Seit Ihr denn alle verrückt geworden

Ich war einmal ein Hypothekenbanker. Einer der noch zu Dinosaurierzeiten bei der zweitältesten Hypothekenbank Deutschlands „geschafft“ hat.

Die Immobilie ist leider schon lange kein langfristiges zu pflegendes und mit nachhaltigem Wertzuwachs (ich meine wir redeten mal über durchschnittliche Wertsteigerungen von 3,5% p.a.) versehenes Wirtschaftsgut.

2008 war ich in den USA … wenn Straßenzüge mit „Short Sale“ Schildern gepflastert sind und Neubauten mit einem ursprünglich ausgewiesenen Preis von durchschnittlich 645 T$ auf sage und schreibe 65 T$ gestürzt sind …hätte ich es nicht selber gesehen… jetzt wusste ich, es ist alles nicht wirklich weit weg.

Selbst Landesbanken, die ja mal ursprünglich die Infrastruktur der Kommunen auf Vordermann bringen sollten, begannen dem goldenen Kalb hinterher zu rennen … Synthetik Assets lautete das Zauberwort und natürlich abgewickelt im Steuerparadies Irland … vielleicht auch weiter weg… who knows! Und natürlich hatte kein Aufsichtsratsmitglied irgendeine Ahnung was „die da“ wirklich veranstalteten… die Rendite war einfach zu interessant!

Was ist passiert? Verbriefung war der Anfang einer Abkoppelung der Immobilie als Typus hin zu einem Mittel der Transaktion… wer alles hat nicht kräftig verdient… an der Transaktion… es hätten auch Kartoffeln sein können.

Die Abkopplung scheint mir auch heute das Thema zu sein… die Abkopplung von den Mieten und der dahinterstehenden Kaufkraft… die Abkopplung von den Märkten… und was das tragischste ist: Wenn Geld nix mehr wert ist, dann ist der „Gegenwert“ auch beliebig und ohne Substanz… (ich hatte mal Vorlesungen zur Geldwertstabilität bei Otto Graf Lambsdorff)

Wenn Player den Immobilienmarkt beherrschen die kaufmännischen Grundsätze nur noch am Rande bewegen und die mitnichten die Wertschöpfung betreiben, sondern „durchhandeln“ muss die Rallye irgendwann zu Ende sein.

Eigentlich freue ich mich drauf… auf den Krach… auf den Knall… wenn endlich Kaufleute wieder die Chance haben mit zu mischen und viele auch strukturelle Aufgaben in den Angriff nehmen…
Ich hoffe die Mathematik hält wieder Einzug ins Geschäft. Die Geldschwämme jedenfalls hat es gerade arg karikiert!

Der Autor:
Ralf Fischer

Engagierte Immobilienexperte. Ehemals Hypothekenbanker. War jahrelang im Risikomanagement bei Banken tätig. Seine Eindrücke aus der Finanzwelt hat er in seinen Bildern eindrucksvoll verarbeitet. Heute ist er ein äußerst gefragter Maler. Er lebt und arbeitet in Leipzig und Florida. Das Titelbild ist eines seiner Werke. Er schreibt dazu.
Das goldene Kalb, sitzend auf einer antiken Säule mit einer Fernbedienung in der Hand steuert die emsig um Profitmaximierung bemühten erbärmlichen Banker, die uniform mit ihrem Handy dem nächsten „Big deal“ hinter her rennen. Rosa Taschen und steife „Blaumänner“ als Markenzeichen eines unglaublich wahnwitzigen Selbstbewusstseins. DAX ist Gott! Leben die noch? 

Mittelstädte auf der Suche nach einer neuen Identität

Immer mehr Ladenbesitzer müssen aufgrund eines zunehmenden Mangels an Kundenfrequenz in den Innenstädten ihr Ladengeschäft aufgeben. Der Leerstand nimmt drastisch zu. Das Produkt „Fußgängerzone“ der 70-iger Jahre beginnt an Anziehungskraft zu verlieren.

Perfekte Stadtmöblierungen, bunte Gehwegpflasterungen, sowie Brunnen und moderne Skulpturen prägen zwar noch das städtebaulich perfekt abgestimmte Bild, aber sie kaschieren den langsamen Attraktivitätsverlust. Eine gestalterisch angeordnete Baumreihe entlang der Fußgängerzone mit den modernen Sitzbänken sind Sinnbilder der einst so modernen deutschen Innenstädte und wirken heute eher fade.

Dass am Sonntag dort oft nichts passiert ist allen Bewohnern vertraut, aber dass es sich an langen Sonnabenden und in der Woche schon gar nicht mehr so recht mit Leben füllt, beginnt manchen Bewohnern zu irritieren.

Die Städteplanerisch, als entgegengesetzte Pole an den Enden der Fußgängerzone vorgesehenen Einkaufszentren oder Kaufhäuser, sind bereits vom Aussterben bedrohtund mancherorts geschlossen.

Kaufhäuser sind vergangene Dinosaurier.

Früher konnten sie noch mit der Vielfalt ihres Warenangebots punkten. Sie sind heute keine Magnete mehr. Ganz im Gegenteil sind diese Gebäude, mit ihren einst so stolzen Gebäudefassaden, die sich meist nicht ins städtische Gesamtbild der umgebenden historischen Fassaden eingliedern ließen, – sind heute, zum sichtbaren Mahnmal dieses schleichenden Niedergangs geworden. Man möchte fast sagen, eben alles hat ein Ende.

Nach dem schier grenzenlosen Wachstum kommt schlichtweg der Rückbau. Die Verantwortlichen in Politik und Stadtplanung haben versucht, nicht immer dem Investorendruck nach mehr Verkaufsfläche nachzugeben. Oft ohne Erfolg. Und dies nicht nur in der Innenstadt, auch an vielen anderen Orten der Stadt.

Heute braucht man nicht mehr in die Innenstädte zu fahren, um seinen Bedarf zu decken. Neue Einkaufszentren im weiteren Umfeld mit einem breiten Warensortiment haben diesen Prozess noch beschleunigt. Sinnentleerte, aber gut erreichbare Fachmärkte mit ausreichenden Parkplätzen an den Magistralen der Stadt bieten einen bequemen Einkauf. Also warum noch in die City fahren, wenn dort eh nichts mehr passiert. Einkaufen kann man auch woanders, – und zum Teil besser.

Die Sogwirkung der Großstädte beschleunigt den Niedergang
Befindet sich die Mittelstadt dann noch im Sogbereich einer „Großstadt“ dann kommt es über kurz oder lang zum „Niedergang“ der Innenstadt. Wer ein technisches Produkt sucht, findet es dort eh nicht. Also man fährt lieber gleich in die „richtige Innenstadt“. Es sind dank Regionalzug oder Autobahn meist nur 30 Minuten.

Städte in Nordrhein-Westfalen sind durch die hohe Dichte an Klein- und Mittelstädten davon besonders betroffen. Und zu guter Letzt kommt noch online Einkauf und Smart Cityhinzu. Insbesondere Standardprodukte, wie technische Geräte, Bücher aber auch die aktuelle Mode werden in hohem Maße online nachgefragt.

Also wohin führt uns in den kommenden Jahren dieser Transformationsprozess? Und welche Maßnahmen müssen wir jetzt ergreifen, um die richtigen Weichen für eine neue attraktive Kern-City in den Mittelstädten zu stellen?

Die Mobilität wird bleiben, der Onlinehandel weiterwachsen. Die Einkaufszentren und Kaufhäuser in den Städten werden dagegen weiter veröden.

Wir müssen uns also Fragen, was macht eine Kern-City einer Mittelstadt unter diesen Voraussagen noch attraktiv? Welche Attraktivitätsfaktoren sind wichtig, welche fallen weg und können durch andere ersetzt werden, denn eins wird bleiben, der Wunsch der Menschen sich zu treffen, direkt aufeinander zu stoßen, um Gemeinsamkeit zu erleben und ein Maß an Wir-Gefühl zu spüren. Wodurch lässt sich der bisher maßgebende Attraktivitätsfaktor „Einkaufen“ ersetzen?

Für die im Umfeld von Großstädten gelegenen Mittelstädte kommt allerdings immer deutlicher ein positiver Effekt hinzu. Dies trifft besonders für Berlin zu. Berlin wächst um ca. 40.000 Einwohner pro Jahr. Damit verbunden sind knapper werdende Ressourcen an Liegenschaften und stetig wachsende Bodenpreise, wie auch deutlich ansteigende Mieten.

Heute heißt es schon zu teuer „to busy“, vorausgesetzt der Transformationsprozess zu einer neuen „Smart City“ geht nur langsam voran. Dann werden vorerst noch hohe Emissionen, Lärm und hektische Geschäftigkeit in der Kern-City das Geschehen dominieren. Doch dies wird sich langsam umdrehen.

Die Berliner Stadtpolitik würde heute gut daran tun, rechtzeitig mit seinem Umland einen Ausgleich zu suchen, um langfristig seine Attraktivität durch geringe Mieten zu halten. Letztlich auch, um Solidarität mit diesen abgehängten Regionen zu üben. Doch darauf warten können die Mittelstädte nicht. Sie müssen selbst eigene Konzepte entwickeln.

Mittelstädte brauchen neue Konzepte
Wir müssen uns fragen, welche Attraktivitätsfaktoren werden in der Stadt zukünftig für die Leistungsfähigkeit und Prosperität bestimmend sein?

Wir haben insbesondere bei den jungen Menschen eine nie dagewesene Freizeitorientierung. Cafés, Restaurant, Kneipen, Event-Veranstaltungen, Kinos, Theater, selbst Opernhäuser und Konzertsäle sind brechend voll. Man fühlt sich in eine neue Zeit versetzt, die eher an die mediterrane Lebensweise erinnert. Man lädt zum Brunch, zum Lunch und am Abend Gäste und Freunde nicht mehr nach Hause ein, sondern „Out Door“.

Was hätte die Fußgängerzone auch am Abend in den Mittelstädten zu bieten. Kommt nun noch hinzu, dass es keine gewachsene Altstadt mit schönen historischen Fassaden gibt, dann ist über Tristes zu spüren, spätestens nach dem Schließen der Ladengeschäfte. Stehen Läden zum Teil leer und wird die Schaufenstergestaltung noch von KiK & Co. übernommen, nimmt das Unheil seinen Lauf. Da helfen dann auch keine neuen Sitzbänke oder Springbrunnen mehr, da sie eh schon ausreichend vorhanden sind.

Der Titel heißt: „Mittelstädte auf der Suche nach einer neuen Identität“. Es bedeutet, sie müssen sich eine neue Identität erarbeiten.

Also was wäre zu tun? Die Stadtkasse braucht um seine Aufgaben zu bewältigen Steuereinahmen durch eine solide und beständige Wirtschaft. Wird es ausreichen, dieses aus den Freizeitaktivitäten der Besucher zu erwirtschaften?

Bereits heute sehen wir, dass um die Großstädte die Pendlerströme immer weiter anwachsen. 1000.000 Pendler und mehr am Tag sind keine Seltenheit. Die Pendler erwirtschaften Ihre Dienstleistung weit weg vom Wohnort. Katastrophal wird es, wenn sich Versäumnisse der Politik, wie in den Pariser Banlieues einstellen, und weit entfernte Großsiedlungen um eine Megapolis beginnen zu veröden.

Erinnern wir uns, was waren eigentlich die wichtigsten ursprünglichen Gründe für das Entstehen von Dörfern und später Städten?

Sicherlich die geographische Lage am Fluss oder einer Talmündung waren Ursachen für die Auswahl des Standortes. Dies ging einher mit den Handelsströmen. Daraus haben sich Machtzentren entwickelt. Auch der damit verbundene Kommunikationsaustausch an Informationen spielte eine wesentliche Rolle, um sich an einem zentralen Ort begegnen zu können.

Mit dem Entstehen der Dörfer ist das Wir-Gefühlder Bewohner gewachsen. Dieses war immer verbunden mit dem Stadtkern und auch mit einem Stolz seiner Bewohner auf ihre „eigene Stadt“. Also auch in der Konsequenz sich vom Umland abzugrenzen. Letztlich sich durch Stadtmauern zu schützen. Man hatte jetzt etwas zu verlieren, das es zu verteidigen galt.

Dabei war der Handel einer der wichtigsten Treiber. Doch gerade dies trifft in unserer Gesellschaft in diesen Innenstädten nur noch bedingt zu. Handel kennt keine Grenzen mehr. Sie können die Produkte fast von jedem Ort aus, online erwerben. Es gibt kaum noch Produkte, die nur an diesem Ort verkauft werden, oder anders gesagt, nur dort angeboten werden dürften. Wir kennen es leider seit Jahren, wenn wir auf Reisen sind. Es gibt kaum noch etwas landestypisches. Die in den letzten 20 Jahren geschaffenen Kapazitäten sind schlichtweg zu üppig.

Doch die Realität in diesen abgehängten Städten sieht heute ganz anders aus. Kaum noch Handel, kaum noch Frequenz auf in der Straße der City. Sinkende Kaufkraft in der Stadt. Leerstand parallel entlang der Fußgängerzone in gleich mehreren Erdgeschossläden und verklebte Schaufenster. Investoren erklären diese Städte für eine No Go Areas. Und die Bewohner verhalten sich ähnlich.

Sie kaufen in der nahegelegenen Großstadt ein, und kehren „Ihrer“ Innenstadt den Rücken. Was könnte Sie an dieser Innenstadt auch noch reizen? Welche Erwartungen könnten Sie formulieren?

Bis es zu diesem tristen Zustand kommt gibt es allerdings eine Vorgeschichte. Eine Verkettung von sich weiter negativ summierenden Ereignisse, die sich dann, ab einem bestimmten Punkt mehr als nur ihrer Summe verstärken. Leerstand, abnehmende Steuereinnahmen, sinkende Attraktivität des Warenangebots.

Mit diesem Prozess geht in der Innenstadt ebenso eine soziale Entmischungeinher. Eine Zunahme von Menschen, die keiner geregelten Arbeit nachgehen. Cafés, die nur dann noch existieren können, wenn Sie bereit sind, sich mit der Bestellung von einem Getränk an einem Tisch für den ganzen Vormittag zufriedengeben.

Das Straßenbild an den Ecken verändert sich. Der Attraktivitätsquotient dieser Innenstadt sinkt in der Investorenszene auf „No Go“.

Alle müssen an einem Strang ziehen.
Genug der Bestandbeschreibung, also wer kann in dieser Situation zur Prosperität beitragen und hat auch die Plicht dazu? Wer kann einen turn around initiieren? Verantwortlich sind Alle. Der Bürger seiner Stadt, die Investoren, die Politik und die Stadtverwaltung. Sie müssen alle lernen, in einem solchen Ausnahmefall an einem Strang zu ziehen.

Eine gute Vorbereitung sind erste Veranstaltungen, wo die Beteiligten zu Wort kommen.

  • Sie sollen ihre Vorstellungen und ihre Ziele formulieren.
  • Es gilt im Interessensausgleich neue Wege zu skizzieren.
  • Ziele auszumachen.
  • Die wirtschaftliche Machbarkeit zu überprüfen.
  • Partner aus der Investorenszene für Projekte zu gewinnen.
  • Und letztlich ganz allgemein dafür im Rahmen eines Städtemarketings, die Attraktivität wieder neu aufzubauen.
  • Die Stadtverwaltung sollte mit der gewählten Politik, Ideen und Ziele vorgeben; sie zur Diskussion stellen.
  • Ihren Wissenstand erläutern und gelungene Beispiele aus anderen Regionen aufzeigen.

Wohnen anstatt Handel?
Welche subsidiäre Nutzung kann den schrumpfenden Handel ersetzen? Keine Nutzung kommt dieser Nutzung Handel gleich. Daher sollten mehrere Nutzungsarten in ihrer Summe ein gemeinsames Äquivalent bieten.

Wohnen in den Innenstädten gewinnt wie beschrieben an Zuspruch. Besonders junge Leute sind eher daran interessiert, direkt im Zentrum zu wohnen. Sie schätzen die vielfältigen fußläufigen Freizeitangebote an Restaurants, Kneipen, Cafés, Kino u.dgl.m. Wohnen in den Innenstädten bietet darüber hinaus eine ganz neue Chance für mehr Frequenz rund um die Uhr. Gepaart mit umfassendem Grün und einer Priorität für Fahrradverkehr kommt neue Qualität zustande. Die Zeit dafür ist heute genau richtig.

Wir werden zukünftig in weniger als 10 Jahren einen völlig anderen Individualverkehr in den Innenstädten haben. Diesel- und Benzinmotoren werden mehr und mehr verbannt sein. Die Umweltauflagen nehmen heute schon drastisch zu. Die grüne Plakette bekommt eine neue fast existenzielle Bedeutung.

Die Innenstadt wird zukünftig viel mehr durch kulturelle Angebote und Freizeitaktivitäten bestimmt sein. Neuer Wohnraum entsteht und neue Konzepte, die auch die Nebenkosten, wie Energieversorgung berücksichtigen, schaffen eine andere Nachfrage und Qualität. Kommt hinzu, dass die Stadtverwaltung nicht nur durchschnittlichen Wohnungsbau anzubieten vermag, sondern in Zusammenarbeit mit Architektenkammern besondere innovative Wohnprojekte auf den Weg bringt, dann ist schon viel erreicht.

Reinhold Messmer – Berge versetzen

Grenzen überschreiten: Reinhold Messners Motivationsbuch auch für Managementtraining geeignet. Inspiration für jeden, der seinem Leben neue Impulse geben, Willenskraft und Selbstbewusstsein stärken, im Beruf erfolgreicher sein und Spitzenleistungen erbringen will. 12 ausgewählte Abenteuer, dokumentiert und analysiert: Erfolge und Niederlagen im Grenzbereich des Machbaren.

Hans Küng – Anständig wirtschaften


Mehr Anstand braucht unsere Wirtschaft!

Neue Werte braucht die Wirtschaft – aber welche? Seitdem Hans Küng 1990 ein gemeinsames Weltethos vorgeschlagen hat (die Übersetzung liegt in 22 Sprachen vor), beschäftigt er sich mit dem Problem des gerechten Wirtschaftens. Er fragt nach den Grundlagen der Globalisierung ebenso wie nach der moralischen Begründung des Gewinns und den wahren Kosten der Marktwirtschaft. So plädiert er für einen Wertekanon, der dem Einzelnen wie der Gesellschaft insgesamt sagen kann, was »anständig« ist in der Wirtschaft – und was nicht.

 

Der Appell des DALAI LAMA

In seinem Appell an die Welt entwirft der Dalai Lama eine neue säkulare Ethik als Basis für ein friedliches Jahrhundert. Nicht Religionen werden die Antwort geben, sondern die Verwurzlung des Menschen in einer Unterschiede überwindenden Ethik. Ein herausfordernder wie mutmachender Text eines bescheidenden wie bedeutenden Mannes unserer Zeit.

Der deutsche Immobilienmarkt steht Kopf

Es ist nichts Neues. Schon in der letzten Dekade ist der deutsche Immobilienmarkt Achterbahn gefahren. Angefeuert durch die Verbriefungspolitik der Banken hatte der Immobilienmarkt zwischen 2005 und 2007 rasant an Fahrt aufgenommen. Dieses wurde jedoch durch die Subprime-Krise und der daraus folgenden Weltwirtschaftskrise, innerhalb weniger Monate komplett ausgebremst. Sicherlich steht die derzeitige Entwicklung des deutschen Immobilienmarkts unter anderen Vorzeichen als damals.
In meiner täglichen Arbeitspraxis bekomme ich mehr und mehr den Eindruck, dass Investoren, die ihre Investmententscheidung auf sauber recherchierten Vergleichstransaktionen basierend, heute die geforderten Kaufpreise bei weitem nicht mehr erreichen können.
Nicht dass ich hier falsch verstanden werde, ich rede nicht von „utopischen Mondpreisen“, sondern von Kaufpreiserwartungen der Verkäufer, die tatsächlich am Markt erzielt werden. Nun könnte man fragen, wie denn heute aktive Investoren ihre Kaufentscheidung begründen würden. Aus meiner Sicht kann es nur zwei Gründe geben:

1. Der Investor prüft gar nicht, oder nur unzureichend,
2. Oder die Ankaufskalkulation wird von den Eingangsparametern so angepasst, dass der geforderte Kaufpreis erreicht wird.

Hierbei sei die Anmerkung erlaubt, dass Akquisitionsmanager in der Immobilienbranche in der Regel zu einem wesentlichen Anteil über seine akquirierten Transaktionen entlohnt werden. Mit anderen Worten: Kein Deal, kein (oder wenig) Gehalt.

Im Übrigen sind die angepassten Kalkulationen nicht falsch. Es werden lediglich zukünftige Wachstumsraten, sowohl des Miet- als auch des Investmentmarktes, eingepreist. Für Fehleinschätzung wird dieser Akquisitionsmanager wohl nicht zur Verantwortung gezogen werden, wenn er zum Zeitpunkt des Marktzusammenbruchs überhaupt noch im Unternehmen tätig ist. Die Entscheidungen sind schließlich woanders getroffen worden. Fern ab vom lokalen Markt in New York, Hongkong, London oder Tel Aviv, – im gut klimatisierten Glastower.

Hier kann man einen deutlichen Kulturunterschied zwischen privaten mittelständischen ortsansässigen Unternehmen erkennen, die ihr eigenes Geld investieren und global agierenden Konzernen, die fremde Mittel verwalten, beziehungsweise im Auftrag des Shareholders investieren.
Ein Eigentümergeführtes Immobilienunternehmen wird seine Kalkulation in der Regel nicht der aktuellen Kaufpreiserwartung des Verkäufers anpassen. Dies hat auch mit allgemein moralischen Grundsätzen, im Worst-Case Szenario, und der Einbettung in hiesige Handlungsgrundsätze ordentlicher Kaufleute, zu tun. Die Vorstellung eine GmbH, wenn es schief geht, quasi bereits vorab eingepreist in die Insolvenz zu schicken, gibt es für einen ordentlichen Kaufmann nicht.

Bleibt die Frage, ob wir es schaffen, unsere moralischen Vorstellungen und die aus einem privaten Vermögen erwachsene Verantwortung, der nächsten Generationen weiterzugeben. Das internationale Kapital handelt ganz anders. Ein erfahrener privater Immobilienkaufmann wird dagegen sein Lebenswerk, bei einer schnell unbedachten Fehlentscheidung, durch den rasant steigenden Markt, nicht uneingeschränkt riskieren wollen. Denn nach dem steilen Aufwärtstrend bis zum Gipfel, folgt bekanntlich die rasante Talfahrt.

Eins hatten alle Krisen gemeinsam: Kaum einer konnte den exakten Zeitpunkt vorhersagen.

Es bleibt festzuhalten: Die Geldschwemme, der Niedrigzins und der in den letzten beiden Dekaden für internationales Kapital immer attraktiver werde deutsche Immobilienmarkt treiben bis dato ungezügelt. Die Mieten und die Kaufpreise auf historischen Höchstständen. Es vergeht kein Quartal ohne neue Rekordmeldungen. Der lokale private Immobilieninvestor fragt sich mit hochgezogenen Augenbrauen, was passiert eigentlich wenn die Zinsen steigen?

Wer soll zukünftig die prognostizierten Mieten noch bezahlen können? Ist der Schweine-Zyklus ein Phänomen der Vergangenheit, – sicherlich nicht? Ich hoffe für alle Beteiligten, dass die Antwort nicht heißt: „Dann lasse ich die GmbH eben halt pleite gehen.“

Führt unsere digitalisierte Welt zu einem Vertrauensverlust?

Wir haben es geahnt, dass es so kommen würde. Doch es ist schneller zur Realität geworden als wir es wahrhaben wollten. Die uns umgebende digitalisierte Welt durchdringt fast alle Lebensreiche und lässt keinen freien Raum zu. Sie greift sowohl im Beruf als auch im Privaten ohne Rücksicht zu nehmen ein.

Im Unterbewusstsein haben wir es gespürt. Beim Telefonieren, beim Verwenden von Social Media-, beim Surfen im Internet, beim online Einkauf, wie auch beim Bezahlen mit Kreditkarte oder im Auto mit der Superzusatzfunktion des Emergency Calls, damit auch ohne drücken der Taste, unbemerkt alle unsere Gespräche im Auto glasklar ohne Nebengeräusche, auf dem „Screen wissensdurstiger Organisationen“ gespeichert werden können. Wir gehen, egal wo wir uns bewegen, nicht mehr verloren.

Unser kommunikatives Zusammenleben wird in Daten aufgesplittert. Es lässt sich zeitgleich, zeitlos konservieren.

Daten sind im Grunde nichts anderes als nur bedeutungslose bits und byts; sie sind schlichtweg ohne Wert. Meist nur Zahlen oder Fragmente eines Gesprächsmitschnitts. Sie gewinnen ihren Wert nur dadurch, dass sie „In-Wert gesetzt“ werden. Und genau darin liegt ihre Brisanz. Wie so oft ist zu hören, ich habe „nichts zu verbergen“, wenn es hilft diejenigen herauszufiltern, die etwas verbergen wollen, dann sollen sie doch meine Daten nehmen.

Darin spiegelt sich ein großer Vertrauensvorschuss wieder. Eigentlich eine gute Grundeinstellung. Vertrauen jemanden zu schenken ist fundamentale Basis unseres Zusammenlebens, daran mangelt in großem Maß. Doch genau hierin liegt auch der Kern des Problems. Denn wir zerstören genau dieses Fundament eines über Jahrtausende eingeübten Vertrauensvorschuss, dass unsere Kulturen gelernt haben, einem anderen gegenüber entgegenzubringen.

Nur wie verhält es sich zwischen dem Einzelnen und einer Organisation, die über diese Daten verfügt? Wir legitimieren turnusmäßig alle vier Jahre unsere Politik und erwarten, dass mit unseren Daten verantwortungsvoll umgegangen wird.

Einmal gespeicherte Daten haben aber die Eigenschaft kaum noch vom „Screen“ wieder zu verschwinden.

Sie bleiben eine brisante, schlummernde Datenmischung, die jederzeit neue Eigenschaften annehmen kann. Ändert sich eine Regierung oder Regierungsform, oder diese Daten geraten in die Hände von skrupellosen Cyberkriminellen, dann begreifen wir sofort, welche Sprengkraft sie besitzen.

Wir befinden uns an einem kritischen Punkt. Nicht dass nach Edward Snowden sich etwas sofort ändern würde, aber es gibt im Bewusstsein Vieler eine Zeit vor, – wie eine Zeit danach. Also einer Zeit der Digitalisierung von Unmengen von persönlichen Daten. Vielleicht eine Zäsur ähnlich „Nine Eleven“.

Wir spüren, dass etwas aus dem Ruder läuft und dieses nicht nur im politischen Raum. Auch wir selbst sind zum Informationssammler geworden. Wir benutzen dafür die entsprechenden Werkzeuge. Unser Outlook ist mit Daten gepiekt. Wir vernetzten, verwenden wie selbstverständlich alle möglichen Suchmaschinen und bedienen uns aller auf dem Markt frei zugänglicher Datenbanken und Auskunfteien. Wir laufen der permanenten Sammlung dieser Daten hinterher. Die Dimension des Datenwachstums besitzt astronomische Ausmaße. Das Vervielfältigen Dieser erfolgt in immer kürzeren Zeitabschnitten.

Es gibt „Daten-Sammler“ ohne Verstand und Sinn, jene aus Leidenschaft, andere aus Angst etwas zu übersehen. Allen ist gemein, Sie sammeln um ihre Position zu behaupten, sich nicht angreifbar zu machen, um gewappnet zu sein, das eigene Handeln zu rechtfertigen und anderen den Spiegel vorzuhalten. Es dient dazu, seine Verantwortung im Geschäftsleben zu dokumentieren, carbon copies, ccsind im Konzern beliebt, letztlich um den Beweis jederzeit auf den Tisch legen zu können.

In der Tat wer wollte daran vorbeisehen, mehr Wissen bedeutet in einer Informationsgesellschaft, wie nie zuvor, mehr Macht.

Doch ist Wissen, erlangt auf Basis einer Datensammlung, kein reales Wissen? Es muss zwischen einer sogenannten Merk- und Wirk-Welt unterschieden werden. Nur real Erfahrenes hält einer Wirklichkeit stand.

Zumindest in der Normalität. Elektronische Wissensübermittlung baut darauf auf, dass das Übermittelte auch tatsächlich stattfand, und wir daher der Quelle Vertrauen schenken können. Diesen Umstand machen sich alle, die in dieser Branche professionell tätig sind zu eigen. Sei es in der Werbung oder in der Politik. Eine real um uns existierende „Wirkwelt“ nehmen wir dagegen mit allen uns zur Verfügung stehenden Sinnen wahr.

Eine „Merkwelt“ wiederum entspringt der Datenwelt, ohne Zwischentöne, sie ist stumpf.

Heute wollen wir über große Distanzen exakt Situationen an anderen Orten beurteilen. Wir wollen durch ein umfassendes Datencontrolling in die Lage versetzt werden, zeitnah über große Distanzen entscheiden zu können. Wir verlassen uns auf unsere Daten. Wir haben dabei übersehen, dass wir dadurch vieles an zivilisatorisch Errungenem verlernen.

Einige werden es noch kennen. Etwas was man als hanseatisches Geschäftsgebaren bezeichnet. Der Verlass auf eine Zusage. – Wenn ein Reeder seinem Kapitän den Dreimaster, gefüllt mit feinen Seidenballen aus Leipzig und andere wertvolle Waren überlässt und auf Reise schickte, musste er darauf vertrauen, den Kapitän nach einem Jahr wieder Elbaufwärts einlaufen zu sehn. Der Kapitän hatte dann die teuren Ballen und die wertvollen Waren gegen Gewürze und andere benötigte Rohstoffe vor der Küste Ost-Afrikas eingetauscht. Und wie war es bevor wir E-Mails, Telefax oder Telex kannten? Der Importeur musste sich auf die Zusage seines Agenten in Rio de Janeiro verlassen und umgekehrt genauso. Da galt absolutes Vertrauen, um das Geschäft anständig abzuwickeln.

Haben wir Daten gegen Vertrauen getauscht?

Scheinbar müssen und sollen alle informiert sein. Wir sichern uns ständig ab. Ein Termin zur Verabredung ist kein endgültiger Termin. Wir kennen diese Situation vom Nachbarn am Cafétisch nebenan oder aus der U-Bahn: Komme gleich… bin gerade noch 2 Minuten entfernt…, fahre gleich los. Wir müssen uns ständig versichern, ob das Zugesagte noch gilt. Hinzukommt damit eine unnötige Datenverschmutzung über Handys ohne gleichen.

Aber viel Schlimmer ist der damit einhergehende Verhaltenswandel. Verlässlichkeit bekommt eine neue Bedeutung. Kontrolle ebenso. Über Smartphone sind Ort und Zeit bestimmbar, vorausgesetzt man ist über „Partner-Connect“ verbunden, für bestimmte Organisationen natürlich auch ohne.

Es gäbe viele weitere Beispiele zu nennen. Die Form digitaler Kommunikation ist eine andere Dimension geworden und kann leider nicht mehr hinreichend mit unseren normalen Parametern vergangener Evolutionsentwicklungen beschrieben werden. Die Entwicklung ging zu rasend und hat sich in weniger als einer Dekade vollzogen.

So schnell wie diese Entwicklung vorangeschritten ist, hat sich dadurch auch unser Verhalten grundlegend, zeitgleich ändern müssen, ob wir dem Zustimmen oder nicht spielt dabei kaum eine Rolle.

Smart Cities sind gefragt

Welche andere Stadt wäre besser als Smart City geeignet, als Berlin? Berlin ist im Zentrum Europas für jeden Bewohner, der hier lebt eine freie und offene der Zukunft zugewandt Smart City Metropole. Ihre Vielfalt ist in Europa einzigartig. Berlin zieht heute unterschiedlichste Menschen, wie keine andere europäische Metropole, in ihren Bann und bietet jedem die Chance, an der Gestaltung der Zukunft teilzuhaben. Kreativität zeichnet diese Stadt mit ihren vielen jungen internationalen Bewohnern aus. Also eine ideale Voraussetzung für die Entwicklung zu einer der führenden Smart City.

Smart City Berlin ist heute besonders eine Stadt des Wissens, der Forschung und der Universitäten.

Unternehmen haben dieses erkannt und siedeln Spezialbereiche nach Berlin um, denn hier finden sie hervorragend ausgebildete junge Menschen, in einem toleranten Umfeld, vor einem noch im Vergleich moderaten städtischen Preisgefüge.

Berlin ist bereits durch sein kreatives Potential an jungen Menschen – smart. Auch durch Größe und Komplexität bietet Berlin eine gute Plattform zum Aufbau von vernetzten smart City-Applikationen. Sein dynamisches Wachstum fordert geradezu effektive Smart-City-Lösungen für die sich rasch verändernde städtische Infrastruktur und Mobilität heraus. Die damit verbundenen Wettbewerbsvorteile für eine höhere Effektivität und Kosteneffizienz liegen auf der Hand.

Auch smart Industry hat in Berlin eine gute Chance für eine positive Entwicklung. Berlin wäre eines der städtisch verdichteten größten 4.0 Anwendungsfelder. Berlin wäre ein hervorragender Standort für diese vierte industrielle Revolution, mit der selbständigen Steuerung des Produktionsprozesses, bei abnehmendem Flächenbedarf für Raum und Maschine und gleichzeitig sinkenden Co2 Emissionen. Also ideale Voraussetzungen mit seinem noch sehr großen Industrieflächenpotentialen zu moderaten Bodenpreisen. Hier passt vieles zusammen. Wissenshintergrund, smart People und heute noch ausreichend attraktive Industrieflächen.

Bei diesen guten Voraussetzungen in Berlin sind smart Industry Investitionen lohnend und bieten durch die allgemeine dynamische Prosperität der Agglomeration einen zusätzlichen monetären Anreiz. Die Summe der Smart City Applikationen wird in den nächsten Jahren über den Attraktivitätsgrad von Mega Metropolen mitentscheiden. Der hier neu entstehende Markt für Smart City -Applikationen ist riesig und vielschichtig. Städte mit ersten Smart City Pilotfunktionen haben eine sehr gute Voraussetzung, ihre Erfahrungen und Know-How weltweit zu vermarkten.

Noch mehr Teilhabe

Existierende Datenpools fordern ein hohes Maß an Governance. Open Source und Open Data Verfahren befähigen auf der anderen Seite den Bürger zu mehr Teilhabe an den Entscheidungsprozessen und fördern den Partizipationsanspruch des „Smart City-Bewohners“. Diese neue partizipative Teilhabe bedeutet für jeden Smart-City-Bewohner eine nachhaltige Verantwortung bei Bürgerentscheiden, mit denen oft langfristige Folgen für das Quartier und die Stadt verbunden sind, zu übernehmen.

Smart City bedeutet demnach bei der Gestaltung, insbesondere bei Planungsprozessen, eine neue Verantwortung des einzelnen Bürgers zu akzeptieren. Ganz konkret heißt dieses, sich zum Beispiel für die diverse Technologienachnutzungen wie am Flughafens Tegel zu positionieren.

Die Smart City fördert somit ein intensives Auseinandersetzen des Bewohners mit seiner Stadt und führt zu einer neuen „Citizens-Creative-Class“.

Die Tragweite dieser zunehmenden Bürger-Entscheidungen haben wir in Berlin mit dem Volksentscheid über die Bebauung des Tempelhofer Flughafengeländes erkennen können. Auch der Bürgerentscheid gegen eine Olympiabewerbung in Hamburg war für die Initiatoren und Stadtverwaltung ein bitteres Regulativ ihrer eigenen Visionen. Bürger werden sich durch die Smart-City-Technologien nicht nur vermehrt in diese Prozesse einbringen, sondern zukünftig große Planungsprozesse mitbestimmen, denn die Abstimmungsprozesse für eine Wahl und die Informationsverteilung sind durch die Digitalisierung sehr viel mehr vereinfacht.

Hier entsteht eine völlig neue Dimension der Teilhabe und somit der Verantwortung.

Neue Formen virtueller Immersion

Smart Cities fördern das Versinken (Immersion) ihrer Bewohner in eine virtuelle Welt ihrer sie umgebenden Agglomerationen. Denken und Handlungsweisen werden davon beeinflusst. Der Smart-City-Bürger mit seiner Datenbrille (z.B. Google-Brille) gibt über Sprachsteuerung die Adresse ein, wohin er fahren möchte, wird durch das Labyrinth der Stadt mit Bus und U-Bahn über Bahnsteig und Tunnel exakt den Weg zum Ziel gewiesen, die jeweiligen „Tarifbeförderungsentgelte“ werden an den Zahlgrenzen automatisch vom Konto abgebucht und kurz vor dem Ziel wird Ihm mitgeteilt, dass sein Gesprächspartner sich um 15 Minuten verspäten wird, sodass Ihm empfohlen wird, das Café um die Ecke mit dem besonderen Angebotspaket von belegten Brötchen mit Heißgetränk aufzusuchen.

Wir werden eine „erweiterte digitale Realität“ zur Seite gestellt bekommen. Analoge und digitale Welt verschmelzen. Das bedeutet, an jedem Ort in der Smart City wo wir uns gerade befinden, werden wir nicht mehr nur Informationen ausschließlich über unsere Sinnesorgane aufnehmen, sondern digitale Informationen werden uns, entsprechend unseres persönlichen (Consumer) Profils, unaufgefordert zur Verfügung gestellt. Siri von Apple und Cortana von Microsoft sind nur erste Vorboten. Sie kennen unsere Vorlieben und kennen unser Konsumverhalten, unsere allgemeinen Interessen. Angefangen vom Leseverhalten (…das wird Sie vielleicht auch interessieren) bis in weite Teile unserer Bedürfnisstruktur (Alter, Ausbildungsgrad etc.) werden die angebotenen digitalen Informationen stets aktuell, situativ angepasst sein.

Grundsätzlich werden digital alle Sinnesorgane angesprochen, also natürlich neben dem Sehen das Sprechen und Hören aber auch durch Gesichtserkennung unsere Emotionen. Wir werden noch mehr mit „Google sprechen“ (Hey Google, sag mal… und Antworten erhalten). Dies setzt eine völlig neue digitale Hardware voraus. Der Trend heißt nicht mehr: „Ins Internet gehen“, um etwas zu suchen, sondern es wird permanent eingeschaltet sein und uns immer dort, wo wir uns gerade in der Smart City bewegen, für jeden individuell angepasst zur Kommunikation aktiv gegenwärtig sein. So stehen wir vor einem Gebäude und können sofort weiteres über das „Innenleben“ erfahren. Wir können also gezielt Fragen oder es wird uns entsprechend unserer Bedürfnisstruktur automatisch geliefert.

Die Diskrepanz zwischen Klein- und Mittelstädten und auf der anderen Seite den Metropolen wird sich noch vergrößern.

Als Nebeneffekt wird es in den Smart Cities ein sehr viel höheres Maß an Sicherheit (zugleich Überwachung) geben. Eine der Nebeneffekte wird die lückenlose Überwachung auf die heute zunehmende Gefahr terroristischer Anschläge sein, -dies wird dann gerne akzeptiert. Diese neue Form „digitaler Realität“ bedeutet aber auch, dass einmal gesammelte persönliche Datenpakete und city-bezogene Datenpools existent bleiben, – für jeden der darauf Zugriff hat. Ihr größter Feind ist lediglich die Vergänglichkeit der Daten. Solange dieses Informationshandling demokratisch geschützt ist, besteht die Chance, mögliche negative Auswirkungen unter Kontrolle zu halten. Auf den City-Bürger wie auf den Politiker, kommt eine neue Herausforderung und zugleich Verantwortung zu. 

Datenkonzentration

Die wachsende Stadt Berlin mit ca. 40.000 Zuzügen pro Jahr braucht zweifelsfrei eine effektivere Verwaltung. Der Bedarf dafür ist groß. Hier gilt es Vieles neu zu gestalten. Wer ein perfektes E-Gouvernement weiter ausbaut, verwaltet aber auch einen kostbaren Datenpool.

Dieses ist mit einem großen Vertrauensvorschuss verbunden. Es sollte aber keine Illusion darüber geben, dass persönliche Daten, die einmal aufgegeben werden, nicht wieder zurückzuholen sind. Facebook, WhatsApp, Google und Apple haben sich in allen ihren Verträgen dagegen geschützt. So werden Daten weitergereicht, wenn ein Unternehmen von einem anderen übernommen wird, oder wenn Tochterunternehmen gegründet werden oder Fusionen erfolgen. Die rechtliche Situation ist für diese Unternehmen glasklar.

So wird sich in den nächsten Jahren auch der Trend fortsetzen, dass Datenpools immer weiter zusammengefasst werden und immer weniger Datenträgergesellschaften den Großteil der Datenmenge bearbeiten werden. Open Data bietet zwar die Möglichkeit, scheinbar offenen Zugriff auf Daten zu erhalten und damit auch in der Lage zu sein, Applikationen zu entwickeln, dies dürfte aber in der Konsequenz nicht ausreichen, um diesen Prozess der Datenkonzentration zu verhindern.

Soziale City-Kompetenz

Es ist daher unablässig, nicht – wie in der Vergangenheit geschehen – mit einem großen Zeitverzug, sondern bereits parallel entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Dieses hilft beiden Seiten, denn nur durch eine angemessene Bürgerakzeptanz kann Smart City auch einen breiten Erfolg verbuchen. Die soziale Kompetenz des Smart Bürgers soll nicht in Gefahr geraten. Seine Kommunikationsfähigkeit, sich auch ohne diese Applikationen zurechtzufinden, darf nicht verloren gehen.

Wer heute junge Leute beobachtet, muss jedoch leider im Gegenteil feststellen, dass sich bei den jungen Menschen ohne Handynavigation und Internet schon latente Hilflosigkeit eintritt. Jemand nach dem richtigen Weg zu fragen, ist schon fast in Vergessenheit geraten. Oder mit einem herumirrenden Touristen, der nach seinem Hotel sucht, gemeinsam mit Ihm ein paar Schritte zu gehen, um ihn direkt an sein Ziel zu bringen, sind Dinge, die verloren gehen.

Smart Cities müssen sich diese Spontanität der Hilfsbereitschaft in den Städten erhalten. Dort wo viele Menschen auf engen Raum zusammentreffen, wächst, wie wir wissen, schnell Vereinsamung, die durch den treibenden Effekt der Immersion noch gefördert wird. Der Ausbau von Big Data fordert deshalb von uns Allen, ein viel höheres Maß an Beachtung gegenüber diesen negativen Erscheinungen. Wollen wir die Vorteile von Smart City fördern und ausbauen, so dürfen wir die damit verbundenen Nachteile nicht außer Acht lassen.

Open Source

Smart City geht nicht ohne den Aufbau schneller Kommunikationsnetze und dem Speichern unzähliger Datenmengen in einer Cloud, also dem Schaffen einer Big Data Ressource. Dieses bedeutet, wie erwähnt, dass wir einen verlässlichen gesetzlichen Rahmen in der Smart City als „User“ brauchen. Nicht zuletzt ist dieses auch notwendig, um gegenüber der Industrie ebenso verlässliche Bedingungen für eine Investitionssicherheit in der City anzubieten, damit sie in den Ausbau investiert. Dieses gilt nicht minder für Berlin, wo bereits eine umfangreiche Forschung vor Ort ist. So sollte auch ihre Umsetzung vor Ort bleiben. Die Industrie muss sich hier wohl fühlen und auf eine offene Verwaltung und Community stoßen. Nur so kann im Schulterschluss eine zukunftsorientierte stadtwirtschaftliche Entwicklung gefördert werden.

Wenn die Vorteile für alle Beteiligten sichtbar, erlebbar und bezahlbar sind, dann kann sich daraus eine „Win-win“ Situation ergeben. Voraussetzung dafür ist eine dauerhafte kommunikative Begleitung dieses Prozesses, um allen Beteiligten ein hohes Maß an Transparenz zu bieten. IHK und Verbände sind hierbei besonders gefordert. Durch Veranstaltungen und Kongresse wird eine Challenge nach den optimalen Metropolitan Solutions erzeugt. Eine intensive Zusammenarbeit mit der größten Industriemesse der Welt, wie in Hannover, bietet eine hervorragende Partnerschaft. Auch der jährlich stattfindende Kongress „Cities for Mobility“ in Stuttgart, an dem Vertreter aus mehr als 160 Ländern teilnehmen, ist eine gute Plattform und würde auch nach gut Berlin passen.

Vom Besitzen zum Benutzen

Nicht zuletzt mit der Einführung der Cloud stellen wir fest, dass der Trend vom es zu besitzen sich weiter zu dem es zu benutzen fortsetzt. Big Data kann der Einzelne nicht mehr besitzen.

Sharing-Konzepte sind auf dem Vormarsch. Für die junge Generation ist dieses heute selbstverständlich geworden. Die Schnelllebigkeit der Produkte macht den Besitz dieser auch obsolet.

Heute zählt vielmehr dauerhafte Aktualität und Flexibilität. Fast jegliche Form von Dienstleistung wird heute auf Zeit „gemietet“. Ansprüche und Bedarfe ändern sich rasch, sodass diese Form des kurzfristigen „Mieten“ dem entgegenkommt.

Wie „besitzlos“ man dann wirklich ist, wird schlagartig erkennbar, wenn man von diesem Kommunikationsnetz abgeschaltet wird. Nicht selten führt dieses zu ungeahnter Hilflosigkeit. Dieses Herbeiführen einer Hilflosigkeit durch das „Abschalten der Netze“gehört heute zu der gängigen Praxis bei militärischen Auseinandersetzungen, bis hin zu einer asymmetrischen Kriegsführung, wo „Wirkwelt und Merkwelt“ nicht mehr auseinander zu halten sind. Wir ahnen meist nur noch über die virtuelle Welt, was wahr sein könnte. Deshalb sind der Besitz und die demokratische Kontrolle von Big Data und Cloud und alle ihrer Knotenpunkte und technischen Applikationen, entscheidend für die gesellschaftliche Akzeptanz.

Dispens bis zum 5G – Standard

Der absolute Innovationsschub für Smart City wird erst mit der Einführung des 5G Standards um 2020 einsetzen. Heute wird fieberhaft an der Entwicklung dieses 5G-Lab Standards gearbeitet. Bis dahin ist Zeit, an der Vorbereitung der Entwicklung neuer Applikationen zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt muss sich entscheiden, welche Standards sich durchsetzen werden. Also wird es einen europäischen, asiatischen oder amerikanischen Standard geben? Davon hängen jeweils die Gewinnerwartungen ab.

Die Entwicklung von 5G ist hochpolitisch, denn wer welche Linzens vergeben wird können, der wird das Rennen machen? Daher erfährt diese Forschung auch eine hohe politische Aufmerksamkeit in Deutschland, insbesondere durch das Bundeswirtschaftsministerium.

5G zielt auf das Internet der Dinge ab. Die Übertragung wird im Gigabitbereich zwischen 5-100 Gigabit erfolgen. Wir werden es mit „taktile Netzen“ zu tun haben, die mehrere dezentrale Verteilerstationen erfordern. Die Datenauswertung dieser riesigen Datenmengen erfolgt in Echtzeit. Durch diesen Datentransfer wird die komplette Vernetzung der Dinge erfolgen. Selbstfahrende Autos werden koordiniert und aus der Ferne gesteuert. Bei diesen neuen Datenmengen (taktile Netze) wird die Lichtgeschwindigkeit zum limitierenden Faktor.

Damit beginnt für Datensammlung, -übertragung und -auswertung ein neues Zeitalter und führt zu ungeahnten Applikations- und Systemintegrationsmöglichkeiten als bestimmendes Merkmal. Es wird zum zukünftigen Erfolgsfaktor im Wettbewerb der Agglomerationen untereinander werden.

Die Zeit bis zur vollständigen Implementierung von 5G gilt es unbedingt zu nutzen und soweit dieses möglich ist, in Berlin Vorbereitungen zu treffen für eine positive Akzeptanz bei der späteren Implementierung bereits jetzt zu sorgen.

Ausblick und Chance

So ergeben sich mehrere Perspektiven, aus der die vierte Revolution 4.0 betrachtet werden muss: Zum einen, aus der Perspektive des Produzenten, aus der Perspektive des Users und Bürgers, aus der Perspektive der verantwortlichen staatlichen Organe und nicht zuletzt auch aus der Perspektive des Datenschutzes und ethischer Normen. New Urbanism bedeutet, den Ausgleich im Sinne der Gemeingut-Theorie als Ziel nicht zu verlieren. Anwendungsfelder sind unzählige, und schier jede gesellschaftliche Handlung ist hiervon betroffen.

Die Entwicklung der Smart-Technologie wird heute von den international operierenden Konzernen angeführt und kontrolliert, da damit erhebliche finanziellen Aufwendungen verbunden sind. Darunter sind Unternehmen wie Siemens, Daimler, IBM, aber auch eine Reihe klassischer sehr großer Mittelständler wie Wirth, die Systemapplikationen entwickeln. Auf der Seite der Anwender gehören für den Bereich der Mobilität die Deutsche Bahn AG und Verwaltungsorgane wie Stadtverwaltung und Landesregierung. Die klassischen Datennetzträger, wie Deutsche Telekom und weitere Mobilfunkbetreiber sowie fast ausschließlich amerikanische Datenpoolbesitzer sind eine Voraussetzung zur Implementation für Smart Technologie Applikationen.

Mit den Unternehmen Siemens, Daimler, IBM und Deutsche Bahn AG, die alle in Berlin ansässig sind, bietet sich ein idealer Pool von Partnerschaften zur Weiterentwicklung in diesem Bereich an.

Somit besitzt Berlin eine hervorragende Grundlage, durch seine unumstrittene Forschungs- und Universitätslandschaft, diese in den Prozess erfolgreich einzubringen. So fehlt es eigentlich kaum an weiteren Voraussetzungen außer daran, die Initiative weiter zu ergreifen und den Erfolg für eine Smart City Berlin fest im Auge zu behalten.

Bürgerproteste versus Parlamentarier

Unsere parlamentarische #Demokratie ist gereift als repräsentative Regierungsform nach den bitteren Erfahrungen der Weimarer Republik. Fast nach 70 Jahre geübter Demokratie bekommt sie Risse. Bürger beginnen sich zu „empören“.

Einst verborgenes Herrschaftswissen wurde durch die neuen Informationstechnologien aufgebrochen. Kriminelle Energien, Machenschaften, Korruption auf allen Ebenen bleiben nicht mehr in dem Maße verborgen wie zuvor. In Politik, Wirtschaft und internationaler Finanzwelt haben die Enthüllungen bis zu einem unerträglichen Maß zu Skandalen geführt, die von vielen Bürgern nicht mehr kommentarlos ertragen werden können.

Der bisher uns überwölbende moralische Verhaltenskodex beginnt auseinanderzubrechen. Bürger vielerorts spüren dies.

Die Bürger sind heute, mit Hilfe der „Social Media Instrumente“ sehr schnell, kostengünstig und effizient zu mobilisieren. Welche Sprengkraft Sie besitzen, haben wir im Nahen Osten vor Augen geführt bekommen. Vertreter der parlamentarischen Demokratie haben dies erkannt und geben aus Angst Stück für Stück Hoheitsrechte ab, indem zu bestimmten Themen Volksentscheide von Bürgerinitiativen erzwungen oder rechtzeitig von den Regierungen eingeführt werden.

Der Politik fällt es immer schwerer, sich mit Mut klar zu positionieren und zu Ihrer Haltung und Einstellung zu stehen. Einstehen für etwas ist zur Zeit nicht „in“. Keiner kann es ertragen, nicht mehrheitsfähig zu sein – er ist dann nicht cool oder wählfähig.

Neu zeigen sich diese Verhaltensmuster als Schwäche mit Resignation und Rückzug. Ein Widerstand gegen diese Empörung ist nicht zu sehen. Beide Seiten, der empörte Bürger und der gewählte Parlamentarier einschließlich der Rechtsorgane, verlassen ihre ursprüngliche „Rolle“. Politiker und staatliche Organe beginnen sich unmerklich zurückzuziehen.

Es findet ein ungeregelter Transformationsprozess statt. Dem engagierten empörten Bürger fehlt es an Legitimation. Dem Parlamentarier wird immer weniger Glaubwürdigkeit attestiert.

Die Folge ist ein Mangel an Leidenschaft, an persönlichem Einsatz für die Gemeinschaft.  Herausragende Persönlichkeiten in der Politik werden rar. Bürger die sich einbringen, zeichnen sich durch hohes, teilweise überzogenes Selbstbewusstsein, große Redegewandtheit aus und neigen aus der Position der Defensive eher dazu zu überzeichnen, Negativszenarien zu überhöhen, niemand jedoch wendet Energie auf, um realistische Lösungen zu suchen. Beide Seiten erkennen diesen Prozess, können aber die Tragweite damit einhergehender Fehlentwicklung nicht abschätzen.

Obwohl dank neuer Informationstechnologien in nie geahnter Form eine große Zahl von engagierten Bürgern kurzfristig mobilisiert werden kann, ist es immer nur eine verschwindend geringe Zahl von Ihnen, die diesen Prozess anstoßen.

Viele Bürger erteilen dagegen abstrusen Konzepten ihre Legitimation. Splitterparteien ohne Ziel und Konzept, Spaßgaukler und dergleichen mehr erzielen traumhafte Quoten der Zustimmung. Demgegenüber nimmt die Teilnahme an Wahlen rasant ab. Eine unglaubliche Apathie macht sich breit. 

Ebenso erschreckend ist eine fast ins Uferlose gefallene Allgemeinbildung, gepaart mit mangelhaftem historischem Wissen. Wäre es nicht ein notwendiges Fundament, um Verantwortung zu übernehmen? Die Verantwortung für das Gemeinwohl beginnt zu schwinden. Kurzfristiges Denken und Handeln bestimmen die Geschehnisse. Der demokratische Grundsatz, dem Allgemeinwohl zu dienen, kann nur verwirklicht werden, wenn das sich ausgleichende Kräfteverhältnis aller Beteiligten erhalten bleibt.

Der Konsens darüber, was wir als Gemeinwohl verstehen, ist nicht mehr greifbar. Sowohl der engagierte Bürger als auch der Parlamentarier haben jeweils aus Ihrem Blickwinkel getrübte Präferenzen. Sie sind Gefangener Ihrer persönlichen Interessen in einer sehr egoistisch, auf höchste Effizienz ausgelegten Zeit. Sicher bleibt, dass im Kräftefeld dieser vielen Akteure der empörte Bürger heute seine Muskeln viel effektiver spielen lässt.

Der Schlüssel zur Veränderung
Bei herausragenden Projekten kommt es zu Konflikten. Die beiden Antagonisten attestieren sich jeweils das Recht auf Ihrer Seite zu wissen. Insbesondere Projekte, bei denen eine große soziale und wirtschaftliche Spanne an Ungleichheit spürbar ist, stehen im Fokus. Je größer die Divergenzen, desto schneller und heftiger sind die Auseinandersetzungen. Dort wo Ungleichheit sichtbar ist, dort wo menschliche Einzelschicksale auftreten, dort entzündet sich die Empörung, der Widerstand am stärksten.

Es wird im Namen für das Gute, das zu Bewahrende, das Nachhaltige, das Richtige, das Sozialgerechte, das die Allgemeinheit hinter sich vereint Wissende, argumentiert. Obwohl es Unzählige nicht so prominente „Baustellen“ gebe und alle bearbeitet werden müssten, beschränkt es sich ausschließlich auf diese spektakulären Projekte.

These: Ohne diesen Widerstand gibt es aber keinen Paradigmenwechsel, er ist Salz der Gesellschaft, – es ist ihre Zukunft. Gewaltlosigkeit bleibt dabei die Hoffnung der Zukunft. Es trägt dazu bei, Hoffnung zu hegen und stolz auf das Veränderte sein zu können, insbesondere wenn bei diesen Projekten fast immer unterschiedliche Kulturen und Religionen aufeinandertreffen. Bleibt die Gewaltlosigkeit erhalten, ist es ein wundervoller Motor zur Veränderung.

These:Es ist dieser schmale Grat zwischen friedlichen empörten Widerstand und dem Abgleiten in Fantastereien. Nur wenn beide Seiten sich zu den überwölbenden moralischen Werten bekennen, sich als untrennbare Gemeinschaft begreifen, findet dieser friedfertige Widerstand seine Fruchtbarkeit und schafft „Neues“.

Ein Methodischer Rahmen
Dieses vorweggeschickt, fehlt es vor diesem Hintergrund an einer verbindenden, moderierenden und anerkannten neuen Methodik, berechtigtes Bürgerverlangen aufzugreifen und in verantwortlichen Bahnen einer Lösung zuzuführen.

Megaprojekte, städtebauliche Entwicklungsquartiere, stadtwirtschaftliche Entscheidungen mit Tragweite, lassen sich mit herkömmlichen Abläufen und tradierten Entscheidungsschemata nicht mehr erfolgreich umsetzen. Dies haben Alle verstanden.

Eine gleiche Augenhöhe zwischen den gewählten Vertretern und Experten auf der einen Seite und auf der Anderen, dem engagierten Bürger, ist nur scheinbar vorhanden.

Beiden fehlt es an Verantwortung, an Nachhaltigkeit, an der Bereitschaft für Ihre Fehlentscheidungen einzustehen, gar daraus zu lernen, Korrekturen einzuleiten und um eine Verbesserung zu ringen. Hinzukommt die ungemein gewachsene Komplexität, die auch bei bestem Zugriff auf sämtliche Informationen für Alle nicht immer ohne fundierte Kenntnisse zu begreifen ist, um ausgleichende zukunftssichere Entscheidungen zu treffen.

These: Daher braucht dieser Transformationsprozess, dieser sich abzeichnende Paradigmenwechsel, einen methodischen Rahmen, ein überwölbendes Grundgerüst das von Allen akzeptiert wird. Hierzu ist Offenheit, Unvoreingenommenheit und Lernbereitschaft eine notwendige Voraussetzung.

Auf der Basis einer geeigneten „Plattform“ kann ein methodisches Verfahren auf kommunaler und Länderebene eingeübt werden. Um Mitverantwortung zu tragen, braucht es den verantwortungsbereiten Bürger, weniger den Kommunikator. Letztlich bietet es allen die Chance der Zeitersparnis. Projekte können schneller, kosteneffizienter und nachhaltiger realisiert werden. Durch die Mitwirkung des engagierten, verantwortlichen Bürgers können Konflikte entschärft werden. Es hilft, die Durchsetzbarkeit zu erhöhen, und letztlich qualifiziert es das Zusammenwirken zwischen Bürger und seinem Parlament im besten Sinne.

Plebiszite helfen, akzeptierte Lösungen für komplizierte Entscheidungsprozesse zu finden. Es gibt heute für öffentlich relevante Bauprojekten eingeübte Verfahren der „Bürgerbeteiligung“. Vieles hat sich verbessert.

Doch reicht es nicht aus? Und nicht jedes Verfahren kann wie in der Schweiz mit einem Volksentscheid enden. Die Spielregeln für eine Mediation müssen vorweg geklärt sein. Alle Teilnehmer müssen sie akzeptieren. Diskussion, um der Diskussion willen, bedeutet den Misserfolg als beste Lösung zu akzeptieren.

Beispiele in der Hauptstadt Berlin lassen sich ohne Schwierigkeit viele finden. Sie reichen von einer herausragenden Einzelimmobilie bis hin zur Erschließung ganzer Quartiere. Aber müssen es immer nur die spektakulären Vorhaben sein?

Hier steigen Presse und öffentliche Aufmerksamkeit sofort ein. Aber wie viele kleine Projekte im näheren Umfeld sind es ebenso Wert, Veränderungen auch im Kleinen eine Chance zur Verbesserung zu geben. Gerade diese Projekte sind es, die ein methodisches Gerüst brauchen.

Mittelstädte auf der Suche nach einer neuen Identität

Mittelstädte auf der Suche nach einer neuen Identität

Immer mehr Ladenbesitzer müssen in diesen Innenstädten aus Mangel an Kundefrequenz ihr Ladengeschäft aufgeben. Der Leeerstand nimmt drastisch zu. Das Produkt „Fußgängerzone“ der 70 iger Jahre beginnt an Anziehungskraft zu verlieren. Stadtmöblierung und bunte Gehwegpflasterung, sowie Brunnen und Skulpturen prägen noch das städtebaulich perfekt abgestimmte Stadtbild. Die gestalterisch angeordnete Baumreihe entlang der Fußgängerzone mit den modernen Sitzbänken, sind Sinnbilder, der einst modernen deutschen Innenstädte. Dass am Sonntag dort oft nichts passiert ist allen vertraut, aber dass es sich an langen Sonnabenden und in der Woche schon gar nicht mehr so recht mit Leben erfüllt, beginnt die Bewohner zu irritieren.
Die oft städteplanerisch als entgegengesetzte Pole an den Enden der Fußgängerzone vorgesehenen Einkaufszentren oder Kaufhäuser, sind bereits vom Aussterben bedroht und mancherorts geschlossen. Kaufhäuser sind heute vergangene Konsumdinosaurier. Früher konnten sie noch mit der Vielfalt ihres Warenangebots punkten. Sie sind heute wahrlich keine Magnete mehr. Ganz im Gegenteil sind diese Gebäude mit den einst so stolzen Gebäudefassaden, die sich meist nicht in das städtische Gesamtbild der umgebenden historischen Fassaden eingliedern ließen, sind jetzt zum sichtbaren Mahnmal dieses schleichenden Niedergangs geworden. Man möchte fast sagen, eben alles hat ein Ende.
Nach dem schier grenzenlosen Wachstum kommt schlichtweg der Rückbau. Die Verantwortlichen in Politik und Stadtplanung haben dem damaligen Investorendruck nach mehr Verkaufsfläche zu wiederstehen versucht. Oft ohne Erfolg. Und dies nicht nur in der Innenstadt, auch an vielen anderen Orten der Stadt. Heute braucht man nicht mehr in die Innenstädte zu fahren um seinen Bedarf zu decken. Neue Einkaufszentren im weiteren Umfeld, mit einem breiten Warensortiment haben diesen Prozess noch beschleunigt. Sinnentleerte aber gut erreichbare Fachmärkte, mit ausreichenden Parkplätzen an den Magistralen der Stadt, bieten einen bequemen Einkauf. Also warum noch in die City fahren, wenn dort eh nichts mehr passiert. Einkaufen kann man auch woanders, – und besser.

Die Sogwirkung der Schwarmstädte beschleunigt den Niedergang
Befindet sich die Mittelstadt dann noch im Sogbereich einer „Schwarmstadt“ dann kommt es über kurz oder lang zum Kollaps der Innenstadt. Wer ein technisches Produkt sucht, findet es dort eh nicht. Also man fährt lieber gleich in die „richtige Innenstadt“. Es sind dank Regionalzug oder Autobahn meist nur 30 Minuten. Städte in NRW sind durch die hohe Dichte davon besonders betroffen. Und zu guter Letzt kommt noch online Einkauf und smart City hinzu. Insbesondere Standardprodukte, wie technische Geräte, Bücher aber auch Kleidung sind heute in hohem Maße online nachgefragt.
Also wohin führt uns in den kommenden Jahren dieser Transformationsprozess? Und welche Maßnahmen müssen wir jetzt ergreifen, um die richtigen Weichen für eine neue attraktive Kern-City in den Mittelstädten zu stellen? Die Mobilität wird bleiben, der Onlinehandel weiter wachsen, EKZ und Kaufhäuser in den Städten werden dagegen weiter veröden.
Wir müssen uns also Fragen, was macht eine Kern-City unter diesen Vorgaben attraktiv? Welche Attraktivitätsfaktoren sind wichtig, welche fallen weg und können durch andere ersetzt werden, denn eins wird bleiben, der Wunsch der Menschen sich zu treffen, direkt aufeinander zu stoßen, um Gemeinsamkeit zu erleben und ein Maß an Wir-Gefühl zu spüren. Wodurch ließe sich der bisher maßgebende Attraktivitätsfaktor „Einkaufen“ ersetzen?

Zuviel Attraktivität führt paradoxer Weise irgendwann zu einer Umkehr
Für die im Umfeld von Schwarmstädten gelegenen Mittelstädt kommt ein unerwarteter positiver Effekt zu Hilfe. Dies trifft besonders für Berlin zu. Berlin wächst um ca. 40.000 Einwohner pro Jahr. Damit verbunden sind knapper werdende Ressourcen an Liegenschaften und stetig steigende Bodenpreise, wie auch Mieten. Langfristig nimmt damit die Attraktivität von Wohnen ab. Zu teuer, zu „busy“.
Allerdings vorausgesetzt der Transformationsprozess zu einer Smart City geht nur langsam voran und kann diesen Umkehreffekt nicht schnell genug kompensieren. Die Auswirkungen von hohen Emissionen, Lärm und Geschäftigkeit der Kern-City wären dann nicht rechtzeitig aufgehoben. Berlin würde gut daran tun, rechtzeitig mit seinem Umland einen Ausgleich zu suchen. Um langfristig seine Attraktivität durch geringe Mieten etc. zu halten. Letztlich auch um Solidarität mit diesen abgehängten Regionen zu üben.
Doch darauf warten können die Mittelstädte nicht. Sie müssen selbst eigene Konzepte entwickeln!

Mittelstädte brauchen neue Konzepte
Wir müssen uns fragen welche Attraktivitätsfaktoren werden zukünftig, für die Leistungsfähigkeit und Prosperität, bestimmend sein? Wir haben insbesondere bei den jungen Menschen eine nie dagewesene Freizeitorientierung. Cafés, Restaurant, Kneipen, Event-Veranstaltungen, Kinos, Theater, selbst Opernhäuser und Konzertsäle sind brechend voll. Man fühlt sich in eine neue Zeit versetzt, die eher an die mediterane Lebensweise erinnert. Man lädt zum Brunch, zum Lunch und am Abend Gäste und Freunde nicht mehr nach Hause ein, sondern „Out Door“.
Was hätte die Fußgängerzone auch am Abend in den Mittelstädten in NRW zu bieten. Kommt nun noch hinzu, dass es keine gewachsene Altstadt mit schönen historischen Fassaden gibt, dann setzt die Tristes rapide, spätestens jedoch nach dem Schließen der Läden, ein. Stehen Läden zum Teil leer und wird die Schaufenstergestaltung dann noch von Kik & Co. übernommen, nimmt das Unheil seinen Lauf.
Da helfen auch keine neuen Sitzbänke oder Springbrunnen, da sie eh schon ausreichend vorhanden sind, mehr. Zurück zum Kern unseres Titels: Mittelstädte auf der Suche nach einer neuen Identität, oder besser gesagt, sie müssen sich eine neue Identität erarbeiten. Also was wäre zu tun? Die „Stadtkasse“ braucht um die kommunalen Aufgaben zu bewältigen Steuereinahmen, generiert durch eine solide und beständige Wirtschaft. Wird es ausreichen die Steuereinnahmen ausreichend auf dem Freizeitsektor zu erwirtschaften?
Bereits heute sehen wir das um die Schwarmstädte herum die Pendlerströme immer weiter anwachsen. 40.000 Pendler und mehr am Tag sind keine Seltenheit. Die Pendler erwirtschaften Ihre Dienstleistung jedoch weit weg vom Wohnort. Katastrophal wird es, wenn sich Versäumnisse der Politik, wie in den Pariser Banlieues einstellen, und weit entfernte Großsiedlungen um die Megapolis beginnen zu veröden.
Erinnern wir uns, was waren eigentlich die wichtigsten ursprünglichen Gründe für das Entstehen von Dörfern und später Städten? Sicherlich die geographische Lage am Fluss oder an einer Talmündung war Ursache für die Auswahl des Standortes. Dies ging mit den Handelsströmen einher. Daraus haben sich Machtzentren entwickelt. Auch der damit verbundene Kommunikationsaustausch an Informationen spielte eine wesentliche Rolle, um sich an einem zentralen Ort begegnen zu können. Mit dem Entstehen der Dörfer ist das Wir Gefühl der Bewohner herangewachsen, verbunden mit den Stadtrechten und auch einem Stolz dieses zu besitzen. Also in der Konsequenz sich abzugrenzen vom Umland. Letztlich sich durch Stadtmauern zu schützen. Man hatte jetzt etwas zu verlieren, das es galt zu verteidigen. Wir sehen also Handel war einer der wichtigsten Treiber.
Doch gerade dies trifft in unserer Gesellschaft in diesen Innenstädten nur noch bedingt zu. Handel kennt keine Grenzen mehr. Wir können unsere Produkte fast von jedem Ort aus Online erwerben. Es gibt keine Produkte, die nur an diesem Ort verkauft werden, oder anders gesagt, nur dort angeboten werden dürften. Die in den Jahren zuvor geschaffenen Kapazitäten sind schlichtweg zu üppig. Die Realität in diesen abgehängten Städten sieht eben heute ganz anders aus. Kaum noch Handel, kaum noch Frequenz auf der Straße. Sinkende Kaufkraft in der Innenstadt. Leerstand parallel entlang der Fußgängerzone in gleich mehreren Erdgeschossläden und verklebte Schaufenster. Investoren erklären diese Städte für eine No Go Area. Und die Bewohner verhalten sich ähnlich. Sie kaufen in der Schwarmstadt ein, und kehren „Ihrer“ Innenstadt den Rücken. Was könnte Sie an dieser Innenstadt auch noch reizen? Welche Erwartungen könnten Sie formulieren?
Bis es zu diesem tristen Zustand kommt gibt es allerdings eine Vorgeschichte. Eine Verkettung von sich immer weiter negativ summierenden Ereignisse, die sich dann, ab einem bestimmten Zeitpunkt mehr, als ihre Summe verstärken. Es folgt Leerstand, abnehmende Steuereinnahmen, sinkende Attraktivität des Warenangebots. Mit diesem Prozess geht in der Innenstadt ebenso eine soziale Entmischung einher. Eine Zunahme von Menschen, die keiner geregelten Arbeit nachgehen. Café, die nur dann noch existieren können, wenn Sie bereit sind, sich mit der Bestellung von einem Getränk, an einem Tisch, für den ganzen Vormittag zufriedengeben. Das Straßenbild an den Ecken verändert sich. In der Investorenszene sinkt der Attraktivitätsquotient dieser Innenstadt auf „No Go“.

Alle müssen an einem Strang ziehen.
Genug der Bestandbeschreibung, also wer kann in dieser Situation zur Prosperität beitragen und hat auch die Plicht dazu? Wer kann einen turn around initiieren? Verantwortlich sind Alle. Der Bürger seiner Stadt, die Investoren, die Politik und die Stadtverwaltung. Sie müssen alle lernen in einem solchen Ausnahmefall an einem Strang zu ziehen.
Als eine gute Vorbereitung sind Veranstaltungen wo die Beteiligten zu Wort kommen. Sie sollen ihre Vorstellungen und ihre Ziele formulieren. Es gilt im Interessensausgleich neue Wege zu skizzieren; Ziele auszumachen. Die wirtschaftliche Machbarkeit zu überprüfen. Partner aus der Investorenszene für Revitalisierungsprojekte zu gewinnen. Und letztlich ganz allgemein dafür im Rahmen eines Städtemarketings, die Attraktivität wieder neu aufzubauen. Die Stadtverwaltung sollte mit der gewählten Politik, Ideen und Ziele vorgeben; sie zur Diskussion stellen. Ihren Wissenstand erläutern und gelungene Beispiele aus anderen Regionen aufzeigen.

Wohnen anstatt Handel?
Welches Substitut kann den schrumpfenden Handel ersetzen? Keine Nutzung kommt diesem gleich. Mehrere Nutzungsarten müssen in der Summe ein gemeinsames Äquivalent bieten. Wohnen in den Innenstädten gewinnt, wie beschrieben, an Zuspruch. Besonders junge Leute sind eher daran interessiert direkt im Zentrum zu wohnen. Sie schätzen die vielfältigen fußläufigen Freizeitangebote an Restaurants, Kneipen, Cafés, Kino u.dgl.m.. Wohnen in den Innenstädten bietet darüber hinaus eine ganz neue Chance für mehr Frequenz rund um die Uhr. Gepaart mit durchzogenem Grün und einer Priorität für Fahrradverkehr kommt neue Qualität zustande. Die Zeit dafür ist genau richtig. Wir werden zukünftig in weniger als 10 Jahren einen völlig anderen Individualverkehr in den Innenstädten haben. Diesel- und Benzinmotoren werden mehr und mehr verbannt sein. Die Umweltauflagen nehmen heute schon drastisch zu. Die grüne Plakette bekommt eine neue Bedeutung. Die Innenstadt wird deutlich mehr durch kulturelle Angebote und Freizeitaktivitäten bestimmt sein. Neuer Wohnraum entsteht und neue Konzepte, die auch die Nebenkosten, wie Energieversorgung berücksichtigen, schaffen Nachfrage und Qualität. Kommt hinzu, dass die Stadtverwaltung nicht nur durchschnittlichen Wohnungsbau anzubieten vermag, sondern in Zusammenarbeit mit Architektenkammern, besondere Wohnprojekte auf den Weg bringt, ist schon viel erreicht.
Die Stadtplanung kann durch vielfältige Programme ein Zuwachs an Wohnen in der Innenstadt fördern. An Kreativität und auch Individualität dürfte es in der Verwaltung nicht mangeln. Was sollte darüber hinaus erfolgen? Wichtig für eine dynamische Entwicklung wird es sein, jungen Familien Angebote zu machen. Hier fehlt es häufig an guten Kindergärten. Diese sind fast gänzlich aus den Innenstädten verband worden. Eine Initiative in dieser Richtung belebt die toten Fußgängerbereiche wieder. Das damit verbundene Parkraumproblem sollte sich lösen lassen. Im Grunde ist es ein Reset- Knopf den es gilt zu drücken. Auch Schulen waren in der Innenstadt nicht ungewöhnlich. Gelingt es eine neue Mischung von Wohn- und Umweltqualitätsanspruch gepaart mit Dienstleistungsarbeitsplätzen und einer neuen, darauf stärker abgestimmten Nutzungsstruktur von Läden und Verkauf zu initialisieren, dann ist eine turn eingeleitet.
Diese gebeutelten Städte müssen für Investoren ein „story telling“ Konzept entwickeln. Städte wie Heideberg oder Münster brauen dies nicht. Mit diesen Städten sind genügend Assoziationen verbunden. Investoren müssen neben der Analyse der Fakten auch eine Idee mit der Stadt verbinden können. Dies fällt umso schwerer, wenn sich keine historisch interessanten Bezüge herstellen lassen. Die Mittelstadt braucht Projekte, die Aufmerksamkeit erzeugen. Nicht die Größe ist endscheidend, sondern die Besonderheit. Alles begleitet durch die Presse hilft das Image zu verbessern.
Die Suche nach einem neuen Nutzungskonzept heißt alte ehemalige Nutzungen im Sinne eines, wie erwähnt, Resets, in den Innenstädten wieder anzusiedeln. Kleinteiligkeit, ortsbezogene Gewerbeeinheiten, spezielle Gewerbehöfe, die heute auch keine Lärmimmissionen verursachen, ist eine wünschenswerte Zielrichtung.
Die Mittelstadt im Umfeld der Schwarmstadt sollte sehr aktiv mit den Scharmstädten kooperieren. Besondere Vergünstigungen für Ihre Bewohner bei Kulturveranstaltungen aushandeln und vieles Mehr ist denkbar.
Die Grundthese speist sich aus der Überlegung „ was sind die negativen Begleiterscheinungen einer Metropole und alles dies trifft nicht für Mittelstädte zu“: Wie hoher Lärmpegel, höhere Kriminalität, verstopfte Straßen, hohes Stauaufkommen, eher unfreundlicher Service, lange Wartezeit bei Kindergärten und Schulen, steigende hohe Mieten, lange Fahrtzeiten in der Stadt für wenige Kilometer, kaum Parkplätze und wenn ja, hohe Gebühren, Unsicherheit im Umgang miteinander, geringes Wir-Gefühl; all diese Aspekte treffen eben für die Mittelstadt nicht zu, sie sind fast nahezu diametral. Also Mittelstädte haben etwas zu bieten, sie müssen es nur richtig zeigen.