wuchsen überproportional und die Immobilienpreise hatten sich zum Teil verdoppelt bis verdreifacht. Daher war es erkennbar, dass diese Entwicklung zu einem drastischen Rückgang führen würde. In Irland, (verdreifacht), In Großbritannien (verdoppelt) und wie sieht es heute schon wieder in Berlin aus. Exorbitante Vervielfältiger.

Fazit, Rendite ist wichtig, – sie ist sehr wichtig – aber sie ist nicht alles! Auch Rendite muss in einer lebendigen Kultur eingebettet sein. Nur durch Kultur kann auch Rendite wachsen und gedeihen.

Dies sollte kein Widerspruch sein. Diese Beziehung scheint verlorengegangen zu sein. Den Begriff Kultur können wir ersetzen durch Normen, Regeln, Verhalten, Anstand, Rücksichtnahme. Dies gilt besonders für globalisiert handelnde Unternehmen, letztlich noch mehr für die Finanzwirtschaft und ihrer Akteure.

Durch unsere Informationstechnologie können wir zeitgleich an jedem Ort der Welt, Handel in Echtzeit betreiben. Wir stellen eine zunehmende Sinnentleerung fest. „Merkwelt“ und „Wirkwelt“ brechen noch mehr auseinander. Wir wissen nicht mehr was stimmt. Wir müssen uns auf die Substanz von elektronisch übermittelten Nachrichten verlassen. Der Begriff Fak News ist zum Synonym dafür geworden. Das Verhältnis von Wirtschaft und Ethik gilt es vor diesem globalen Hintergrund neu zu ordnen. Fragen nach Gerechtigkeit tauchen immer schärfer auf.

Bilanzfälschungen, Enron und Worldcom sind traurige eindrucksvolle Beispiele, die wir alle schon wieder vergessen werden. George Soros sagte, Märkte sind von Grund auf unmoralisch. Leute mit Skrupeln hätten in diesem Umfeld keine Chance. Nun denn, es ist nichts Neues, aber es bleibt bitter. Ethik angeleitetes Handeln gebraucht andere Kategorien: Es ist an den Kategorien von Gut und Böse orientiert. Die ethische Qualität wirtschaftlichen Handelns ist nicht von einem institutionellen Rahmenwerk also Kontrollmechanismen abhängig. Die Frage, die ich aufwerfen möchte ist: Kann uns eine akzeptierte Wirtschaftsethik bei den Problemen des globalen Marktes, unserer wachsenden Ressourcenknappheit, bei den heutigen ökologischen Herausforderungen helfen, diese großen Herausforderungen zu bewältigen oder brauchen wir doch einen neuen globalen Ordnungsrahmen? Es bleibt festzuhalten: Waren unsere Banker gierig? Sind wir gierig? Sind wir verantwortungslos? Werden Krisen dieser Art immer wieder kommen?

Wer mit komplexen Systemen umgeht braucht ein vernetztes Denken, braucht Überblick und Weitsicht. Wir brauchen schlichtweg, da wir an die Grenzen unserer Machbarkeitsmöglichkeiten stoßen, Einsicht, – nicht alles zu tun, was wir tun können. Zumal nur um einer höheren Rendite zu frönen die Folgen immer gravierender werden, je mehr Wirkung unsere globalen Werkzeuge besitzen.

Es gibt kein eindeutiges „Faktum“ und keine unerschütterliche Sicherheit. Je mehr man sich auf das Faktum verlässt, desto mehr müssen wir feststellen, dass das von uns Geschaffene uns nicht die erhoffte Sicherheit gibt. Ein AAA Rating reicht nicht aus. Dennoch: Beides muss es geben.

Das rationale, rechnende Denken, das der Machbarkeit zugeordnet ist – und das besinnliche Denken, das dem Sinn nachdenkt. Indem nur dem Machbaren nachgedacht wird, stehen wir in der Gefahr zu vergessen, sich selbst den Sinn seines Seins zu bedenken.

Dem chinesischen Essen in der Wall Street hätte dieser Sinn – gutgetan – und vielleicht wäre die Freude, an einem köstlichen Dinner, mehr an Wert gewesen. Diese Grundentscheidung muss jeder für sich immer wieder erneuern, bei seinem Tun um sich selbst zu stellen.

Gastbeiträge 2017

Street Art in Berlin,- wie gehen wir damit um?

Haltet diese Türen fest, sie werden bald wertvoll sein. So möchte man am Kottbusser Tor in Kreuzberg empfehlen. Street Art soll auf einen Blick auffallen, eine pointierte Aussage treffen oder einfach nur bunt und schrill die Tristes ihrer Umgebung im Stadtraum aufhellen.

[expand title=“mehr …“ tag=“h2″]City-Kunst als Spiegel des Zeitgeistes und der Offenheit einer Gesellschaft. Sie ist gleichzeitig Ausdruck (Barometer) der Lebendigkeit einer Stadt. Oder eher das Versagen von Recht und Ordnung? Wie auch immer, ist es zu einem Ausdruck einer speziellen „Stadtkultur“ geworden. In Singapur wäre sie undenkbar.

Sie ruft heute weniger sozialpolitische Beachtung hervor, wie in Anfangsjahren des Entstehen dieser Kunstform. Sie macht kaum noch auf Missstände aufmerksam. Eher ist es eine sich etablierende Kunstform geworden, die zu unserem täglichen City-Alltag dazugehört. Das erste Street Art Museum in Berlin wird bald eröffnet. Die East Side Galerie an der Spree hat es zu weltweitem Ruhm gebracht.

Wir müssen zwischen einer bereits etablierten Kunstform und einer im Verborgen aufblitzenden Kunst unterscheiden. Diese verborgene ursprüngliche Kunst bemächtigt sich des Straßenraumes und macht auch vor Bahnen und Bussen nicht halt. Sie begleitet uns heute an vielen Orten und ist nicht mehr nur auf bestimmte Stadtteile begrenzt.

Wieviel dieser „Kunst-Werke“ haben wir eigentlich in Berlin, 10.000 oder mehr? Welche Bedeutung haben sie für unser Empfinden wenn wir darauf stoßen? Lösen sie Ärgernis aus oder sind sie belanglos? Schenken wir Ihnen in der etablierten Kunstszene noch Beachtung?

Welche große Bedeutung dagegen hat diese Kunstform wenn sie vermarktet wird. Dieses haben wir erst kürzlich mit dem zum Abriss stehenden Gebäude nahe Tauentzien erlebt, wo die Warteschlagen von Besuchern über 100 Meter, sogar über Tage hinweg zu sehen waren, nur, um diese Kunst von bemalten Wänden im Inneren des Gebäudes, in Büroräumen, im Treppenhaus und Fluren zu sehen, obwohl oder gerade, weil dieses Haus dann später abgerissen werden soll. Also damit gleichzeitig, die mit dem Gebäude verbundene Kunst ebenso zerstört wird. Ein unglaublicher Hip. Folgerichtig hat Street Art in den letzten Jahren Eingang in die Werbewelt gefunden.

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Mittelstädte auf der Suche nach einer neuen Identität

Immer mehr Ladenbesitzer müssen in diesen Innenstädten aus Mangel an Kundefrequenz ihr Ladengeschäft aufgeben. Der Leeerstand nimmt drastisch zu. Das Produkt „Fußgängerzone“ der 70 iger Jahre beginnt an Anziehungskraft zu verlieren. Stadtmöblierung und bunte Gehwegpflasterung, sowie Brunnen und die Skulptur prägen noch das städtebaulich perfekt abgestimmte Stadtbild. Die gestalterisch angeordnete Baumreihe, entlang der Fußgängerzone mit den modernen Sitzbänken, sind Sinnbilder, der einst so modernen deutschen Innenstädte. Dass am Sonntag dort oft nichts passiert ist allen vertraut, aber dass es sich an langen Sonnabenden und in der Woche schon gar nicht mehr so recht mit Leben erfüllt, beginnt die Bewohner zu irritieren.

[expand title=“mehr …“ tag=“h2″]Die städteplanerisch, als entgegengesetzte Pole an den Enden der Fußgängerzone vorgesehenen Einkaufszentren oder Kaufhäuser sind bereits vom Aussterben bedroht und mancherorts geschlossen. Kaufhäuser sind vergangene Konsumdinosaurier. Früher konnten sie noch mit der Vielfalt ihres Warenangebots punkten. Sie sind heute keine Magnete mehr. Ganz im Gegenteil sind diese Gebäude mit den einst so stolzen Gebäudefassaden, die sich meist nicht ins städtische Gesamtbild historischer Fassaden eingliedern ließen, sind heute zum sichtbaren Mahnmal dieses schleichenden Niedergangs geworden. Man möchte fast sagen, eben alles hat ein Ende.

Nach dem schier grenzenlosen Wachstum kommt schlichtweg der Rückbau. Die Verantwortlichen in Politik und Stadtplanung haben dem Investorendruck in der Vergangenheit nach mehr Verkaufsfläche versucht zu wiederstehen. Oft ohne Erfolg. Und dies nicht nur in der Innenstadt, auch an vielen anderen Orten der Stadt. Heute braucht man nicht mehr in die Innenstädte zu fahren um seinen Bedarf zu decken. Neue Einkaufszentren im weiteren Umfeld, mit einem breiten Warensortiment, haben diesen Prozess noch beschleunigt. Sinnentleerte, aber gut erreichbare Fachmärkte mit ausreichenden Parkplätzen an den Magistralen der Stadt, bieten einen bequemen Einkauf. Also warum noch in die City fahren, wenn dort eh nichts mehr passiert. Einkaufen kann man auch woanders, – und besser.

 

Die Sogwirkung der Schwarmstädte beschleunigt den Niedergang

Befindet sich die Mittelstadt dann noch im Sogbereich einer „Schwarmstadt“ dann kommt es über kurz oder lang zum Kollaps der Innenstadt. Wer ein technisches Produkt sucht, findet es dort eh nicht. Also man fährt lieber gleich in die „richtige Innenstadt“. Es sind dank Regionalzug oder Autobahn meist nur 30 Minuten. Städte in NRW sind durch die hohe Dichte davon besonders betroffen. Und zu guter letzt kommt noch online Einkauf und smart City hinzu. Insbesondere Standardprodukte, wie technische Geräte, Bücher aber auch Kleidung sind in hohem Maße online nachgefragt.

Also wohin führt uns in den kommenden Jahren dieser Transformationsprozess? Und welche Maßnahmen müssen wir jetzt ergreifen, um die richtigen Weichen für eine neue attraktive Kern-City in den Mittelstädten zu stellen? Die Mobilität wird bleiben, der Onlinehandel weiter wachsen, die EKZ und Kaufhäuser in den Städten werden dagegen weiter veröden.

Wir müssen uns also Fragen, was macht eine Kern-City unter diesen Vorgaben attraktiv? Welche Attraktivitätsfaktoren sind wichtig, welche fallen weg und können durch andere ersetzt werden, denn eins wird bleiben, der Wunsch der Menschen sich zu treffen, direkt aufeinander zu stoßen, um Gemeinsamkeit zu erleben und ein Maß an Wir-Gefühl zu spüren. Wodurch lließe sich der bisher maßgebende Attraktivitätsfaktor „Einkaufen“ ersetzen?

 

Zuviel Attraktivität führt irgendwann wieder zu einer Umkehr

Für die im Umfeld von Schwarmstädten gelegenen Mittelstädt kommt ein positiver Effekt hinzu. Dies trifft besonders für Berlin zu. Berlin wächst um ca. 40.000 Einwohner pro Jahr. Damit verbunden sind knapper werdende Ressourcen an Liegenschaften und stetig steigende Bodenpreise, wie auch Mieten. Langfristig nimmt damit die Attraktivität von Wohnen ab. Zu teuer, zu „Buissi“.   Vorausgesetzt der Transformationsprozess zu einer Smart City geht nur langsam voran und kann diesen Effekt nicht schnell genug kompensieren. Die Auswirkungen von hohen Emissionen, Lärm und Geschäftigkeit der Kern-City wären dann nicht rechtzeitig aufgehoben. Berlin würde gut daran tun, rechtzeitig mit seinem Umland einen Ausgleich zu suchen. Um langfristig seine Attraktivität durch geringe Mieten etc. zu halten. Letztlich auch um Solidarität mit diesen abgehängten Regionen zu üben. Doch darauf warten können die Mittelstädte nicht. Sie müssen selbst eigene Konzepte entwickeln.

 

Mittelstädte brauchen neue Konzepte

Wir müssen uns fragen welche Attraktivitätsfaktoren werden zukünftig für die Leistungsfähigkeit und Prosperität bestimmend sein? Wir haben insbesondere bei den jungen Menschen eine nie dagewesene Freizeitorientierung. Cafés, Restaurant, Kneipen, Event-Veranstaltungen, Kinos, Theater, selbst Opernhäuser und Konzertsäle sind brechend voll. Man fühlt sich in eine neue Zeit versetzt, die eher an die mediterane Lebensweise erinnert. Man lädt zum Brunch, zum Lunch und am Abend Gäste und Freunde nicht mehr nach Hause ein, sondern „Out Door“.

Was hätte die Fußgängerzone auch am Abend in den Mittelstädten in NRW zu bieten. Kommt nun noch hinzu, dass es keine gewachsene Altstadt mit schönen historischen Fassaden gibt, dann setzt die Tristes rapide, spätestens nach dem Schließen der Läden, ein. Stehen Läden zum Teil leer und wird die Schaufenstergestaltung noch von Kik & Co. übernommen, nimmt das Unheil seinen Lauf.

Da helfen dann auch keine neuen Sitzbänke oder Springbrunnen mehr, da sie eh schon ausreichend vorhanden sind. Unsere Überschrift hieß: Mittelstädte auf der Suche nach einer neuen Identität, oder besser sie müssen sich eine neue Identität erarbeiten. Also was wäre zu tun? Die „Stadtkasse“ braucht um seine Aufgaben zu bewältigen Steuereinahmen, generiert durch eine solide und beständige Wirtschaft. Wird es ausreichen dieses auf dem Freizeitsektor zu erwirtschaften?

Bereits heute sehen wir, dass um die Schwarmstädte die Pendlerströme immer weiter anwachsen. 40.000 Pendler und mehr am Tag sind keine Seltenheit. Die Pendler erwirtschaften Ihre Dienstleistung weit weg vom Wohnort. Katastrophal wird es, wenn sich Versäumnisse der Politik, wie in den Pariser Banlieues einstellen, und weit entfernte Großsiedlungen um die Megapolis beginnen zu veröden.

Erinnern wir uns, was waren eigentlich die wichtigsten ursprünglichen Gründe für das Entstehen von Dörfern und später Städten?  Sicherlich die geographische Lage am Fluss oder an einer Talmündung war Ursache für die Auswahl des Standortes. Dies ging einher mit den Handelsströmen. Daraus haben sich Machtzentren entwickelt. Auch der damit verbundene Kommunikationsaustausch an Informationen spielte eine wesentliche Rolle, um sich an einem zentralen Ort begegnen zu können. Mit dem Entstehen der Dörfer ist das Wir Gefühl der Bewohner herangewachsen, verbunden mit den Stadtrechten und auch einem Stolz dieses zu besitzen. Also in der Konsequenz sich abzugrenzen vom Umland. Letztlich sich durch Stadtmauern zu schützen. Man hatte jetzt etwas zu verlieren, das es zu verteidigen galt. Wir sehen also Handel war einer der wichtigsten Treiber. Doch gerade dies trifft in unserer Gesellschaft in diesen Innenstädten nur noch bedingt zu. Handel kennt keine Grenzen mehr. Sie können die Produkte fast von jedem Ort aus Online Erwerben. Es gibt keine Produkte, die nur an diesem Ort verkauft werden, oder anders gesagt, nur dort angeboten werden dürften. Die in den Jahren zuvor geschaffenen Kapazitäten sind schlichtweg zu üppig. Die Realität in diesen abgehängten Städten sieht eben heute ganz anders aus. Kaum noch Handel, kaum noch Frequenz auf der Straße.  Sinkende Kaufkraft in der Innenstadt. Leerstand parallel entlang der Fußgängerzone in gleich mehreren Erdgeschossläden und verklebte Schaufenster. Investoren erklären diese Städte für eine No Go Area. Und die Bewohner verhalten sich ähnlich. Sie kaufen in der Schwarmstadt ein, und kehren „Ihrer“ Innenstadt den Rücken. Was könnte Sie an dieser Innenstadt auch noch reizen? Welche Erwartungen könnten Sie formulieren?

Bis es zu diesem tristen Zustand kommt gibt es allerdings eine Vorgeschichte. Eine Verkettung von sich weiter negativ summierenden Ereignisse, die sich dann, ab einem bestimmt Punkt mehr, als ihre Summe verstärken. Leerstand, abnehmende Steuereinnahmen, sinkende Attraktivität des Warenangebots. Mit diesem Prozess geht in der Innenstadt ebenso eine soziale Entmischung einher. Eine Zunahme von Menschen, die keiner geregelten Arbeit nachgehen. Café, die nur dann noch existieren können, wenn Sie bereit sind sich mit der Bestellung von einem Getränk an einem Tisch für den ganzen Vormittag zufrieden geben. Das Straßenbild an den Ecken verändert sich. Der Attraktivitätsquotient dieser Innenstadt sinkt in der Investorenszene auf „No Go“.

Alle müssen an einem Strang ziehen.

Genug der Bestandbeschreibung, also wer kann in dieser Situation zur Prosperität beitragen und hat auch die Plicht dazu? Wer kann einen Turn-Around initiieren? Verantwortlich sind alle. Der Bürger seiner Stadt, die Investoren, die Politik und die Stadtverwaltung. Sie müssen alle lernen in einem solchen Ausnahmefall an einem Strang zu ziehen.

Als eine gute Vorbereitung sind erste Veranstaltungen, wo die Beteiligten zu Wort kommen. Sie sollen ihre Vorstellungen und ihre Ziele formulieren. Es gilt im Interessensausgleich Neue Wege zu skizzieren. Ziele auszumachen. Die wirtschaftliche Machbarkeit zu überprüfen. Partner aus der Investorenszene für Projekte zu gewinnen. Und letztlich ganz allgemein dafür im Rahmen eines Städtemarketings, die Attraktivität wieder neu aufzubauen. Die Stadtverwaltung sollte mit der gewählten Politik, Ideen und Ziele vorgeben; sie zur Diskussion stellen. Ihren Wissenstand erläutern und gelungene Beispiele aus anderen Regionen aufzeigen.

 

Wohnen anstatt Handel?

Welches Substitut kann den schrumpfenden Handel ersetzen? Keine Nutzung kommt diesem gleich. Mehrere Nutzungsarten müssen in der Summe ein gemeinsames Äquivalent bieten. Wohnen in den Innenstädten gewinnt wie beschrieben an Zuspruch. Besonders junge Leute sind eher daran interessiert direkt im Zentrum zu wohnen. Sie schätzen die vielfältigen fußläufigen Freizeitangebote an Restaurants, Kneipen, Cafés, Kino u.dgl.m. Wohnen in den Innenstädten bietet darüber hinaus eine ganz neue Chance für mehr Frequenz rund um die Uhr. Gepaart mit durchzogenem Grün und einer Priorität für Fahrradverkehr kommt neue Qualität zustande. Die Zeit dafür ist genau richtig. Wir werden zukünftig in weniger als 10 Jahren einen völlig anderen Individualverkehr in den Innenstädten haben. Diesel- und Benzinmotoren werden mehr und mehr verbannt sein. Die Umweltauflagen nehmen heute schon drastisch zu. Die grüne Plakette bekommt eine neue Bedeutung. Die Innenstadt wird deutlich mehr durch kulturelle Angebote und Freizeitaktivitäten bestimmt sein. Neuer Wohnraum entsteht und neue Konzepte, die auch die Nebenkosten, wie Energieversorgung berücksichtigen, schaffen Nachfrage und Qualität. Kommt hinzu, dass die Stadtverwaltung nicht nur durchschnittlichen Wohnungsbau anzubieten vermag, sondern in Zusammenarbeit mit Architektenkammern, besondere Wohnprojekte auf den Weg bringt, ist schon viel erreicht.

Die Stadtplanung kann durch vielfältige Programme ein Zuwachs an Wohnen in der Innenstadt fördern. An Kreativität und auch Individualität dürfte es in der Verwaltung nicht mangeln. Was sollte darüber hinaus erfolgen? Wichtig für eine dynamische Entwicklung wird es sein, jungen Familien Angebote zu machen. Hier fehlt es häufig an guten Kindergärten. Diese sind fast gänzlich aus den Innenstädten verband worden. Eine Initiative in dieser Richtung belebt die toten Fußgängerbereiche wieder. Das damit verbundene Parkraumproblem sollte sich lösen lassen. Im Grunde ist es ein Reset- Knopf den es gilt zu drücken. Auch Schulen waren in der Innenstadt nicht ungewöhnlich. Gelingt es eine neue Mischung von Wohn- und Umweltqualitätsanspruch gepaart mit Dienstleistungsarbeitsplätzen und einer neuen, darauf stärker abgestimmten Nutzungsstruktur von Läden und Verkauf zu initialisieren, dann ist eine turn eingeleitet.

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Herzlich Willkommen zu unseren Gastbeiträgen!

Wir freuen uns Ihnen spannende Gastbeiträge zu präsentieren. Es sind Beiträge unserer Geschäftspartner mit denen wir zusammenarbeiten. Sie tragen zum Dialog bei; ergänzen das Bild aus deren Perspektive und regen zum Nachdenken an.

Hier geht’s zu unseren Gastbeiträgen, – bilden Sie sich Ihr Urteil.

 

Buchtipps 2017

Was ist Populismus?
Ein Essay von Jan-Werner Müller

Wer wird heute nicht alles als Populist bezeichnet: Gegner der Eurorettung, Figuren wie Marine Le Pen, Politiker des Mainstream, die meinen, dem Volk aufs Maul schauen zu müssen. 

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Vielleicht ist ein Populist aber auch einfach nur ein populärer Konkurrent, dessen Programm man nicht mag, wie Ralf Dahrendorf einmal anmerkte? Lässt sich das Phänomen schärfer umreißen und seine Ursachen erklären? Worin besteht der Unterschied zwischen Rechts- und Linkspopulismus? Jan-Werner Müller nimmt aktuelle Entwicklungen zum Ausgangspunkt, um eine Theorie des Populismus zu skizzieren und Populismus letztlich klar von der Demokratie abzugrenzen. Seine Thesen helfen zudem, neue Strategien in der Auseinandersetzung mit Populisten zu entwickeln. [/expand]

 

Barak Obama
Worte müssen etwas bedeuten«: Seine großen Reden

Es sind die Themen unserer Zeit: Klimawandel, Migration, Terrorismus, Atomwaffen, rassistische Gewalt. Es sind die Themen, die Barack Obama in acht Jahren als US-Präsident wie kein anderer Staatsmann verfolgt hat. In seinen Reden zieht er unaufgeregt und konzentriert Lehren aus einer fehlgeleiteten Politik der Vergangenheit und      richtet den Blick auf die Zukunft.

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Barack Obama ist aber nicht nur ein scharfsinniger Politiker, er ist einer der Menschen, die sich nicht scheuen, Mitgefühl zu zeigen, Verzweiflung und Trauer. Unvergessen seine Rede beim Begräbnis von Nelson Mandela oder seine spontane Äußerung zu dem Attentat in Orlando. Auf seinen Reden gründet sich sein Vermächtnis, Ideale auch angesichts einer schwierigen Realität nicht zu verraten.[/expand]

 

Im schwarzen Loch ist der Teufel los

Astronaut Ulrich Walter erklärt das Weltall

Wie warm ist es im Weltraum?
Kann man die Chinesische Mauer wirklich aus dem All sehen?
Und wie würde eine Alieninvasion tatsächlich ablaufen?

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Ulrich Walter ist Physiker, Astronaut und einer von elf Deutschen, die im All gewesen sind. Während seiner Mission hat er allerhand gesehen und ausprobiert. In seinem Buch erklärt er wissenschaftlich korrekt, aber sehr unterhaltsam alles Wissenswerte über den leeren Raum um uns herum und lüftet das Geheimnis, ob wir wirklich auf dem Mond waren.[/expand]

 

Heilen mit der Kraft der Natur
Meine Erfahrung aus Praxis und Forschung – Was wirklich hilft von Prof. Dr. Andreas Michalsen

Ein leidenschaftliches Plädoyer für eine neue Medizin: persönlich erzählt, mit vielen Patientenbeispielen. Die Schulmedizin grenzt die Naturheilkunde noch immer aus, dabei hat sich unsere Gesellschaft längst entschieden: Denn zwei Drittel aller Patienten wollen naturheilkundlich behandelt werden.

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Das seien doch Hausmittelchen, ohne wissenschaftliche Basis, glauben viele Ärzte. »Falsch«, sagt Andreas Michalsen, Professor an der Charité Berlin: »Die moderne Naturheilkunde ist wissenschaftlich fundiert, und sie ist die einzige Antwort auf die steigende Zahl chronischer Leiden.« In den USA wird die naturheilkundliche Medizin mit 250 Millionen Dollar jährlich staatlich unterstützt, in Deutschland ist Andreas Michalsen einer der Pioniere, die tradiertes Heilwissen und modernste Forschung auf innovative Weise miteinander verbinden.

Massive Nebenwirkungen und mangelndes Vertrauen – die Medikamenten-Medizin steckt in einer Sackgasse. Immer mehr Forscher interessieren sich deshalb für die Wirkprinzipien traditioneller Heilverfahren. Der Professor für Klinische Naturheilkunde und Chefarzt am Immanuel Krankenhaus in Berlin erzählt, warum er den konventionellen Pfad der Medizin verlassen hat und welches Potenzial der Natur er mit seinen Patienten täglich neu entdeckt.[/expand]


Alfred Grosser
Le Mensch: Die Ethik der Identitäten

Wer bestimmt, was der Mensch ist: als Individuum oder Amtsinhaber, als Angehöriger einer Gruppe, Religion oder Ethnie? Facettenreich und mit vielen persönlichen Rückblicken schreibt der große Europäer Grosser über die Entstehung und Moral sozialer Identität. Dabei wehrt er sich gegen ein altes Grundübel, das aktueller ist denn je – den Finger, der auf andere zeigt, das „schlimme DIE“: DIE Muslime, DIE Frauen, DIE Juden, DIE Deutschen, DIE Flüchtlinge. Ein großes Buch, das uns auffordert, auch in schwierigen Zeiten niemals unsere Menschlichkeit zu verlieren.

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Klar in der Sprache und konkret in der Sache nimmt Alfred Grosser das Menschsein auf allen Feldern des gesellschaftlichen Lebens unter die Lupe: Kultur, Politik und Erziehung, Geschlecht, Geschichte und Religion, Geld und nationale Mythen – und natürlich unsere Identität in einem Europa mit Flüchtlingen oder ohne. Er warnt eindringlich vor Politikverachtung und zieht Bilanz über das „Menschwerden inmitten der Verzweiflung am Weltgeschehen“. Sein Credo: „Penser juste, donc à la fois avec justesse et avec justice – Richtig denken heißt, mit Richtigkeit und mit Gerechtigkeit denken. Das klingt zwar im Deutschen nicht so gut, sagt aber doch das Wesentliche.“[/expand]

 

Risiko von Gerd Gigerenzer

Der neue Bestseller von Gerd Gigerenzer

Erinnern wir uns an die weltweite Angst vor der Schweinegrippe, als Experten eine nie dagewesene Pandemie prognostizierten und Impfstoff für Millionen produziert wurde, der später still und heimlich entsorgt werden musste. Für Gerd Gigerenzer ist dies nur ein Beleg unseres irrationalen Umgangs mit Risiken. Und das gilt für Experten ebenso wie für Laien

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An Beispielen aus Medizin, Rechtswesen und Finanzwelt erläutert er, wie die Psychologie des Risikos funktioniert, was sie mit unseren entwicklungsgeschichtlich alten Hirnstrukturen zu tun hat und welche Gefahren damit einhergehen. Dabei analysiert er die ungute Rolle von irreführenden Informationen, die von Medien und Fachleuten verbreitet werden. Doch Risiken und Ungewissheiten richtig einzuschätzen kann und sollte jeder lernen. Diese Risikoschulung erprobt Gigerenzer seit vielen Jahren mit verblüffenden Ergebnissen. Sein Fazit: Schon Kinder können lernen, mit Risiken realistisch umzugehen und sich gegen Panikmache wie Verharmlosung zu immunisieren.[/expand]

 

In seinem Appell an die Welt entwirft der Dalai Lama eine neue säkulare Ethik als Basis für ein friedliches Jahrhundert.[expand title=“mehr …“ tag=“h2″]

Nicht Religionen werden die Antwort geben, sondern die Verwurzlung des Menschen in einer Unterschiede überwindenden Ethik. Ein herausfordernder wie mutmachender Text eines bescheidenden wie bedeutenden Mannes unserer Zeit.[/expand]

 

Meine moralischen Verwirrungen

Eine Bitte um Vorschuss meine Argumente zunächst zu hören.Ich bin im Risikomanagement seit über zehn Jahren tätig. Seitdem bin ich sensibler geworden. Sensibel für Wahres und Unwahres!

Sensibel für die Suche nach einem positiven Zusammenspiel zwischen den Akteuren, den beiden großen Antagonisten: Schuldner und Gläubiger; sie sind meine Hauptakteure.

Erlauben Sie mir ein paar persönliche Ausführungen in 12 Statements. Es sind persönliche Gedanken.

Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Manchmal enden sie in moralischer Verwirrung. Natürlich steht es jedermann frei, mir zu widersprechen. Ich bitte Sie für die nächsten Zeilen nur um ein wenig Vorschuss an Sympathie, ohne die es auch kein Verstehen gibt.

Nicht selten wird meine tägliche Arbeit durch Schuldzuweisung des jeweils anderen begleitet. Die Verantwortung für das entstandene Desaster des „Distressed Portfolios“ wird dem „Anderen“ zugeschrieben. Doch wollten am Anfang nicht Beide das Gleiche? – Die maximal höchste Rendite!

Ist es nicht dieser, fortwährend immer gleiche Antrieb gewesen? Wenn es schiefgeht werden Schuldzuweisungen neu verteilt. Dann heißt es: War doch zu erkennen gewesen: Zu wenig Professionalität, Nachlässigkeit, schlechte Umfeld-Bedingungen, alles dies wird schützend vorgebracht. Der minimale Konsens zwischen den beiden Parteien an Regeln, Verhaltenskodex beginnt ins Wanken zu geraten. Die Krise ist da. Begleitet wird es leider fast immer durch einen Verlust an Moral.

Obwohl historisch sicher ist, dass erfolgreiche Ökonomien in der Geschichte, – immer auf eine starke moralische Grundlage gestützt waren. Denn nur so konnte ein gesellschaftlicher Zusammenhalt erhalten bleiben. Nur so waren, auch und gerade in der Krise, Volkswirtschaften erfolgreich.

Arbeiten am Abgrund.
Ich bewege mich bei meiner Arbeit im Spannungsfeld zwischen Schuldner und Gläubiger. Es ist eine Arbeit am Abgrund, mit wenig Chance, etwas wirklich Neues, kreatives zu schaffen. Eher ein Reparieren, ein Flicken – an Symptomen. In einer gespannten Atmosphäre. Mit wenig Liebe, obwohl sie gerade jetzt umso wichtiger wäre, um das Schlechte zu vertreiben.

Woher kommt Schuld?
Wir reden von Schuld. Wer von uns mag definieren, was Schuld ist? Was ist eigentlich eine Schuld? Ist es eine Ursache von etwas Unangenehmem, Böses oder ein Unglück? Die Verantwortung für etwas zu haben? Etwas wo jemand gegen sittliche Normen, Werte oder gegen die rechtliche Ordnung verstoßen hat? Oder, einfach nur schlichtweg ein Geldbetrag, dem Jemand einem anderen schuldig ist?

Der Kredit.
Kern einer Schuld ist der Kredit. Wodurch zeichnet er sich aus? Ein Kredit ist etwas worüber man nicht spricht. Es ist sogar Konsens zwischen den beiden Akteuren, darüber zu schweigen. Confidential Agreements. Wir kennen es. Das gehütete Bankgeheimnis; auf allen Ebenen.

Wir alle lesen über die Hochfinanz und doch verstehen wir die Mechanismen kaum. So frage ich mich, welche Rolle spielt sie für meine tägliche Arbeit? Dort wo Libor-Sätze definiert und Leitzinsen festgesetzt werden, dort wo Ratings vergeben und dort wo Eigenkapitalquoten über den Erfolg oder Misserfolg einer Company entscheiden.

Hat es Einfluss auf mein tägliches „Real Estate Business von Distressed Properties? Was bedeutet es, dass der Schuldner nicht selten am „Tropf“ längst vergangener Zinssätze von sechs Prozent und mehr hängt, obwohl wir uns alle einen Leitzins und dies gerade in der Krise, für weniger als ein Prozent in der Gesellschaft leisten?

Un-Gleichheit.
Was mir übrig bleibt ist, Optimismus zu üben. Ein Optimist zu sein, heißt, einen Mangel an Informationen zu haben. Doch da ich meine Arbeit von Herzen tue, hege ich tief in mir den Wunsch, den Anspruch nach Gleichheit zu verstehen. Zu verstehen, warum sechs Prozent und nicht weniger, warum der eine noch eine Lästigkeitsprämie ausbezahlt bekommt und der andere einen vollen Vorfälligkeitszins zu zahlen hat und wiederum der andere einfach nur als to „Big“ und un-“failbar“ tituliert werden darf.

Ich will einen positiven Beitrag ablegen. Das mag pathetisch klingen; – Was habe ich sonst? Ich schaffe keine neuen Produkte, ich kreiere nichts Neues. Was mir bleibt ist diesen Beitrag zu etwas Besserem zwischen den Parteien zu leisten. Sie können es mir abnehmen. Es ist unser Ziel. Es ist unsere Motivation. Und wir tun dies auch mit Erfolg.

Schuld und Macht.
Zurück zu den Schulden. Muss man sie nicht zurückzahlen? Denn in Wahrheit sind sie keine ökonomischen, sondern – moralische? Also eine Verpflichtung gegenüber Andren, die es gilt zu erfüllen. Erwarten wir dies nicht ebenso andersherum?

In diesem Begriff liegt so viel Macht; sehr viel MACHT! Schuld beinhaltet immer zugleich eine Beziehung in der Macht gegenüber dem Schuldner zum Ausdruck kommt. Denken Sie an einen Mafioso: Der Mafioso weiß dies nur zu gut und bezahlt es nicht selten mit seinem Leben.

Unsere Klienten zahlen zum Glück nicht mit Ihrem Leben. Doch Retardierungen bleiben nicht aus. Bei dem Einen der Gehörsturz, beim Anderen der leichte Schlaganfall. Nicht selten eine auseinanderbrechende Familie. Spurlos geht es kaum an jemanden vorbei, der in diesen Sog hineingerät.

Das trifft auch in geringem Maße für Fondsmanager oder den Initiatoren und CEO´s zu. Sie haben doch nichts falsch gemacht. Sie sind eher erstaunt, dass man mit Ihrer Leistung unzufrieden ist, sie glauben alles richtig gemacht zu haben und fordern mit höchstem Selbstbewusstsein Ihre Abfindung. Der persönlich haftende Gesellschafter reagiert eher ganzheitlich.

Auf der anderen Seite, die Antagonisten in der Bank. Auch Sie lassen Federn. Ich habe es fast immer festgestellt, wenn Sie etwa 3 Jahre auf der Seite der Gläubiger gekämpft haben, wie Sie dann begannen sich ihr Rechtfertigungsmodell zu zimmern.

Bei einem Politiker habe ich noch nie gesehen, dass er betroffen war; gar zurücktritt. Oder gar Teile seines Einkommens zurückzahlt, weil es ihm nicht gelungen ist die Schuldenuhr wenigsten nur aufzuhalten. Also den Trend zu stoppen, geschweige denn auch nur einen Cent der Schulden abzubauen. Das moralische Verständnis, was eine Schuld ist, ist sehr unterschiedlich.

Zwei Beispiele

Was ist eigentlich eine Schuld?
Wie entsteht eine Schuld? Stellen Sie sich vor, ein kleines Kind löst sich vom Arm der Mutter und fällt vom Bahnsteig auf die Gleise. Der herannahende Zug ist bereits zu hören. Sie springen auf die Gleise und können gerade noch das Kind retten.

Steht es jetzt in Ihrer Schuld? Was werden Sie erwarten? Ist es vielleicht einfach nur soziales Zusammenleben, was es ausmacht, dass Sie demjenigen helfen, der in Schwierigkeiten ist?

Ein anderes Beispiel: Ein Ausländer fragt nach dem Weg in einem Dorf des afrikanischen Volksstamms „Der Nur“.

Er fragt nach dem Weg und wird absichtlich getäuscht. Betrübt kehrt er ins Lager zurück und fragt: Warum hat man mir den falschen Weg genannt? Jemand antwortet Ihm: „Du bist ein Ausländer, warum sollten wir Dir den richtigen Weg sagen? Selbst wenn ein Nur, der ein Fremder für unser Dorf wäre, uns nach dem Weg fragte, würden wir zu ihm sagen: „Du gehst einfach geradeaus weiter, aber wir würden ihm nicht sagen, dass der Weg sich teilt. Warum sollten wir es ihm sagen? „Aber Du bist jetzt ein Mitglied unserer Dorfgemeinschaft und Du bist nett zu unseren Kindern, deshalb werden wir Dir in Zukunft den richtigen Weg sagen.“

Was bedeutet es für uns? Auch bei unserer Arbeit zwischen Schuldner und Gläubigern müssen wir verstehen, dass wir eine Gemeinschaft sind. Hierin drückt sich letztlich der Zusammenhalt unserer Gesellschaft aus.

Schuldner und Gläubiger bilden diese Gemeinschaft. Nur wenn die Schuld von beiden aufgearbeitet wird, beide die Kraft dafür aufbringen, dann kann die Schuld getilgt werden. Sie muss in sich selbst verarbeitet werden, sie muss innerlich verbrennen, damit sie sich selbst überwindet, sodass eine Wandlung erfolgt.

Beide Parteien durchleiden diesen Prozess und müssen ihn überwinden, damit ein Neuanfang beginnen kann. Denn immer gab es ein Ende. Immer ein Gutes, denn es ist viel leichter, das Gute zu finden als das Ungute.

Der Schlüssel liegt im Wir.
Zerreißt dieser Konsens des Gemeinsinns, dann verlassen wir diese Ebene. Wir treten dann in eine neue Sphäre ein, die durch Gewalt und Tod bestimmt wird. Wir haben diesen Spannungsbogen in Griechenland gesehen. Welche weiteren Verwerfungen damit verbunden sein können, mögen wir nur erahnen.

Was heißt dies für unsere Arbeit?

Es gibt Zuversicht, denn solange wir (nur) über Geld und Kredite reden, haben wir eine gute Chance, Wege aus dem Dilemma finden. Also auch durch unser Dazutun erfolgreiche Lösungswege für beide Seiten aufzuzeigen.

Veracity.
Meine Aufgabe ist es, Insolvenzen zu vermeiden. Wir sind Insolvenz-„Vermeider“. Frieden zwischen den Parteien zu schaffen. Der Friede beruht auf der Wahrheit im Sinne von Veracity, die es gilt zu suchen und zu finden. Den Beteiligten das Gesicht zu wahren. Zukunft für den Schuldner zu schaffen. Den Prozess anständig zu handeln!

Anständig – ein Wort, dass wir bei der Betrachtung wirtschaftlicher Verflechtungen kaum gebrauchen. Dennoch ein Wort, dass immer noch einen guten Klang hat. Es kommt vom inneren Anstand her, oder vom Charakter rechtschaffend, honorig und redlich. Einem inneren sittlichen Verhalten verhaftet zu sein.

Denn es meint, dass jener Geschäftsmann anständig gewirtschaftet hat. Es meint aber auch, dass er sich in der Krise anständig verhält und ebenso Anstand verlangen darf von den Anderen.

Wann würden wir dies noch sagen? Wann, wenn wir über Risikomanagement sprechen?

Denken wir bei anständig an einen Hedgefonds? An einen global agierenden Kapitalanleger aus vielleicht London oder Asien? An Finanzdesigner, die ihre Kunden in weniger stupid, mittel stupid, bis hin zu Pensionskassen, die gar nichts raffen einteilen, und wie es geschehen ist, jedes Produkt (Cum-Ex) verkaufen?

Denken wir dabei an Goldman Sachs, die für den Staat Griechenland, unsere europäische Gemeinschaft mit Ihren Expertisen solange hinters Licht geführt hat, dass heute Tausende ohne Rente und Krankenversicherung dastehen. Tragen sie eine moralische Verpflichtung; haben sie anständig gewirtschaftet?

Alle diese Menschen sind heute Menschen, die wir nach unserer Terminologie als Schuldner bezeichnen würden.

Also wir sehen, wir müssen genau hinsehen, wenn wir von Schuldnern sprechen. So bleibt die Hoffnung, ohne moralische Verwirrungen die Gemeinschaft des Helfens nicht zu verlieren und stets anständig nach Lösungen zu suchen.