Kann nur ein Bündnis mit sich selbst BERLIN retten?

Berlin gilt als eine weltoffene Stadt. Jeder ist willkommen, fast jeder. Aber wohin geht es, wenn wir von draußen in eine Stadtgesellschaft kommen, die sich als eine Gemeinschaft, trotz ihrer Unterschiede sieht. Wie heißt doch der neue Slogan „Wir sind ein Berlin“. Und um es zu verdeutlichen, heißt es im Slogan weiter: „Du | Familie in Heilbronn. Ich | Familie in Damaskus. Wir beide | Familie gegründet in Berlin – #WIRSINDEINBELRIN“. 

 Also eine Gesellschaft, die wenn es darauf ankommt, zusammenhält? So wie in den Tagen vom Juni 1948 bis zum Mai 1949 während der Blockade? Eine Gesellschaft, die ihre Wünsche und Ziele beherzt in die Hand nimmt. Allseits Respekt und Anerkennung besitzt, vielleicht sogar beneidet wird? 

 Um dazuzugehören, braucht es nicht einmal den berlinischen Dialekt zu sprechen; wie anderes ist es dagegen in München. Dort sollte die Sprache schon eine unverbindliche Färbung bekommen.

 Also was ist das Besondere Berlin, an unserer Hauptstadt? Stadt? Wie Ernst Reuter am 9. September 1948 der Völkergemeinschaft zurief: “Ihr Völker der Welt …. schaut auf diese geschundene Stadt.“ Was ist aus dieser einstigen Schicksalsgemeinschaft geworden?

 Heute wo Clans, wie wohl an keinem anderen Ort in Deutschland, ihr festes Zuhause gefunden haben. Manchmal diese liberale Gesellschaft in der Stadt verhöhnen und ihre staatliche Ohnmacht selbst kaum noch verstehen. Dort, wo im Kietz von Neukölln, eine Subkultur zu einer dominierenden örtlichen Kultur aufgestiegen ist. Eine Kultur des ungeregelten Miteinander, die auf der Straße einem deutlich zeigt, wer aus ihrer Sicht der „Looser“ ist, wenn es darum geht auf der Busspur an einem vorbeizufahren, oder Geschwindigkeits- und Parkregeln einfach neu interpretiert.

 Oder wenn wir Bilder eines unwirklichen Polizeieinsatzes mit tauenden Polizisten in Rigaer Straße in den Nachrichten verfolgen müssen.

 Ja, wohl wahr, natürlich gibt es in den heutigen internationalen Metropolen weder in London noch in Paris schon lange nicht mehr eine einheitliche Identität einer City Community. Und sowohl in Paris sind „Gelbwesten“ auf die Straße gegangen als auch in London wurden exakt vor 10 Jahren ganze Häuser angesteckt. 

 Metropolen zeichnen sich heute eher durch einen hohen Grad an „Diversity“ aus. Je höher dieser Grad an Vielfalt ist, desto attraktiver mögen sie sein. Aber haben sie eine Zukunft? Wie lange können wir diese Ausdifferenzierung vorantreiben? Wer kann sich dann noch womit identifizieren? Wer kann noch auf was stolz sein? Was sind die verbindenden Merkmale in einer Stadt?

 Also müssten wir uns als Berliner nicht für das BER-Desaster schämen, zumindest damit verantwortlich fühlen? Für eine Verwaltung, die heillos überfordert ist. Für eine Stadt, die seit über 70-ig Jahren von einem Länderausgleich lebt und nach einem kurzzeitigen Sparprogramm heute wieder € 61,7 Mrd. Schulden vor sich herschiebt und andere Bundesländer zur Kasse bittet. Gleichzeitig aber ca. 14.500 Wohnungen in der Zeit höchster Immobilienpreise für € 2,47 Mrd. erwirbt.

 Oder für alle vernehmbar darüber sinniert Wohnungsbaugesellschaften zu enteignen und scheinbar nichts daraus gelernt hat, wenn ein fragwürdiger Mietendeckel proklamiert wurde, wo später der Bürgermeister sagen wird, es war doch klar, dass es juristisch nicht durchgehen würde. Oder, wo eine neue Bürgermeisterkandidatin dem Wähler erklärt, nicht mit der Linkspartei eine Koalition zu bilden und dann von den Realitäten der Machtverhältnisse einholt wird, wobei Sie dann nicht die Kraft hat, nein zu sagen. 

 Ist dieses eine Stadt, mit der man sich heute noch identifizieren mag? Es ist schwer. Aber vermutlich gehören genau diese Realitäten zum gesellschaftlichen Zusammenleben.

Wie wird sich die Wirtschaft dazu verhalten? Wird sie sich engagieren und eine starke Stimme sein. Mögen wir sie in Berlin nicht einmal mehr anhören? Solange die Zuzahlungen aus dem Länderausgleich kommen, besteht wohl kein Aufforderungscharakter? 

 Über die Effizienz der Verwaltung braucht man nicht einmal mehr zu streiten. Wie desaströse sie ist, sieht man an den unglaublichen jährlichen Krankheitstagen! Ein Drittel der Verwaltung ist fast permanent außer Kraft gesetzt. Wahrlich für den Innensenator bei den heutigen Rahmenbedingungen eine unlösbare Herausforderung.

 Womit sollte man sich identifizieren? Also brauchen wir nicht sofort einen „Culture Change“. Müssen wir nicht die Dinge in die eigene Hand nehmen? Eine Fremdbestimmung abbauen, um wieder dahinzukommen, dass man nicht nur sagen mag, Berlin ist nicht nur eine lebenswerte, sondern auch liebenswerte Stadt, in der man sich als Berliner voller Stolz fühlen darf. Okay, auch heute dürfen Berliner stolz sein, – auf so vieles, aber sie könnten noch stolzer sein.

 Doch die Frage bleibt offen, warum schafft es diese Stadt nicht klare Strukturen zu vermitteln? Zuständigkeiten zu regeln und nicht immer wieder negativ in die Schlagzeilen zu kommen. Die Presse fällt ein vernichtendes Urteil und das Image hat in den letzten Jahren gewaltig gelitten. Die hierbei verwendeten Begriffe sind wenig schmeichelhaft. Berlin ist längst nicht arm, aber sexy. Berlin ist arm – und chaotisch.

 Sind die von außen an die Stadt gestellten Erwartungen zu groß? Eigentlich hat es nie die Zeit gegeben sich aus sich selbst zu entwickeln.

Okkupation während der Zeit des Nationalsozialismus durch einen „Führer aus Wien“ mit seinen Parteigenossen, die sich Berlin ausgesucht hatten, später jahrzehntelang vier Stadtkommandanten, die die Geschickte der Stadt mitbestimmten, haben und der tragische Schnittpunkt zwischen zwei Gesellschaftssystemen. 

 Dann nach der Wende unzählige weltweit auf Berlin einströmende Investoren, wie auch einer Bundesregierung, die sich bis heute nicht mit der Stadt anfreunden konnte. 

 Einen radikalen Austausch von weit mehr als 50-ig Prozent der Bewohner nach der Wende, vorwiegend aus den alten Bundesländern. Einem fast 20-prozentigen Anteil nicht deutscher Staatsbürger und gleichzeitig einem schwierigen zeitraubenden Zusammenwachsen von Bürgern aus dem Ostteil und dem Westteil der Stadt, welches sich bis heute noch in den politischen Verhältnissen widersiegelt.

 Wie anders dagegen zum Beispiel in Hamburg, die oft über eine auf drei Generationen hinweg reichende lange Tradition zurückblicken können, in der die Familiengeschichte vielleicht sogar noch in der dritten Generation dort weiterlebt. Da ist es kein Wunder, dass es eine ganz andere Identifikation mit der Stadt gibt und damit weitgehend ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl. 

 Aber reicht dieses als Erklärung aus, wohl nicht. Dennoch spielt die Kultur einer Stadt eine große Rolle. Berlin hat dafür alle Vorlagen.

Es wird höchste Zeit für alle an einem Strang zu ziehen. 

 Für die Politik, die Wirtschaft und vor allem die Bewohner, egal in welchem Stadtteil sie zu Hause sind. Egal ob Ost oder West. Dann könnte es wieder klappen mit unserer geliebten Stadt und einer sauberen Luft, zumindest symbolisch.

Climate Change and Cities

Ich gehöre zu der Generation, die einen nicht unerheblichen Anteil an der heutigen #Klimakrise mit verursacht haben. Eine #Generation, die wie viele von uns noch vor Corona nicht selten an, schneller, größer und immer mehr luxuriöser glaubten und leider zu oft die damit einhergehende wachsende Klimaproblematik billigend in Kauf genommen haben. Und nun ist es so weit. Wie formulierte es Papst Franziskus bereits vor vielen Jahren in seiner #Enzyklika Laudato si’ 2015 über die Sorge „unseres gemeinsamen Hauses“: Wenn wir die Natur weiter zerstören, dann wird sie uns zerstören. 

Auch wenn bei mir in den letzten Jahren mehr und mehr Unbehagen und das Gefühl von Schuld aufkeimte, kann ich nicht unbedingt sagen, dass meine Konsequenzen mit einem nachhaltigen Verhalten, daraus ausreichend waren. Heute nach zwei Jahren Corona und den jüngsten dramatischen Unwetterkatastrophen setzt jedoch bei mir das Gefühl von zunehmender Sorge und Angst ein. Getragen von einem Gefühl, sofort etwas wirklich Nachhaltiges tun zu wollen. Und es dämmert in mir, dass für uns alle in den reichen Erdteilen des Globus unsere luxuriöse Lebensweise ein jähes Ende findet. 

Ganz zu schweigen in den ärmeren Regionen, wo die dramatischen #Unwetterkatastrophen von #Sturmfluten bis hin zu #Dürre und #Hitze, zunehmenden #Wassermangel und gewaltig anwachsenden #Migrationsströmen, ein ungeahntes Ausmaß an Veränderungen verursachen. Die Menschen fliehen in die Nachbarregionen und wenn es dort für sie keine Zukunft mehr gibt, dann weiter nach Europa. 

Die daraus resultierenden Veränderungen haben gerade erste begonnen. Steigen die Wasserpegel durch die Erderwärmung, dann werden hunderte von Millionen Menschen, insbesondere in den asiatischen #Küstenregionen, dort nicht mehr leben können. Diese daraus resultierende weltweite #Wanderungsbewegung können wir uns kaum vorstellen. Was für Konsequenzen müsste dies eigentlich heute bereits für die asiatischen #Küstenstädte, in denen Millionen Menschen leben, bedeuten. 

Auch wenn wir dies heute bereits prognostizieren, so ist es vielleicht möchte man sagen zum Glück, noch nicht mental in der Gesellschaft verankert. Es fehlt die dazu notwendige gesellschaftlich über Generationen hinweg tradierte Erfahrung. In #Erdbebengebieten, die davon betroffen sind ist in diesen Gesellschaften, eine jederzeit einsetzende Erdbebengefahr, dauerhaft im Bewusstsein verankert. Also das reine Wissen darüber allein reicht leider nicht aus.

Im Grunde sind es viele sich überlagernde und verstärkende Prozesse, die diesen Wandel beschleunigen. Letztlich sitzen wir alle in demselben Boot. Die einen mögen dabei einen besseren Platz haben, doch schlussendlich gehen alle gemeinsamen unter. So leben wir vereint, ob wir wollen oder nicht, in einer #Schicksalsgemeinschaft auf dem Globus. Auch wenn heute Milliardäre begonnen haben, -vielleicht sogar Ihre Zukunft-, auf anderen Planeten zu suchen.

Afghanistan panta rhei

Ich kann mich natürlich total täuschen, aber ich habe die Hoffnung, dass die vielen mehrere hunderttausende von Soldaten/innen aus so vielen Nationen und die unzähligen Mitarbeiter/innen der NGOs etwas verändert haben. Ich will nicht akzeptieren, dass diese engagierten Menschen durch ihre sozialen Kontakte und Freundschaften im Land nichts verändert haben sollen.  

Ich habe die Hoffnung, die in diesen letzten 20 Jahren herangewachsene neue Generation, hat ganz andere Vorstellung von einem Miteinander. 

Besonders die jungen Mädchen möchten frei sein, und so leben wie sie es sich vorstellen. Sie möchten ihre Wünsche und Träume verwirklichen. Am täglichen Leben ohne Einschränkungen an der Gemeinschaft teilhaben. Sie bereichern und stolz sein, ebenso Neues zu schaffen. Und auch die Mütter sind glücklich, wenn sie ihre Töchter in Freiheit und ohne Angst unbeschwert aufwachsen sehen.

Zwanzig Jahre Krieg ist eine lange Zeit. Vieles der ursprünglichen Ideen haben sich verändert. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich vor dreißig Jahren an wahrlich entlegenen Dörfern in Mexiko in der Dunkelheit vorbeifuhr, und man aus der Ferne das typische Leuchten des Fernsehbildschirms sehen konnte. Alle Kinder und Dorfbewohner saßen drum herum. Heute haben wir eine neue Generation. Internet, social Media haben vieles verändert. Diese neue Generation ist eine andere. Sie vergleicht und stellt bohrende Fragen. Sie hat Erwartungen und Forderungen.

Auch die Taliban von vor 20 Jahren gibt es nicht mehr. Heute werden professionelle Pressekonferenzen gegeben. Der Gebrauch dieser medialen Welt ist akzeptiert, wird genutzt und ist nicht mehr verboten oder gar verdammt.

Natürlich kann ich mich mächtig irren. Aber ich habe Hoffnung. 

Ich habe die Hoffnung mit meinem afghanischen Freund aus alten Zeiten gemeinsam seine Heimat zu besuchen. Dieses wunderschöne Land zu bereisen. Friedliche Menschen zu treffen, die dort ohne Angst glücklich sind ihre Kinder in Freiheit aufwachsen zu sehen. 

Ja, ich habe diese Hoffnung, denn alles hat einen Übergang zu einer Weiterentwicklung zu einem Besserem. 

Heute müssen wir uns Fragen welche zukünftigen Möglichkeiten wird es geben. Es braucht Stabilität vor Ort, die jedoch aus der Mitte aller Afghanen wachsen muss. Dazu gehört es jetzt die neu gewonnene Eigenverantwortung in einem völkerrechtlichen Rahmen zu fassen, der es ermöglicht anerkannter Teil der Staatengemeinschaft ohne Terrorismus und anhaltender Fluchtbewegung zu sein.

Denn nichts bleibt stehen. Alles ist im Fluss, panta rhei.