COVID-19 und die Hoffnung auf ein Umdenken

Wie hieß es doch noch vor kurzem: „Wir sind gut aufgestellt“. Wir haben eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Und doch geht der Markt für bestimmte Medikamente in die Knie. Die Befürchtungen reichen von Hamsterkäufen bis hin zu absoluter Gelassenheit, sogar Zynismus über die Schwarzmaler.

Die Börse schlägt aus und die Kurse purzeln, um wieder wie aus dem Nichts heraus anzusteigen, um dann wieder zu fallen. Mittlerweile ist der DAX innerhalb von 20 Tagen um 30% gesunken. Die Fed legt eine extreme Zinssenkung von 0.5 Punkten vor, die normalerweise eine drastische Kurskorrektur bewirken würde. Es sind die stärksten Kursverluste seit 10 Jahren. Um am nächsten Tag bereits nach dem Crash wieder im Schnitt um 10% zuzulegen. 

Auch die Öl- und Energielieferanten trifft es jetzt hart, es kommt schon einem Ölkollaps gleich. Und damit sind auch diejenigen Staaten davon betroffen, die hinsichtlich ihres Globalisierungsgrades eher verschont waren.

Fast jede Großveranstaltung von ITB, MIPIM bis zur Buchmesse abgesagt. Versammlungen mit über 1000 Personen sind mehr nicht erwünscht. Kaufhäuser wirken schon ein wenig verlassen, während die Supermärkte einen nie dagewesenen Ansturm von kaufwilligen Kunden zu bewältigen haben und man glaubt es kaum, die Regale leeren sich. 

Virologen versuchen zu deuten, zu erklären, zu prognostizieren. Gut wäre, wenn sich der Virus nicht so rasch ausbreitet. Sonst fehlen Betten und Kapazitäten. Wohl gemerkt im Kontext: Wir sind gut aufgestellt. Mittlerweile hat sich allerdings auch in der Bundespolitik die Beruhigungsrhetorik verändert. Es wird deutlich, dass sich in Deutschland 60-70 Prozent der Bevölkerung nach den Berechnungen der Virologen anstecken werden. Und von einer prognostizierten Mortalität um 270.000 Menschen zu rechnen wäre. Wichtig bleibt, dass die Ausbreitung sich zeitlich strecken lässt. Denn es gibt gerade mal sieben Spezialkrankenhäuser in Deutschland, die Personal und Equipment für eine Virusbekämpfung vorhalten. So sollten Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern gemieden werden, denn die Wahrscheinlichkeit sich hier anzustecken ist nachweisbar höher. Erfreulich liegen die ersten Genesungszahlen der infizierten aus China vor. Danach wird gemeldet, dass 70 Prozent der erkrankten den COCID-19 überstanden haben und heute wieder gesund sind.

Absperrungen wie in Italien scheinen kaum sinnvoll zu sein. Selbst in Wuhan haben von den 11 Mio. Einwohnern der Region, um die Hälfte die Stadt vor und während der Absperrung verlassen. So wurde der Virus nicht zuletzt durch die Flucht aus den abgesperrten Gebieten im Norden Italiens in entlegene Orte in den Süden getragen. Heute stehen 60 Mio. Einwohner unter Beobachtung und eingeschränkter Bewegungsfreiheit.

Auch das normale Krankenhauspersonal, so zeigen es die Pandemieerfahrungen, läuft eher davon. Insbesondere wenn es an ausreichendem Equipment fehlt. Es bleibt schwierig die richtige Balance zu finden.

Der amerikanische Kongress hat 8 Milliarden Dollar zur Bekämpfung des Virus bewilligt. Die Stimmen mehren sich, dass wenn die Börsenkurse weiter fallen werden die Chancen des amtierenden US- Präsidenten die Wahl zu gewinnen, möglicherweise drastisch sinken. 

Uns wird sehr deutlich wie umfassend wir in einer vernetzten Welt leben. Und vor allem, wie unaufhaltbar rasch sich dieser Virus einmal um den Globus verbreitet. 

Bevölkerungsverdichtung in den großen Megastädten wird vom einstigen Vorteil zum Nachteil. Denn Bevölkerungsdichte ist die ideale Grundlage zur schnellen Virusverbreitung. Im U-Bahnhof wird das Band der Rolltreppe von hunderten von potentiellen Virusträgern am Tag berührt und fungiert somit als unfreiwilliger Virusverteiler.

Kommt es so wie manche befürchten, zur Halbierung unseres Wirtschaftswachstums, dann hat dies einschneidende Konsequenzen, nicht nur in ökonomischer Hinsicht. Lieferketten wurden bereits unterbrochen, die Autoindustrie wird zusätzlich weiter unter Druck geraten. Gleichzeitig wird die Abhängigkeit insbesondere von asiatischen, wie indischen Lieferanten zu einem breiten Umdenken führen. 

Wäre die Folge weniger Globalismus?

Die Konsequenz wäre sicherlich das sich der Lebensstandard verändert. Aber was bedeutet das?

Nicht mehr ein Dutzend T-Shirts, nicht mehr ein Leben im Warenüberfluss, den eigentlich niemand so recht braucht. Und was würden wir dafür auf der anderen Seite erhalten? Zwei Satellitenfotos sprechen für sich. Wuhan aus dem All aufgenommen vor dem Corona Desaster mit einer dichten Smogdecke und Wuhan danach ohne Smog.

Also könnte diese weltweite Krise zu einem Umdenken führen und die Hoffnung von Greta Tunberg erfüllen. Wäre diese Coronaviruskrise vielleicht sogar die erhoffte Wende zum Umdenken unserer extensiven Lebensweise zu Lasten unserer Umwelt.

Die Société Générale Bank wird im Sommer wieder eine interessante Veranstaltung in Frankfurt mit hochkarätigen Referenten, wer weiß, vielleicht dann nur noch über Live Video, durchführen.

Petra Mennong, von der Société Générale, Head oft Wealth Management Deutschland, steht schon heute im permanenten Dialog ihren Anlegern. So ist es in dieser Zeit unabdingbar, präzise News über die Entwicklung zu erhalten und vor allem Ungeschminkte. In diesen Zeiten sind rasches, professionelles, aber auch unaufgeregtes Handeln notwendig. Hier ist ein vertrauensvoller Dialog mehr als hilfreich.

Wenn wir es positiv sehen, dann könnte sich durch das Virus ein Umdenken verfestigen. Nicht jede Form einer globalisierter Warenproduktion, die insbesondere durch die unterschiedlich hohen Lohnkosten auf den Weltmärkten getrieben wird, sollte weiter das Ziel sein. Denn der ungezügelte Ressourcenabbau, wie auch die damit verbundenen Umweltbelastungen müssen aufhören. Weniger Globalismus würde die Co2 Belastungen eindämmen, die Werthaltigkeit der Produkte wieder steigern und den absurden, zum Teil nicht notwendigen auf unseren Globus oft drastisch verschwenderischen Konsum und Verbrauch an unnützen Waren und fossiler Energie, wieder reduzieren. 

Für unser Haus stellt sich die Frage, wie werden die Real Estate Investments darauf reagieren. Die Börse reagiert natürlich sehr viel volatiler. Sicher dürfte sein, wenn es zu einem weiteren Abschwung der Wirtschaft kommt, dann wird es zwangsläufig zu Korrekturen und Marktanpassungen kommen. Schon heute sind besondere Branchen äußerst heftig betroffen. Dazu gehört die Reisebranche, die Transportbranche und in den Innenstädten noch mehr als sonst sich entleerende Kaufhäuser. Auf der anderen Seite sollte durch die Trägheit des Immobilienmarktes die Hoffnung mit einem blauen Auge davonzukommen wachsen.

Wir werden voraussichtlich im Herbst dazu wieder einen Diskussionsabend in Berlin veranstalten und dann hoffentlich viel klarer sehen wohin die Reise gehen wird.

Autor: DR. BRÜGGEMANN GMBH

Die Brüggemann GmbH ist seit 1996 erfolgreich als Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft im gewerblichen Real-Estate- und im Corporate-Sektor tätig. Ihre Partner/innen verfügen über einen breiten Erfahrungsschatz.

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