Die Phase der Anpassungen hat begonnen, der Endowment-Effekt

Wir erleben jetzt das, was in der „ökonomischen Verhaltenspsychologie“ als „#Endowment-Effekt bezeichnet wird, also die Besitzer eines Gutes tendieren dazu ihr Gut als wertvoller einzuschätzen. 

Das Fatale dabei ist, das sie objektive Argumente nicht aufnehmen können. Haben sie dann in den Jahren zuvor noch große Rücklagen erwirtschaftet, dann verlängert sich dieser Prozess der Anpassung noch. Das Eigenkapital schmilzt ab, und die Banken sind eher bereit dieses Eigenkapital zur Tilgung zu akzeptieren, wohl wissend, dass es ihnen dabei hilft ihre Risiken zu minimieren. 

Einig sind sich jedoch alle, dass die große Spanne, der bisher am Markt realisierten Verkaufserlöse vorbei ist. Doch welche Faktoren werden sich als erste verändern?

Die Ausgangssituation ist klar:

>Die Zinsen sind gestiegen.
>Die Anforderungen für eine Finanzierung haben sich deutlich verschärft. 
>Der Bonitätsindex des Kreditnehmers ist nunmehr wieder mehr denn je für den Kredit entscheidend.
>Die Anforderungen an die Eigenkapitalquote wurde erhöht. 
>Gleichzeitig sind bestimmte Assetklassen mitunter komplett aus der Kreditfinanzierung bei einigen Banken rausgefallen.
>Die bisherige Beurteilung über die Qualität einer 1a Lage ist wieder en vogue. 

Nicht zuletzt spielen Inflation und eine eher rezessionsgetriebene Perspektive eine entscheidende Rolle, insbesondere bei der Beurteilung von Development Projekten, die zwei und mehr Jahre für eine Realisierung benötigen.

Die Mieten scheinen heute ihren Höchststand erreicht zu haben. Hinzukommen die unausweichlich sich erhöhenden Nebenkosten, nicht nur für Energie auch für die laufenden Instandhaltungskosten, einmal ganz abgesehen vom Mangel entsprechender Dienstleister. Mögen es zukünftig mitunter fast 30 % und mehr an Nebenkosten sein.

Wer in Immobilien investiert wird dieses auch in Zukunft nicht aus Altruismus tun. Also seine Erwartung bleibt eine entsprechende Rendite mit der Immobilie zu erzielen, oder alternative Investments zu suchen.

Die Risikobewertung bei Projektentwicklungen ist eklatant schwierig geworden, da die Baupreise von vielen Faktoren abhängen.
Hinzukommt ein allgemeiner Vertrauensverlust bei allen Beteiligten. 

Die Bank fragt nach mehr Eigenkapital und der Kreditnehmer ist dazu nicht bereit. Ebenso will der Bauträger sich nicht mehr festlegen und fordert eine Preisschwankung von 20 % zu akzeptieren. Eine sichere Kalkulation ist auch für ihn nicht mehr möglich. 

Die Folge ist ein Moratorium. Verkäufer und Käufer finden bei der Preisfindung kaum noch zusammen. Entscheidend ist es jetzt zu realisieren, dass sich das Verfahren umgekehrt hat. 

Wer vormals das Angebot nicht akzeptierte konnte abwarten und nicht selten durch sein Zuwarten einen höheren Preis erzielen. Heute ist es umgekehrt. Und so sinken die Angebote im Durchschnitt im fünf Prozentrhythmus. 

Alle Faktoren müssen sich erst wieder neu kalibrieren.

Umbruchzeiten erfordern neue Konzepte – Einkaufszentren im Wandel

Das Ende einer ungezügelten Warenwelt

Zweifelfrei sind die auf dem Markt zum Ankauf angebotenen Einkaufzentren trotz der Leerstände noch hoch attraktiv. Dies gilt besonders für die Innenstadt-Malls, da sie in der Regel in bester 1a Lage manchmal sogar ein ganzes Quartier belegen. Aber auch die Zentren am Rande der Agglomerationen bieten gute Entwicklungsmöglichkeiten. Es muss aber deutlich erkannt werden, ein „weiter so“, also Einzelhandelskonzepte in alter „Form“, nur in einem neuen optischen modernisierten Gewand, – dies wird nicht mehr funktionieren.

Und dafür gibt es eine Reihe von Gründen.

Leider lässt sich feststellen, dass der Einzelhandel, am Immobilienmarkt eine ganz besondere Sonderstellung eingenommen hat. Ursache sind u.a. die darauf spezialisierten Experten, die das Produkt in den letzten Jahren weltweit geschärft und optimiert haben und in der Konsequenz sind daraus sehr ähnliche Produkte, von Dubai über Singapur bis hin zu den gleichfalls uniformen Malls in deutschen Städten, entstanden.

Die daraus bisher resultierenden Erfolge waren in den vergangenen Jahren sichtbar und der Einzelhandel hatte sich zu einem der wichtigsten Marktteilnehmer in den Städten entwickeln können. Mit allen Begleiterscheinungen, die jeder von uns als aufmerksamer Beobachter kennt. Ein enormer Parkraumbedarf mit befristet hohen Verkehrsaufkommen und dieses nur zu den Verkaufsöffnungszeiten und danach nahezu öde, triste Fußgängerzonen in den Abendstunden und an Sonn- und Feiertagen.

Motor dieser Entwicklung war, die in den letzten mindestens 25 Jahren zunehmende durch Globalisierung erzeugte scheinbar preisgünstige Luxuswarenwelt. Diese Vielfalt, eines bis hin zur Absurdität getriebenen, erzwungenen, permanenten Warenwechsels, einer „Wegwerf-Konfektionsindustrie“, – die nicht mehr von vier saisonal bedingten Veränderungen bestimmt wird, sondern mitunter durch 5 bis 6 Kollektionen im Jahr bestückt wurde. All dieses diente als Symbol für unseren Luxus und Wohlstand.

Es wurde durch die Verlagerung der Produktion erreicht, vorrangig in den asiatischen Raum. Wo im Verhältnis zum hiesigen Markt für ein Bruchteil der Kosten produziert werden konnte und damit die Produkte zuäußerst günstigen Preisen, quasi auf den Markt geworfen wurden. Dadurch konnten sehr hohe bis höchste Gewinne erzielt werden. Um sich gegen diese parallel überflutende Konkurrenz behaupten zu können, mussten Distributoren ihre Produkte mit einem unglaublichen Aufwand an Werbung in der Gesellschaft platzieren und trugen damit dazu bei, eine scheinbar glamouröse, plakative Welt in die Haushalte der Konsumenten zu transportieren. Letztlich auch in die Innenstädte.

Spätesten mit dem Ausbruch der Pandemie hat ein Wandel begonnen sich abzuzeichnen. Die Warenlieferketten wurden perforiert und die Konsumenten waren verunsichert, und im Home-Office ist eben auch der soziale Anspruch mit dem neuesten Outfit zu erscheinen, fast schleichend verloren gegangen. Es hat zu einer nie dagewesen Veränderung geführt, von der unsere Gesellschaft nicht so recht wieder an das vorhergehende anzuknüpfen vermag, oder vielleicht besser nicht gewillt ist, es zu tun.

Hinzukommt neben der Pandemie, aber der viel entscheidendere Faktor „Climate Change“. Es bedeutet wir alle beginnen zu begreifen und dies tatsächlich möchte man sagen, Monat für Monat mehr, insbesondre wenn wir die klimatischen Verwerfungen weltweit live in den Medien verfolgen, dass wir an einem Wendenpunkt stehen. Unser Ressourcenverbrauch ist endlich und uns allen wird deutlich, dass unsere bisherige globalisierte Warenwelt, einem gravierenden Wandel unterliegt.

Dies sei vorweggeschickt.

Es mag als Anhaltspunkt für eine Erklärung dienen und den Wandel in unserer heutigen Zeit besser erklären. Kurz gesagt kann man vielleicht auch sagen: „LUXURY is Over“.

Nicht das damit komplett der Luxus „Out“ ist, aber er wird neu kalibriert und wir alle werden ihn neu wahrnehmen. Jeder für sich wird ihn neu entdecken müssen.

Neben all diesen tiefgreifenden Veränderungen kommt nun der normale Wirtschaftszyklus eines Aufs und Ab hinzu. Nach mehr als 10 Jahren stetigen Wachstums ist heute die Kehrtwende erreicht. Die Begleiterscheinung steigender Zinsen und Inflation beschleunigen diesen Prozess noch. Und nicht zuletzt müssen wir konstatieren, dass dieser Paradigmenwechsel durch kriegerische Aktionen noch verstärkt wird. Vor allem herrscht aber eine große Unsicherheit vor. Vieles was wir für unvorstellbar und sicher hielten, muss heute in Frage gestellt werden.

All diese Veränderungen wirken auf den Einzelhandel. Und mag dieses noch nicht genug sein, so kommt die rapide Ausweitung des Online-Handels hinzu. Ebenso die enorme Differenzierung der Produktwelt, wobei der stationäre Handel kaum diese Unzahl differierter Produkte, nicht mehr lokal vor Ort vorhalten kann, und somit immer weitere Konsumenten verliert.

Hierzu nur einige Zahlen

Die Anzahl der stationären Verkaufsläden hat sich seit 2002 dramatisch (von 400.000 auf 100.000) verringert. Dies gilt besonders für die Mittelzentren. Sie verlieren damit den so wichtigen Mittelstand im Handel. Treiber ist nach wie vor der Onlinehandel.

Gleiches gilt für die Mieten im Handel. Sie fallen seit 2015 kontinuierlich. Ebenso die Besucherfrequenzen. Besonders jedoch in den B/C/D Städten. Heute stehen in 1A Lagen im Schnitt rund 15 Prozent an Ladenflächen leer. In 1B Lagen sogar bis zu 25 Prozent. Hinzukommen aufgelaufene Mietrückstände.

Dies wird kein vorübergehendes Phänomen sein. Deshalb ist es notwendig eine neue Strategie zu entwickeln. Um es in Zahlen auszudrücken, bedeutet es, dass der stationäre Handel von 2019 zu heute einen Rückgang beispielweise im Bekleidungssegment von 32 Prozent verzeichnen musste. Der Online-Handel wurde dabei durch den Corona-Turbo noch forciert.

Die Erlöse im gesamten Einzelhandelsumsatz insgesamt in Deutschland sind von 2012 bis 2021 gerade mal durchschnittlich um 3,1 % p.a. gestiegen. Der Zuwachs im Onlinehandel betrug in den letzten beiden Jahren zusammen 27.5 Milliarden Euro netto. Am deutlichsten zeigt sich diese Entwicklung am Modemarkt. Während bei H&M die Umsatzentwicklung rückläufig war, so ist bei dem Onlinehändler Zalando mit einem Wachstum von 29.1 % von 2011 bis 2020 beachtlich gestiegen. Die Onlineumsätze haben sich seit 2015 bis heute fast verdreifacht, auf 107,4 Mrd. Euro.

Der stärkste Rückgang ist jedoch bei den Shopping-Centern zu erwarten. Es wird sogar von einem Rückgang von 50% unter den aktuell bestehenden Shopping-Centern mittelfristig erwartet.

Dies heißt aber nicht, dass 50 % der Center wegfallen, aber ihr Sortimenten-Mix verändert sich, und der Einzelhandel neben anderen Nutzungen, wird eine untergeordnete Rolle einnehmen. Also eine Umnutzung im großen Stil ist zu erwarten.

Interessant ist dabei, dass ältere Menschen die klassischen Merkmale der Einkaufsmöglichkeiten schätzen, während die Jüngeren eher eine Erwartung an Kultur- und Freizeitangebote in den Vordergrund stellen.

Macht es Sinn in diese speziellen „Opportunities“ zu investieren und wie sollte man sich auf diese Entwicklung vorbereiten?

Zweifelfrei sind es Lagen, die sich hervorragend bewährt haben und nicht selten wurde die Infrastruktur daraufhin angepasst. Sowohl der ÖPNV ist darauf ausgerichtet als auch der Individualverkehr. So befinden sich Autobahnabfahrten meist direkt nahe dem Verkaufsstandort einer großen Mall.

In den Innenstädten sind es oft die besten 1A Lagen. Manchmal belegen diese Einkaufszentren ein ganzes Innenstadtquartier. Sie sind Magnet für das ganze Quartier. Besonders in den Mittelstädten sind die Auswirkungen fatal, wenn diese Malls keine Frequenzbringer mehr sind. Dann sind die dort im direkten Umfeld liegenden Geschäfte von Insolvenz bedroht. Für die Städte ist es eine stadtwirtschaftlich schwierige Situation.

Dennoch es führt kein Weg dran vorbei, dass diesem Handel in den nächsten Jahren eine ganz andere Bedeutung zukommen wird. Und letztlich ist dieses auch gut so. Denn ein hoher städtischer Attraktivitätsquotient wird nicht durch eine Monostruktur geschaffen, sondern durch Diversity. Also gerade Vielfalt ist unser Schlüssel für Nachhaltigkeit und Wachstum der Innenstädte.

Daher gehen mittlerweile die Konzeptideen davon aus, ein gänzlich neues Mixed-Use Konzept anzubieten. Bei diesen Konzepten fällt dem Handel zukünftig eine viel geringere Rolle zu. Es bedeutet aber auch, dass die bisherigen Vorstellungen, dieser optimierten weltweiten Malls, einen komplett anderen Ansatz verfolgen müssen.

Mit einer anderen Gewichtungsverteilung gehören dann, viel mehr Kultur- und Freizeitangebote, neben speziellen Büroflächen und ebenso anderen Wohnformen dazu, die sehr viel mehr Wert auf Grün- und Ruhezonen legen. Diese Nutzungen müssen gänzlich neu aufeinander abgestimmt werden. Der Begriff Co-Living und Co-Working, wie auch Shares-Space tragen zu einer anderen Diversität des Standortes bei.

Und auch bei den Verkaufsflächen ändert sich vieles. Apple hat mit seinen weltweiten Stores gezeigt, dass ganz andere Wege möglich sind. Hier werden nicht vorrangig die Produkte verkauft, sondern es erfolgt eine Beratung und eine Präsentation. Das Angebot wird in den neuen Läden ein Kuratiertes sein, das zwar analog sichtbar ist, wobei, wenn sich der Kunde für eines der Produkte entscheidet, dieses dann mit seinen vielfältigen Features gemeinsam mit dem Kunden am Internet-Terminal ausgewählt und bestellt wird, um, wenn der Lieferservice perfekt ist, dass das soeben ausgewählte Produkt in wenigen Stunden der Kunde bereits zu Hause vorfindet. Also die Läden nutzen den Online-Verkehr aktiv und integrieren das stationäre Konzept mit dem Online-Handel. Kurzum eine Symbiose von analog, digital und Beratung.

Da der Einzelhandel in der Lage ist hohe Mieten (bezogen auf das Erdgeschoss) zu erwirtschaften, die in der Regel keine andere Nutzung mit ähnlicher Miethöhe erwirtschaften kann, ist er kaum durch eine andere Nutzung substituierbar. Jede andere Nutzungsart kann diese Rendite nicht kompensieren. Wenn also diese Handelsnutzung wegfällt, sind die bestehenden Investments deutlich gefährdet. Immerhin können mit der Erdgeschossmiete, in einer gut frequentierten Lage, drei Geschosse (Büro) erwirtschaftet werden.

Fällt diese Nutzung weitgehend weg, bzw. reduziert sie sich um ein Drittel, dann gilt es eine Kompensation für die bestehenden Assets zu finden. Daher verfolgen viele Konzepte, im Dialog mit der Stadt, eine bauliche Verdichtung als Kompensation zu erreichen. Dies ist nicht immer einfach, bietet aber bei einem völlig neuen baulichen Mixed Use Ansatz einen Gestaltungsspielraum, der städtebaulich vertretbar ist.

Der Konzeptansatz muss das Ziel verfolgen die Bebauungsdichte zu vergrößern. Das bedeutet, dass die bauliche Revitalisierung diesem Umstand Rechnung tragen muss. In Abstimmung mit der Stadt gilt es ggf. mehr Geschosse zu genehmigen, um einen monetären Ausgleich zu schaffen. Andernfalls dürfte es zu einem Leerstand mit fatalen Folgen kommen, und dies gilt dann gleichermaßen für das nähere Umfeld.

Wer investiert hat nichts zu befürchten, wenn er alles richtig macht

Trotz all dieser Widrigkeiten ist ein Investment in diese Zentren lohnend. Hinzu kommt das der aktuelle Verkehrswert sich nahezu halbiert hat. Also für den Käufer tun sich aktuell hervorragende Perspektiven auf, sofern er nicht das bestehende Zentrum nur verbessern möchte, sondern den hier beschriebenen Ansatz zur Veränderung eines neuen Nutzungsmix entwickelt. Die Verkäufer haben dagegen, wenn sie versuchen wollen den Verlust zu minimieren immerhin die Chance, ein ähnliches Konzept vorzubereiten und soweit dies möglich ist, die dazu gehörigen Planungen und Abstimmungen mit der Stadt Im Vorwege zu verabreden. Damit nimmt der Risikozuschlag für den potenziellen Käufer ab und der Verkaufspreis kann sich erhöhen und gleichzeitig können mehr potenzielle Käufer dafür interessiert werden ein optimales Angebot abzugeben.

Immerhin haben sich die Verkaufsfaktoren vom 22-fachen zum Teil zum 11-fachen in kürzester Zeit halbiert. Dabei zeichnete es sich für den aufmerksamen Beobachter schon vor der Coronakrise ab. Unsere Gespräche mit Vertretern der Städte und den Investoren noch im Jahr 2018 haben jedoch kein Interesse erkennen lassen und waren durchweg vom Erfolg des Einkaufszentrums als Konzept mit Zukunft überzeugt und haben an die Weiterentwicklung und das Wachstum dieser Branche geglaubt, obwohl bereits die ersten Zuckungen deutlich zu erkennen waren. Es ist eine in sich geschlossene Community, die sich selbst kalibriert.

Mit einem neuen auf die sich verändernden Bedürfnisse aufgelegtem Konzept wird eine nachhaltige langfristige Perspektive geschaffen. Bei der Umsetzung dieser Planungen wird es darauf ankommen die alten Dinosauriertechnologien für die Bewirtschaftung der Zentren komplett neu auf die heutigen Bedarfe anzupassen. Die Nebenkosten werden für die Unterhaltung dieser Zentren in den nächsten Jahren überproportional steigen und benötigen dringend neue dezentrale Heizung- und Klimakonzepte.

Da die Standortakzeptanz des Besuchers in der Regel vorliegt und die Infrastruktur darauf ausgerichtet wurde, sollten diese neuen Konzepte sehr schnell an Zuspruch gewinnen. Hinzukommt, dass die öden Fassadengestaltungen mit riesigen Reklamewänden heute keine Attraktivität mehr darstellen. Die neuen Konzepte werden viel kleinteiliger und vor allem attraktivere Fassadengestaltung mit durchmischten Grünanteil bieten. Damit wird diese massive Architektur der nicht selten schubkastenähnlichen Bauten, die sich nur durch einen attraktiven Eingang auszeichneten, abgelöst. Und durch die kleingliedrig gestalteten Gebäude-Ensembles werden halböffentliche Räume geschaffen, die zum Verweilen einladen. Letztlich auch ein Pré für die Umwelt.

Die oft fußballähnlich großen Dachflächen erhalten die Chance einen nicht unerheblichen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Heutige Konzepte von integrierten Gewächsgärten auf dem Supermarkt oder Sportplätzen bieten einen besonderen Anreiz für die angrenzende Wohnbebauung und lassen den Charakter einer ausschließlich auf Einkaufen ausgereichten Stadtlandschaft vergessen.

Diese Konzepte werden ESG Konform sein und damit neue Investoren finden. Es ist zu erwarten, dass durch den in der Regel hervorragenden Standort und die dann reduzierten Nebenkosten und dem neuen Nutzungsmix, das Risiko sinkt und die Verkaufsfaktoren wieder steigen werden. Durch die Vielfalt der Nutzungen wird Lebendigkeit über die Ladenschlusszeiten hinaus geschaffen. Und dieses passt ins Gesamtkonzept der heutigen Anforderungen, wo die strengen Arbeitszeiten sich durch Homeoffice bereits aufgelöst haben.

Gelingt es im Schulterschluss mit der Stadt ein derartiges Konzept umzusetzen, dann sollten die dafür erforderlichen Kosten für Planung und Revitalisierung und einbeziehen einer Nachverdichtung als hilfreicher Kostensupport ein attraktives wirtschaftliches Ergebnis erzielen. Damit gehören Kultur, Einkaufen und Wohnen wie Arbeiten, wieder zusammen.

Ist es nicht, dass was wir gerne an den mittelalterlichen Städten so schätzen. Nicht Segregation ist gefragt, sondern Individualität und ein Mix des Angebots. Es besteht damit die Chance die Bewohner wieder mehr mit ihren Arbeits- und Lebensbedingungen zusammenzuführen und gleichzeitig ein wohnnahes hoch attraktives Freizeitanbot zu bieten.

GEDANKEN ZU DEM HIER UND DEM MORGEN – ein Zwischenbericht.

Wenn Neues entsteht, sind es eigentlich unglaublich spannende Zeiten. Manchmal sogar unweigerlich entstehen müssen, weil sich ein Paradigmenwechsel anbahnt. Alle Anzeichen zeigen uns, dass dieses heute wieder geschieht. Die Zeit ist dazu mehr als reif. Wir beobachten heute viele zeitgleich entstehende Veränderungen, die kumulieren. Unsere Herausforderungen werden damit noch größer. 

Dazu gehört Climate Change, Corona-Pandemie, Renaissance eines weltweiten imperialistischen Dogmatismus, gepaart mit Re-Nationalisierungsbestrebungen. Mit der Folge neuer De-Globalisierungsstrategien, nicht zuletzt aufgrund des Versuchs, Machtverschiebungen im bestehenden Staatenkontext kriegerisch herbeizuführen. 

Als Konsequenz, versucht unsere vernetzte Weltwirtschaft heute mit enormen finanziellen Aufwendungen ihre Schlüsselproduktionen weltweit neu nach nationalen Sicherheitsaspekten zu ordnen. Die Standorte für die Chipproduktion werden komplett neu ausgerichtet. Somit werden nicht nur die Karten staatlicher Machtverhältnisse neu geordnet, sondern damit kommt es unweigerlich in der Folge zunächst auch zu einem Verlust an Luxus und Wertschöpfung in den wohlhabenden Gesellschaften. 

Diese Zeit des Übergangs ist durch Unruhe und einem Verlust an Sicherheit geprägt. Generell kommt es zu einer breiten Verschiebung und Neuordnung auf vielen Feldern, dies gilt im Großen wie im Kleinen. 

Es gibt drei Triebkräfte, die den Wechsel vorantreiben: 

1.    Erstens, Climate Change. Dieser Prozess wird weitere gravierende weltweite Verwerfungen zur Folge haben. Vor allem beim Meeresanstieg mit seinen weitreichenden Auswirkungen in Asien und dem zunehmenden Wassermangel in vielen Regionen auf der Erde. 

2.    Zweitens, ein sich neu entwickelnder Kampf um fossile Energie; in jeder Form. Angefangen vom Öl und Gas bis hin zu den seltenen Erden.

3.    Und Drittens, einer Neuordnung der Machtverhältnisse zwischen den neu aufstrebenden Volkswirtschaften, die erkannt haben, dass die Abhängigkeit von weltweit nachgefragten Produkten, angefangen von Billigwaren bis hin zu High Tech-Produkten ihnen, einen enormen Vorteil in vielerlei Hinsicht mittlerweile verschafft hat. Allem voran China, die zur größten Wirtschaftsmacht der Welt aufstreben. Und dies gilt, solange diese Staaten in der Lage sind ihre Arbeitnehmer mit Billiglöhnen und geringer Sozialabsicherung zu beschäftigen. Erst wenn sich das BIP weltweit angleicht, verschwindet dieser Vorteil wieder.

Für die wirtschaftlich führenden Länder mag dieser Paradigmenwechsel die größte Herausforderung bedeuten und deshalb zu prognostizieren: „LUXURY IS OVER“, ist nicht abwegig.

Doch wie gesagt schwere Zeiten sind Zeiten, in denen vieles neu justiert wird. Neue Innovationen greifen und andere neue Verfahrenstechniken bei diesem Wechsel dazu führen, erneut dann wieder mehr an Effektivität und Wohlstand zu erzeugen. Wahr ist aber auch, dass diese Phase des Wechsels vorerst schmerzhaft sein wird. 

Die Frage ist nun, wie bewerkstelligen wir, dort wo wir wirken, diesen Wandel?

Was können wir tun, oder anders gefragt, können wir überhaupt etwas tun, wenn bei so vielen Krisenherden die Flammen lichterloh brennen?

Würde es reichen sie zu löschen, wie wir es seit vielen Jahren immer erneut tun und uns somit, nur weiter von Krise zu Krise hangeln?

 Unser Wandel ist allgegenwärtig

Wir müssen leider konstatieren, dass sich vielfach unsere Wortwahl und Sensibilität in den letzten Wochen grundlegend geändert hat und zunehmend mit militärischen Vokabeln versetzt ist. Wir erleben einen Wettstreit der Narrative, um die breite Masse auf etwas unangenehmes, drohendes vorzubereiten. Wir wollen die Menschen, wenn es so weit ist für die Verteidigung des Landes gewinnen. Sie sollen bereitwillig einstehen, auch wenn wir damit Werte und Normen schleifen. Das klingt unschön und ließe sich sicherlich anders formulieren, aber es ist ein nicht unrealistischer Blickwinkel der aktuellen Betrachtung. 

Gleichzeitig wird der gesellschaftliche Konsens massiv gefordert. Die Angst einer Aufspaltung ist sowohl auf der einen wie auf der anderen Seite der gesellschaftspolitischen Antipoden, zu erspüren. 

Zerfällt die Einheit, das gemeinsame Ziel, -wie lange wird es Solidarität geben? 

Bei Betrachtung dieses Dilemma wird deutlich, wie eingeengt und unbedeutend diese Verwerfungen sind, denn sie sind schlichtweg nur den unterschiedlichen Zielvorstellungen und zum Teil persönlichen Egoismen, wie den klassischen persönlichen Machtstreben einzelner Akteure, geschuldet. Kosten aber unzählige Menschenleben.

Sie sind einfach selbstzerstörerische Krisen, und auf Grund unserer heutigen dazugehörigen militärischen Instrumente, absolut in der Lage in wenigen Minuten die Vernichtung der Menschheit auszulösen. Obwohl völlig absurd und irrelevant saugen sie unsere Energie ab, um eigentlich die wahren Herausforderungen unserer Erde anzugehen.

Was bedeutet eigentlich für uns diese Zeitenwende? Wir müssen definieren welche Veränderungen davon betroffen sind. Mit dem Überfall auf die Ukraine wird die Weltordnung, die seit 1945 festgeschrieben wurde, komplett neu geordnet. 

Russland als Atommacht und als Mitglied des Sicherheitsrats mit Veto Recht, hat mit dem Überfall auf die Ukraine einen eklatanten Regelverstoß begangen. Es gelten für sie damit nicht mehr die Ziele und Werte wie: Keinen Krieg, nicht das Recht des Stärkeren zählt, auch nicht mehr die Suche nach einem Ausgleich, der Wille Frieden zu bewahren, grundsätzlich keine Gewaltanwendungen, – all dies ist nun obsolet. 

Das Regelwerk wurde in Frage gestellt. Damit wurde das Gebäude, auf dem wir seit Jahrzehnten gelebt haben, nachdem wir uns orientierten, massiv beschädigt. Hierin zeigt sich diese Zeitenwende. Also wir müssen uns heute die Frage stellen, ob wir ein neues Regelwerk brauchen, und was können wir tun, um eine funktionierende Ordnung wieder herzustellen? 

Wer wird zukünftig unserer Partner sein? Wie können wir, insbesondere über die G7 Länder hinaus Länder wie Indien, oder Afrika und Südamerika dafür gewinnen gemeinsam ein neues Regelwerk zu schaffen, das diese einseitige völkerwidrige Veränderung verhindert und von einer solidarischen Staatengemeinschaft geächtet wird. 

Eine Duldung dieses Angriffskrieges darf nicht sein, denn sonst wird aus dieser Zeitenwende ein Verfall aller unser Werte und Normen die Folge sein. Wir dürfen nicht akzeptieren, wie dieser imperiale Gestus noch zelebriert wird. 

Somit brauchen wir eine neue Weltordnung, über die wir reden müssen. Sie muss werte- und regelorientiert sein. Darüber müssen wir diskutieren, denn China wird für uns in Europa noch eine ganz andere Dimension auslösen. Russland ist wirtschaftlich überschaubar, aber China ist ein weltweiter ökonomischer Player. Das bedeutet für uns in Europa, unser Verhältnis zu den Staaten der sogenannten Dritten Welt, neu zu überdenken. China hat dies bereits in den Drittweltstaaten mit Sicherung fossiler Ressourcen, der Vergabe von Krediten und der Unterstützung bei Infrastrukturprojekten getan. 

 Unsere demokratischen Strukturen sind so, wie die autokratischen unter Druck

Auch unser System ist marode, nicht nur das in Russland. Der End-Demokratisierung Prozess in den USA ist teilweise erschreckend, begleitet durch einem gleichzeitigen Rutsch nach rechts. Eine stabilisierende Nachfolge für Präsident Biden ist nicht zu erkennen. Die Demokratie ist brüchiger denn je geworden, Ihre Narrative sind nicht überall mehr erstrebenswert. Es ist fast ein diametrales Verhalten zwischen den Staaten im Osten und denen im Westen zu sehen, wobei die Staaten im Osten eher vehement nach Demokratie streben, während die anderen, sich davon eher abwenden. Vieles was noch vor kurzem unvorstellbar war, ist heute vorstellbar. 

Wir werden uns fragen müssen, wieweit wir bereit sind eigenes Risiko, nicht nur Fiskalisches, einzugehen. Damit bekommt dieser Krieg eine multilaterale Dimension und somit ist unsere Antwort auf den gewünschten Ausgang des Krieges damit sehr eng verknüpft.

 Man hätte nicht gedacht, dass der Kreml zur Verwirklichung seiner imperialen Träume den „totalen wirtschaftlichen, politischen, und vor allem moralischen Ruin seines Landes in Kauf nehmen würde. Der Wahn Europa zu destabilisieren ist schon mehr als sieben Jahre alt. Es fragt sich wer die Urheber dieser Strategie sind. Ist es nur eine Person, die wie es in der Geschichte so oft gewesen ist, diese eine Person, die in der Lage ist, unermessliches Unglück über die Völker zu bringen. 

Aus unser Geschichte kennen wir es nur zu gut, dass sich bisweilen alles auf eine Person verdichtet, dem scheinbar die Welt für einen Zeitraum ausgeliefert ist. Es sind Persönlichkeiten, die es verstehen Massen zu mobilisieren, zu faszinieren und nicht selten fast die Menschheit mit ihren Vorstellungen an den Abgrund zu führen. 

Oder ist es einem allgemeinen Umbruch geschuldet, weil sich das System von innen langsam auflöst. Ich neige eher zur letzten These, wobei eine Person personifiziert diesen Wandel repräsentiert.  

Risikomanagement hat Konjunktur – LUXURY IS OVER

Man mag sich gar nicht vorstellen, wenn die „#Volksrepublik China“ der Ansicht wäre, von der Überzeugung getragen zu sein, Taiwan, also die heutige „#Republik China“, nach 73 Jahren mit der #Volksrepublik China zu „vereinen“. 

Es würde gravierende Veränderung bei der weltweiten Chip-Produktion (Taiwan heute 25%) nach sich ziehen. Beide zusammen würden einen riesigen Markt abdecken.

Doch diese Annexion wäre wahrscheinlich der Neubeginn einer durch USA geführten Sanktionswelle, bei der Europa und insbesondere Deutschland nachhaltig gebeten werden würde, sich zu beteiligen.
Die Konsequenzen liegen auf der Hand, wenn man dabei nur an den weltgrößten Automobilhersteller VW denkt. Volkswagen erwirtschaftet in der PKW-Sparte in China immerhin einen Konzernabsatz von 40%. 

China ist derzeit einfach der größte Markt der Welt. Und eben auch der größte globale Zulieferer. China ist gleichzeitig der größte Chipmarktexporteur durch seine weltweit exportierten Produkte. Sein Anteil am Weltmarkt liegt bei ca. 35%.

Also vielleicht stehen wir erst ganz am Anfang unserer „Zeitenwende“. Doch unsere De-Globalisierungs-Strategie braucht Zeit und wird in der Folge noch schwere Verwerfungen nach sich ziehen.

Auch im Real Estate Business stehen in der Folge weitere Veränderungen an. Die hohen Gewinne sind vorbei. Risikovorsorge ist heute gefragt. Die durchschnittlichen Hypothekarzinsen lagen 12/2021 noch bei 0,9 % und heute bei 2,8 %, damit haben sie sich innerhalb von sechs Monaten verdreifacht. Die Baukosten sind mit einem Risiko von ca. 20 Prozent nicht mehr kalkulierbar, also die Gewinnmarge wird zum Spielball der Realität. Und Fertigstellungstermine werden nicht mehr eingehalten. Die Lebenshaltungskosten sind seit Juni 2021 auf 7,6 % gestiegen und die Nebenkosten für die Haushalte um 11 %.

Die spannende Frage, die sich viele stellen müssen, gilt es nun zeitnah zu beantworten: >Welche Chance habe ich noch heute mich darauf vorzubereiten? > Sollte ich mit der kreditgebenden Bank ein Gespräch führen und vielleicht sogar gemeinsam eine Strategie entwickeln und sie einbinden? 

Immerhin der Screening-Prozess der Banken läuft. > Kann ich heute noch mein Portfolio umschichten? >Ist es schon zu spät, oder ist es eher nie zu spät zum Handeln.

In jedem Fall gilt es einen kühlen Kopf zu behalten und möglichst liebgewonnene Assets nüchtern zu betrachten, letztlich repräsentieren sie nur monetär gebundenes lokales Kapital. 

Und gerade in schweren Zeiten ist Flexibilität das oberste Gebot. 

#Chip #Taiwan #China #Riskmanagement #Zeitenwende